Beiträge von Wolfgang Lieb
Stellen Sie sich für einen Augenblick vor: Auf dem WM-Tribünenplatz von Kanzlerin Merkel könnte der Sozialdemokrat Schröder sitzen
Es könnte ja sein, dass Sie in den nächsten Tagen bei der Fernseh-Übertragung eines WM-Spiels ihrem SPD-Abgeordneten oder einem anderen Sozialdemokraten begegnen. Und wenn Sie dann auf der Tribüne die in freudige Wallung geratene Bundeskanzlerin sehen, die danach freudig verkündet, mit dieser tollen Stimmung in Deutschland schaffen wir es auch wieder Weltmeister in Wirtschaft und Bildung zu werden, dann sollten Sie sanft darauf hinweisen, dass dort noch ein Sozialdemokrat sitzen könnte und dass in ungefähr zweieinhalb Monaten von heute die reguläre Bundestagswahlen stattgefunden hätten. Wie hätte dann das Wahlergebnis ausgesehen – hätte, ja hätte nicht Schröder mit seinem „Befreiungsschlag“ der Großen Koalition das Bett gemacht, um seine schon damals gescheiterte Agenda-Politik zu retten?
Wenn Sie sich noch ein bisschen genauer erinnern wollen, rufen Sie den Eintrag im Kritischen Tagebuch vom 1.7.2005 auf: „Schröder gewinnt an Misstrauen – eine Groteske im Deutschen Bundestag“.
Wenn Sie den Text ausdrucken, dann könnten Sie Ihren SPD-Abgeordneten mal reinschauen lassen. Wohlgemerkt, wir trauern Schröder keine Träne nach, wir meinen nur, dass es Chancen gegeben hätte, eine andere Mehrheit zu erringen und eine andere Politik als die jetzige in Deutschland zu machen, wenn die SPD Schröder nicht gefolgt wäre.
Frustriert von Deutschland wandern so viele Deutsche aus wie seit 122 Jahren nicht mehr. Die heutige Nachrichtenlage macht diese Flucht aus unserem Lande nur allzu verständlich.
Da gibt es in Deutschland geradezu eine hysterische Debatte über die demografische Entwicklung, die vielleicht in ein paar Jahrzehnten zu Buche schlagen wird. Über eine ganz aktuelle Bevölkerungsentwicklung – das „manager-magazin“ spricht gar schon dramatisierend von einer „bevölkerungspolitischen Krise“ – wird bisher kaum geredet, nämlich dass nach Schätzungen im letzten Jahr 250.000 Deutsche ausgewandert sind.
Warum wohl?
Hinweise des Tages
Jeder Haushalt hat im Durchschnitt 70.000 Euro Nettogeldvermögen. Oder: Für wie dumm hält uns der Bundesbankpräsident eigentlich?
Er muss es ernst gemeint haben, denn es steht schwarz auf weiß in einer offiziellen Pressenotiz der Deutschen Bundesbank [PDF – 244 KB] vom 19.06.06:
„Ende 2005 kamen die deutschen Haushalte auf ein Nettogeldvermögen von 2,69 Billionen €. Das sind pro Haushalt im Durchschnitt knapp 70.000 €, in etwa doppelt so viel wie Anfang der neunziger Jahre.“
Die ökonomische Logik unseres obersten Bankers lautet also etwa so: Wenn ich 20.000 Euro auf dem Sparkonto habe und mein Nachbar hat 10.000 Euro Schulden, dann haben wir beide im Durchschnitt 5.000 Euro. Darüber kann sich mein Nachbar aber richtig freuen!
Eigentlich müsste ein homerisches Gelächter über Axel Weber durch den Blätterwald schallen. Aber fast alle drucken diese Durchschnittszahl ohne jeden realen Aussagewert über die tatsächliche Verteilung des Nettogeldvermögens nach.
Fußball-WM 2006 – Erste Zwischenbilanz eines unzeitgemäßen Beobachters –
Sie werden es schon bemerkt haben, die Fußball-WM lässt auch uns nicht kalt. Jedenfalls nimmt sie uns Zeit und Energie für die NachDenkSeiten. Aber wo alle nur noch über Fußball reden, wollen wir eben auch da mitreden. Wir haben statt Netzer, Beckenbauer oder Beckmann einen wirklichen Fußballexperten, der für uns eine erste Zwischenbilanz der WM zieht. Lesen Sie einmal wirklich Interessantes und Analytisches von Joke Frerichs, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Fördervereins der NachDenkSeiten.