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Titel: Übersterblichkeit auf Rekordniveau – ein Rückblick auf drei Jahre Corona (1/2)

Datum: 5. April 2023 um 10:38 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Gestaltete PDF, Gesundheitspolitik
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Seit drei Jahren lebt die Welt nun mit einer neuartigen Variante des Coronavirus. Nachdem die Menschen zunächst panische Angst vor einer Infektion hatten, hat sich mittlerweile eine gewisse Gelassenheit eingestellt, und viele beginnen, sich zu fragen, ob die Maßnahmen, die von politischer Seite ergriffen wurden, um das Virus zu bekämpfen, durchweg angemessen und richtig waren. Wenn man den Verlauf der Pandemie über die persönlichen Erfahrungen hinaus beurteilen möchte, stößt man allerdings schnell auf die Schwierigkeit, dass es kaum verlässliche und aussagekräftige Daten oder Studien gibt, die die Coronapandemie angemessen und nachvollziehbar beschreiben. Die vorliegende Studie will dazu beitragen, die Wissenslücke für einen kleinen, aber zentralen Teilbereich der Gesamtproblematik, nämlich für das Sterbegeschehen, etwas zu schließen. Die Studie geht der Frage nach, wie sich die allgemeinen Sterbefallzahlen in den letzten drei Jahren entwickelt haben und wie sich Corona auf das Sterbegeschehen ausgewirkt hat. Die Auswertung basiert auf den offiziellen Sterbefallstatistiken des Statistischen Bundesamtes und ist bei Bedarf um krankheitsbezogene Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) ergänzt worden. Von Günter Eder.

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In den Jahren 2020, 2021 und 2022 sind insgesamt 3.067.186 Menschen in Deutschland gestorben. [1] Darunter befanden sich dem RKI zufolge 161.336 Coronatote. [2] Das entspricht einem Anteil von 5,3 Prozent. Als Coronatote gelten dem RKI alle Verstorbenen, die positiv auf Corona getestet worden sind, unabhängig davon, ob sie an oder mit Corona verstorben sind. Entsprechend wird der Begriff auch in der vorliegenden Studie verwendet.

Auswertung von Jahreswerten

Eine entscheidende statistische Größe, um Sterbefallzahlen zu beurteilen, ist die Übersterblichkeit, d.h. ist die Frage, wie stark die Zahl der Toten von der erwarteten Anzahl abweicht. Dabei steht man vor der Schwierigkeit, die Zahl der zu erwartenden Todesfälle verlässlich abzuschätzen. Es sind verschiedene Vorgehensweisen möglich, und je nachdem, für welche man sich entscheidet, wird man höhere oder niedrigere Werte für die Übersterblichkeit erhalten und werden die Ergebnisse für die einzelnen Jahre mehr oder weniger gut miteinander vergleichbar sein.

Die Gesamtzahl der Sterbefälle in Deutschland ist im vergangenen Jahrzehnt, trotz der Fortschritte in der Medizin, kontinuierlich gestiegen. Der Anstieg rührt von der zunehmenden Zahl alter Menschen im Land her, der wiederum eine Folge hoher Geburtenraten in der Vergangenheit ist. Dieser Zuwachs wirkt sich stärker auf die Sterbezahlen aus als der den Anstieg dämpfende medizinische Fortschritt. Wichtig für prognostische Überlegungen ist, ob weiterhin mit steigenden Sterbezahlen gerechnet werden muss. Und hier geht das Statistische Bundesamt in den Bevölkerungsvorausberechnungen davon aus, dass die Zahl alter Menschen im kommenden Jahrzehnt ähnlich stark zunehmen wird wie in den zurückliegenden Jahren. [3] Damit sind die Voraussetzungen für ein Prognosemodell gegeben, bei dem die jährlichen Sterbedaten der Vergangenheit linear in die Zukunft fortgeschrieben werden.

Die allgemeinen Sterbefallzahlen des Statistischen Bundesamtes umfassen alle Personen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt gestorben sind, unabhängig von der Todesursache. In Jahren mit ausgeprägtem Infektionsgeschehen (z.B. bei Grippewellen) sind die Werte folglich höher als zu „normalen“ Zeiten. Wird dieser Effekt nicht angemessen berücksichtigt, verringert das die Verlässlichkeit und die Aussagekraft der Prognose. Im vorliegenden Fall ist dem Rechnung getragen worden, indem die Grippejahre um die Zahl der Grippetoten bereinigt worden sind. Hierfür ist auf Schätzwerte zurückgegriffen worden, die das RKI in seinen epidemiologischen Studien zur Verfügung stellt. [4] Betroffen von der Korrektur sind die Grippejahre 2013, 2015, 2017 und 2018. Die so bereinigten Sterbedaten bilden die Grundlage zur Abschätzung des weiteren Verlaufs der jährlichen Sterbezahlen. Die Ergebnisse der Prognoserechnung können der Abbildung 1 entnommen werden.

