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Titel: Leserbriefe zu „Scharfmacher Deutschland – von Merkel über Maas bis Lesch“

Datum: 16. Oktober 2020 um 14:51 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Leserbriefe, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich:

Zu diesem Beitrag vom Mittwoch kam eine Reihe weiterführender Leserbriefe. Zum Teil sind sie lang geraten. Sie sind informativ und deshalb trotz der Länge in die Zusammenstellung aufgenommen. Bei der angesprochenen aggressiven neuen Konfrontation mit Russland geht es um ein ernstes Problem. Es ist schlimm, dass sich neben der Bundeskanzlerin, dem Bundesaußenminister und dem deutschen UNO-Botschafter auch Personen wie der Populärwissenschaftler Harald Lesch an dieser Scharfmacherei beteiligen. Auf die von den NachDenkSeiten zitierten Äußerungen von Herrn Professor Lesch wird in mehreren Leserbriefen eingegangen, auch in einem Brief eines NachDenkSeiten-Lesers an den Münchner Professor. Siehe dazu auch die Nachbemerkung am Schluss. – Für die Leserbriefe bedanken wir uns sehr. Sie wurden von Christian Reimann zusammengestellt.


1. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

wer nicht völlig weltfremd ist, sieht, dass die deutsche Spitzenpolitik in entscheidenden Bereichen unmittelbar gegen die Interessen des deutschen Volkes regiert. Dabei verdient der Auswahlprozess für politische Spitzenämter besondere Beachtung.

Natürlich ist es – gewollt – schwierig, direkte Nachweise für eine z.B. US-amerikanische Orchestrierung zu finden, die Indizien liegen aber massenhaft zutage und sind eindeutig.

Einmal davon abgesehen, dass das Verhindern europäischer, insbesondere deutscher Allianzen mit Russland seit über hundert Jahren das (offen) erklärte Ziel US-amerikanischer Politik ist (womöglich sind sogar die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts unter diesem Aspekt völlig neu zu interpretieren), verdienen auch die Hauptmethoden zum Aufbau entsprechend agierender Einflussagenten, wie Sie es nennen würden, Beachtung. Ich sehe hier mindestens drei:

Systematische Indoktrination, Erpressung und notfalls Beseitigung dysfunktionaler Einflusspersonen. Für alle drei Methoden gibt es zahlreiche Beispiele, manche lassen sich nur vermuten, liegen aber sehr, sehr nahe.

Indoktrination: Der direkteste Weg in die hohe Politik führt in Deutschland über “transatlantische” bzw. US-amerikanische Organisationen und direkte Schulungen in den USA. Der größte Teil der “Elite”, bis hin zu Vertretern der Linkspartei, geht bei der “Atlantikbrücke” ein und aus oder nimmt an US-amerikanischen “Young Leaders” Programmen teil (darunter auch Spahn). Weltwirtschaftsforum, Bilderberg-Konferenzen und ähnliches sind weitere Beispiele. Teilnahme bzw. Mitgliedschaft kommen bei all dem nicht aufgrund demokratischer Prozesse zustande, haben aber über die involvierten Personen massive Auswirkungen auf das demokratische Leben in Deutschland. Das Ganze wird vielfach verstärkt und begleitet durch massive Kampagnen der in großen Teilen US-kontrollierten (Beteiligungen, Lizenzen) oder beeinflusste (“Spenden”) Presse. Sowohl Kaderauswahl als auch der nachfolgende Karriereweg (nicht nur in der Politik, sondern z.B. auch in den Medien) erinnert dabei stark an die ehemalige DDR: Wer an der Parteihochschule in Moskau studieren durfte, hatte in der Regel eine steile Karriere vor sich. Das wurde nach 1989 völlig zurecht als undemokratisch kritisiert. Wir sollten aber nicht ausblenden, dass es hierzulande immer noch so (oder schlimmer) gehandhabt wird, nur dass es statt nach Moskau nun nach Washington geht.

Leider ist auch zu konstatieren, dass die geforderte US-Konformität deutlich über Fachkompetenz und persönliche Integrität geht, was man den politischen Entscheidungen auch anmerkt. Gelegentliches Trump-Bashing ist dabei, wie auch in den USA selbst, nichts weiter als ablenkender Theaterdonner. Wenn es um Prinzipielles geht, stehen die angeblich verfeindeten US-Eliten eng zusammen, was u.a. die fast einstimmige, parteiübergreifende Sanktionsentscheidung der US-Parlamente bezüglich Nordstream II sehr deutlich zeigte.

Zur zweiten Methode (Erpressung) gibt es naturgemäß kaum Belege, weil diese im Verborgenen stattfindet. Erinnerlich sind Merkwürdigkeiten im Zusammenhang mit der StaSi-Auflösung nach 1989, insbesondere im Dunstkreis der so genannten, in die USA verbrachten und bis heute deutschen Behörden nicht voll zur Verfügung stehenden “Rosenholz-Datei”, die den Schlüssel zum brisantesten Kern der StaSi-Akten darstellt. Hier darf man höchst brisantes Material über ehemalige und aktuelle Spitzenpolitiker vermuten, was natürlich nur die Betroffenen selbst – und die amerikanischen Hüter der Akten – wissen. Und das genügt völlig.

Weiter ist auffällig, dass sich im Bereich der so genannten Spitzenpolitik gehäuft Personen tummeln, die hinsichtlich ihrer Persönlichkeitsmerkmale vielfach nicht dem Bevölkerungsdurchschnitt entsprechen, was ebenfalls viel Erpressungspotential birgt.

Auch Korruption entfaltet, sobald sie begonnen wurde, übrigens eine starke erpresserische Macht, der wohl so einige erlegen sein dürften. Narzisstische Persönlichkeiten lassen sich natürlich vergleichsweise leicht mit Liebesentzug ködern (“mächtigste Frau der Welt” – oder alternativ dann ggf. “gescheiterte Versagerin”). Das ist manchen gestörten Persönlichkeiten wichtiger als alles Geld der Welt (und macht sie besonders gemeingefährlich).

Und schließlich die Methode der direkten Beseitigung dysfunktionaler Einflussagenten. Auch hier ist es schwierig, Nachweise zu führen, Indizien gibt es aber reichlich. Über mysteriöse Todesfälle möchte ich an dieser Stelle gar nicht spekulieren, es geht ja auch anders.

So ist z.B. das plötzliche Karriereende des Altbundeskanzlers Schröder recht erstaunlich, nachdem er sich geweigert hatte, offiziell in den von den USA geführten (zweiten) Irak-Krieg einzusteigen. Ihm war das anscheinend bewusst, so dass er – wie man heute weiß – den Krieg (z.B. über deutsche Geheimdienste) trotz anderslautender Bekundungen massiv unterstützt hat. Das war Bush Jr. anscheinend zu wenig, jedenfalls weniger als von der damaligen “Oppositionsführerin” Merkel kam, die – ein in der Geschichte der Bundesrepublik einmaliger Vorgang – eigens nach Washington geflogen ist, um dort, gegen die Regierung des eigenen Landes gerichtet, mitzuteilen, dass Deutschland unter ihrer Kanzlerschaft bedingungslos mitmachen würde. Aufgrund der danach einsetzenden Kampagne US-beeinflusster deutscher Medien wurde sie tatsächlich kurze Zeit später Kanzlerin, während Schröder ein Jahr vorzeitig aufgeben musste. Auch wenn sie dann im weiteren Irak-Krieg nur eine untergeordnete Rolle spielte, gehört sie zu den Hauptverantwortlichen, die dieses Verbrechen ermöglicht haben. Nach damaligem Maßstab hätte das locker für einen (Spitzen-) Platz auf der Nürnberger Anklagebank gereicht, auch wenn sich das kaum jemand klarzumachen scheint.

