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Titel: Personalwerbung der Bundeswehr mit dem Einsatz in Mali – ein typisches Beispiel für die Manipulationsmethode: B sagen und A meinen.

Datum: 24. Oktober 2017 um 14:10 Uhr
Rubrik: Aktuelles, Audio-Podcast, Kampagnen/Tarnworte/Neusprech, Militäreinsätze/Kriege, PR, Strategien der Meinungsmache
Verantwortlich:

Albrecht Müller

In den letzten Tagen war viel die Rede davon, dass die Bundeswehr ihren Mali-Einsatz nutzt, um Personal für die Bundeswehr anzuwerben. Manch einer hat sich darüber aufgeregt, dass dafür mehrere Millionen ausgegeben werden. Die Werbung um Personal mithilfe des Militäreinsatzes in Mali ist jedoch schlicht und einfach ein Trick. Das Geld wird nicht zuallererst ausgegeben, um Personal anzuwerben, es wird ausgegeben, um Auslandseinsätze als normal erscheinen zu lassen. Wir sollen auch auf diese Weise daran gewöhnt werden, dass militärische Einsätze außerhalb des NATO Bereichs und jenseits des ursprünglichen Auftrags zur Verteidigung sinnvoll sind und dass wir auch deshalb mehr Geld für Militär und Rüstung ausgeben müssen. Albrecht Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Zunächst zur Information über die angebliche Personalwerbung mithilfe des Mali-Einsatzes:

So sieht der Aufmacher der FAZ zum Thema aus. Eindrucksvoll!:

Dort finden Sie im Text eingebaut auch ein 42 Sekunden langes Video zur Einführung in die Mali-Werbung.

6,5 Millionen € kostet die neue Werbekampagne, die Dokuserie “Mali” der Bundeswehr. Das wäre für ein einziges Werbemittel von vielen anderen der Personalwerbung viel Geld. Aber mit hoher Wahrscheinlichkeit haben die PR-Agenten der Bundeswehr den beschriebenen Hintergedanken, sie nutzen die Werbekampagne einschließlich des Disputs über die Kosten dazu, um etwas anderes als selbstverständlich erscheinen zu lassen: den Auslandseinsatz.

„B sagen und die Botschaft A transportieren“ ist eine beliebte und offensichtlich effiziente Methode der Meinungsmache.

In unserer kleinen Serie haben wir auf den NachDenkSeiten auf diese Methode am 29.7.2015 hingewiesen. (Dort und unter unseren Videos finden Sie übrigens auch noch Links auf die Beschreibung anderer Methoden der Manipulation.)

Die Militarisierung der Außenpolitik soll uns als selbstverständlich eingebläut werden. Deshalb unser Hinweis auf die angewandte Methode der Manipulation.

Dem anzuwerbenden Personal empfehlen wir ein einschlägiges Gedicht von Kurt Tucholsky:

Der Graben

Mutter, wozu hast du deinen aufgezogen?
Hast dich zwanzig Jahr mit ihm gequält?
Wozu ist er dir in deinen Arm geflogen,
Und du hast ihm leise was erzählt?
Bis sie ihn dir weggenommen haben.
Für den Graben, Mutter, für den Graben.
 
Junge, kannst du noch an Vater denken?
Vater nahm dich oft auf seinen Arm.
Und er tat dir einen Groschen schenken,
Und er spielte mit dir Räuber und Gendarm.
Bis sie ihn dir weggenommen haben.
Für den Graben, Junge, für den Graben.
 
Drüben die französischen Genossen
Lagen dicht bei Englands Arbeitsmann.
Alle haben sie ihr Blut vergossen,
Und zerschossen ruht heut Mann bei Mann.
Alte Leute, Männer, mancher Knabe
In dem einen großen Massengrabe.
 
Seid nicht stolz auf Orden und Geklunker!
Seid nicht stolz auf Narben und die Zeit!
In die Gräben schickten euch die Junker,
Staatswahn und der Fabrikantenneid.
Ihr wart gut genug zum Fraß für Raben,
Für das Grab, Genossen, für den Graben!
 
Werft die Fahnen fort! Die Militärkapellen
Spielen auf zu euerm Todestanz.
Seid ihr hin: ein Kranz von Immortellen –
Das ist dann der Dank des Vaterlands.
Denkt an Todesröcheln und Gestöhne.
Drüben stehen Väter, Mütter, Söhne,
Schuften schwer, wie ihr, ums bißchen Leben.
Wollt ihr denen nicht die Hände geben –?
Reicht die Bruderhand als schönste aller Gaben
Überm Graben, Leute, überm Graben –!

Theobald Tiger, Neue Berliner Zeitung, 1.8. 1924 in: Tucholsky Gesamtausgabe Band 6, [T 105], S. 240f.


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