Abbildung 1

Die Regressionsgerade ist mit einem Bestimmtheitsmaß von 95 Prozent verbunden, stimmt also sehr gut mit den grippebereinigten Ausgangsdaten überein. Als Folge davon, und weil das Statistische Bundesamt davon ausgeht, dass die Zahl alter Menschen zukünftig ähnlich stark zunehmen wird wie in der Vergangenheit, können die Prognosewerte als recht verlässlich eingestuft werden. Die leichten Abweichungen der Regressionsgeraden vom linearen Verlauf rühren von den Schaltjahren her.

Auffällig an der Entwicklung nach 2019 ist die stetig wachsende Kluft zwischen der erwarteten Zahl an Sterbefällen und der tatsächlichen Anzahl. Während im Jahr 2019 die Werte noch nahezu identisch sind, steigt die Übersterblichkeit bis 2022 auf fast 85.000 Sterbefälle an. Das ist eine überraschende und äußerst irritierende Entwicklung.

In Abbildung 2 sind die Übersterblichkeitswerte für den gesamten Zeitraum prozentual dargestellt. Man erkennt, dass die Übersterblichkeit im ersten Coronajahr (2020), als die Pandemie einsetzte und die Panik der Menschen groß war, mit einem Wert von 3,10 Prozent etwa so hoch lag wie man es von Grippejahren in der Vergangenheit gewohnt war. 2013 betrug die Übersterblichkeit 3,16 Prozent, 2015 lag sie bei 3,81 Prozent und 2018 bei 2,84 Prozent. 2020 war folglich kein Jahr mit dramatisch hoher Übersterblichkeit.

Abbildung 2

In den Jahren 2021 und 2022 nimmt die Übersterblichkeit dann rapide zu. 2021 beträgt sie 5,77 Prozent und im Jahr 2022 liegt sie bei 8,65 Prozent. Das sind die mit Abstand höchsten Werte des gesamten betrachteten Zeitraums. Ob es eine Übersterblichkeit von 8,65 Prozent in der Bundesrepublik/DDR schon einmal gegeben hat, ist ungewiss und eher unwahrscheinlich. Der Wert liegt weit jenseits dessen, was nach den immensen Anstrengungen, die von politischer Seite unternommen worden sind, um die Coronapandemie einzudämmen, zu erwarten gewesen wäre. Und wie die Entwicklung weitergehen wird, kann niemand sagen, weil niemand weiß, warum die Übersterblichkeit seit 2020 so stark ansteigt.

Tabelle 1 gibt einen zusammenfassenden Überblick über die jährlichen Sterbefallzahlen während der Coronazeit. Neben den allgemeinen Sterbedaten sind die Coronasterbezahlen des RKI mit ausgewiesen.

Vergleicht man die Coronasterbezahlen mit der Höhe der Übersterblichkeit, so zeigt sich, dass Letztere in den Jahren 2020 und 2021 deutlich niedriger ausfällt, als man nach der Zahl der Coronatoten erwarten würde. Die Übersterblichkeit macht lediglich 68 Prozent bzw. 78 Prozent der Coronatoten aus. Im Jahr 2022 kehrt sich die Situation dann um, und das in extremer Weise. Jetzt ist die Übersterblichkeit plötzlich fast doppelt so hoch wie die Zahl der Coronatoten: einer Übersterblichkeit von 84.580 Verstorbenen stehen „lediglich“ 46.426 Coronatote gegenüber.

Tabelle 1

Warum unterscheidet sich das Sterbegeschehen im Jahr 2022 so sehr von dem der Vorjahre? Und woran sind die vielen Menschen, die 2022 über das erwartete Maß hinaus verstorben sind, ohne coronainfiziert zu sein, stattdessen gestorben?