Ein ganz ähnliches Schicksal ereilte einige Zeit später Ex-Außenminister Guido Westerwelle und mit ihm gleich seine gesamte Partei, die nach massiver, US-orchestrierter (Springer etc.) Medienhetze aus dem Bundestag flog. Sein Vergehen: Kritik am Krieg gegen Libyen und seine Weigerung, sich (uns) zu beteiligen. Wie recht er doch hatte! Die Kriegsfolgen belasten bis heute große Teile der Welt und sogar uns hier in Deutschland.

Es gibt auch indirekte Belege. So waren der unsägliche Norbert Röttgen und der nicht viel bessere Friedrich Merz bereits vor längerer Zeit bei Merkel in Ungnade gefallen und politisch praktisch bedeutungslos geworden. Mit strammem Amerikanismus (bis hin zur Absurdität) haben sich beide mit mysteriösem (Medien-) Rückenwind und stramm russlandfeindlichem Kurs zurückgekämpft. Mit dieser demonstrativen US-Ausrichtung wagt es Merkel nun nicht mehr, sie erneut zu entfernen: Beide bewerben sich aussichtsreich um ihre Nachfolge. Es ist mehr als offensichtlich, dass es im Hintergrund (im transatlantischen Ausland) Kräfte gibt, die ihre schützende Hand über beide Kandidaten halten.

All das sind jedoch (noch?) die eher zivilisierten Varianten. Wir sollten niemals übersehen, dass die USA nach wie vor ein kampferprobtes Truppenkontingent in Deutschland und vielen seiner Nachbarländer unterhalten. Der Widerstand, den vor allem die Transatlantiker gegen die von Trump verkündete Reduzierungsabsicht leisten, lässt vor allem innenpolitisch tief blicken. Denn womöglich erschöpfen sich die zivilisierten Methoden ja irgendwann, der massive Vertrauensverlust des Volkes in Politik und Medien deutet darauf hin. Dann werden wohl brachialere Varianten aktuell, die man sich unbedingt offenhalten will.

Lieber Herr Müller, erstmals muss ich Sie bitten, meine Gedanken ggf. nur mit Kürzel unterzeichnet zu verwenden.

Herzliche Grüße,
H. D.


2. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

zu Ihrem ebenso zutreffenden wie rührenden Artikel über die wachsende Aggression gegenüber Russland kann ich nur Goethes Faust zitieren “Ein Kerl, der spekuliert, // Ist wie ein Tier, auf dürrer Heide // Von einem bösen Geist im Kreis herumgeführt, // Und rings umher liegt schöne grüne Weide”.

Die deutsche Politik, das Vorrücken der Nato, das Einbinden der Ukraine – schlicht: die Einkreisung Russlands dienen einem übergeordneten Ziel: Die Russen vom Zugang in den Nahen Osten wegzudrängen, am Besten da unten rauszuschmeißen.

  • Wenn Sie das als oberste Maxime hinhängen, sind sämtliche Schritte der USA, der Nato und Deutschlands der letzten anderthalb Jahrzehnte mit einem Schlage schlüssig  und können gar nicht anders ausfallen. Auch nicht in Zukunft.

Dieses ist keine Verschwörungstheorie, sondern Erklärungspraxis.

Wenn Sie jetzt noch Merkels persönliche Bekenntnisse zur Situation im Nahen Osten dazunehmen, wissen Sie alles darüber wer das Ganze von wo aus übersteuert. Dieses Wissen ist Goethes “Grüne Weide”.

Das Wissen um diese Verknüpfungen nach Nahost nützte Ihnen, lieber Herr Müller, aber nichts. Denn Goethe hat auch hier die passende Erkenntnis für Sie: “Das Beste, was du wissen kannst, darfst du den Knaben doch nicht sagen”.

Schöne Grüße und noch viel Spaß bei Ihren Rundgängen auf der “dürren Heide”.
Alfred Großenbaum


3. Leserbrief

Lieber Herr Müller,
 
danke für diesen erklärenden Artikel, dem ich nur zustimmen kann.
 
Ich denke, dass es den meisten Zeitgenossinnen und – genossen nicht klar ist, dass wir es derzeit mit einem „Viel-Fronten-Krieg gegen die eigene Bevölkerung zu tun haben. Das heißt, sie muss „reif“ geschossen werden für die Zustimmung zu jedem Krieg und zwar erst innerhalb der Gesellschaft im Sinne von „ teile und herrsche“ mit dem Verlust der Menschlichkeit, was die gesamte Corona-Politik angeht, und dann,  im Windschatten dieser massiven propagandistischen Corona-Belästigung,  eine Wettstreit=Konkurrenz zwischen den EU-Ländern, welches Land z.B. die wenigsten Toten in diesem Virus-Krieg zu beklagen hatte und die entsprechende Propaganda dazu; dann, immer wieder  Russland als Dauerbrenner und damit auch alles schön spannend bleibt, kommt ein bisschen Trump – ein bisschen England mit Boris Johnson, der viel besser davon kommt als Theresa May und so geht es lustig weiter.
 
Diese merkelsche Bundespolitik lebt vom Vergleich und dem Abwerten anderer Länder. So kann man wunderbar von eigenen Fehlern ablenken oder sich selbst als super gut darstellen. Fiese, miese, faule Tricks, die auf politische Unkenntnis und sträfliche Dummheit hinweisen und typisch für Diktaturen sind, da Diktatoren nur sich selber toll finden, aber ganz schlecht für demokratisches Vorbildverhalten.
 
Aber am meisten ist die Bevölkerung mit diesen Corona-Maßnahmen beschäftigt, die, wie ich finde, sehr abstrakt daherkommen.
Rein praktischer Art muss deutlich werden, dass, wenn eines Ihrer Kinder oder Enkel oder meiner durch einen Unfall oder aus Krankheit ins Sterben kommen, Sie und ich oder die nächsten Angehörigen, als liebevolle Begleiter nicht am Bett sitzen dürfen, Schweiß und Tränen nicht abwischen und kein tröstendes Lied oder Gebet sprechen können, weil sie es nicht dürfen!
Das ist so ein großer Eingriff in die Menschlichkeit, dass ich nach Worten suchen muss, um sie so beschreiben zu können, dass es das Herz und somit das Mitgefühl erreicht. Was passiert da mit den vielen Menschen, die davon betroffen sind in Alten-und Pflegeheimen? Was wird ihnen da von staatlicher Seite, per Gesetz angetan?!
 
Wäre es da nicht möglich, einen Verfassungsrichter zu fragen, ob so was überhaupt sein darf? Wo kein Kläger, da kein Richter!
Sie als Nachdenkseiten Verantwortlicher – Ihre Lesereichweite ist sehr groß und wird immer größer – machte es da nicht mal Sinn, ein Interview mit so einem Verfassungshüter zu sprechen?
Wenn menschliche Werte und auch die gewachsenen Normen nicht mehr gelten sollen und damit der Barbarei und Tyrannei Tür und Tor geöffnet wird, ist Widerstand angesagt! Ich denke, dass ein Verfassungsrichter vielleicht mal Tipps geben kann, was demokratisch eigentlich noch zu machen ist!
 
Russland kann da noch warten. Das wird noch was dauern, bis die Merkelsche Armee da einmarschieren kann… mit der EU zusammen – ist ja alles schon reichlich vorbereitet.
 
