NachDenkSeiten – Die kritische Website

Titel: Joshua Wong, Juan Guaido – eine neue Generation pro-westlicher „Heiliger“

Datum: 10. Oktober 2019 um 12:53 Uhr
Rubrik: einzelne Politiker/Personen der Zeitgeschichte, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, PR, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich:

Mit Joshua Wong und Juan Guaido haben zwei Figuren das internationale Medienparkett betreten, die im Westen als Vorkämpfer für „Freiheit“ und „Demokratie“ glorifiziert und geehrt werden. Man kann sie aber mit gutem Grund auch ganz anders sehen, wie der weltweit tätige Filmemacher und Journalist Andre Vltchek in seinem Essay darlegt: als Figuren, die im Interesse des neoliberalen Westens agieren und agitieren. Übersetzung aus dem Englischen von Susanne Hofmann.

Der neuen Generation „pro-westlicher Helden“ und „Heiliger“ gelingt es offenbar nicht, die Welt zu beeindrucken. Juan Guaido und Joshua Wong sind eindeutig genauso rechts gerichtet wie Mutter Teresa, jedoch nicht so „glaubwürdig“.

Vor langer Zeit besuchte ich einen Ort in Kalkutta, Indien, an dem Mutter Teresa früher wirkte. Laut der katholischen Kirche und laut westlichem Propagandaapparat half sie den Armen.

Als ich jene befragte, die sie persönlich kannten, beschrieben sie sie als einen boshaften, rachsüchtigen, unbeherrschten Menschen. Natürlich „off the record“, weil eine offene Kritik an ihrer Person weltweit große Empörung hervorriefe.

Einer der schärfsten Kritiker von Mutter Teresa war ein englisch-amerikanischer Autor, Christopher Eric Hitchens, der frank und frei über sie schrieb:

“Dies bringt uns zurück zur mittelalterlichen Korruption der Kirche, die Vergünstigungen an die Reichen verkaufte, während sie den Armen Höllenfeuer und Enthaltsamkeit predigte. [Mutter Teresa] war keine Freundin der Armen. Sie war eine Freundin der Armut. Sie sagte, das Leiden sei ein Geschenk Gottes. Sie hat ihr Leben lang das einzige bekannte Mittel gegen die Armut bekämpft, nämlich die Stärkung der Frauen und ihre Emanzipation von einer Art viehzuchthafter Zwangsreproduktion.“

Als Antikommunistin und eiserne Serbenhasserin bat Mutter Teresa angeblich Bill Clinton, Belgrad zu bombardieren, aber diese Information ist auf wundersame Weise aus den Annalen verschwunden.

***

Der westliche Apparat produziert am laufenden Band „Schurken“: sowjetische und chinesische Kommunisten, lateinamerikanische Anti-Imperialisten und Patrioten aus dem Mittleren Osten sowie asiatische Führungsfiguren, die nach Unabhängigkeit ihrer Länder streben.

Zugleich produziert er „Helden”: religiöse Halb-Heilige, ‚freiheitsliebende Oppositionsführer‘, gütige Monarchen, die von ihrem Volk geschätzt werden, sowie pro-westliche (und daher „demokratische“) Präsidenten.

Beinahe wie durch ein Wunder tun und sagen all diese glorreichen Menschen genau das, was man in London, Paris und Washington von ihnen erwartet. Unweigerlich imponieren sie den westlichen Massenmedien und dem westlichen Publikum; kaum je unterläuft ihnen ein schwerwiegender Schnitzer. Als handelten sie nach einem von unsichtbarer Hand geschriebenen Drehbuch.

Es gibt Hunderte von ihnen, doch die prominentesten kennt die ganze Welt. Um nur einige wenige zu nennen: der Dalai Lama, Mutter Teresa, Vaclav Havel, Papst Johannes Paul der Zweite, der thailändische König Bhumibol… Die Liste lässt sich endlos fortführen.

