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Titel: Realsatire: Strack-Zimmermann erhält Preis „für Menschlichkeit“
Datum: 1. Juli 2025 um 10:11 Uhr
Rubrik: einzelne Politiker/Personen der Zeitgeschichte, Strategien der Meinungsmache, Wertedebatte
Verantwortlich: Tobias Riegel
Die FDP-Politikerin wurde gerade „für ihre klaren Worte und ihr entschlossenes Handeln angesichts globaler Krisen“ mit dem „Janusz-Korczak-Preis für Menschlichkeit“ ausgezeichnet. Wäre das als Satire angelegt, wäre es eine treffende Aktion. Leider ist das alles ernst gemeint. Ein Kommentar von Tobias Riegel.
Die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist am Sonntag mit dem Janusz-Korczak-Preis für Menschlichkeit ausgezeichnet worden. Seit Jahrzehnten engagiere sich Strack-Zimmermann für Demokratie, Freiheit und insbesondere gegen Antisemitismus, teilte die Europäische Janusz Korczak Akademie mit. Laut den Initiatoren wird Strack-Zimmermann zudem „für ihre klaren Worte und ihr entschlossenes Handeln angesichts globaler Krisen geehrt“, darunter der Ukraine-Krieg und der Anschlag der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023, wie etwa die Jüdische Allgemeine berichtet.
Die FDP-Politikerin ist seit 2024 Mitglied des Europäischen Parlaments, wo sie Vorsitzende des Sicherheits- und Verteidigungsausschusses ist. Von 2017 bis 2024 saß sie im Bundestag, sie wird in deutschen Medien häufig als „Expertin für Verteidigungs- und Militärfragen“ vorgestellt.
Propaganda und Preisverleihungen
Es gibt Kombinationen aus Bild, Namen und Inhalt, die augenblicklich inneren Widerstand hervorrufen – das ist etwa bei dieser aktuellen Überschrift der Jüdischen Allgemeinen der Fall.
Bei dem Vorgang musste ich auch indirekt an folgende Phänomene denken: an die Praxis, Propaganda mit Preisverleihungen zu betreiben, und wegen Strack-Zimmermanns zum teil harter Ausdrucksweise an das Prinzip, dass eine auf der etablierten politisch-medialen Bühne praktizierte „Hasssprache von Oben“ gesellschaftlich verrohender wirken kann als enthemmte Bürgerkommentare in sozialen Medien.
Da der Janusz-Korczak-Preis keine Negativpreis ist, muss die mit der Verleihung verbundene Botschaft zurückgewiesen werden, auch wenn sie ganz offensichtlich selbsterklärend absurd ist: Strack-Zimmermann ist als Preisträgerin für die dem Preis zugeschriebenen Verdienste meiner Meinung nach ganz besonders ungeeignet: Politisch hat sie sich als Militaristin positioniert, die sogar innerhalb der bereits harten Meinungsmache der militaristischen Zeitenwende nochmals negativ aufgefallen ist. Diese stilistische Härte pflegt sie indirekt wie eine persönliche Marke – und manchmal lässt sie sich sogar öffentlich gegenüber Bürgern gehen. Dazu kommen dann noch absurde öffentliche Falschbehauptungen wie die, dass der russische Präsident Putin „hunderte von Millionen Menschen unter die Erde gebracht“ habe. Inhaltlich passt da sogar ihr Fehlgriff, sich als „Oma Courage“ darzustellen.
„Baerbock erhält die Haarnadel für Femininistische Diplomatie“
Wa soll man also zu dem Vorgang sagen? Man traut sich ja kaum, die zahlreichen Selbstverständlichkeiten auszudrücken, die sich angesichts der schrägen Veranstaltung und der aufreizenden Kombination aus Strack-Zimmermann einerseits und der Formulierung von den herausragenden „Verdiensten für die Menschlichkeit“ andererseits sofort aufdrängen.
Der EU-Abgeordnete Martin Sonneborn hat die Absurdität der Preisverleihung in einem heute bereits in den Hinweisen verlinkten Beitrag auf X folgendermaßen in Worte gefasst:
„Strack-Rheinmetall erhält den Preis für Menschlichkeit. Die Laudatio hält Carlo Massaka.
Trump erhält den Nobelpreis für intergalaktischen Frieden. Die Laudatio hält Idi Amin.
Merz erhält den Pisspott für Philanthropie (und soziale Gerechtigkeit). Die Laudatio hält Larry Fink.
Baerbock erhält die Haarnadel für Femininistische Diplomatie. Die Laudatio hält Hein Blöd.“
Als eine satirische Aktion wäre die Preisverleihung gelungen. Leider ist das wohl alles ernst gemeint.
Titelbild: Screenshot/ORF
Strack-Zimmermann dreht auf: „Putin hat Hunderte von Millionen Menschen unter die Erde gebracht“
Das passt gut: Strack-Zimmermann als „Oma Courage“
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