Beste Grüße
Karola Schramm


4. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

ich gebe zu, dass ich Herrn Leschs Sendungen bisher sehr interessiert geschaut habe. Auch wenn mir klar ist, dass es nur Populärwissenschaft ist, wovon er redet. Also auf Leute wie mich und viele andere Nichtfachleute zugeschnitten. Das ist okay. Nur gibt es zwischen Populär und Populismus zumindest einen sprachlichen Zusammenhang. Will sagen, manches, was sich Wissenschaft nennt, ist auch heute noch – im 21. Jahrhundert – zumindest umstritten unter denen, die es wissen müssen. Und ich rede hier nicht von Flacherdlern und anderen Spinnern, die man schon seit Magellans Weltumseglung im 16. Jahrhundert nicht mehr ernst nehmen kann.

Schwieriger ist das bei politischen Sachverhalten. Denn wir wissen alle, dass in der Politik Dinge geschehen und Sachen geglaubt, ja sogar verfochten werden, die viele andere als fragwürdig einstufen. Herrn Leschs private Meinung dazu sei ihm zugestanden! Was seiner Meinung solches Gewicht verleiht, ist nur sein Image als Welt- und Kosmoserklärer. Wir Nachdenkseitenleser ahnen allerdings, dass er als Fernsehmacher schwerlich eine andere Meinung als die offizielle Lesart vertreten kann und darf.

Übrigens bin ich selber im Fall Nawalny sehr verunsichert. Einerseits scheint es unlogisch von Putin oder wem auch immer im Kreml, dem Westen solche ideologische Munition zu liefern, andererseits kenne ich einige Russen persönlich, von denen viele sagen, dass Russland „korrupt bis ins Mark“ ist. Das heißt, manche Dinge geschehen dort einfach, weil Leute in der Hierarchie weiter unten in VOREILIGEM GEHORSAM tätig werden. Ich darf hier einmal an den schrecklichen Mord an der Zarenfamilie erinnern: Weder Lenin noch Trotzki noch sonst jemand in Sankt Petersburg scheint damals den Mord befohlen zu haben; aber man hat einfach geduldet, dass da irgendein Sowjet in Jekaterinburg die Sache auf seine Art erledigt …

Natürlich kann auch bei Nawalny alles ganz anders gewesen sein. Geheimdienste aller Länder sind nun mal keine Freunde von Recht und Gerechtigkeit, aber recht gut darin, zu täuschen und zu lügen.

Anderes Thema, aber mit immer häufiger wahrgenommener Desinformation durch die etablierten Medien verwandt: In dem von mir abonnierten Blättchen namens „Dresdner Neueste Nachrichten“ wurde heute nämlich ein wahrlich tendenzieller und verleumderischer Artikel zum geplanten Auftritt Daniele Gansers im Rahmen der „Jazztage Dresden“ veröffentlicht. Abgesehen davon, dass man wirklich geteilter Meinung sein kann, was das mit Jazz zu tun hat – angeblich geht es ums Geld, das er bringt – wird er schon in der Überschrift als Verschwörungsapostel bezeichnet. Der Artikel ist ziemlich lang, geht aber nicht einmal ansatzweise auf die von Ganser aufgestellten Thesen ein, sondern unterstellt ihm und dem Veranstalter nur böse Absichten. Damit reiht sich der Autor des Artikels in eine Riege von Medienmachern ein, die allein diffamieren wollen, aber nicht informieren. Heute Morgen war das schon wichtigstes Thema in den mdr-Kulturnachrichten mit dem gleichen Tenor.

Mit freundlichen Grüßen
R. B.


5. Leserbrief

Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Müller,

Ihr Beitrag zeigt am Beispiel des Wissenschaftlers Harald Lesch eindrucksvoll die bedauerliche Sitation, in der sich unser Land befindet. Die vor allem dadurch gekennzeichnet ist, daß es inzwischen buchstäblich nicht mehr möglich ist, einen sachlichen, ggf. wissenschaftlich begründeten Diskurs zu führen. Dies formuliert Herr Lesch ganz deutlich, indem seine Antworten generell nicht erkennen lassen, daß er bereit wäre, eventuelle Argumentationen zur Begründung abweichender Meinungen zur Kenntnis zu nehmen und ggf. auch zu akzeptieren. Und dies obwohl er selbst eingestehen muß, daß es in vielen Fällen durchaus realistische Hintergründe für derartige Meinungen gibt. Ein mich schockierendes Beispiel ist die Chemtrail-Theorie, die ich persönlich bisher für unbegründet gehalten habe und zu der ich erst aus dem Interview mit Prof. Lesch erfahren habe, daß es in der Vergangenheit durchaus Experimente diesbezüglich gegeben hat. Wenn nun eine Situation herrscht, in der ein solcher Diskurs von vornherein nicht gewollt ist und durch einseitige Ignoranz auch unmöglich gemacht wird, dann ist das ganz furchtbar. Denn ohne einen solchen Diskurs entfernen wir uns von demokratischen Verhältnissen und sind direkt bei der Frage von Willy Wimmer am Ende Ihres Beitrags.

Mit freundlichen Grüßen 
Jürgen Keller


6. Leserbrief

Sehr geehrter  Herr Müller und Redaktion der  Nachdenkseiten,

den in den Artikeln beschriebenen Vorgängen und auch Schlussfolgerungen, was Ostpolitik und Verhältnis zu Rußland betrifft, kann man gar nicht genug Aufmerksamkeit widmen. In der Affäre Nawalny und in der Weise, wie sie von der Bundesrepuplik Deutschland eingesetzt wird, kommt eine bewusste Positionierung zum Ausdruck; eine Positionierung, die eine strategische Aufstellung beinhaltet und sich von einer mäßigenden Haltung, die manch einer vielleicht vorher konstatiert haben  mag, noch einmal  bewusst abgrenzt. Das schliesst keineswegs aus, dass nicht andere “Skandale” hinzugefügt werden, die das noch toppen können. Andere und an anderer Stelle haben schon auf Äußerungen von Botschafter Rolf Nikel, Vizepräsident der DGAP, hingewiesen, die DGAP Policy Brief Nr. 24, Oktober 2020, S.4 zu entnehmen sind

(dgap.org/sites/default/files/article_pdfs/dgap-policy_brief-2020-24-de.pdf)

“Fest steht, dass für jede US-Administration die Auseinandersetzung mit China einen hohen Stellenwert haben wird. Nicht ausgemacht ist dagegen, welche Rolle Russland in einem solchen Szenario zugeschrieben wird. Eine strategische Einbindung Russlands gegen China mag unwahrscheinlich klingen – ausgeschlossen ist sie nicht. Schon gibt es eine Gruppe von Wissenschaftlern und früheren Regierungsbeamten, die mehr oder weniger verklausuliert einen erneuten Reset der Beziehungen mit Russland fordern. Und je tiefer China mit seiner Seidenstraßeninitiative in Russlands Nachbarschaft eindringt, greift, desto eher wird Moskau bereit sein, auf mögliche Kooperationsangebote der USA einzugehen.”

Die Auseinandersetzung mit China – von seiten der USA, der NATO, der EU und Deutschland – ist längst in den Fokus gerückt und aus meiner Sicht ist klar erkennbar, dass sich Deutschland bzw. einflussreiche Kräfte in Deutschland hier für eine ganze nächste Etappe positionieren wollen, auch bewusst einordnen und davon profitieren wollen. Die Positionierung in dieser Weise geht von der CDU bis hin zu Teilen der Linken, auch außerparlamentarischen libertären Linken, die Grünen als einstige Partei mit einer Nähe zur Friedensbewegung geben wöchentlich, fast täglich dieser Art Kriegserklärungen / Bewerbungsschreiben für eine Regierung ab.