Nahezu alle wichtigen, vom Westen produzierten „Heiligen” waren Kalte Krieger. Alle waren mit dem westlichen Imperialismus und Neo-Kolonialismus eng verbunden. Alle hätte man leicht entzaubern und diskreditieren können, doch wiederum „wundersamerweise“ hat kaum jemand je gewagt, das zu tun, weil es einen direkten Zusammenstoß mit den Chefpropagandisten im Westen wie auch mit ihren lokalen Lakaien bedeuten würde.

***

Nun betreten neue Ikonen die Bühne.

Sie sind nicht so erfolgreich gefertigt wie ihre Vorgänger. Die „Heiligen“ vergangener Tage waren Meisterwerke der Propagandisten. Sie waren ideologisch nahezu „kugelsicher”.

Die neuen dagegen sind oft allzu offensichtliche Replika.

Zwei der neuesten Produkte sind Joshua Wong aus Hong Kong und Juan Guaido aus Venezuela. Beide sind jung, egozentrisch, aggressiv und absolut unverfroren. Beide werden vom Imperium in der Kunst des sogenannten „Regimewechsels“ geschult.

Der eine wird im Westen als „pro-demokratischer Anführer“ beschrieben, der andere ist ein selbsternannter Präsident.

Beide sind nur glaubwürdig, wenn das Publikum sie glaubwürdig finden will. Wenn nicht, ist es leicht, Fehler in ihrer „Logik“ und ihrer jeweiligen Agenda zu finden. Ja, es ist einfach, ihre Programme und ‚Programmierer‘ zu verlachen.

Joshua Wong, ein ‘pro-Demokratie“-Anführer aus Hong Kong ist eindeutig ein westliches Implantat der „Selfie-Generation“, ohne Verständnis für die globale Politik und ohne eine tiefgreifende philosophische Agenda. Als evangelikaler Fanatiker, der in einer privaten christlichen Schule in Kowloon ausgebildet wurde, „entwickelte er organisatorisches und rhetorisches Geschick durch sein Engagement in kirchlichen Gruppen“. Bei seinen ersten ‚Protestaktivitäten’ im Jahr 2014 (der Regenschirmbewegung) war er erst 17 Jahre alt. Doch wurde dieser junge verwirrte Knabe rasch vom Radar der US-amerikanischen anti-chinesischen Krieger erfasst und 2018 für den Friedensnobelpreis nominiert für seine „friedlichen Bemühungen, politische Reformen zu bewirken und die in der gemeinsamen chinesisch-britischen Erklärung garantierte Autonomie und Freiheit Hongkongs zu schützen.“

Seitdem fliegt er von einer westlichen Hauptstadt zur anderen, verleumdet die Volksrepublik China und erntet dafür bedingungslose Unterstützung, während er bizarre politische Konzepte vertritt, die, würden sie umgesetzt, den Menschen in Hong Kong nur noch mehr schaden würden. Dabei ist Hong Kong eine Stadt, die ohnehin schon hinter Festlandchina zurückfällt unter der Führung einer korrupten Turbokapitalisten-Elite (die nicht erfolgreich bekämpft werden kann, und zwar just wegen der alten britischen Gesetzgebung, die unter der „Ein Land, zwei Systeme“-Vereinbarung noch Anwendung findet).

Mr. Wong, ein “Farb-Revolutionär” (auch wenn sein altes Symbol eigentlich ein Regenschirm war) ist auf einem Foto vom September 2019 mit den diskreditierten „Weißhelmen“ in Berlin abgebildet. Die Weißhelm-Gang, ein weiteres westliches Implantat (diesmal in Syrien), ist angeblich ein Haufen Söldner, der eng mit vom Westen gesponserten Dschihadisten-Kadern im Mittleren Osten zusammenarbeitet. Es ist erwähnenswert, dass auch die Weißhelme einmal für den Friedensnobelpreis nominiert waren.

