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Titel: Kriegstreiberei – mit Unterstützung von ARTE

Datum: 18. November 2021 um 13:46 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Medienkritik
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Frank Ulbrich, Leser der NachDenkSeiten, schrieb uns gerade Folgendes:‚… im Zusammenhang mit dem Artikel Auf dem Weg in den Untergang. Die Kriegsgefahr wächst von Tag zu Tag. Von Wolfgang Bittner (nachdenkseiten.de) möchte ich auf eine 2teilige “Dokumentation” hinweisen, die gestern … auf ARTE lief. Der Titel: Krieg in Europa – Das Ukraine-Drama (1+2). Ich bin der Meinung, “Der Stürmer” hätte es vor 1945 nicht besser gekonnt.‘ – Soweit Frank Ulbrich.– Die ARTE-Doku wird so angekündigt: „Das Ukraine-Drama. Hintergründe eines blutigen Konflikts. Seit über sieben Jahren befindet sich die Ukraine in einem bewaffneten Konflikt mit Russland. Was steckt dahinter?“. Albrecht Müller.

Das ist das Aufmacherfoto von ARTE.

Die Doku enthält über lange Strecken Interviews und Aufnahmen vom und mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Er wird glorifiziert. Putin hingegen ist nach diesem ARTE-Stück aggressiv und an allem schuld. Zeugin der Anklage ist unter anderen die einschlägig bekannte Marieluise Beck und ein Wilfried Jilge; er ist unentwegt beim Thema Ukraine und Russland in den deutschen Medien vertreten. Er ist für eine beim Aufbau des neuen Kalten Krieges besonders aktive Einrichtung tätig: die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Auch bei der Auswahl der anderen Interviewpartner und Zeugen glänzt die Doku durch eine auffällige Einseitigkeit.

Interessant ist auch, wer für Buch und Regie Pate steht: Claire Walding.

Das hier ist der Link zum 2. Teil der Dokumentation.

Wir weisen auf die ARTE-Dokumentationen auch deshalb hin, weil sie Teil einer zurzeit laufenden massiven Indoktrination sind. Die Botschaft ist immer gleich: Russland ist aggressiv. Wir im Westen wollen eigentlich nur Frieden und Menschenrechte und Demokratie. Übrigens geht die Agitation auch heute, am 18. November, weiter. So erscheint auf der 1. Seite meiner Regionalzeitung eine dpa-Meldung unter der Überschrift: „Ukraine: Warnung vor Invasion“. Und dann wird der ukrainische Botschafter in Berlin mit der Aussage zitiert: „Noch nie seit 2014, als die Russen die Krim und Teile der Ostukraine mit Waffengewalt besetzt haben, war die Gefahr eines neuen groß angelegten Einmarsches akuter als dieser Tage.“

Die einseitige Schuldzuweisung hat einen gefährlichen Haken: In westlichen „Demokratien“ ist es erkennbar notwendig, Feindbilder aufzubauen und die Schuld an einem möglichen Krieg dem Gegner zuzuweisen.

Das ist im Sinne der Akteure erkennbar notwendig, weil nur dann der Krieg gerechtfertigt werden kann und die führenden Personen ihren Kredit beim Volk nicht verspielen. Die Propaganda ist dann erfolgreich, wenn der Gegner als Aggressor markiert werden kann. So war es beim Ausbruch des Irak-Krieges. Saddam Hussein verfüge über Massenvernichtungsmittel, hieß es damals. So war es in Libyen. So ist es in Syrien. – Die Bösen sind auf der anderen Seite und das wiederum rechtfertigt auch eigene militärische Interventionen und die massive Vorbereitung darauf.

Dieses Spiel ist lange geübt worden – von Jugoslawien und dem Irak über Afghanistan und Libyen bis jetzt im Falle der Ukraine und Russlands. Die alten Spielchen waren weiter weg. Jetzt kommen die Konflikte näher, es wird ernst und es kann auch hier bei uns tödlich enden.

Weil unsere Wortführer und Machthaber aus den beschriebenen Gründen die Kriegsschuld bei den anderen festmachen müssen, haben wir als aufmerksame Bürgerinnen und Bürger eine kleine, aber vielleicht wichtige Handlungsoption:

Wir müssen gegenhalten. Wir können und müssen darüber aufklären, dass in der Regel wir, der Westen, die Aggressiven sind. Wir müssen die Schuld an einem möglichen Krieg vorweg sachgerecht zuordnen und zuschreiben. Das ist nicht leicht, weil die Propaganda, der wir heute ausgesetzt sind, massiv ist und auf allen Kanälen läuft – von Deutschlandfunk bis zu ARTE, von FAZ bis Bild, von Süddeutscher Zeitung bis zum Berliner Tagesspiegel und vor allem bis zu dpa, von CDU/CSU bis zu den Grünen.

Aber weil ein Krieg wirklich nicht auszuhalten ist, bleibt uns keine andere Wahl, als wieder und wieder den Versuch der Aufklärung zu machen und aufzuzeigen, wo die Aggressoren zu Hause sind.

Ich verweise in diesem Kontext und zu Ihrer Unterstützung noch einmal auf meinen Vortrag vom 6. November mit dem Thema Willy Brandts Entspannungspolitik – einst gestaltet – heute verspielt – künftig überlebensnotwendig. Dort ist die Entwicklung vom „Nie wieder Krieg“ der unmittelbaren Nachkriegszeit, über den dann folgenden ersten Kalten Krieg und über die Entspannungspolitik bis zum neuen Kalten Krieg beschrieben. Und die Kriegsrisiken sind erläutert. Es gibt sie.

Nebenbei: Den Text des Vortrags zum 6. November wird es in 2 Stunden auch als gestaltete PDF geben. Die Rubrik finden Sie hier.


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