Man spekuliert darauf, durch den in den  letzten Jahrzehnten stetig gesteigerten Druck auf Rußland, durch dessen letztendliche Erschöpfung, nicht nur dessen Kapitulation gegenüber dem Westen zu erreichen, sondern zum Höhepunkt auch noch den krönenden Erfolg, eine Abneigung Rußlands gegenüber der VR China befördern zu können und (wenn die strategische Fantasie durchgeht) am besten eine Wendung russischer Raketen nach Peking hin. Solcherlei Fantasien blühen auf dem Boden der Tatsache, dass ein solches Vorgehen schon einmal erfolgreich war und mit dem Untergang der Sowjetunion “belohnt” wurde.

Vielleicht geraten so manche Strategen, vom Erfolg betrunken, außer Rand und Band und übersehen, in welche Gefahr hier Deutschland erneut und vielleicht wie nie zuvor gerät: Die Atomwaffen sind weit nach Osten vorgerückt bis direkt an die russische Grenze, in Deutschland wird wieder der Atomkrieg geübt in diesen Tagen, östlich von Deutschland existieren (verbündete) Staaten Deutschlands, die eine noch aggressivere Aufstellung der NATO gegen Rußland erwarten und ihr Territorium dafür anbieten. Jeder, der nur ein wenig Geschichte und Kartenwerke aus dem letzten Jahrhundert kennt, hört nicht nur Nachtigallen trapsen und kann allerlei Fallen erahnen, in die Unkundige und Übermütige nur allzu gerne treten.

In der FAZ vom Montag, 06.10. 2020, unter der Überschrift “Gemeinsame Werte, gemeinsame Waffen” ein überaus interessanter Rückblick auf neutralistische Bestrebungen und deutschlandpolitische dritte Wege (unter besonderer Beachtung, aber nicht nur, der SPD) gegeben, sehr lesenswert. Der FAZ, so interpretiere  ich das nicht nur aufgrund des  gen. Artikel, ist also durchaus bewusst, dass es in der jetzigen Situation um ganz grundsätzliche Aufstellungen geht. Über die Jahrzehnte hinweg und auch in Dokumentationen bspw. in ARTE dargestellt, wird ersichtlich, wie illusionistisch und naiv Gorbatschow  / Schewardnardse zu Deutschland verhandelt hatten, so im FAZ-Artikel: “Auch Helmut Kohl wusste, dass die Entscheidung für ein vereintes Deutschland im westlichen Militärbündnis auf Messers Schneide stand….Die Sowjetunion ließ sich durch das Verhandlungsgeschick der amerikanischen Regierung erweichen.”

Festzuhalten wäre also, in welch schäbiger Weise, Deutschland die Ergebnisse dieser Verhandlungen, seine deutsche Einheit, gegenüber Rußland mißbraucht hat. Noch viel schlimmer ist aber die erneute Ausrichtung darauf, eine ganze weitere Etappe so gestalten zu wollen: Im Windschatten der USA und NATO ganz weit gen Osten in die Welt zu segeln.

Das ist selbstmörderisch und wird niemals mehr belohnt werden, im Übrigen wurde der Kampf um den Platz an der Sonne und die Weltherrschaft auf Deutschland bezogen, nie belohnt. Alle neuen Möglichkeiten und Herausforderungen Deutschlands können nur in Abkehr von einer solchen Politik gemeistert werden, sei es die Klimakrise, die technologische Entwicklung und Entwicklung der Arbeit und des Sozialen. Deutschland hat alle Möglichkeiten, wenn es aus dieser neuen Endzeit-Politik aussteigt und in Frieden mit den USA, Rußland und China und den anderen Staaten der Welt zusammenarbeitet. Es muss raus aus der NATO und sehr bald, sonst ist es zu spät.

Das ist aus meiner Sicht die zentrale Frage für das kommende Jahrzehnt, leider wird sie von allzuviel politischen Kräften relativiert und beiseite geschoben. Nebenbei bemerkt, könnte sogar die Programmforderung der Linken nach einer Auflösung der NATO in ein kollektives Sicherheitsgefüge unter Einbeziehung Rußlands in ein ganz anderes Licht geraten.

Erbärmlich ist aus linker Sicht gesehen, dass realistische Kräfte, die eine hier skizzierte Entwicklung der Politik nicht wollen, außerhalb der abgeschwächten Friedensbewegung vor allem in den Unternehmen und ihren  Verbänden zu finden sind (Aussagen der AfD würde ich ungern belasten).

Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass es eine neue Partei geben sollte, die zentral die Punkte Austritt aus der NATO, Beseitigung von Armut in Deutschland, Bewältigung der ökologischen Herausforderung in ihr Programm und ihr Handeln stellt und dabei den erstgenannten Punkt als archimedischen Hebel ansetzt, von dem alle weiteren Punkte und auch Koalitionen abhängen. Die SPD wird es nicht sein, die Linke auch nicht und die Grünen schon gar nicht, die Jugend aber, z.B. Fridays for Future, die könnte man gewinnen. Sogar realistische Kräfte der Unternehmer könnte man gewinnen, denn mit Sozialismus hat das noch gar nichts zu tun.

Mit freundlichen Grüßen
Bernd Jacoby


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Das geht so ...


7. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,
 
Willy Wimmer fragt: Wo soll das enden?
 
Die Antwort ist so offensichtlich, wie einfach: Im Krieg.
 
Weshalb sonst sollte man sich die Mühe machen über mittlerweile mehr als ein Jahrzehnt permanent propagandistisch gegen einen speziellen Staat vorzugehen und die Beziehungen zu ihm sukzessive, bis hin zur offenen Feindschaft, zu verschlechtern? Es gibt wahrlich genug Länder die eine Menge Dreck am Stecken haben und auch heute noch übelste Verbrechen begehen und unsere Verbündeten USA, Israel und Saudi Arabien stehen da ganz weit oben auf der Rangliste, nur werden deren Verfehlungen nicht ständig in den Medien wiedergekäut, um sie den Konsumenten derselben wieder und immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Das Ziel solcher Maßnahmen ist klar: In der Bevölkerung ja keine allzu großen Sympathien für diesen Verbrecherstaat aufkommen zu lassen, den Haß zu schüren und die Gemüter auf den kommenden militärischen Konflikt einzuschwören.
 
Bleibt die Frage nach dem warum.
 
Stellen sie sich eine Welt vor, in der Russland und China als funktionierende Staaten nicht mehr existieren, sondern in sich gegenseitig bekriegende Teilrepubliken zerfallen sind. Wer wäre der größte Nutznießer daraus? Welcher Anwärter auf die Weltherrschaft sähe sich dadurch sämtlicher Konkurrenten langfristig entledigt und könnte damit schalten und walten wie es ihm beliebt?
 
Aus Sicht der USA wäre ein solches Ergebnis der absolute Hauptgewinn. Es gibt keinen ersichtlichen Grund, warum sie nicht versuchen sollten es mit allen Mitteln herbeizuführen, insbesondere, da ihre Position durch das aufstrebende China zusehends bedroht ist und man bereits in anderen Staaten mehr als willige Handlanger gefunden hat, die freiwillig den Kopf für dieses Himmelfahrtskommando hinhalten wollen. Daß sich in Europa wieder einmal Deutschland und Polen vor den angloamerikanischen Karren spannen lassen, um sich für deren Ziele verwüsten und verheeren zu lassen, kann, zumindest hierzulande, angesichts der künstlich aufrecht erhaltenen Unwissenheit der Bevölkerung und dem eklatanten Unwillen primär für die eigenen Interessen einzutreten, nicht verwundern.
 
