Archiv: Monat: November 2011

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Italien: Befehl ausgeführt; Frank Schirrmacher – Und vergib uns unsere Schulden; Eurokrise; Jenseits des Homo oeconomicus; Sahra Wagenknecht – Finanzmärkte sind Merkels Kettenhunde; Staatsschuldenbbau durch eine einmalige Besteuerung hoher Vermögen; Tausende bei Anti-Banken-Demo in Berlin und Frankfurt; BayernLB verliert Millionen in Jefferson; Christoph Butterwegge: Eine sozialpolitische Halbzeitbilanz der CDU/CSU/FDP-Koalition; Rumänien beschlagnahmt Nokia-Fabrik; Stuttgart 21 oder: Warum ein Verräter reicht; Lebensversicherungen: 160 Milliarden Euro gehen durch Kündigung verloren; Die Braune Armee Fraktion; Kriegsverbrechen in Libyen – Nato fürchtet Ermittlungen; Georg-Elser-Preis: Stuttgart-21-Opfer in München geehrt; ISNM schafft es in die TAZ, Samstagsausgabe, Seite 2, links oben; Walter van Rossum – Meine Sonntage mit Günther Jauch (WL/JB)

Hinweise des Tages II

Heute unter anderem zu folgenden Themen: EZB; Marktkonforme Demokratie; Eurokrise; Lebensversicherer wollen Rückzahlungen kürzen; Chinas Kommunen fehlen Milliarden: Chinas unheimliche Verschuldung; Irrsinn, zweiter Teil: Nach der Rente wird die Pflege privatisiert; Sachzwang schlägt Grundgesetz – Berufswahlfreiheit verkommt zur Utopie; Synode der evangelischen Kirche: Streikrecht ist kein Grundrecht; Ungenutztes Arbeitskräftepotenzial: 8,4 Millionen Personen wünschen sich (mehr) Arbeit; Steuerfahnder-Affäre: Fahnder sieht Machtmissbrauch; Stuttgart 21: Juristen weisen so genannte Ausstiegskosten von 1,5 Mrd. EUR als Wählertäuschung zurück; Wenn der Kunde zugleich Produkt ist; Lesetipp: Novemberausgabe der Le Monde diplomatique; Mitmachen an einer Umfrage über Blogs und professionellem Journalismus (WL/JB)

Italien im Würgegriff der marktkonformen Demokratie

Die Spekulanten sind den selbsternannten Eurorettern bereits einen Schritt voraus. Die momentan diskutierte Hebelung der EFSF ist bereits Makulatur, da die Spekulanten mit ihrem Angriff auf Italien ins Herz der Eurozone zielen. Anstatt diesem Treiben endlich einen Riegel vorzuschieben, setzt die EU nun auch Rom eine Übergangsregierung aus Technokraten ein, die das kontraproduktive Spardiktat aus Brüssel umsetzen sollen. Anstatt diesen Putsch der Finanzmärkte zu brandmarken, bejubeln die deutschen Medien die Suspendierung der Demokratie als „alternativlos“ und „pragmatisch“. Europa steht ein kalter Winter bevor. Von Jens Berger.

Albrecht Müllers Wochenrückblick: Wo bleibt das Positive? Wo das Konstruktive?

Regelmäßig erhalten wir Mails von NachDenkSeiten- Freundinnen und –Freunden, die uns diese Fragen stellen. Die Frage nach dem Konstruktiven ist relativ einfach zu beantworten. Trotz aller Kritik machen wir in der Regel konstruktive Vorschläge – zum Beispiel zur direkten Finanzierung der europäischen Länder durch die EZB, zum Beispiel zur Ankurbelung der Binnennachfrage im Vorfeld einer drohenden Rezession, zur Hochschulpolitik, zur Steuerpolitik usw. Die Frage nach dem Positiven ist ein bisschen schwieriger zu beantworten. Es gibt nicht sehr viel Positives. Das liegt aber nun nicht an uns NachDenkSeiten-Machern. Die Politik hat sich zum Spielball übermächtiger Finanzinteressen gemacht, ein Großteil der Wissenschaft klärt nicht auf, die Medien werden ihrer Rolle als kritische Wächter nicht gerecht. Was können wir dafür? Wie sollen wir mit diesem bedrückenden Befund umgehen? Albrecht Müller.

Die Übersetzung des Interviews mit James Galbraith

Dank dem Engagement unserer Leser haben wir jetzt auch die Übersetzung von meinem Interview mit dem Ökonomen James Galbraith. Wir möchten uns an dieser Stelle herzlich bei allen Lesern bedanken, die uns ihre Hilfe angeboten haben. Es sind unsere Leser, die durch ihre tägliche Mitarbeit und, wie in diesem Fall, bei besonderem Bedarf unsere Arbeit ermöglichen. Von Roger Strassburg.