Es ist schon sonderbar, dass die hohe Übersterblichkeit im Jahr 2022 von offizieller Seite bisher kaum zur Kenntnis genommen wird und selbst beim RKI kein intensives Bemühen erkennbar ist, mehr über die Hintergründe in Erfahrung zu bringen – zumal, wenn man bedenkt, wie hektisch und alarmistisch zu Beginn der Pandemie, als noch jedes Leben zählte, auf steigende Sterbezahlen reagiert worden ist. Wie lässt sich diese Diskrepanz im Verhalten erklären? Rührt sie vielleicht daher, dass, wenn man der Frage nach möglichen Ursachen ernsthaft nachgehen wollte, man kaum darum herumkäme, das offizielle, sehr einseitige Narrativ von der lebensrettenden Wirkung der mRNA-Impfstoffe infrage zu stellen? Haben die Impfungen möglicherweise zwar das Leben vieler alter und vorerkrankter Menschen verlängert, gleichzeitig jedoch die Gesundheit vieler anderer, zum Teil durchaus jüngerer Menschen nachhaltig geschädigt, in vielen Fällen vielleicht sogar deren Tod herbeigeführt? [5]

Letzteres kann angesichts der Neuartigkeit der mRNA-Impfstoffe nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Dafür, dass dem so sein könnte, spricht die starke Zunahme der gemeldeten Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Komplikationen nach Coronaimpfungen (vgl. Tab. 2). [6] Besorgniserregend ist besonders die extrem hohe Zahl gemeldeter Todesfälle. Für 2021 sind dem Paul-Ehrlich-Institut sage und schreibe 2.255 Todesfälle gemeldet worden, bei denen der Verdacht besteht, dass die Coronaimpfung den Tod verursacht hat. Und selbst im ersten Halbjahr 2022, als die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, nicht mehr besonders groß war, gingen noch 768 Verdachtsmeldungen ein. In den fünf Jahren davor sind hingegen nie mehr als 30 Todesfälle (2017) gemeldet worden, obwohl auch in diesen Jahren größenordnungsmäßig ähnlich viele Menschen geimpft worden sind. [7]

Tabelle 2

Vermutlich ist die hohe Zahl gemeldeter Todesfälle der entscheidende Grund, warum alle mRNA-Impfstoffe bis heute keine reguläre Zulassung besitzen, sondern nur bedingt zugelassen sind. Es gibt in Deutschland nur einen regulär zugelassenen Covid-Impfstoff, und dabei handelt es sich um einen traditionellen Totimpfstoff.

Betrachtet man Tabelle 1 genauer, so kommen auch Zweifel hinsichtlich der Wirksamkeit der Impfung auf. Warum sind im zweiten Coronajahr wesentlich mehr Menschen an Corona gestorben als im ersten Jahr? 71.084 Coronatote im Jahr 2021 gegenüber 43.826 im Jahr 2020. Hat die Impfung möglicherweise nicht so gut gewirkt, wie es Politiker, Mediziner und Impfstoffhersteller erwartet und versprochen hatten? Immerhin waren Ende 2021 72 Prozent der Bevölkerung doppelt geimpft, und sehr viele Menschen hatten sich, den offiziellen Empfehlungen folgend, ein drittes und teilweise sogar ein viertes Mal impfen lassen. Demgegenüber war 2020 praktisch noch niemand in Deutschland gegen Corona geimpft. [8]

Und wenn man speziell die Personengruppe der über 60-Jährigen betrachtet, die im Jahr 2020 immerhin 96,5 Prozent aller Coronatoten ausmachte, so ist die Entwicklung noch viel weniger zu verstehen. Denn die alten Menschen konnten sich nicht nur als Erste impfen lassen, sondern sind Ende 2021 sogar zu 87 Prozent doppelt geimpft. Wieso macht sich eine derart hohe Impfquote nicht in einem Rückgang der Coronasterbezahlen bemerkbar?

Auch dass im Jahr 2022 mehr Coronatote zu beklagen sind als 2020, wirft Fragen auf. Es ist vor allem deshalb verwunderlich, weil das Infektionsgeschehen im Jahr 2022 von einer Virusvariante (Omikron) dominiert wird, die von Medizinern als wesentlich ungefährlicher eingestuft wird als die vorherigen Varianten. Wieso sind im dritten Coronajahr trotz Impfung und des harmloseren Virus mehr Menschen an Corona gestorben als im ersten Jahr? Eine einleuchtende Erklärung für diese Entwicklung gibt bisher nicht.

Es liegt auf der Hand, dass allein mit statistischen Überlegungen keine ursächlichen Zusammenhänge begründet werden können. Für derartige Schlussfolgerungen ist man auf das Fachwissen von Experten angewiesen. Aber es gibt natürlich Zusammenhänge, die so offensichtlich sind, dass man sie auch ohne Fachexpertise als wahrscheinlich oder sogar als gesichert ansehen kann: wenn also beispielsweise die Übersterblichkeit hoch korreliert ist mit der Zahl der Coronatoten oder wenn die Übersterblichkeit während einer extremen Hitzeperiode plötzlich stark ansteigt. Häufig bewegt man sich jedoch in einer Grauzone, die keine eindeutigen Aussagen zulässt.

Der zweite Teil erscheint morgen auf den NachDenkSeiten

Titelbild: Cryptographer/shutterstock.com



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