Die Deutschen sind geopolitisch völlig ungebildet und empfinden eine regelrechte Scham davor, ihre ureigensten Bedürfnisse auszusprechen oder gar einzufordern. Das geht bisweilen soweit, daß man glauben könnte, ihnen wäre ein gesundes Maß an Selbsterhaltungswillen vollständig ab- und stattdessen ein unbedingter Wille zur Selbstaufopferung für andere, um nicht zu sagen ein Bedürfnis zur Selbstzerstörung, anerzogen worden. Der Deutsche zelebriert seine Schuld selbst da, wo keine ist. Er suhlt sich mit Begeisterung in seinem eigenen Dreck, während er den seiner angeblichen Erlöser geflissentlich übersieht oder schönredet.
 
Wäre die deutsche Bevölkerung in Kriegs- und Genozidgeschichte nur halbwegs unterrichtet, würde sie womöglich erkennen, daß ihre eigenen Taten aus dieser endlosen Abfolge an Greueln nicht wirklich herausstechen, sondern Teil eines historischen Kontinuums sind, in dem keiner unschuldig geblieben ist. Leider versagen das deutsche Bildungswesen und die deutsche Presse gezielt dabei, der Bevölkerung einen repräsentativen Überblick über diesen Aspekt der Menschheitsgeschichte zu vermitteln. Stattdessen findet man eine schier endlose, aber extrem einseitige präsentierte Wiederholung eines einzelnen historischen Ereignisses, mit der Folge, daß die Menschen zwar glauben, über den Zweiten Weltkrieg und seine Hintergründe gut informiert zu sein, in Wahrheit aber keine Ahnung über dessen wirkliche Ursachen haben und darum dazu verdammt sind, dieselben Fehler früher oder später zu wiederholen.
 
Der Blick auf die eigene Geschichte unterscheidet sich in Deutschland sehr von dem in anderen Ländern. Wo der Deutsche sich angesichts seiner erdrückenden Schuldgefühle für vergangenes Unrecht bis in die vierte Generation hinein vor aller Welt in den Staub wirft, behauptet der Brite bis heute, sein Empire wäre unterm Strich für alle Beteiligten doch eigentlich eine gute Sache gewesen; der Franzose glaubt weiterhin an den Segen seiner Zivilisierungsarbeit bei den Wilden; der Amerikaner ist weiterhin überzeugt, daß die Eroberung des Westens seine göttliche Aufgabe war; der Chinese und Russe blickt mit Stolz auf die Größe seines Reiches und verschwendet keinen Gedanken an die Völker, die bei dessen Errichtung vernichtet wurden. Der Deutsche allerdings schafft es nicht einmal anzuerkennen, daß die Lebensraumpolitik der Nazis die logische Konsequenz der alliierten Aushungerungspolitik während des Ersten Weltkrieges war. Alles, was seine eigene Schuld auch nur scheinbar mindern oder sein grausames Handeln menschlich nachvollziehbar erklären könnte, muß geleugnet werden.
 
Solange aber die Deutschen keinen realistischen Blick auf die großen Ereignisse der Weltgeschichte entwickeln, wird man ihnen weiterhin erzählen können, daß sie eine beispiellose Schuld auf sich geladen haben. Und solange der Deutsche sich von seinen Komplexen nicht befreit, kann er keine unabhängige Politik betreiben und sich gegen die Wünsche seiner “Befreier” stellen. Er muß sich an die Guten hängen, um ja nicht wieder seinem bösen Naturell zu erliegen. Er begreift nicht, daß gerade die Guten an Schlechtigkeit, Heimtücke und Heuchelei kaum zu überbieten sind und ihn seit 75 Jahren an der Nase herumführen.
 
Wer also glaubt die Politik der Nazis stellte einen außergewöhnlichen Tiefpunkt der menschlichen Geschichte dar, der hat weder von Geschichte, noch von der Natur des Menschen viel Ahnung. Homo homini lupus. Das war so seit Anbeginn der Menschheit und wird so bleiben, bis der letzte von uns sein Ende findet. Es gibt kein Großreich, das bei seinen Eroberungszügen nicht unzählige Unschuldige systematisch ausgebeutet, unterdrückt und vernichtet hat. Belege dafür gäbe es unzählige, ich will hier nur einen anführen, die französische Vernichtungspolitik während des Aufstandes in Haiti zu Beginn des 19. Jahrhunderts:
 
“Aufgrund der revolutionären Stimmung bei den Schwarzen im kolonialen Haiti, erarbeitete Napoleon, als neuer politischer Führer Frankreichs und seiner Kolonien, ein Programm der ethnischen Säuberung und des Völkermordes, indem er die Massenhinrichtung aller Schwarzen in Haiti anordnete, um sie durch neue, noch formbare Afrikaner, die man in Afrika fing, ersetzen zu können. Zusätzlich befahl Napoleon dem französischen Militär alle Schwarzen über zwölf Jahren an Ort und Stelle zu exekutieren. Trotz dieser besonderen, tödlichen Anordnung wurden viele der versklavten Afrikaner im kolonialen Haiti, die noch keine zwölf Jahre alt waren, entweder erstochen oder ertränkt, indem man ihre Leiber, mit Sandsäcken beschwert, ins Karibische Meer stieß. Als Zeichen weiteren Terrors und der Einschüchterung wurden die abgeschlagenen Köpfe versklavter Afrikaner auf den Schutzwällen der hölzernen Außenposten und an den Wegrändern des kolonialen Haiti aufgespießt; während in einem Amphitheater wilde Hunde von den Franzosen dazu benutzt wurden, um schwarze Häftlinge zu zerfleischen.
 
Um die Effizienz zu maximieren (sprich, die meisten versklavten Afrikaner zu den niedrigsten Kosten und dem geringsten Risiko für Frankreich zu ermorden), machte Napoleon die versklavten Afrikaner Saint-Domingues mit der Gaskammer bekannt. Dies war das erste mal in der Geschichte, daß die Gaskammer in einer solch fürchterlichen Weise benutzt wurde. Der afrikanisch-karibisch-französische Gelehrte Claude Ribbe schreibt in ‘Le Crime de Napoleon’ (Das Verbrechen Napoleons), daß Napoleon Schwefeldioxid für den Genozid von mehr als 100.000 aufständischen versklavten Afrikanern benutzte, um die revolutionären Aktivitäten der Schwarzen im kolonialen Haiti zu unterdrücken. Der Schwefel kam von den Vulkanen Haitis und wurde verbrannt um Schwefeldioxid zu erzeugen, das dazu benutzt wurde, um versklavte Afrikaner in den Frachträumen französischer Schiffe zu vergasen (vergiften).
 
Ribbes Anschuldigungen bezüglich Napoleons Verwendung der Gaskammer im kolonialen Haiti wird durch den französischen Historiker Antoine Metral bestätigt, der 1825 die Mengen an Leichen toter Haitianer notierte, die von den Franzosen in Beinhäusern vergast worden waren. Metral berichtet, daß ‘wir ihnen manchmal die Köpfe abrissen, manchmal Fußfesseln mit Gewichten anlegten, um sie zu ertränken; manchmal wurden sie in Schiffen mit Schwefel vergast.” Desweiteren, so schreibt Metral, ‘erfanden wir eine weitere Art Schiff in dem die Opfer beider Geschlechter gestapelt wurden, einer auf dem anderen, und mit Schwefel erstickt wurden’ – ‘das waren Gefängnisschiffe, die Etouffiers oder ‘Würger’ genannt wurden, in denen man die Schwarzen unter schrecklichen Qualen erstickte.’ Die unvorstellbaren Schrecken, die den Afrikanern von den Europäern angetan wurden, entsetzten und beschämten nicht nur die meisten von uns, sondern ließen selbst den Teufel erröten.”
– Patrick Delices: What is Africa to Me? Jean Price-Mars and the Significance of an African Collective Identity in Haiti; in Celucien L. Joseph et al.: Between Two Worlds – Jean Price-Mars, Haiti, and Africa; London: Lexington Books, 2018, S. 188.
 
