NachDenkSeiten – Die kritische Website

Titel: Neue Bunker braucht das Land – ja ist die Politik des Wahnsinns fette Beute?

Datum: 15. Februar 2023 um 11:28 Uhr
Rubrik: Außen- und Sicherheitspolitik, Audio-Podcast, Innere Sicherheit, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech
Verantwortlich:

90 Meter unter der Erde Helsinkis brach Annalena Baerbock in Begeisterung aus. So schöne Atomschutzbunker hat die deutsche Außenministerin noch nie gesehen. Sogar Gäste wie sie fänden in der Bunkeranlage, die 900.000 Menschen im Kriegsfall „Schutz“ bietet, Platz. Finnland sei „Vorreiter für Europa und Vorbild für uns alle“, so Baerbock. Sie war so aus dem Häuschen, dass sie gleich – sehr zum Amüsement der Finnen – in der Bunkeranlage „Himmel und Hölle“ hüpfte. Der Wahnsinn regiert. Und dieser Wahnsinn spiegelt sich in der leider realen Bundespolitik wider. In der neuen „Nationalen Sicherheitsstrategie“ soll tatsächlich „ein modernes Schutzraumkonzept“ mit neuen Bunkern umgesetzt werden. Offenbar denkt man nicht nur in Berlin wieder, dass ein Atomkrieg eine realistische Option sei. Von Jens Berger.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Während des Kalten Krieges war man in Deutschland weiter als in anderen Staaten. Angefangen mit der Kuba-Krise wurden zwar auch hierzulande Atomschutzbunker errichtet, aber selbst in den späten 1980er Jahren gab es hierzulande „nur“ 2.000 Schutzräume, die maximal zwei Millionen Bundesbürgern Platz boten. Es war klar: Im Falle eines atomaren Schlagabtauschs der beiden Supermächte wäre Deutschland schnell eine nukleare Wüste und es gäbe ohnehin keine Rückkehr aus den Bunkern unter der Erde. Warum also für viel Geld solche Schutzräume bauen? Ein Atomkrieg kennt keinen Gewinner und keine Überlebenden. Ziel muss daher sein, einen solchen Krieg zu verhindern.

Doch diese Erkenntnis scheint heute in Vergessenheit geraten zu sein. Glaubt man den Zahlen der Verwaltung, stehen von den einst 2.000 Schutzräumen heute nur noch 599 zur Verfügung, von denen kein einziger einsatzbereit ist. Nach dem Kalten Krieg begann man mit dem Rückbau. Viele ehemalige Atomschutzbunker sind heute Musikclubs, Tiefgaragen oder U-Bahnhöfe. Schwerter zu Pflugscharen. Der Rückbau wurde im letzten Jahr durch das SPD-geführte Bundesinnenministerium erst einmal gestoppt. Doch dabei soll es nicht bleiben. Nach dem Willen der Innenministerkonferenz soll nun ein „modernes Schutzraumkonzept“ erarbeitet werden. „Der russische Angriffskrieg habe“, so die IMK, „die Bedrohungslage von Grund auf verändert“. Neue Bunker sollen her. Laut Informationen der BILD war vor allem die schwarz-grüne Regierung Baden-Württembergs bei dieser Initiative federführend. Politischen Widerstand gibt es jedoch nicht und auch die sich gerne absurderweise als „Friedenspartei“ gerierende AfD ist voller Begeisterung, wenn es um neue Atomschutzbunker geht. Seltsam, dass die Medien diese Idee nun nicht kritisieren, weil die AfD sie unterstützt.

Wie die neuen Bunker aussehen könnten, ließ sich nun unsere grüne Außenministerin in Helsinki zeigen. Gigantische Untergrundkomplexe, die sich in „Friedenszeiten“ zivil nutzen lassen – als Sportstätte, Schwimmbad oder Theater. Na klar, da man derartige oberirdische Einrichtungen durch Einsparungen der öffentlichen Gelder vor die Hunde gehen lässt, kann man sie nun dem Volk unterirdisch als Zückerli für ein absurdes Projekt schmackhaft machen. Wer das Ganze bezahlt, ist freilich noch Zankapfel zwischen den Ministerien des Bundes und den Ländern. Aber das wird sicher schon. Wenn man unterirdisch Spiel, Spaß und Spannung mit dem „Schutz vor Putins Bomben“ vereinen kann, ist das offenbar ganz im Sinne der herrschenden Politik und seitens der Medien gibt es nicht etwa Kritik, sondern kindischen Beifall.

Machen wir uns nichts vor – Politik und Medien sind dem kollektiven Wahnsinn verfallen. Der neue Kalte Krieg läuft auf Hochtouren und man ist sogar soweit, einen Atomkrieg als ernsthafte Option zu sehen. Ist es das, was uns als „Zeitenwende“ propagiert wird?

Leserbriefe zu diesem Beitrag finden Sie hier.

Titelbild: Screenshot BILD


Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/

Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=93803