»”Economist” bejubelt deutsche Wirtschaft« Warum wohl?

SPIEGEL ONLINE schreibt:

So etwas gab es seit Jahren nicht mehr: Der “Economist”, das einflussreichste Wirtschaftsmagazin der Welt, bejubelt den Standort Deutschland. Den Aufschwung vermasseln, so mahnt das Blatt, könnten nur noch die deutschen Politiker.

“Deutschlands überraschende Wirtschaft” titelt der “Economist” auf seinem neuesten Cover. Diese Meldung ist Anlass für die folgende Kommentierung und am Schluss dieses Eintrags für einige Anmerkungen zur strategischen Einordnung dieses und ähnlicher Vorgänge.

Buchbesprechung: Ulrich Beck, Was zur Wahl steht.

Ulrich Becks Essay „Was zur Wahl steht“ ist enttäuschend und täuschend zugleich – schon mit seinem Titel. Um es vorweg zu sagen: Wir besprechen das Buch nur deshalb, weil es nicht nur ein Beweis für den Niedergang der kritischen Soziologie in Deutschland ist, sondern auch dafür, wie Intellektuelle in der Suade einer sog. „Zweiten Moderne“ „die neoliberale Befreiungsrhetorik“ einerseits literarisch abgehoben dem Untergang weihen und andererseits gleichzeitig deren Glaubenssätze als nicht mehr hinterfragbare Realität auslegen.

Possenspiel mit Umfragen

Möglicherweise haben Sie sich über meinen Tagebucheintrag vom 5.8. gewundert. Damals habe ich davor gewarnt, den Umfrageinterpretationen im allgemeinen und der damaligen Meldung von Infratest und ARD im besonderen („Schwarz-Gelb ohne Mehrheit“) einfach so zu glauben. Wie richtig diese Warnung unter Hinweis auf die Fehlertoleranz bei Umfragen war, zeigt die neue Umfrage von ARD und einigen Zeitungen. In der Welt heißt es heute, gerade einmal 14 Tage später: „ARD-Umfrage: Schwarz-Gelb mit 49 Prozent vorn…. Damit wäre das Patt zwischen dem rechten und linken Parteienlager aufgehoben. Das ist das Ergebnis des aktuellen Deutschlandtrends im Auftrag der ARD-“Tagesthemen” und der WELT.“

Wie Sie am Vergleich beider Meldungen – „Schwarz-Gelb ohne Mehrheit“ und „Schwarz-Gelb mit 49% vorn“ – sehen, können Sie die Institute und ihre Interpretationen in der Pfeife rauchen, um es etwas despektierlich zu sagen.

IMK-Report: Deutschland bei Lohnkosten an vierter Stelle im Euroraum

Die realen Nettolöhne sind in Deutschland in den letzten Jahren gesunken und Deutschland gibt im Euro-Raum bei der Lohnentwicklung das Schlusslicht ab. Diese Tatsache wird von Vertretern der Wirtschaft immer wieder damit zu entkräften versucht, dass angeblich bei uns die absoluten Lohnkosten höher seien als sonst wo. Abgesehen davon, dass die Lohnkosten für die Produktivität kaum aussagekräftig und die Lohnstückkosten viel relevanter sind, ist die Behauptung, bei uns seien die Lohnkosten am höchsten, schlicht falsch. Das belegt der erstmalig erscheinende Report des „Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung“ (IMK).

Hinweis: Hedge-Funds und Private Equity Unternehmen als Gefahrenherde

Joachim Jahnke schreibt:

“Nach einem Bericht in der Financial Times vom 3. August haben Private Equity Funds im ersten Halbjahr 2005 für LBO (leveraged buy-out) mit 26 Mrd. Euro fast das Dreifache der Mittel des ersten Halbjahrs 2004 aufgenommen und damit in großem Umfang Dividendenzahlungen an ihre Investoren geleistet (Abb. 03025). Um es zu verdeutlichen: Dieser Betrag von LBO-Mitteln des ersten Halbjahres entspricht etwa ¾ des gesamten Aktienwertes von DaimlerChrysler (das Kapital aller Hedge Funds entspricht dem 24-fachen dieses Aktienwertes). Einzelne Gruppen konnten ihr Anfangsinvestment bereits nach 6 bis 12 Monaten zurückgewinnen. Die FT nennt das ein „Bonanza”. Zu Private Equity Unternehmen und Hedge Funds siehe auch die aktualisierte Webseite.”

Quelle: jahnke.net

Hinweis: Billiglöhne existieren längst – die Probleme auch

Arbeitsmarktforscher des „Instituts Arbeit und Technik“ , IAT-Vizepräsident Gerhard Bosch und Thorsten Kalina belegen: Nicht nur die Mini-Jobber auch die Zahl der Beschäftigten zu Niedriglöhnen nehmen deutlich zu, in Westdeutschland auf 16,6% und im Osten auf 19% aller sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten. Besonders Frauen, Jüngere und Ausländer sind betroffen. Das Tarifsystem erfüllt nicht mehr seine Schutzfunktion. Das IAT plädiert für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes.

Quelle: Schwäbisches Tageblatt

So stellt sich Klein-Ulla das Funktionieren der Marktwirtschaft vor

„Bundessozialministerin Ulla Schmidt (SPD) hat die deutsche Wirtschaft aufgefordert, mehr Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen,“ meldet die Netzeitung. «Nun sind die Arbeitgeber in der Pflicht», sagte Schmidt am Mittwoch in Berlin mit Blick auf die gesunkenen Lohnnebenkosten. Die Ministerin wandte sich dabei an Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt und forderte ihn auf, sich dafür stark zu machen und keine neuen politischen Forderungen zu stellen.“