“Der Krieg begann auf französischer Seite unter der Führung General [Charles] Leclercs, dessen Strategie bei der Unterwerfung von [Toussaint] Louverturres schwarzer Armee sehr einfach war. Es sei notwendig einen ‘Vernichtungskrieg’ zu führen, schrieb Leclerc am 17. September 1802 an Bonapartes Kolonialminister, Denis Decrès. Ein paar Wochen später schrieb Leclerc an Bonaparte, daß ‘wir alle Schwarzen in den Bergen vernichten müssen – Männer und Frauen – und nur Kinder unter zwölf Jahren verschonen dürfen. Wir müssen die Hälfte derer in den Ebenen vernichten und dürfen keinen einzigen Farbigen in der Kolonie übriglassen, der eine Epaulette getragen hat.”
– Malick Ghachem: The Colonial Vendée; in David Patrick Geggus & Norman Fiering: The World of the Haitian Revolution; Bloomington, IN: Indiana University Press, 2009, S. 170.
 
Über solcherlei Dinge redet man in Frankreich natürlich eher ungern und in Deutschland schon gar nicht. Die Geschichtsschreibung des Völkermordes in Europa interessiert sich nur für weiße Genozidopfer und in Deutschland nur für die Opfer des Holokaust. Eine realistische Einschätzung solcher Ereignisse und ihr Setzen in einen größeren Kontext wird dadurch natürlich unmöglich. Die Vernichtungspolitik der Nazis war aber kein Unfall der Geschichte. Sie war weder beispiellos noch einzigartig, sondern eine ganz natürliche Weiterentwicklung der Methoden, die in aller Welt seit Jahrtausenden bei Eroberungszügen angewandt wurden und insbesondere gängige Praxis bei den Feldzügen der europäischen Kolonialmächte waren. Andreas Hillgruber schrieb hierzu:
 
“Hitlers Ostkriegskonzeption stellt den in den besetzten Gebieten in einem erheblichen Teil auch verwirklichten Versuch dar, eine bisher nur in außereuropäischen Kolonialkriegen übliche Kriegszielplanung und die damit verbundenen Methoden der Kriegführung zusammen mit den Vernichtungspraktiken im innerstaatlichen Bereich, wie sie im bolschewistischen Rußland seit 1917/18, im nationalsozialistischen Deutschland seit 1933/34 geübt wurden, auf eine Auseinandersetzung zwischen zwei Großmächten in Europa zu übertragen.”
– Andreas Hillgruber, Karin Hillgruber: Deutschlands Rolle in der Vorgeschichte der beiden Weltkriege; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1979, S. 117.
 
Mit anderen Worten, Hitlers Grenzüberschreitung bestand im wesentlichen darin, mit Weißen das zu tun, was nach Auffassung der zivilisierten Völker eigentlich nur Schwarzen, Gelben, Braunen und Roten vorbehalten war. Wobei selbst das fragwürdig ist, wenn man die britische Herrschaft in Irland betrachtet.
 
Es ist leider eher unwahrscheinlich, daß in Deutschland innerhalb der nächsten Jahre dahingehend ein Umdenken stattfinden und sich daraus eine unabhängigere Politik von den Stichwortgebern aus Washington entwickelt wird. Ich fürchte, wir werden stattdessen innerhalb der nächsten zehn bis zwanzig Jahre mit Volldampf in den Dritten Weltkrieg rasen, weil wir nicht verstehen, wieso es zum Ersten und zum Zweiten kam, noch anerkennen wollen, daß auch Deutschland damals nachvollziehbare und legitime Interessen hatte, die von den anderen Mächten mit Füßen getreten wurden. Würden die Deutschen wissen, welches Spiel damals gespielt wurde, hätten sie vielleicht mehr Sympathien für die Leidtragenden der heutigen Machtpolitik westlicher Staaten, denn sie würden erkennen, daß sie dereinst selber Opfer dieser skrupellosen Machenschaften wurden und welche katastrophalen Auswirkungen dies nach sich zog. Vielleicht würde sie sich dann mit mehr Vehemenz gegen die Politik der Bundesregierung aussprechen und endlich auch an der Wahlurne die nötigen Konsequenzen ziehen, denn der geplante große Krieg muß mit allen Mitteln verhindert werden. Die ganze Gesellschaft müßte sich eigentlich kollektiv dagegen auflehnen, um das Land vor dem Untergang zu bewahren. Allein mir fehlt der Glaube, daß die Masse rechtzeitig merken wird, wohin der Hase läuft, geschweige denn, daß sie etwas dagegen unternimmt, bevor der Lauf der Dinge nicht mehr aufzuhalten ist.
 
Zu Harald Lesch sei noch bemerkt, er ist ganz offenbar ideologisch verblendet und völlig von seinen politischen Vorstellungen eingenommen. Das geht bei dem mittlerweile soweit, daß es sein wissenschafltiches Urteilsvermögen trübt und eine unvoreingenommene, selbstkritische Herangehensweise an bestimmte Themen schlicht nicht mehr erlaubt. Meine Sympathien für diesen Mann gingen schlagartig auf null, als ich ein Video sah, in dem er nach einem Vortrag über den Klimawandel einen Studenten zur Sau machte, weil der sich dazu erdreistet hatte, die kritische Rolle der weltweiten Überbevölkerung in dieser Angelegenheit anzusprechen. Von dem kann man also nichts erwarten, was dem Mainstream in entscheidenden Punkten widersprechen würde.
 
Mit freundlichen Grüßen,
RF

Anmerkung Albrecht Müller: Die Hinweise auf die vielen Verbrechen und Genozide anderer westlicher Staaten sind berechtigt, eine damit möglicherweise verbundene Relativierung der im Namen Deutschlands begangenen Verbrechen nicht.


8. Leserbrief

Liebe NDS-Redaktion,

dass man andere Menschen nicht einfach vergiften darf, ist ein zeitloser und universaler moralischer Wert – nicht nur einer des “Wertewestens”. Unbezweifelbare Wahrheiten wird Professor Lesch hier auf Erden nicht finden, jedenfalls nicht in wissenschaftlichen, allenfalls in “Heiligen Büchern”. Wenn man es ganz genau nimmt, dann sind alle wissenschaftlichen Theorien ausnahmslos falsch – ansonsten wäre ein Fortschritt von Kopernikus zu Galilei, Newton, Einstein gar nicht möglich gewesen. Herr Lesch hat mir besser gefallen, als er noch in BR Alpha an der Schulwandtafel den Menschen das Universum erklärt hat.

Viele Grüße
M.W.


