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Titel: So wird alles Fortschrittliche ruiniert. Überall. Wie so oft mit dem Vorwurf des Antisemitismus.

Datum: 30. Oktober 2020 um 14:21 Uhr
Rubrik: Antisemitismus, einzelne Politiker/Personen der Zeitgeschichte, Parteien und Verbände, Strategien der Meinungsmache
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Wir geben hier ein paar Meldungen aus deutschen Medien (A) und eine Stellungnahme Oskar Lafontaines (B) wieder. Am Vorgang wird deutlich, wie systematisch auch in Großbritannien die linke Partei, die Labour-Partei, unterwandert und umgedreht worden ist. Jetzt hat sie ihren profilierten ehemaligen Vorsitzenden suspendiert. Jeremy Corbyn, der Hoffnungsträger vieler Menschen in Großbritannien und darüber hinaus, darf nicht mehr Mitglied der Labour-Fraktion sein. Zuvor hatte man ihn schon als Labour-Chef mit dem gleichen Antisemitismus-Spiel entmachtet. Dieser Vorgang ist Teil eines grandiosen und weltweiten Spiels: Zum einen werden die sozialdemokratischen und sozialistischen, also die linken Parteien, in den meisten Ländern systematisch umgedreht und ruiniert. Zum andern gibt man sich mithilfe eines „streitbaren“ Kampfes gegen Rechts ein linkes Image. Siehe Merkel, siehe Macron und all ihre Unterstützer in den großen Unternehmen, Finanzkonzernen, den Milliardären und Geheimdiensten dieser Welt. Albrecht Müller.

  1. Einige wenige Medienstimmen zum Vorgang:
    1. Tagesschau
      Wegen Antisemitismus-Vorwürfen
      Labour suspendiert Ex-Chef Corbyn

      Stand: 29.10.2020 16:07 Uhr

      Der britische Ex-Labour-Chef Corbyn ist von seiner Partei suspendiert worden. Grund sind Antisemitismus-Vorwürfe, die Corbyn verharmlost haben soll. Vorausgegangen war ein Untersuchungsbericht.

      Von Thomas Spickhofen, ARD-Studio London

      Die britische Labour-Partei hat ihren früheren Vorsitzenden Jeremy Corbyn suspendiert. Eine Parteisprecherin sagte, dies geschehe angesichts seiner Kommentare zu einer Antisemitismus-Untersuchung in der Partei und seinem Versagen beim Kampf dagegen. Auch die Mitgliedschaft in der Unterhausfraktion von Labour wurde Corbyn entzogen.

    2. Süddeutsche Zeitung
      Antisemitismus? Labour-Partei schließt Ex-Chef Corbyn aus
      Direkt aus dem dpa-Newskanal
      London/Tel Aviv (dpa) – Der frühere britische Labour-Chef Jeremy Corbyn ist am Donnerstag im Streit um antisemitische Tendenzen von seiner Partei suspendiert worden.
      ….
  2. Lafontaine auf Facebook

    Labour-Party will Jeremy Corbyn rauswerfen

    Die traditionsreiche britische Partei wird von den Anhängern Tonys Blairs weiter zerstört

    Die Labour-Party will Jeremy Corbyn rauswerfen, den Mann, der der Partei neues Leben eingehaucht und hervorragende Wahlergebnisse beschert hat (2017: 40,3 Prozent/12,8 Millionen Stimmen, und selbst mit seinem letzten, angeblich schlechten Wahlergebnis 2019 holte er noch rund 10,3 Millionen Stimmen und damit mehr als seine Vorgänger Ed Milliband 2015 (9,3 Millionen Stimmen), Gordon Brown 2010 (8,6 Millionen Stimmen und Tony Blair 2005 (9,5 Millionen Stimmen)). Der Grund: Er habe sich verharmlosend zu einer Antisemitismus-Untersuchung geäußert. Die Blairisten haben nicht mehr alle Tassen im Schrank.

    Im Verein mit den Kräften in Wirtschaft, Politik, und Medien, die ein soziales Großbritannien, in dem die wachsende Ungleichheit wieder abgebaut werden soll und Steuergerechtigkeit herrscht, verhindern wollen, sind die Anhänger Blairs unter Führung von Corbyns Nachfolger als Parteichef, Keir Starmer, dabei, die traditionsreiche Labour-Party endgültig zu zerstören.

    Wenn schon Rauswurf wegen parteischädigenden Verhaltens, dann hätte als erster der Kriegsverbrecher Tony Blair rausgeworfen werden müssen, dem das Volk einst den „Ehrentitel“ Bushs Pudel verlieh. Der von Blair und Bush zu verantwortende Irakkrieg wurde, wie fast alle Rohstoffkriege, auf Grundlage einer Lüge – „der Irak hat Chemiewaffen“ – begonnen und führte zum Tod von vielen Menschen – Schätzungen gehen von 120.000 bis über 600.000 Opfern aus. Bush und Blair gehören längst vor den Internationen Strafgerichtshof.

    Weil er die Politik von Margaret Thatcher fortsetzte, die zur Schwächung der Gewerkschaften und zu Abbau sozialer Leistungen geführt hatte, sagte die „Eiserne Lady“ triumphierend: „Unser größter Erfolg war Tony Blair.“ Würde sie noch leben, dann wäre ihre Freude heute noch größer. Sie hat nicht nur einen willfährigen neoliberalen Nachfolger gefunden, sondern über ihn die britische Labour Party so verändert, dass sich eine der traditionsreichsten Arbeiterparteien Europas selbst zerstört.


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