Archiv: Monat: März 2011

Haben Sie die gleiche Leitkultur wie der neue Innenminister?

Mich verbindet jedenfalls mit Dr. Friedrichs Katholischer Studentenverbindung Ludovicia Augsburg im KV, die Frauen wie selbstverständlich von der Verbindung ausschließt, nicht mehr als mit dem türkischen Vater, der wegen seines islamischen Glaubensverständnisses nicht will, dass seine Tochter eine weiterführende Schule besucht. Aber ich würde nicht in Zweifel ziehen, dass beides zur Realität unseres Landes gehört. Der neue Innenminister bezweifelt, dass auch der Islam inzwischen zu Deutschland gehört. (Siehe unten Anlage) Dahinter stecken Vorstellungen von so genannten Identitäten, die angeblich zu unserem Land gehören, und Vorstellungen von einer Leitkultur, die an sich schon abwegig sind. Das eigentlich wichtige Merkmal ist die Pluralität der Ansichten und der Lebensweisen. Es gibt wichtige Grundlagen unseres Gemeinwesens, auf die wir uns verständigt haben und auf die man sich immer wieder besinnen sollte. Aber ob gerade Vorstellungen aus dem Milieu des neuen Innenministers als besonders prägend dazugehören, kann man mit Recht bezweifeln. Albrecht Müller.

Rezension von: Patrick Bahners, Die Panikmacher

Kaum war der neue Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich im Amt, erklärte er, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. Damit stieß er erwartungsgemäß auf Kritik seitens der Islamverbände und von Vertretern der Opposition, aber auch aus dem eigenen Regierungslager kam Widerspruch: „Der Islam gehört selbstverständlich zu Deutschland“, betonte Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger. Warum hat Friedrich ohne Not die in der Bundesrepublik lebenden Muslime – mehr als drei Millionen Menschen – vor den Kopf gestoßen? Hat er sich wirklich nur im Ton vergriffen, wie die „Frankfurter Rundschau“ vermutet? Von Mark Krieger

Volksabstimmung in Hessen – Nein zur Schuldenbremse!

Am 27. März müssen die Hessen über die Verankerung einer Schuldenbremse in die hessische Verfassung abstimmen. Im Falle einer Zustimmung ist davon auszugehen, dass diese Schuldenbremse unabhängig von bundespolitischen Entwicklungen in der hessischen Verfassung verankert bleibt. Daher ist es wichtig, am 27. März gegen die Schuldenbremse zu stimmen. Klemens Himpele begründet, warum.

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Revolutionen in Nordafrika; Tango Mit der Deutschen Bank; Schuldenkrise – Schon wieder wanken Banken; J. Bradford DeLong: Sinnloser Schmerz; Bischof unterliegt Atheisten; Petra Roth “Aufstand der Städte”: Eine Art Schadensbilanz; Merkel chaotisiert Zapfsäule; Rambos ohne Orientierung; Nach Stuttgart-21-Leserbrief – Vorladung aufs Revier; Wie das Pentagon Bradley Manning brechen will; Guttenberg-Demos; Stefan Mappus: Wir brauchen mehr Streitlust; Unter Generalverdacht gestellt; Bauer-Konzern jetzt komplett tariffreie Zone; Lügen mit Zahlen (KR/JB)

Hinweise des Tages (2)

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Guttenberg; US-Justiz geht gegen Schweizer Banker vor; Robert von Heusinger: Pakt für Löhne; VWL-Professoren über Europas Schuldenkrise; China attackiert den Dollar; Ungerechte Rente: Wer bis 67 arbeiten muss – und wer nicht; Krankes Renditedenken; Klaus-Peter Siegloch wird neuer Präsident des BDL; Parteispenden von EADS, Philip Morris und Krauss-Maffei: Bundestag lüftet Geheimnis nach mehr als einem Jahr; Stuttgart 21 – Der gezähmte Widerstand; Keine Kumpanei mit Despoten; Höhere Löhne helfen der gesamten Wirtschaft; Schleichwerbung in der Kita – Werbung zum Ausmalen; Deutschland ist Drehscheibe des internationalen Waffenhandels; Libyen; OVG legt kommunalen Finanzausgleich dem Verfassungsgerichtshof Rheinland-Pfalz zur Entscheidung vor; Die Entführungslegende oder:
Wie kam Eichmann nach Jerusalem?; Bild-Werbung: taz-Anwalt gegen Ministerium (JB)