9. Leserbrief

Sehr geehrte Redaktion,
 
angesichts ihres Beitrages zu diesem Thema bleibt mir nur sicher sein zu können, dass die momentane politische Agenda Eines vorbereiten will, Krieg.
Zu dieser Überzeugung muss man unweigerlich kommen, fügt man dieses Mosaik von Vorwürfen gegen Russland sorgfältig zusammen.
Diese Vorwürfe, so schrieb ich schon einmal, dienen nur zur Rechtfertigung kriegerischer Maßnahmen gegen ein Land, dass sich dem Dollar nicht beugen will. Die Argumentation ist gegenstandslos
Ich bin 48 geboren, also 3 Jahre nach dem Ende des II. Weltkrieges, und habe einen direkten Waffengang meines Landes, außer selbstverständlich den illegalen Kriegen im Ausland, Kosovo, Serbien Afghanistan usw. nichts mitbekommen von dem, was das für die unmittelbar Betroffenen bedeutet.
Angesichts der momentanen politischen Lage aber befürchte ich, dass mir zu meinem Lebensende hin der „Genuss“ eines solchen Ereignisses nicht erspart bleiben wird. Und all den nach mir kommenden Generationen ebenso wenig, und das ist meine größere Sorge.
 
Was wir zur Zeit erleben ist Guernica, erst wird probiert, dann glaubt man u wissen und dann ist Krieg, von einem Tag zum anderen.
 
Nur diesmal wird es anders werden. Grauenhaft, mit einem einzigen Wort. Dagegen sind die Gründe die im Hintergrund der Entwicklung eine zentrale Rolle spielen, keine Verschwörungstheorie, wobei ich diese Diffamierung Andersdenkender absolut hasse, sondern der Grund für diese unselige Entwicklung liegt im gesamtmonetären Zustand der Weltwirtschaft und ihrer nicht mehr beherrschbaren Risiken. Dies will von den Unverantwortlichen nicht ein Einziger zugeben, diese Tatsache zu leugnen ist aber absolut lässlich.
 
Dies schöne Welt wird durch die Gier Weniger am Spiel echt Beteiligter zugrunde gehen. Und alles mit sich reißen, was sich ihr in den Weg stellt. Die Luftschlösser werden im Donnerklang dieses Gewitters verweht und das Weltkartenhaus falscher Versprechungen der Falschspieler stürzt ein. Die ersten Eckpfeiler sind schon geknickt, der Rest kommt nach.  Das Ende möchte ich mir lieber nicht vorstellen. Ich bin nur noch traurig.
Vielen, herzlichen Dank für ihr so unendlich wichtiges Engagements .

Mit herzlichen Grüßen,
Wolfgang Schuckmann


10. Leserbrief

Liebes NDS-Team,

Herr Lesch fiel mir bereits mit seiner Leschs Kosmos Sendung auf die Leber, als er im Frühjahr den wissenschaftlichen Beweis erbringen wollte, dass das Covid-19-Tierchen von den Chinesen im Labor hergestellt worden sei.

Mit den besten Grüßen von Ihrem Leser I.D.


11. Leserbrief

Sehr geehrte NDS-Redaktion,

wundern Sie sich ernsthaft über die untergriffigen ad-Hominem Argumente? Sie haben geschrieben, dass die Thesen von Lesch in Sachen Klimawandel förderungswürdig seien. Fragwürdig trifft es wohl eher, denn er hat genau das selbe Argumentationsmuster angewandt und andere Disputanten pauschal als Verschwörungstheoretiker, Dummköpfe und Scharlatane hingestellt.

Anderes Beispiel: Als Lesch die nuklearpolitik im letzten Jahr Iran analysierte, nannte er als Quelle das CSIS: ein US-amerikanischer Think-Tank, der von dem Hardliner Zbigniew Brzezinsky gegründet wurde und dem Council on Foreign Relations nahesteht. Das ist ungefähr so, als würde man sagen: Trump hat, was den Iran betrifft, recht.

Fragen Sie sich doch mal was Wissenschaft bedeutet. Für mich bedeutet es den vorurteilsfreien Austausch von Sachargumenten. Jeder Fragestellung darf nachgegangen werden. In Sachen zB Klimawandel bedeutet das, dass man auch der Frage nachgehen darf “Gibt es (neben den Treibhausgasen) auch astronomische Faktoren wie zB das Erdmagnetfeld?” wie es zB der dänische Physiker Henrik Svensmark tut. Sehen Sie sich doch mal an, wie Svensmark von einem Senior-Professor (während seines Vortrages!) heruntergeputzt wird.(1)

HINWEIS: Hier geht es mir NICHT darum ob Svensmark recht hat oder nicht, sondern darum wie er behandelt wird, weil er eine scheinbar unliebsame Thematik behandelt.

Das ist Wissenschaft im 21. Jahrhundert: Ein haufen engstirniger, alteingesessener, spießbürgerlicher Senior-Professoren deren Ego wichtiger ist als eine faire, offene und vernünftige Diskussion. Und da reiht sich Harald Lesch mit seiner untergriffigen eristischen Dialektik(2) nahtlos mit ein!

Und da er es mit seiner Untergriffigkeit nicht lassen kann, wie man es am Fallbeispiel Nawalny vortrefflich sehen kann, hier eine Untergriffigkeit meinerseits: der Mann ist das Paradebeispiel eines Einflussagenten auf dem Niveau eines Fernsehpredigers!

Für die Zukunft eine Bitte: wenn Sie sich auf Wissenschaftler berufen wollen, dann bitte auf jene, die ihre Hausaufgaben korrekt(!) machen und nicht auf diesen Klugschei*er vom Dienst, der am liebsten öffentliche Egopflege betreibt. (In dem er sich selbst als Experte für eh alles feiert.) Auch dann nicht wenn er bei einem Thema diesselbe Meinung vertritt wie man selbst.

Mit freundlichen Grüßen,
Daniel Jacob

(1) youtu.be/WSmyZDjFqOw?t=1542
(2) de.wikipedia.org/wiki/Eristische_Dialektik (siehe Schopenhauer: “Die Kunst, Recht zu behalten”)


12. Mail des Lesers R. A. an Prof. Lesch

Sehr geehrter Herr Lesch,

ich bin fasziniert, was einer Ihres Intellekts und Bildung von rechtstaatlichen Prinzipien hält, nämlich offenbar überhaupt gar nichts. Aber in Deutschland, einem Land, welches auf der Basis solcher wirren Gedankenwelten von der eigenen Überlegenheit und Unantastbarkeit schon einmal 25-30 Mio. Russen ermordet hat, wundert mich das auch wiederum nicht.

Zitat, Teil 1:

Harald Lesch: “Nehmen wir die Causa Nawalny: Der Mann wurde mitten in Sibirien vergiftet. Sich vorzustellen, dass westliche Geheimdienste dorthin gereist sein sollen, um einen Mann zu vergiften, der in einem autoritären Regime die eigenen westliche Werte vertritt, ist absurd.”

sagte wer? Schonmal was von Patrice Lumumba gehört? US-Geheimdienste ermorden am laufenden Band Menschen in anderen Ländern. Sie schrecken manchmal auch nicht vor offenen Hinrichtungen zurück: General Soleimani. Und außerdem…wer sagt, dass es sich mit Russland um ein autoritäres Regime handeln würde? Nicht etwa die gleichen Leute, die den Irak überfallen und dort einen Genozid verübt haben, indem sie 1,5 Mio. Menschen ermordeten? Ich sag mal so viel: ich finde Deutschland, welches im Hambacher Forst Menschen verprügelt, weil sie sich für das Klima einsetzen oder in Berlin Mieter gewaltsam aus ihrer Unterkunft entfernen, wohl weil es sich um die falschen Mieter handelte, ist mindestens stellenweise autoritär. Ja. Das kann ich sagen. Aber Russland? Ich weiß nicht, ob Russland autoritär ist. Mag sein. Meine Beobachtungen decken sich nicht mit so einem vorgefertigten rassistischen Bild. Russland fördert den Frieden z.B. in Berg Karabach, auch in Syrien (was mir westliche Massenmörder (Irak) erzählen, tut hier nichts zur Sache; was zählt sind die Fakten: bing.com/images/search?q=isis+mccain, auch das passt dazu, wie die USA in der Welt auftreten und massenweise Menschen ermorden, in anderen Ländern, einfach so; also jene Leute, die uns seit quasi immer schon zu Rassismus gegen Russland anstacheln wollen m.youtube.com/watch?v=vln_ApfoFgw)

