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Titel: Frieden und Wohlstand waren schreckliche Irrtümer

Datum: 27. Oktober 2022 um 11:00 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, NachDenkSatire
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Das Streben nach Frieden und Wohlstand war wohl ein verhängnisvoller Fehler. Zu diesem Ergebnis kommen immer mehr Beobachter. Dass nun auch viele Sozialdemokraten die Irrwege der sogenannten Entspannungspolitik verlassen, sei als erster Schritt zu begrüßen, so Experten – das reiche aber längst nicht aus. Analysten der unabhängigen zivilgesellschaftlichen Initiative „Zentrum Transatlantische Moderne“ (ZTM) ergänzen gegenüber NachDenkSatire: „Diese lange Phase des Friedens in Deutschland kann nur als moralischer Bankrott beurteilt werden. Das können wir besser, da dürfen wir uns jetzt auch nicht wegducken.“ Hier folgt eine satirische Agenturmeldung. Von Tobias Riegel.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Es ist mittlerweile Konsens unter politischen Beobachtern, dass das rücksichtslose Streben nach Frieden im eigenen Land in den letzten Jahrzehnten ganz neu bewertet werden muss. „Das war doch nur ein Scheinfrieden, erkauft durch autokratische Abhängigkeit und durch ein Duckmäusertum, das sich der internationalen Verantwortung verweigert hat“, so ein Sprecher des ZTM gegenüber NachDenkSatire.

Was sich in der Friedensfrage in Deutschland entwickelt habe, das müsse ganz deutlich als „Exzess der Wohlstandsverwahrlosung“ bezeichnet werden, so die zivilgesellschaftliche Initiative weiter. Die „Leier von der historischen Verantwortung“ sei eine längst überholte Schutzbehauptung, das hätten auch Faktenchecker belegt. Es sei zwar alles noch zu zögerlich, aber immerhin würden nun von der Politik wieder einige richtige Weichen gestellt: „in Richtung Elend und Krieg“. Auch für die Zukunft unserer Kinder müsse der Pfad der Verständigung endlich verlassen werden – damit die nächsten Generationen nicht in einer ähnlichen moralischen Zwickmühle aufwachsen müssten, so das ZTM.

Die sogenannte Entspannungspolitik

Diesen gesellschaftlichen Sinneswandel führen Beobachter vor allem auf das Wirken der Grünen zurück – aber auch viele andere Politiker und zudem Journalisten, Gewerkschafter, Geistliche, Intellektuelle, Künstler und weitere Akteure hätten Mut bewiesen, um verkrustete Friedensstrukturen aufzubrechen und den Bürgern endlich wieder neue kriegerische Perspektiven für die Zukunft zu eröffnen.

„Bremsklotz der überfälligen Entwicklung waren natürlich die Sozialdemokraten“, ergänzt ein Redakteur einer großen Tageszeitung und fährt fort: „Es ist gut, dass die jetzt endlich auch die allerletzten Verbindungen zu ihrer sogenannten Entspannungspolitik durchtrennen. Aber das reicht längst nicht aus. Wir werden sie da weiter vor uns hertreiben müssen.“ Dass Frank-Walter Steinmeier, Sigmar Gabriel oder Lars Klingbeil Fehler bei der sogenannten Entspannungspolitik eingestanden hätten, könne nur der erste Schritt vor weiteren politischen Unterwerfungen sein.

Dass diese Entwicklung von „friedensbewegten“ Schwurblern, Putin-Trollen, Querdenkern und anderen Feinden der Demokratie bekämpft werde, dürfe die Regierung nicht von ihrem neuen Kurs abbringen, so ein anonymer BND-Analyst. Der Moment sei günstig:

Die Bürger sind geschwächt durch die Corona-Politik. Außerdem verliert die russische Desinformations-Masche mit dem Zweiten Weltkrieg, den eigenen Opfern und der Befreiung Europas vom Faschismus erheblich an Kraft wegen wirkungsvoller Pressekampagnen. Von der Vorgeschichte des Ukrainekriegs redet ja sowieso keiner mehr.“

Auch eine Sprecherin des Außenministeriums betonte: Von nun an müsse die Sicherheit Deutschlands „gegen den Frieden“ organisiert werden. Aus „Annäherung“ müsse endlich wieder „Aggression“ werden: „Putin darf nicht obsiegen.“ Die Behauptung, Frieden in Europa sei nur mit Russland und nicht gegen Russland zu erreichen, stamme direkt „aus dem Giftschrank des Kremls“, so die Sprecherin. Da stünde sie direkt neben den Fake-News, dass die Sanktionspolitik das Leid der Ukrainer gar nicht lindern würde oder dass die Sanktionspolitik ein geopolitischer Angriff auf Europa vonseiten der USA sei. Auch die absurde Propaganda, nach der sich Russland vor dem Krieg in sogenannten „berechtigten Sicherheitsinteressen“ durch die NATO bedroht gefühlt habe, sei schon mehrfach von Faktencheckern entkräftet worden.

Zudem wollten die „Friedensextremisten“ in Wirklichkeit nicht Entspannung – tatsächlich seien sie getrieben von einem Drang der Unterwerfung unter autokratische Strukturen und einer großen Angst vor der liberalen Demokratie: „Hier suchen verlorene Seelen in einer komplizierten Welt nach einfachen Antworten“, so die Sprecherin.

Die sogenannten Lehren aus dem Weltkrieg

Wichtige Fragen drängen sich angesichts der neuen Erkenntnisse über den wahren Charakter der „Entspannungspolitik“ auf: Wie konnten die Deutschen nur so lange die Augen vor diesen schlimmen Irrtümern verschließen? Wie konnte man es dulden, dass die „Lehren aus dem Weltkrieg“ so lange ihr ideologisches Unwesen in Deutschland treiben konnten? Wie kam es dazu, dass ein sogenannter Frieden zwischen Deutschland und Russland eine solche exzessive Überbetonung erfahren hat? Und: Wie wird man die Schuld, es sich in einer moralischen Hängematte bequem gemacht zu haben, je wieder gutmachen können?

Eine Möglichkeit der Buße, die bereits umgesetzt werde, sei die materielle Ausplünderung der Bürger, erklärt das Wirtschaftsministerium auf Anfrage. Der aktuelle materielle Niedergang vieler Menschen müsse darum von diesen als soziale Tat und Prozess der Reinigung verstanden werden – auch wenn das verlorene Geld der Bürger nun nicht zu Bedürftigen geleitet werde, sondern vor allem bei Superreichen lande: Auf die Geste der Demut komme es an. Zudem sei die drohende Verarmung nun mal die zwingende Folge von wohlstandsverwahrloster moralischer Bequemlichkeit. Für die Zukunft ist das „Zentrum Transatlantische Moderne“ aber optimistisch:

Zum Glück haben wir eine Bundesregierung, die jetzt wichtige Zeichen setzt: Der Kampf für Kriegsbeteiligung und Verarmung muss jetzt endlich wieder Priorität haben. Sonst wird Wasser auf die Mühlen Putins geleitet. Wir haben unsere Werte, wir können uns nicht einfach wegducken.“


Hinweis: Dieser Text ist eine Satire.



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