Jens Berger macht bei den NachDenkSeiten mit

Regelmäßigen Leserinnen und Leser der NachDenkSeiten ist es sicher schon aufgefallen, dass in letzter Zeit häufiger der Name Jens Berger oder das Kürzel JB aufgetaucht ist. Die Herausgeber freuen sich darüber, dass sich Jens Berger entschlossen hat, bei den NachDenkseiten mitzumachen. Jens Berger gibt den Blog „Spiegelfechter“ heraus, die NachDenkSeiten haben sich schon in der Vergangenheit mit dem „Spiegelfechter“ eng vernetzt, so war es nur ein konsequenter Schritt, dass Jens Berger nun zu uns gestoßen ist.
Im Internet gibt es Viele, die sich ähnlich wie wir abmühen, ein bisschen Licht in das Dunkel der täglichen Irreführung zu bringen. Einer, der auffällt, weil er konsequent in der Gedankenführung und unbestechlich ist, ist Jens Berger. Deshalb sind wir froh, uns gefunden zu haben. Übertragen Sie bitte Ihre Sympathie für die NachDenkSeiten auch auf ihn. Und begleiten Sie ihn kritisch, wie Sie das mit uns tun. Albrecht Müller und Wolfgang Lieb

Geschäfte auf Gegenseitigkeit – jetzt kommt die gängige politische Korruption endlich mehr ans Tageslicht

Wenn man in der öffentlichen Debatte unseres Landes das Wort Korruption gebraucht, dann verdreht die Mehrheit der professionellen Beobachter, also die Medienschaffenden, immer noch die Augen. Deshalb muss man um der Aufklärung willen froh sein, wenn jetzt sogar „Spiegel online“ meldet, Ex-AWD-Chef Maschmeyer habe dem Ex-Kanzler Schröder rund 1 Million gezahlt und wenn dann auch noch sichtbar wird, wofür gezahlt wurde: für die Zerstörung des Vertrauens in die gesetzliche Rente durch den amtierenden Bundeskanzler. Albrecht Müller.

Nun steht der Ruf der Uni Bayreuth auf dem Spiel

Nach dem Rücktritt von Karl-Theodor zu Guttenberg aus allen politischen Ämtern steht nunmehr die wissenschaftliche Anerkennung, Reputation und das Renommee der Universität Bayreuth auf dem Spiel. Die Universität hat sich bislang darauf beschränkt, zu Guttenberg den Doktorgrad unter Rückgriff auf das Verwaltungsverfahrensrecht wegen objektiver Fehlerhaftigkeit der Dissertation abzuerkennen. Sie scheute damit davor zurück, zu Guttenberg den persönlichen Schuldvorwurf einer absichtlichen Täuschung zu machen. Damit wird die politische Affäre zu Guttenberg zu einer wissenschaftspolitischen Affäre der Uni Bayreuth. Der Schaden für diese Hochschule ist schon jetzt erkennbar, der beschädigte Ruf dürfte nämlich mit eine Rolle gespielt haben, dass die Uni Bayreuth entgegen allen Erwartungen bei der Exzellenzinitiative leer ausgegangen ist.
Aus Kreisen der Hochschule wurde uns der nachfolgende Brief eines Hochschulratsmitglieds an die Uni-Leitung zur Kenntnis gebracht.
Wolfgang Lieb

Die Weltwirtschaftskrise und das plötzliche Verschwinden des „Postfordismus“: Über den lautlosen Niedergang einer Theorie

Mit der 2009 unübersehbar gewordenen Weltwirtschaftskrise ist es um die im linken Diskurs stellenweise inflationär verwendeten Begrifflichkeiten wie „Fordismus“ und „Postfordismus“ merkwürdig still geworden. Die Weltwirtschaftskrise blamierte nicht nur die neoliberalen oder neoklassischen Ökonomen, sondern warf auch die neo-marxistisch inspirierte Post-/Fordismustheorie und die daraus abgeleiteten politischen Gewissheiten über die Obsoletheit einer keynesianisch ausgerichteten Politik über den Haufen. Von Christian Girschner

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Kabinettsumbildung; Sparkassen für Zerlegung der Deutschen Bank; Haushaltskonsolidierung und das Europäische Sozialmodell; Weniger Investitionen trotz höherer Unternehmensgewinne; Risiken im Bankensektor weiter hoch; Die Inflationsrisiken sind überbewertet; Großteil der EU-Staaten erhöht Mindestlohn; Die Arbeitswelt driftet auseinander; Nächste Ausfahrt Karlsruhe – Die Hartz-IV-Mogelpackung; Unterstützung für den Mindestlohn – Arbeitgeber sind am Zug; Über 44 Millionen US-Bürger sind auf Lebensmittelmarken angewiesen; Tickende Zeitbombe; Im Rohstoffrausch: Wie die EU-Handelspolitik Entwicklung untergräbt; Mutmaßlichem WikiLeaks-Informanten droht Todesstrafe; Iraker begehren auf; Bereits 100 Strafanzeigen gegen Guttenberg; Bildung schützt vor Armut nicht; Die Wissenschaften nach Guttenberg (JB)

Medienkonzentration und das Fehlen kritischen Verstandes beim Publikum – beides zusammen zerstört die Substanz der Demokratie

