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Titel: Panzer mit Solarbatterie: BlackRock führt die Greenwasher an

Datum: 29. Oktober 2021 um 12:15 Uhr
Rubrik: Aktuelles, Ökonomie, PR
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Wir veröffentlichen ein gekürztes Kapitel aus Werner Rügemers neuem Buch „BlackRock & Co. enteignen! – Auf den Spuren einer unbekannten Weltmacht“. Die großen Investment-Fonds sind – allen Lippenbekenntnissen zum Trotz – im Wesentlichen weiterhin die bestimmenden Eigentümer des fossilen Kapitalismus. Außerdem gehen weltweite Aufrüstung, Militäroperationen und Kriege auch im „nachhaltigen“ und „grünen“ Kapitalismus weiter. Von Redaktion.

BlackRock-Chef Laurence Fink avancierte in den westlichen Kapital-Demokratien zum Sprecher des „nachhaltigen Kapitalismus“. Bei solchen Foren wie dem World Economic Forum (Weltwirtschaftsforum / WEF), das seit vier Jahrzehnten jährlich in der Finanzoase Schweiz im Luxus-Resort Davos tagt, bekommt Fink, zusammen mit ähnlichen Propagandisten wie William Gates (Microsoft-Gründer, Bill and Melinda Gates Foundation) eine weltweite Plattform.

„Der Neoliberalismus hat ausgedient“, schreibt der Gründer des WEF, Klaus Schwab. Die Alternative zum Neoliberalismus, den Fink, Gates, Schwab & Co. bisher selbst vertreten haben – die Alternative dazu wollen sie aber ebenfalls selbst in die Hand nehmen.

Ihr neuer Wertekanon hat die Abkürzung ESG: Environment (Umwelt), Social (Soziales), Governance (gute Unternehmensführung). Er ist Teil des Green New Deal. BlackRock erhielt von der Kommission einen Beratungsauftrag für ESG.

Übrigens: Die Umweltzerstörung durch die westliche fossile Wirtschaft – insbesondere mit ihren Kohle-, Öl- und Autokonzernen – wird wissenschaftlich schon seit mindestens 30 Jahren offengelegt. Aber die jetzt sich ach so verantwortlich gebenden Investoren wie BlackRock & Co. haben das ebenso lange nicht beachtet und sind auch heute noch die größten Miteigentümer dieser Konzerne. Jetzt ist man zeitgeistig aufgewacht – wie glaubwürdig ist das?

Grüner Kapitalismus“ verdeckt die fossilen Grundlagen

Der erneuerte, nachhaltige Kapitalismus soll auch ein „grüner“ Kapitalismus werden. Dafür werden viele neue Fonds aufgelegt, etwa für Windräder und Solaranlagen. Diese Fonds haben jedoch einen vergleichsweise geringen Umfang.

Im Wesentlichen sind BlackRock & Co. weiterhin die bestimmenden Eigentümer des fossilen Kapitalismus, also der Öl-, Bergwerks-, Agrobusiness-, Automobil-, Pharma-, Zement- und Kreuzfahrtkonzerne und übrigens auch Rüstungskonzerne.

BlackRock & Co. bleiben auch neben den Umweltfonds weiter Großaktionäre bei RWE, E.ON, Exxon, Shell, Total, General Motors, Daimler, BMW, VW und etwa beim größten Rohstoffhändler Glencore, mit Sitz in der Finanzoase Zug (Schweiz), bei den größten Pharmakonzernen wie Pfizer, DuPont, Bayer, BASF, Sanofi, bei den größten Zementherstellern wie Lafarge Holcim und HeidelbergCement, und auch bei den größten Rüstungskonzernen und Atombomben-Herstellern wie Boeing, Lockheed, Raytheon, General Dynamics, Northrop in den USA, Leonardo in Italien, Thales in Frankreich, Rheinmetall in Deutschland.

BlackRock & Co. sind übrigens auch die größten Eigentümer der drei größten Kreuzfahrtkonzerne: Carnival Corp., Royal Caribbean Cruises und Norwegian Cruise Line. Alle drei haben ihren operativen Sitz in Miami/Florida/USA:

*Carnival Corp.: Die größten Eigentümer der Reihe nach sind Vanguard, Truist Bank, BlackRock, State Street, Northern Trust, Fidelity

*Royal Caribbean Cruises: Die größten Eigentümer der Reihe nach sind Capital, Vanguard, BlackRock, State Street, Fidelity

*Norwegian Cruise Line: Die größten Eigentümer der Reihe nach sind Vanguard, BlackRock, State Street, Fidelity.

Fossiler Kapitalismus: Militärische Weltherrschaft und Aufrüstung

Zum fossilen Kapitalismus gehört auch der US-geführte und militärisch gestützte Anspruch auf völkerrechtswidrige Weltbeherrschung. Weltweite Aufrüstung, Militäroperationen und Kriege gehen auch im „nachhaltigen“ und „grünen“ Kapitalismus weiter. Und in letzter Zeit plädiert sogar die Umweltpartei der Grünen für Aufrüstung gegen „autoritäre Staaten“ und für „robuste europäische Militäreinsätze“ in enger Abstimmung mit den USA.

