NachDenkSeiten – Die kritische Website

Titel: Dunja Hayali und der „Online-Hass“

Datum: 17. September 2025 um 12:19 Uhr
Rubrik: Audio-Podcast, Innen- und Gesellschaftspolitik, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Wertedebatte
Verantwortlich:

Die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali macht (schon wieder) eine „Online-Pause“, weil sie einen harten Shit-Storm zu ihren Äußerungen über den ermordeten US-Aktivisten Charlie Kirk geerntet hat. Die sprachliche Verrohung, die Beleidigungen und Drohungen in Online-Kommentaren sind total abzulehnen. Aber das alles kommt nicht aus dem Nichts. Auch Hayali, als prominente Vertreterin einer „radikalisierten Mitte“, hat ihren Anteil daran. Diese gegenseitige Enthemmung muss aufhören! Ein Kommentar von Tobias Riegel.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Wegen ihrer Moderation zur Ermordung des konservativen US-Aktivisten Charlie Kirk bekam Dunja Hayali offenbar zahlreiche Hassnachrichten und Todesdrohungen. Nun legt die ZDF-Moderatorin eine „Onlinepause“ ein, wie Medien berichten. Zum Mord an Kirk hatte Hayali laut Medien in ihrer Moderation im „Heute Journal“ unter anderem gesagt:

Dass es nun Gruppen gibt, die seinen Tod feiern, ist mit nichts zu rechtfertigen, auch nicht mit seinen oftmals abscheulichen, rassistischen, sexistischen und menschenfeindlichen Aussagen.“

Und weiter:

Offensichtlich hat der radikal religiöse Verschwörungsanhänger aber auch genau damit einen Nerv getroffen.

Das wurde von zahlreichen Zuschauern als pietätloses politisches Framing eines doch einfach nur zu verurteilenden Attentats empfunden. Manche Bürger brachten ihre Empörung daraufhin in nicht akzeptabler sprachlicher Härte in Online-Kommentaren zum Ausdruck. In einem Beitrag auf Instagram zitiert nun wiederum Hayali einige dieser Online-Kommentare zu ihrer Person und meint: „Meinungsfreiheit hat Grenzen …“

Verrohung ist abzulehnen, aber sie kommt nicht aus dem Nichts

In diesem Text werden verrohte Online-Kommentare nicht verteidigt, ich lehne übertriebene Härte, persönliche Beleidigungen oder gar Aufrufe zur Gewalt zutiefst ab. Aber diese Tendenz kommt eben auch nicht aus dem Nichts: Zum einen haben viele Bürger im Gegensatz zu Hayali kein reichweitenstarkes TV-Format zur Verfügung und auch keine Journalistenkollegen, die ihnen sofort zur Seite springen – im Gegenteil, sie werden in diesen Formaten, die sie auch noch bezahlen müssen, oftmals übel diffamiert, wenn sie den extrem eng gesteckten „erlaubten“ Meinungsraum verlassen.

Zum anderen wurden viele Schleusen für die nun erlebte gesellschaftliche Enthemmung auch (und vor allem) von Mainstream-Redaktionen und von Politiker-Kanzeln herab geöffnet. Wir erleben nun (völlig erwartungsgemäß) die Gegenbewegung dazu. Das ist nicht schön, aber man hätte es gar nicht so weit kommen lassen müssen. Die „Hasssprache von oben“ mag vielleicht nicht (immer) ganz so verroht sein wie manche Online-Kommentare von wütenden Bürgern, aber in der Wirkung ist sie noch viel gravierender, wie im Artikel „Die Panik der Meinungsmacher – Hemmungslose ‚Hasssprache von oben‘“ beschrieben wird.

Das krasseste Beispiel in jüngerer Vergangenheit für diese sprachliche Enthemmung von oben ist wohl der Hass und die Hetze gegen Kritiker der unangemessenen Corona-Politik. Das setzt sich momentan in der Hetze einer „radikalisierten Mitte“ gegen Kritiker des wirkungslosen Wirtschaftskriegs und der gefährlichen Militarisierung unserer Gesellschaft fort. Man kann das nicht in dieser Form praktizieren und sich dann über Spaltung und Verrohung beschweren.

