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Titel: Eine Folien-Präsentation zum Mackenroth-Theorem

Datum: 28. November 2007 um 11:55 Uhr
Rubrik: Gestaltete PDF, Rente, Riester-Rürup-Täuschung, Privatrente
Verantwortlich:

Kai Ruhsert erläutert mit Präsentationsfolien, was mit dem Mackenroth-Theorem gemeint ist. Im Kern besagt dieses Theorem: Wie auch immer wir die Finanzierung der Altersvorsorge gestalten – über Kapitaldeckung oder Umlageverfahren – immer muss die arbeitsfähige Generation die Rentner- und die Kinder-/Jugendlichen-Generation versorgen.
Sie können die Präsentation selbstverständlich für Ihren eigenen Bedarf nutzen, um dieses schwierige, aber wichtige Theorem auch Dritten zu erläutern. Albrecht Müller

NachDenkSeiten-Leser wissen, wie es um die Glaubwürdigkeit von Finanzwissenschaftlern bestellt ist, die im Auftrag von Versicherungsunternehmen Werbung für die private Altersvorsorge machen, zugleich aber als angeblich unabhängige Sachverständige Gutachten zur Reform der Altersvorsorge erstellen.
NachDenkSeiten-Leser wissen auch die Risiken und die Rentabilität der privaten Altersvorsorge angemessen einzuschätzen.
Dennoch fällt es schwer, der geballten Propaganda gegen die gesetzliche Rente zu widerstehen. Die Mehrheit der Bevölkerung hält das Umlageverfahren inzwischen für unsolide, für ein System, das angeblich auf ungedeckte Schecks setze.
Tatsächlich trägt die teilweise Umstellung auf private Vorsorge nichts zu einer größeren Zukunftssicherheit bei. Sie ist weder sicherer noch gerechter, sie „entlastet“ weder heutige noch zukünftige Generationen und fördert auch nicht das Wirtschaftswachstum. Und sie kostet volkswirtschaftlich betrachtet Ressourcen – für Vertrieb und teuren Betrieb der Privatvorsorgemodelle nämlich.
Ebenso falsch ist die Ansicht, die Finanzierung der künftigen Rente per Umlageverfahren werde aus demographischen Gründen unmöglich.
Um diese, von interessierter Seite geförderten, falschen Vorstellungen zu widerlegen, ist das Mackenroth-Theorem unentbehrlich. Die Form einer Folien-Präsentation wurde gewählt, um möglichst viele Leser zu erreichen:

>> Openoffice-Impress-Datei [32 KB]
>> Microsoft-Powerpoint-Datei [128 KB]
>> PDF-Datei [88 KB]
>> Online-Präsentation

Auf Vereinfachungen konnte dabei natürlich nicht verzichtet werden; die Lektüre vertiefender Texte sei daher dringend empfohlen. Wir fügen aus diesem Grund eine Liste mit im Internet zugänglichen Beiträgen als Recherchevorschläge zu den Themen Altersvorsorge und Demographie bei:

Altersvorsorge:

Demographie:

Interessant ist dazu auch ein Papier des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft mit dem Anspruch, das Mackenroth-Theorem zu widerlegen:
Quelle: secure gdv [PDF – 1.6 MB]

Kernpunkt dieses Argumentationsversuchs ist ein Vergleich von geschätzten Rendi­teentwicklungen des Umlage- und des Kapitaldeckungsverfahrens. Dazu heißt es: „Die internen Renditen werden dabei noch unter der Annahme der Fortführung des Umlageverfah­rens geschätzt. Zukünftige Beiträge und zukünftige Rentenleistungen werden auf der Grundlage demo­graphischer Projektionen und Erwerbstätigenpro­gnosen ermittelt.“ Nach der Lektüre der obigen Texte vor allem zu Fragen der Demographie dürfte klar sein, was von solchen Projektionen zu halten ist – vor allem dann, wenn sie von einer an einem bestimmten Ergebnis interessierten Seite erstellt werden. Darüber hinaus werden ausgiebig Simulationsrechnungen des Mannheimer Forschungsinstituts Ökonomie und Demographischer Wan­del (MEA) zitiert. Über dieses Institut und seinen Leiter schrieb Albrecht Müller in „Die Reformlüge“:

Der Mannheimer Ökonomieprofessor Axel Börsch-Supan, von Haus aus Mathematiker und eigentlich ein intelligenter Zeitgenosse, war mir schon vor mehreren Jahren bei einem Dialog im Rahmen der Evangelischen Akademie der Pfalz durch seine dezidierte und logisch nicht nachvollziehbare Abweisung des Umlageverfahrens aufgefallen. Das Rätsel klärte sich, als der Professor in Mannheim – im Zusammenhang mit der Universität – ein Institut mit Namen MEA eingerichtet bekam (»Mannheim Research Institute for the Economics of Aging«, zu Deutsch: Mannheimer Forschungsinstitut Ökonomie und demographischer Wandel), finanziert vom Land Baden-Württemberg und der deutschen Versicherungswirtschaft. Dieses Institut fertigt Gutachten, unter anderem für Versicherungen und Banken. Solche Institute sind lukrative Nebenjobs für unsere Professoren.
Bei der Jahrestagung seines Instituts im November 2003 hielt Börsch-Supan die Eröffnungsrede, in der er es als »Hauptbeitrag des MEA« bezeichnete, »Denkdisziplin« in die Debatte zu bringen: »Denkdisziplin, die zum Beispiel die sogenannte Mackenroth-These in der Form »es kommt nicht auf die Finanzierungsweise der Sozialversicherung an, da jede aus dem laufenden Bruttosozialprodukt geschöpft werden muss« als falsch entlarvt«.
Als ich mich bei MEA nach diesem »Hauptbeitrag« erkundigte, bekam ich den Hinweis auf eine in der Sprache der Mathematik verfasste Dissertation von 1988. Damals gab es das Institut noch nicht, und die Entlarvung des Mackenroth-Theorems als »Hauptbeitrag« des MEA zur »Denkdisziplin« gibt es auch nicht. Übrigens auch nicht in der Dissertation von 1988, wie mir mathematisch versierte Kollegen versichern.
Aber solange niemand kritisch nachfragt, bleibt die Behauptung wahr, und sie wird immer wahrer, je mehr sie unhinterfragt wiederholt und verbreitet werden kann. So verhält es sich mit der Behauptung, das Umlageverfahren funktioniere nicht mehr und das Kapitaldeckungsverfahren sei die Lösung.


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