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Marktkonforme Demokratie; Eurokrise; Das große Würfelspiel; Goldman Sachs droht Milliardenklage; Pflege für die Falschen; Gedanken zum Mindestlohn; Nachtrag zum gestrigen Hinweis #5; Justiz filzt Waffenschmiede Heckler & Koch; USA: Mein armes Amerika; Schwarz-Gelb blockiert Zahlungen an UNESCO; Alltag Antisemitismus; Hitler-Attentäter Georg Elser – Denkmal für einen tragischen Helden; Politisches Schamanentum und bittere Realität; Banken in die Schranken; Ronald Reagan – Geliebt und gehasst (JB)

SPD einschließlich SPD-Linke versuchen mit allen Mitteln ihre Beteiligung an der Fütterung des Finanzcasinos zu vertuschen

Von Herzen gern würde ich etwas Gutes über die SPD schreiben. Aber das geht nicht, solange sie an der Agenda 2010 klebt, nicht zur ihrer Verantwortung für die Lockerung der Finanzmarktregeln und für die Förderung der Spekulation steht und stattdessen die Verantwortlichen einschließlich Steinbrück reinzuwaschen versucht. Heute beteiligt sich „DL21“, die so genannte Linke in der SPD, an diesem Versuch. Sie macht auf eine Broschüre [PDF – 4.4 MB] ihres Mitglieds Lothar Binding aufmerksam. (Siehe Anhang 1.) Darin werden die ehemaligen SPD-Bundesfinanzminister Eichel und Steinbrück wegen ihrer Versuche zur Regulierung der internationalen Finanzmärkte gerühmt. Das ist unglaublich. Beide haben nachweisbar für De-Regulierung und die Öffnung des „Finanzplatzes Deutschlands“ für die Spekulanten gearbeitet. Und die SPD-Bundestagsfraktion, der Binding in diesem Fachbereich auch damals maßgeblich angehörte, hat kräftig mitgewirkt. Beispielhaft wird das sichtbar in einem Antrag von Rot-Grün für die Bundestagsdebatte vom 8. Mai 2003. Albrecht Müller.

Sachverständigenrat: Mit Tunnelblick in die Rezession

Der Sachverständigenrat tut so, als wäre ein Absacken des Wachstums auf 0,9% und im durchaus möglichen Fall sogar der Sturz in eine Rezession mit einem Minus von 0,5% im kommenden Jahr ein positives („die deutsche Wirtschaft ist gut aufgestellt“) oder wenigstens hinnehmbares Ergebnis. Statt auch nur einen einzigen Vorschlag zu machen, wie Wachstum und Beschäftigung angekurbelt werden könnten, leiden die „Wirtschaftsweisen“ wie Suchtkranke schon seit Jahren unter dem Tunnelblick ihres Konsolidierungsdogmas. Ihr Sichtfeld ist eingeschränkt auf die Schock-Therapie der „Chicago-Boys“: „Hungert den Staat aus!“.
Wie das Erzübel der Euro-Krise, nämlich die permanenten Leistungsungleichgewichte im Euro-Raum angegangen werden könnte oder wie die Binnennachfrage durch Aufholen des Lohnrückstandes der deutschen Arbeitnehmer angefacht werden könnte oder – ganz zu schweigen – wie der Staat dadurch, dass er – angesichts der im Gutachten selbst prognostizierten Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts – mit einer entsprechenden Wirtschaftspolitik einer drohenden Rezession entgegen wirken könnte, dazu fehlt den im Dunkeln ihrer neoliberalen (Spar-)Ideologie Gefangenen jeder Schimmer. Einen kleinen Lichtblick bietet die Mindermeinung von Peter Bofinger. Von Wolfgang Lieb

Hinweise des Tages

Heute u. a. zu folgenden Themen: Marktkonforme Demokratie, Wissenschaftler kritisieren Krisenpolitik, keine Angst vor der Notenpresse, The Global Debtclock, Lohnentwicklung, Mindestlohn, der Entgrenzung und Verfall der Arbeitszeit entgegenwirken, leichter Rückgang bei den offenen Stellen, Riester-Rente, Lobbykratie-Medaille, Abzocke bei der Altersvorsorge, wissenschaftliches Fehlverhalten, Aufruf zum Bildungsstreik, zu guter Letzt. (RS/WL)

Deutsche Bank als Stichwortgeber für EU-Kommissar Rehn – zum Schaden des Euro und unseres Landes

Am 4. November hat EU-Kommissar Rehn, in Brüssel verantwortlich für Wirtschaft und Währung, einen Brief an den Vorsitzenden des Ecofin Rates geschrieben dabei geht es um die Behandlung von Leistungsbilanzdefizitländern und Leistungsbilanzüberschussländern. Dort steht zu lesen, dass andauernde Überschüsse gerechtfertigt sind. Siehe die gefettete Passage in Anlage 1. Diese obskure Position geht offensichtlich auf massive Intervention des Deutschen Bundesfinanzministers zurück. Stichwortgeber ist Deutsche Bank-Research mit einem Papier vom 13. Januar 2011 [PDF – 1 MB]. Albrecht Müller.