Hayali ist eines der netten und forschen Gesichter dieser „radikalisierten Mitte“, die sich als „die Guten“ definiert und daraus teilweise die Berechtigung für Grenzüberschreitungen ableitet: In einem pseudo-linken Stil werden aber teils die härtesten (politisch rechten) Inhalte transportiert – etwa wenn Hayali im „Heute Journal“ ein braves langes Interview mit dem „Militärexperten“ Carlo Masala führt oder als sie sich nach Eindruck vieler Bürger voll und ganz hinter die unangemessene Corona-Politik und die Diffamierung ihrer Kritiker gestellt hatte. Zur begrifflichen Rechts-Links-Verwirrung siehe hier oder hier oder hier.

Hayali – eine verfolgte Unschuld?

Hayali hat übrigens bereits 2021 schon einmal eine „Online-Pause gemacht“ – wird das jetzt zu ihrer Masche? Medien zitierten sie auch schon damals mit den „Grenzen“ der Meinungsfreiheit:

„So Leude, es reicht. Sie können gerne Ihre Meinung haben, aber es gibt Grenzen. Tschüss Twitter, bis die Tage. Aber keine Sorge, weg kriegt ihr mich nicht. Und so schon mal gar nicht.

Mit der Selbstdarstellung als von bösen Online-Kommentaren verfolgte Unschuld versucht Hayali auch beim aktuell gegebenen Anlass die Wahrnehmung zu ihren Gunsten zu verschieben: Gestern war sie noch die scharf kritisierte Moderatorin, die grenzwertig den Mord an dem US-Aktivisten Charlie Kirk im „Heute Journal“ gerahmt hatte, und heute ist sie die bedrängte Journalistin, die beschimpft und bedroht wird und also unsere Solidarität verdient. Und: Gehört ein dickes Fell, auch bezüglich übertriebener Bürgerreaktionen, nicht eigentlich zu den Voraussetzungen für Hayalis Job?

„Meinungsfreiheit hat Grenzen“, sagt Hayali: Ja, aber diese Grenzen sind in Deutschland durch Paragrafen wie jene zu Beleidigung oder Volksverhetzung schon relativ eng gesteckt. Durch Gesetze wie den Digital Services Act oder das NetzDG wurde zusätzlich ein großes Potenzial für die Zensur von „Desinformation“ geschaffen, wobei die Definition, was Desinformation ist und was berechtigte Kritik, extra schwammig ist, um bei „Bedarf“ Beiträge zu löschen oder ihre Verbreitung anders zu behindern. Der verbliebene „Rest“ des erlaubten Debattenraums wurde auch von Journalisten wie Hayali immer weiter eingegrenzt. Wie gesagt, das rechtfertigt aber keine Morddrohung, Beleidigung oder andere sprachliche Enthemmung in Online-Kommentaren.

Diese gegenseitige Polarisierung muss aufhören

Die Tendenzen zur Enthemmung, Verrohung und Spaltung gehen natürlich nicht nur von einem pseudo-linken Mainstream aus (mit der starken Betonung auf „pseudo“). Auch rechte Journalisten wie unter anderem die Verantwortlichen des Mediums Nius haben daran starken Anteil. Aber auch diese rechten Publizisten bekommen sicherlich viel Hass und Hetze zu spüren, nur eben von der „anderen Seite“. Bei diesen Online-Kommentaren der „anderen Seite“ kommt oft noch die lächerliche Selbsteinschätzung hinzu, dass man ja als Streiter für „das Gute“ zu Grenzüberschreitungen berechtigt sei.

Diese gegenseitige Polarisierung muss aufhören, sprachliche Zurückhaltung (bei inhaltlicher Eindeutigkeit) sollte ein Motto unserer Zeit werden.

Titelbild: Screenshot/ZDF


Hauptadresse: http://www.nachdenkseiten.de/

Artikel-Adresse: http://www.nachdenkseiten.de/?p=139167