Stichwort “westliche Werte”? Was sind das? Einer, der zur Auslöschung einer Volksgruppe (Kaukasier) aufruft, sie als Kakerlaken bezeichnet, Ungeziefer, welches es zu beseitigen gilt? Vll. wissen Sie ja nicht, für wen Sie sich da so stark machen (unabhängig davon, dass auch er den Schutz seiner Unversehrtheit verdient hat)…

m.youtube.com/watch?v=oVNJiO10SWw

Teil 2:

“Deswegen wundere ich mich sehr über einige politische Stimmen aus Berlin, die solche Theorien tatsächlich für möglich halten. Er ist ja nicht der erste Kritiker des Regimes, der vergiftet oder ermordet wurde.”

Stimmt! Patrice Lumumba ist nicht der erste Oppositionelle der USA (einer, der es gewagt hat, Rechte für seine Mitmenschen einzufordern, was ihn automatisch zu einem Feind der USA hat werden lassen, ebenso wie z.B. Snowden oder Assange), den sie (deren Geheimdienste) in einem anderen Land auf grausame und kaltblütige Weise ermordet haben. Zu welchem Mord haben Sie denn eindeutige Beweise (Stichwort rechtstaatliche Prinzipien), die das “Regime Putin” (einer, der Snowden aufgenommen hat und wohl als einziger Staatschef dazu in der Lage ist, ihm Schutz zu gewähren) begangen haben soll, also abseits rassistischer Vorverurteilungen und Unterstellungen? Ach stimmt ja. Der (hässliche) Superdeutsche, der weiß ja was Sache ist. Seine Überheblichkeit und Arroganz anderen Völkern ggü ist ihm praktisch in die Wiege gelegt, nicht erst seit Adolf…

Teil 3:

“Wer starke Thesen aufstellt, muss auch starke Argumente haben. Eine Behauptung alleine reicht nicht aus.”

Stimmt. Fällt Ihnen was auf?? Davon mal abgesehen, dass Sie sich hier selber widersprechen (oder können Sie die angeblichen Morde des Ihrer Meinung nach “autoritären Regimes” auch mit Beweisen, schwächer ausgedrückt “Argumenten” belegen?), ich hab noch niemanden gehört, der gesagt hätte “es WAREN westliche Geheimdienste”. Bisher hab ich nur gehört “genauso gut HÄTTEN es westliche Geheimdienste sein KÖNNEN”. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Sie als Wissenschaftler werden verstehen, was ich meine, hoffe ich. Kurz: Sie unterstellen anderen falsche Anschuldigungen, obwohl nur Vermutungen geäußert wurden. Das ist – wissenschaftlich gesehen – höchst unsauber. Ihre Unterstellungen gen Russland sind es ebenso.

Teil 4:

“So ist das auch bei allen anderen Themen. Natürlich darf man immer kritisch hinterfragen, aber absurde Annahmen müssen auch schnell wieder abgehakt werden. Man braucht gute Argumente, wenn man sich gegen den Mainstream wendet.”

Wie? Was? Wo? Wer dem Mainstream widerspricht, ist ein Ketzer? Hatten wir alles schonmal und nicht nur einmal. Ist auch nicht wissenschaftlich. Im Gegenteil. Es ist geradezu ein Paradebeispiel, wie man es nicht machen sollte: stupide der (angeblichen) Mehrheitsmeinung folgen. Mehrheitsmeinung ersetzt Wissenschaftlichkeit, die sich nicht der Mehrheitsmeinung verschließen soll, sie aber auch nicht als Richtschnur ihres Handelns nehmen darf. Kurz: nicht Mehrheitsmeinung, sondern Fakten sind maßgebend.

Teil 5:

“Der Aussage, dass die Erde eine Kugel ist, das Modell der Scheibe gegenüberzustellen, ist das Gegenteil von guter Argumentation. Was für intellektuelle Opfer müssen Menschen erbringen, um solch einen Blödsinn zu glauben?”

Jetzt wird es richtig abstrus…. Ich übersetze es mal so: “Genau, Alles, was zählt, ist meine rassistische Einstellung und Vorverurteilung. Russland war’s, Mensch ist doch klar, die leben da noch auf Bäumen und sind sowieso ganz weit zurückgeblieben.” Frage am Rande: Waren Sie schonmal in Russland?

Noch was zum Thema “westliche Werte”: das Problem ist 500 Jahre Kolonialfaschismus, bei der die Europäer (heute “der Westen”) immer schon geglaubt haben, dass ihre “Werte” sie dazu ermächtigen würden, diese anderen aufzuzwingen (wenn es das wenigstens wäre, auch diese Ansicht ist mindestens eine Verharmlosung, denn die eigenen Werte hat man den kolonialisierten “Untermenschen” ja nie zuteilwerden lassen) und dabei den ein oder anderen Genozid zu verüben (zB als der belgische König in damals belgisch Kongo die Hälfte der Bevölkerung, 10 Mio Menschen regelrecht abschlachten ließ) haben ihre tief eingebrannten Spuren hinterlassen. Das Problem mit den sog. “westlichen Werten” ist zweierlei: das falsche Schönfärben des eigenen Bildes einerseits und andererseits ein dadurch – 500 Jahre Kolonialfaschismus bekommt man so leicht (wenn überhaupt) eben nicht mehr aus unserer Kultur gelöscht – tief eingeprägter und für selbstverständlich empfundener Rassismus. Wir sind so von unserer Weltsicht überzeugt und halten uns auch permanent für überlegen (allein schon von “westlichen” Werten zu sprechen, ist rassistisch), dass wir weder Belege und Beweise für unsere Standpunkte brauchen, noch einen differenzierten, weitere Möglichkeiten offen lassenden Blick auf die Dinge. Unwissenschaftlich, dafür aber nationalistisch.

Die Antwort, die Sie liefern, sie ist keine oder eben genau das, was ich in meinem letzten Absatz beschrieben habe. Sie liefern ein trauriges Bild ab eines (offenbar nur selbsternannten) “Wissenschaftlers”, zumindest in diesem und auch dem einen oder anderen Themenkomplex.


Nachbemerkung Albrecht Müller: Ich erinnere noch einmal daran, dass der Münchner Professor sich am kommenden Sonntag im ZDF den sogenannten Verschwörungstheorien zuwenden wird. Mal sehen, was das wird. Mal sehen, ob Professoren noch etwas lernen können:

Ein Fall für Lesch & Steffens
Die Wahrheit über die Lüge
“Alternative Fakten” haben Konjunktur. Die Wahrheit kommt dabei unter die Räder. Harald Lesch und Dirk Steffens verfolgen Verschwörungsideologien und entdecken immer die gleichen Muster.
Im TV-Programm: ZDF, 18.10.2020, 19:30 – 20:15
Im TV-Programm: ZDF, 18.10.2020, 19:30 – 20:15 
18.10.2020
18.10.2020
Video verfügbar ab 17.10.2020, 07:00


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