Schon der „Normal“betrieb und die Versorgung mit Energie, Munition, Treibstoff, Nahrungsmitteln, Personalwechseln usw. der etwa 1.000 US-Militärstützpunkte rund um die Erde – vielfach gezielt stationiert auf entlegenen Inseln (Guantanamo, Guam, Marshall …) und in entlegenen, strukturschwachen Regionen (Thule/Grönland, Bondsteel/Kosovo, Rheinland-Pfalz …) – und dazu die rund um die Uhr und rund um den Globus in der Luft, im Weltraum, auf der Erde und auf den Weltmeeren ständig bewegten Flugzeuge, Satelliten, Autos, Übungspanzer, Kreuzer im Pazifik: das US-Militär ist der größte Umweltzerstörer; und wenn wir noch die NATO dazunehmen.

Aber das ist auch die Umweltstrategie von BlackRock & Co., als dekoratives Anhängsel: Die NATO will „umweltfreundlich“ werden, und zwar mit Biokraftstoff für Kampfjets und Solarbatterien für die Bordelektronik der Panzer.

Umweltfreundliche Infrastruktur wie öffentliche und günstige Verkehrssysteme – kein Anliegen von BlackRock & Co. Die Verarmung der Staaten wird weiterbetrieben. Und nicht zuletzt: Durch die Komplizenschaft der westlichen Staatsführungen und der EU mit BlackRock & Co. schwindet die politische Zustimmung der Bevölkerungsmehrheiten zu den bisherigen Institutionen, Parteien und Leitmedien der westlichen Demokratie: Fossiler Kapitalismus in mehrfacher Hinsicht.

Fink: Die reichen Kunden sind wichtiger als die Umwelt

Manchmal redet der BlackRock-Chef Fink ein bisschen Klartext. Im Interview mit der FAZ betonte er im Sommer 2021: Er setze sich zwar „für die Umwelt ein“, aber „als Investor“ sei es „allerdings meine Verantwortung, die Erträge meiner Kunden zu maximieren.“

Fink weist auch darauf hin, dass er den Wünschen seiner Kapitalgeber folgen muss, in welchen Unternehmen das Kapital investiert werden soll, und diese Wünsche können von den Nachhaltigkeits-Kriterien durchaus abweichen: „Ich kann das Geld nicht dort anlegen, wo ich es vielleicht will, sondern nur dort, wo es der Kunde möchte.“

Die FAZ fasst die Position Finks nach dem Interview – zustimmend – so zusammen: Fink „treibt die Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit an. Dass er die Welt damit rettet, glaubt er nicht. Dass er die Erträge der Kunden maximiert, allerdings schon.“

Der neue „grüne Bruder“ des DAX

BlackRock Deutschland brachte 2021 den Indexfonds DAX-ESG-ETF an die Frankfurter Börse. Dieser Fonds erfüllt die ESG-Kriterien, erklärte BlackRock.

Der Fonds hat seinen Namen vom DAX, aber, um die ESG-Kriterien zu erfüllen, wurden drei DAX-Konzerne herausgenommen, weil sie umweltschädlich produzieren: RWE (Braunkohle), E.ON (Stromnetze) und MTU (Triebwerke für zivile und militärische Luftfahrt). Nicht herausgenommen wurden jedoch die Auto- und Pharmakonzerne.

Stattdessen wurden drei Nicht-DAX-Konzerne aufgenommen: Symrise AG (Chemie, Duft- und Geschmacksstoffe), Brenntag SE (Weltmarktführer beim Vertrieb von Chemikalien) sowie Zalando SE (Online-Handel mit Mode und Kosmetik). Die Umwelt-Bewertung dieser drei Konzerne wurde durch Qontigo vorgenommen, der für Indexprodukte zuständigen Tochterfirma der Deutsche Börse AG.

Aber: BlackRock bleibt auch wie vorher schon Großaktionär in den drei Konzernen, die aus dem DAX-ESG-ETF-Fonds herausgenommen wurden. Und schon ist der neue „grüne Bruder“ des DAX geboren.

Wir lassen definieren, was „grün“ ist

Die Deutsche Börse AG und ihre ESG-Index-Bewertungsfirma Qontigo übernehmen die Bewertungen des ESG-Bewertungs-Weltmarktführers Sustainalytics: Mit 600 Angestellten erstellt er für etwa 700 Kapitalorganisatoren wie BlackRock die ESG-Bewertungen der Unternehmen, an denen BlackRock & Co. Anteile halten oder kaufen wollen.

Aber: Sustainalytics gehört der Morningstar Incorporated mit Sitz in Chicago/USA. Dieser Finanzanalyse-Konzern mit 5.000 Angestellten ist führend bei der Gewinn-Bewertung der wichtigsten Aktien und Wertpapiere und hat auch Rating-Tochterfirmen.

Und wem gehört Morningstar? Der größte Aktionär ist Vanguard (gleichzeitig auch Aktionär bei BlackRock), dann folgen die üblichen Verdächtigen, die erste Liga der Grün-Wäscher: BlackRock, Fidelity, J.P. Morgan …

„BlackRock & Co. enteignen! – Auf den Spuren einer unbekannten Weltmacht“ Nomen Verlag, Frankfurt/Main 2021, 176 Seiten, 12 Euro.

Die Quellenangaben wurden für diesen Auszug weggelassen.

Titelbild: IgorGolovniov / Shutterstock


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