Überdies wurde Joshua Wong mit Vertretern des US-Konsulats in Hong Kong abgelichtet. Und dies nur wenige Wochen, bevor die ‚Protestierer’ Randale gemacht haben, nachdem sie in die diplomatische Mission der USA marschiert waren und gefordert hatten, dass die USA ihre Stadt von China „befreien“ möge. Unnötig zu erwähnen, dass sie durch diese Aktion de facto Hochverrat begangen haben.

Gleich wie sehr die westlichen Massenmedien Joshua Wong und seine Hooligan-Unterstützer in schwarzen Masken unterstützen, ja glorifizieren – die Mehrheit der Menschen in Hong Kong unterstützt eindeutig Beijing und ist entsetzt über die Randalierer, die öffentliches Eigentum zerstören und ohne Unterschied auf jeden einprügeln, der es auch nur wagt, das chinesische Festland und seine Flagge zu respektieren.

Gehirngewaschen und kräftig konditioniert erklärte Mr. Wong, trunken vor Selbstgerechtigkeit und mit nahezu religiösem Eifer, in Berlin:

“Wenn wir uns in einem neuen Kalten Krieg befinden, ist Hong Kong ein neues Berlin.“

Noch in Deutschland beleidigte er dann den chinesischen Präsidenten Xi Jinping, den er als „keinen Präsidenten, sondern Kaiser“ beschrieb und indem er die „freie Welt“ dazu drängte, „mit uns zusammenzustehen, um dem autokratischen chinesischen Regime zu trotzen“. Dies alles, während China im Umgang mit den zerstörerischen und verräterischen Demonstranten große Zurückhaltung zeigt; weitaus zurückhaltender ist als Frankreich oder der westliche Satellitenstaat Indonesien.

Die von Wong angeführten Hongkong-Protestierer demolieren öffentliches Eigentum, verprügeln chinesische Patrioten und wenn sie dann gelegentlich mit reinem Hongkonger Trinkwasser bespritzt werden, behandeln sie die westlichen Medien wie heilige Märtyrer!

***

Juan Guaido in Venezuela wurde seinen Mitbürgern erst ein Begriff, nachdem er sich zu ihrem Präsidenten erklärt hatte. Gewählt hat ihn niemand; keine größere Gruppe von Menschen unterstützt ihn, lediglich eine nicht identifizierte Minderheit rechtsgerichteter Eliten.

Und doch wurde er zum neuen „Heiligen“ des Westens, zumindest unter den hochrangigen US-amerikanischen und europäischen Politikern, die entschlossen sind, den sozialistischen Präsidenten Nicolas Maduro aus dem Amt zu kicken, und die Hoffnung haben, einen regressiven, wirtschaftsfreundlichen und verräterischen Diktator auf den Thron zu hieven.

Gleichgültig, wie lächerlich, ja idiotisch Guaido der Mehrheit der Venezolaner erscheint, gleichgültig, wie monströs und gegen jedes Völkerrecht die Lage sich entwickelt hat, der Westen (und die pro-westlichen Eliten in vielen lateinamerikanischen Ländern) zwängt der Welt Guaido auf. Sein jungenhaftes, unterwürfiges Lachen sucht sowohl Caracas als auch die Provinz heim.

Wen schert es, dass er zusammen mit den Anführern des kolumbianischen Drogenkartells für Fotos posiert hat. Die Rauschgift-Mafiabanden in Lateinamerika wurden im Krieg gegen linke Regierungen immer vom Westen benutzt. Man erinnere sich nur an Nicaragua und die Contras.

Wen schert es, dass Guaido soeben 52 Millionen Dollar für den Regime Change bekommen hat, zusätzlich zu den Hunderten Millionen bereits genehmigter Gelder. Die letzte Finanzspritze kam von US-AID unter dem Deckmantel der „Entwicklungshilfe“.

So lange er Sozialismus und Internationalismus hasst, ist er im Westen ein Held und Heiliger!

***

Im Internetzeitalter lassen sich Hintergründe nicht leicht aufspüren, es ist aber bei weitem nicht unmöglich.