Stuttgart 21: SPD trickst und verschaukelt die Wähler

Der baden-württembergische Landesverband der SPD bleibt stur auf seinem Kurs, das Projekt Stuttgart 21 durchzuboxen. Die kürzlich noch verkündete „Neutralität“ ist längst über Bord geworfen und es wird heftig getrickst. Gestern (7. November) wurde den Vorsitzenden der SPD-Ortsvereine ein Text zur Verfügung gestellt, den diese in den örtlichen Mitteilungsblättern veröffentlichen sollen. „S21: Stimm ab! Schaff Klarheit!“ ist die Schlagzeile. Diese Aktion ist wohl die Gegenreaktion darauf, dass in einer Informationsbroschüre des grünen Verkehrsministers Hermann die Ausstiegskosten aus dem Vorhaben statt mit 1,5 Milliarden mit „unter 350 Mio. Euro“ beziffert werden. Von Hermann Zoller

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Italien, ein Generalgouvernement der EU-Kommission; EZB kauft unter Mario Draghi deutlich mehr Staatsanleihen; Schlechter Start für den EFSF-Fonds; The Financial System Is Rigged in Favor of the Rich; Bitte kein Pflege-Bahr; Das haben Sie von der Steuersenkung; Das Dilemma der SPD und Perspektiven; Trend zur Niedriglohn-Gesellschaft hat sich beschleunigt; Tariflich vereinbarte Billiglöhne; Amazon: Zurück zum Absender; Sanktionen beschädigen die Menschenwürde; Fachkräftemangel: Die Fata Morgana; Konzerne verdienen gut am Emissionshandel; Kassenchef sichert sich hohes Gehalt; Regierung will Ausfuhr rüstungsrelevanter Güter erleichtern; EU-Regeln: Deutsche Exportstärke kein Nachteil; Deutschland – das Paradies für Geldwäscher; Henkel ruft Liberale zu Euro-Putsch auf; Sommer hält sich aus dem SPD-Vorstand raus; Spitzenforschung zu Lasten der Lehre; Universität: Autonome Selbstverwaltung; Die Friedensnobelpreisträgerin; Ai Weiwei und die deutsche Presse; Das Letzte: Sarkozy über Netanjahu – „Ich kann ihn nicht ausstehen, er ist ein Lügner“. (JB/WL)

James K. Galbraith im NachDenkSeiten-Interview

Am Donnerstag und Freitag letzter Woche fand in Austin, Texas der Kongress „The Crisis in the Eurozone“ statt, an dem auch gute Bekannte und Freunde der NachDenkSeiten, wie beispielsweise die Ökonomen Heiner Flassbeck, Norman Birnbaum und James Galbraith teilnahmen. Unser Kollege Roger Strassburg hatte die Gelegenheit, im Anschluss an die Konferenz den Mitveranstalter James Galbraith für die NachDenkSeiten zu interviewen. Wir möchten unseren Lesern dieses hochinteressante Gespräch wärmstens empfehlen. Galbraiths Aussagen zu den Ursachen der Eurokrise, den Möglichkeiten, die Krise in den Griff zu bekommen, der Rolle der EZB und der Scheuklappenmentalität der deutschen Regierung heben sich erfreulich von dem ab, was viele deutsche Ökonomen von sich geben. Von Jens Berger

Nach dem Flop der Riester-Rente nun auch noch der „Pflege-Bahr“

Was im allgemeinen Erstaunen darüber, dass sich die schwarz-gelbe Koalition nach monatelangem Gezerre zusammengerauft hat, unterzugehen droht: Neben einer bisher nur versprochenen Leistungsverbesserungen für Demenzkranke und deren Angehörige durch eine Anhebung des Beitragssatzes um 0,1 Prozentpunkte auf 1,96 % des Bruttolohns (auf 2,3% für Kinderlose) hat die FDP bei der Pflegeversicherung den Einstieg in die kapitalgedeckte Vorsorge durchgesetzt: Den „Pflege-Bahr“, wie der Gesundheitsminister stolz verkündet. Die private Zusatzversicherung soll sich an der Riester-Rente orientieren und analog dazu auch steuerlich gefördert werden.
Die Klientel-Partei FDP hat „geliefert“. Die Versicherungswirtschaft reibt sich die Hände. Von Wolfgang Lieb.