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Titel: RKI-Files – Hoffnungsschimmer und Wagenburgmentalität bei den Medien

Datum: 26. März 2024 um 11:30 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Gesundheitspolitik, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Medienkritik
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In einem langen Rechtsstreit konnten die Kollegen von Multipolar das Robert Koch-Institut zwingen, die bislang geheim gehaltenen Protokolle des Corona-Krisenstabs herauszugeben. Die NachDenkSeiten berichteten dazu erstmals am letzten Dienstag. Mit Ausnahme von kleineren und alternativen Medien ignorierte der Blätterwald den Fall. Das änderte sich am Wochenende. Zunächst erschien ein durchaus objektiv-kritischer Bericht auf ZDF.de, dem am Sonntag eine erstaunlich kritische Berichterstattung im Rahmen des Heute Journals folgte. Wie von Zauberhand wurde der Bericht jedoch ebenfalls am Sonntag „überarbeitet“ und nun stiegen auch die meisten großen Medien in die Berichterstattung ein – teils kritisch, oft jedoch auch in skurriler Wagenburgmentalität. Ob daraus nun die so nötige Aufarbeitung der Coronazeit folgt, ist leider ungewiss. Von Jens Berger.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Viele Zuschauer des Heute Journals vom Sonntag werden sich vor Staunen die Augen gerieben haben. In zwei längeren aufeinanderfolgenden Beiträgen wurde die Coronapolitik durchaus kritisch kommentiert und im darauffolgenden Interview mit Armin Laschet wurde das Thema dann noch einmal behandelt und es kamen hier sogar die Corona-Files zur Sprache.

Nun war es raus, so könnte man meinen. Die Büchse der Pandora war geöffnet und der Ruf nach Aufklärung und Aufarbeitung der Coronazeit war auch abseits alternativer Medien in der Welt. Doch dass es so einfach nicht sein würde, war ebenfalls zu befürchten. Die Medienberichte der letzten Tage waren teils kritisch, wie ausgerechnet die BILD, die das Thema am Montag sogar auf Seite 1 brachte. Andere Medien wie beispielsweise der SPIEGEL bemühten sich hingegen, mit haltlosen Unterstellungen gegen Multipolar zu schießen – das Medium sei „rechts“. Der ehemalige Correctiv-Chef und heutige Chefreporter von NDR und WDR, Markus Grill, griff in der Tagesschau sogar die NachDenkSeiten an, für die der Multipolar-Mitherausgeber Paul Schreyer, der die Corona-Files veröffentlicht hat, früher mal tätig war, und „ordnete“ das ganze Thema für das Publikum erst einmal staatstragend ein. Die Botschaft: Journalismus und Politik sind Sache der „Profis“ und sollten nicht alternativen Medien überlassen werden. Die Corona-Files seien zwar nicht uninteressant, aber kein Anlass, die Coronapolitik und die Arbeit des RKI grundsätzlich in Frage zu stellen. Deckel drauf. Anderes Thema.

Es scheint so, als tobe hinter den Kulissen unter den Journalisten ein Kampf um die Deutungshoheit. Beim ZDF scheint es Kollegen zu geben, die ernsthaft für eine Aufarbeitung streiten und sich auch öffentlich dafür einsetzen – so z.B. Dirk Jacobs, CvD und Reporter beim ZDF-Morgen- und Mittagsmagazin, der sogar die Größe besaß, nicht nur seine Kollegin Britta Spiekermann, die den Artikel zu den RKI-Files verfasst hat, sondern auch Paul Schreyer für seine „akribische und hartnäckige Arbeit“ öffentlich zu loben.

Man mag nun sagen, so was sei unter Kollegen selbstverständlich. Das ist es aber leider heute nicht, wie nicht zuletzt die Aussagen von Markus Grill zeigen, der sich fest in der Wagenburg des „Mainstreams“ verschanzt hat und mit Giftpfeilen nur so um sich schießt.

Und auch im ZDF scheint es durchaus einen internen Kampf um die Deutungshoheit zu geben – anders ist die nachträgliche und nicht wirklich transparente Überarbeitung des Artikels von Britta Spiekermann nicht zu erklären. Auch der SPIEGEL änderte übrigens im Nachhinein seinen Artikel und verlieh Multipolar – ohne die Änderung kenntlich zu machen – erst nach der Veröffentlichung das vollkommen abstruse Attribut „rechts“. Warum beide Artikel überarbeitet wurden, ist nicht bekannt. Man kann nur spekulieren. Meine Spekulation ist, dass einige „großkopferte“ Medienverantwortliche in leitenden Stellen kein Interesse an einer Aufarbeitung der Coronazeit haben, da diese Aufarbeitung auch die Medien selbst behandeln müsste, die während der gesamten Coronazeit größtenteils ein katastrophales Bild abgegeben haben.

Der Ruf nach einer selbstkritischen Aufarbeitung der Medien kam am Wochenende auch von einer eher überraschenden Seite – vom Monitor-Chef Georg Restle.

Da weiß man nicht, ob man nun lachen oder weinen soll. Restle gehörte zu den Erstunterzeichnern der „Zero Covid“-Kampagne und hatte sich während der gesamten Coronazeit für „strengere Maßnahmen“ stark gemacht.

Quelle: Monitor via Facebook

Den Wandel vom Saulus zum Paulus nimmt man ihm nicht ab. Spätestens hier stellt sich ohnehin die Frage, warum die mit Milliarden und Abermilliarden Euro Gebührengeldern ausgestatteten Öffentlich-Rechtlichen oder ihre auch nicht gerade an Budgetknappheit leidenden ach so ehrenwerten privaten Großmedien vom SPIEGEL bis zur BILD nicht selbst die RKI-Protokolle eingeklagt haben. Das musste dann schon der im Vergleich zu diesen Medien bettelarme Paul Schreyer mit seinem spendenfinanzierten alternativen Medium Multipolar machen.

Ihm sollte daher auch die eigentliche Ehre für die Veröffentlichung gebühren. Man kann nur hoffen, dass Multipolar den nächsten Prozess auch gewinnt und das RKI die Akten ohne Schwärzungen veröffentlichen muss. Fest steht jedoch auch so: Der Stein wurde ins Rollen gebracht und es waren nicht die etablierten, sondern die alternativen Medien, die dies bewerkstelligt haben.

Und die Politik? SPD und Grüne scheinen sich in die Wagenburg einzureihen und übertreffen – was gar nicht so einfach ist – sogar Markus Grill in Sachen Absurdität und Niederträchtigkeit. Sowohl Gesundheitsminister Lauterbach als auch Janosch Dahmen, seines Zeichens gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen, versuchen mittlerweile sogar die Veröffentlichung der RKI-Files als eine „Einmischung fremder Regierungen“ bzw. „ausländischer Nachrichtendienste“ zu framen. Geht’s auch noch dümmer? Mit solchen Politikern scheint eine ernsthafte Aufarbeitung wohl eher ausgeschlossen.

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Titelbild: Screenshot BR


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