Pluralität der Meinungsbildung ist eine Grundvoraussetzung dafür, dass demokratische Verhältnisse wenigstens der Tendenz nach geschaffen werden können. In weiten Teilen auch der westlichen Welt, nicht nur in Ägypten, in Tunesien oder Saudi Arabien, sind diese Voraussetzungen nicht erfüllt. Wir haben es mit hoch konzentrierten Medienkonzernen, mit Monopolen und Oligopolen zu tun. In Großbritannien steht eine neue Welle der Konzentration an. www.NachDenkSeiten.de unterstützen einen Vorstoß gegen diese weitere Konzentration. Siehe die Mail dazu in Teil A. – Ein NachDenkSeiten Leser macht aber mit Recht darauf aufmerksam, dass hoch konzentrierte und gleichgerichtete Medien zwar schlimm sind, dass demokratiezerstörend aber hinzu kommt, dass es dem Publikum an Fachwissen und Zusammenhangwissen mangelt, um Vorgänge richtig einzuordnen. Es fehlt der kritische Verstand. Seine Mail finden Sie in Teil B. Albrecht Müller.

Zwischen Revolution und Demokratie

Wir leben in spannenden Zeiten. In diesen Monaten stürzt an der europäischen Südflanke eine Diktatur nach der anderen. Doch Europa, das sich selbst als Wiege der Demokratie begreift, muss sich mit der Rolle eines Zaungastes begnügen. Wir haben die Diktaturen in der arabischen Welt zu lange und zu eifrig unterstützt, als dass wir nun für die Opfer unserer „Freunde“ als ehrlicher Makler für eine Demokratisierung akzeptabel wären. Welche Entwicklung das politische „Feldexperiment“ nehmen wird, ist dabei ungewiss und wird in unseren Medien auch nicht weiter diskutiert. Revolutionen sind schlagzeilentauglich, der konstitutionelle Prozess, der jeder Revolution folgt, interessiert offenbar weniger. Die Revolutionstheoretiker Hardt und Negri sehen in Tunesien ein „Laboratorium der Wende“. Doch die aktuellen Ereignisse geben wenig Anlass zum Optimismus. Ob die Menschen, die in Tunis und Kairo auf die Straße gingen, ein politisches System bekommen, das ihren oft diffusen Wünschen entspricht, werden die nächsten Monate zeigen. Von Jens Berger

Hinweise des Tages

Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante aktuelle Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen. Heute u. a. zu folgenden Themen: Libyen, Rüstungsindustrie, Tod von Kindern in Afghanistan, Wisconsin, US-Demokraten, Biosprit, der Staat bezahlt die Krisenzeche, Einkommensverteilung schwächt den privaten Verbrauch, KV-Zusatzbeitrag, Hartz-IV, demokratische Öffentlichkeit als kritische Öffentlichkeit, Praxistage für SPD-Abgeordnete, Guttenberg, Kabinettumbildung, Springer Gewinne, Parteispenden, zu guter Letzt.

Die Mehrheit der Menschen ist der gezielten Agitation oft hilflos ausgeliefert – auch dank der Unfähigkeit der Medien, Widersprüche aufzudecken und aufzuklären

Die totale Manipulation ist möglich, hatten wir am 11. Februar 2009 und noch einmal am 7. Dezember 2009 geschrieben. Wir kommen darauf zurück, weil das Geschehen falsch analysiert, wer die Möglichkeit und die Bedeutung der totalen Manipulation nicht begriffen hat. Das erleben wir bei den krampfhaften Versuchen, den Aufstieg Guttenbergs zu deuten. Wir erleben es an vielen anderen Beispielen. Angela Merkel beherrscht im Verein mit den ihr verbundenen Medien die Methode perfekt. Albrecht Müller.

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Guttenberg-Rücktritt: Auf dem Sonnendeck der Titanic; Neuer Ärger um BayernLB: Schmiergeld für Manager?; Ein paar lästige Details zum Aufschwung; Washington schuldet China viel mehr Geld als angenommen; Krankenhauskosten um 6,1% auf 77,1 Milliarden Euro gestiegen; Deutsche bei Löhnen bescheiden; Moderne Tagelöhner; Den Kassenpatienten sei Dank; Nachtrag zu “Die Rente wird sicher kleiner“; Immer weniger Anbieter von Lebensmitteln – Kartellamt prüft; Der Staat verkauft seine Leistungen unter Wert; Mahnwache mit Maulkörben; Menschenrechte: Iran verschleppt Oppositionsführer; Nordafrika; Bundeswehr findet kaum Freiwillige; www.vermoegensteuerjetzt.de; Zu guter letzt: Dr. Carlos-Theodore de Bienmontaña (CSU) erhebt Anspruch auf Guttenbergs Nachfolge (KR/JB)