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Titel: Ist Deutschland wirklich „gut durch die Pandemie gekommen“, Herr Lausen?

Datum: 12. September 2025 um 9:00 Uhr
Rubrik: Gesundheitspolitik, Innen- und Gesellschaftspolitik, Interviews
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Fragen an den Datenanalysten und Publizisten Tom Lausen, der als Sachverständiger Mitglied in der neugegründeten Enquete-Kommission zur „Aufarbeitung der Corona-Pandemie und Lehren für zukünftige pandemische Ereignisse“ ist. Das Interview führte Christine Born.

Tom Lausen (58) ist Datenanalyst und Publizist und hat sich seit Beginn der Corona-Politik mit den Daten und Fakten hinter dem Corona-Geschehen befasst. Dabei verwendet er für seine Vorträge und Darstellungen ausschließlich offizielle Zahlen aus nationalen und internationalen behördlichen Quellen. Im Spiegel-Bestseller „Die Intensiv-Mafia“, den er zusammen mit Walter van Rossum geschrieben hat, wurden Krankenhausdaten der Coronazeit analysiert und die „Bettenlüge“ entlarvt. Seit dem 8. September gehört er (geladen von der AfD) als stimmberechtigter Sachverständiger der Enquête-Kommission zur „Aufarbeitung der Corona-Pandemie und Lehren für zukünftige pandemische Ereignisse“ an, die am selben Tag von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner konstituiert wurde.

Herr Lausen, Mittlerweile leisten Sie bereits fünf Jahre öffentlich Beiträge zur Corona-Aufarbeitung. Wo konnten Sie Ihre Expertise als Datenanalyst einbringen?

Beim Bundesverwaltungsgericht zum Thema Rücknahme der Duldungspflicht für Covid-19-Impfstoffe für Bundeswehrsoldaten. Mittlerweile wird Bundeswehrsoldaten nur noch empfohlen, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Herzentzündungen stellten nämlich ein Risiko dar, sodass sich eine staatlich verordnete Zwangsimpfung nicht als verhältnismäßig herausstellte. In den Untersuchungsausschüssen der Landtage in Thüringen und Sachsen war ich „geladener Sachverständiger“. In der Enquete-Kommission Thüringen bin ich ständiges Mitglied als Sachverständiger. Und natürlich wurde ich zu zahlreichen Anhörungen – etwa im Bundestag, in verschiedenen Landtagen, vor Gericht und auch im Europa-Parlament – angefragt. Zusätzlich forsche ich zum Corona-Geschehen in Bergamo, inklusive Vor-Ort-Recherche.

Welche Schwerpunkte und Fragen sprechen Sie jeweils an und werden Sie vermutlich auch in die Enquetekommission einbringen?

Es heißt ja immer, Deutschland sei gut durch die Pandemie gekommen. Diese These lässt sich auf Grundlage der Daten nicht bestätigen. Deutschland ist als größtes Land in der EU am weitesten entfernt von den Zahlen der Normalsterblichkeit und steht damit EU-weit an 21. Stelle.

Die Risikobewertung damals war zudem fraglich und beruhte ausschließlich auf Modellrechnungen und auf Fallzahlen im Inland und im Ausland, also auf theoretischen PCR-Test-Erkrankungen, die sich nicht bewahrheiteten. Wurden die Maßnahmen wirklich nur eingeführt, weil China damit voranging? Das behauptete zumindest der Schweizer Daniel Koch, der mittlerweile pensionierte Leiter der Abteilung „Übertragbare Krankheiten“ beim Schweizer Bundesamt für Gesundheit, kürzlich in einem Gespräch mit mir.

Meines Erachtens müssen die Maßnahmen auf den Prüfstand und die Folgeschäden der Lockdowns genau untersucht werden. Viele Menschen trauten sich aus Angst vor Ansteckung nicht ins Krankenhaus und starben, weil sie nicht medizinisch behandelt wurden. Etwa 300.000 Menschen starben einsam ohne tröstende Begleitung. Alte Menschen wurden in den Einrichtungen in ihren Zimmern eingesperrt. Sie wurden schlecht versorgt und litten Durst. Menschen starben aus Angst, aufgrund sozialer Isolation und verlorenem Lebenswillen. Das alles muss auf den Tisch und darf nicht länger verdrängt werden.

Wie sind die Reaktionen der Verantwortlichen auf die von Ihnen vorgetragenen Daten und Fakten?

Meistens ist es still, wenn ich mit meinem Vortrag zu Ende bin. Die Zuhörerschaft ist irgendwie verschämt, denn sie erkennt, dass es keine Gegenargumente gegen diese seriösen Sachinformationen gibt. Die Daten sind einfach überzeugend, denn sie haben Hand und Fuß. Manche müssen dann polemisieren oder ironisieren. Selten werden Teilnehmer aggressiv. Daran lässt sich erkennen, wie schwer es ihnen fällt, die reale Datenlage zu akzeptieren. Aber zum Glück ist auch Interesse zu spüren. Es wird nachgefragt, so etwa kürzlich im Untersuchungsausschuss in Sachsen – vom Grünen-Politiker Valentin Lippmann und von Andreas Nowak aus der CDU.

Wie war Ihr erster Eindruck bei der Einsetzung der Enquetekommission? Wie schätzen Sie die Chancen für eine ehrliche und effektive Aufarbeitung der Coronazeit in diesem Rahmen ein?

Am Anfang muss man sich erst einmal kennenlernen, denn es sind 28 Personen in diesem nationalen Gremium, 14 Politiker und 14 Sachverständige. Man trifft sich ein Mal im Monat. Der Abschlussbericht der Kommission soll bis zum 30. Juni 2027 vorliegen. Ich bemühe mich immer, Wege zu finden, um gute Ergebnisse zu erreichen, und gehe davon aus, dass andere in der Kommission das gleiche Ziel haben. Ein wichtiges Ergebnis könnte sein, dass die Entscheidungsspielräume der Politik eingehegt werden. Vertrauen und Freiwilligkeit sollten immer die Basis für Maßnahmen sein. Dann bleibt auch die Demokratie stabil. Bei Zwangsmaßnahmen entsteht derselbe autoritäre Reflex wie in Kriegszeiten.

Titelbild: kovop / Shutterstock


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