„Die Heiligen” westlicher Produktion lassen sich jetzt genauer und erfolgreicher unter die Lupe nehmen als früher. Wenn das nicht geschieht, liegt das nur daran, dass die westliche Öffentlichkeit (und die der Satellitenstaaten) sich nicht einmischen will.

Diejenigen in Berlin, Paris oder New York, die Joshua Wong oder Juan Guaido unterstützen, tun das nicht aus Unwissenheit. Nur einige von ihnen vielleicht, aber die meisten sicherlich nicht. Sie tun es aus Rassismus gegen China und aus Trotz gegen den patriotischen lateinamerikanischen Sozialismus. Punkt. Argumente werden sie nicht dazu bringen, ihre Meinung zu ändern. Sie blenden alles aus, was ihnen nicht in den Kram passt. Sie wollen es nicht wissen. Sie wollen den Status quo erhalten.

Es kümmert sie nicht, welche Fortschritte China macht, wie sehr China das Leben seiner Bürger verbessert hat. Es kümmert sie nicht, dass „Demokratie” die Herrschaft des Volkes bedeutet und nicht eine politische Viel-Parteien-Scharade. Sie haben keinen Respekt für andere Kulturen.

Ein Sozialismus venezolanischer Couleur, der den ganzen Kontinent für sich gewinnt, wäre nicht in ihrem Interesse.

Ein verfallendes Hong Kong, das von Beijing gerettet wird, ist ihr schlimmster ideologischer Albtraum.

Und so hat Joshua Wong auf eine Art und paradoxerweise Recht: Hong Kong wird ein neues Berlin des Kalten Krieges. Aber nicht wegen Beijing oder Moskau, sondern wegen verräterischer Kader, wie er selbst einer ist.

„Die Heiligen” westlicher Produktion waren an allen Ecken der Welt extrem schädlich für ihre jeweiligen Staaten und die Menschheit.

Und sie sind es bis heute.

Doch wir werden sie entlarven, wo auch immer sie sind.

Mr. Wong, Sie wollen, dass Ihr Land von den Vereinigten Staaten angegriffen und bombardiert wird. Sie wollen, dass Ihre eigene Stadt wieder vom Vereinigten Königreich regiert wird. Sie agieren unter dem Diktat ausländischer und feindlich gesinnter Mächte. Sie drängen China und den Westen in einen Konflikt. Sie haben Blut an Ihren Händen und sollten aufgehalten werden. Ich habe Ihre Leute in Aktion gesehen! Ich habe Ihr zerstörerisches Handeln dokumentiert, in Bild und Schrift festgehalten.

Juan Guaido, Sie verkaufen Ihr schönes Land an die Mächte, die es kolonialisiert und ausgeplündert haben, jahrzehnte- und jahrhundertelang. Nicht nur haben Sie keinen Anstand mehr – Sie verraten sowohl Ihr Volk als auch den südamerikanischen Kontinent!

Ich fand die Heiligsprechung schon immer etwas zweifelhaft. Doch die neuen falschen Heiligen, die auf Bestellung hergestellt wurden, sind besonders himmelschreiend!


Titelbild: Julio Lovera und Lewis Tse Pui Lung/shutterstock.com

Andre Vltchek ist Philosoph, Romancier, Filmemacher und investigativer Journalist. Er lebt in Ostasien sowie im Mittleren Osten und verfasste Berichte über Kriege und Konflikte in Dutzenden Ländern. Drei seiner jüngsten Buchveröffentlichungen sind „The Great October Socialist Revolution“, ein Tribut an die Oktoberrevolution, „Aurora“, ein revolutionärer Roman, und „Exposing Lies Of The Empire“. Hinzu kommen seine Dokumentation über Ruanda und die Demokratische Republik Kongo mit dem Titel „Rwanda Gambit“ sowie sein Film „On Western Terrorism“ mit Noam Chomsky. Weitere Informationen unter andrevltchek.weebly.com.


Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/

Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=55511