Archiv: Monat: Oktober 2010

Verbarrikadierte Demokratie – Politik schafft sich ab

Stabilitätspakt, Dienst- und Niederlassungsfreiheit, Unabhängigkeit der Bundes- und Europäischen Zentralbank, Schuldenbremse, automatische Sanktionsmechanismus bei Verstößen gegen verschärfte Stabilitätsregeln, auch auf vielen anderen Feldern erleben wir, wie sich die Politik hinter unumstößlichen Prinzipien, unbeeinflussbare Verfahren oder zwingend umzusetzende Gesetze verbarrikadiert. Man erhofft sich damit die Begründung für unliebsame Entscheidungen ersparen und sich vor einer politischen Auseinandersetzung schützen zu können.
Das Vorgehen beim Aufbau solcher Barrikaden ist immer das gleiche. Man gibt ein paar allgemeine, oftmals als hehre Ziele verpackte und vor allem populistisch eingängig Parolen vor, schafft damit ein unveränderbar erscheinendes Prinzip und wenn dann konkrete politische Entscheidungen anstehen, argumentiert man, dass man dabei sich den unumstößlichen Zwängen unterordnen müsse.
Die Politik schafft sich damit selber ab. Die Demokratie wird hinter die von der Politik aufgebauten Barrikaden eingesperrt. Wolfgang Lieb

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Arbeitsmarkt; getarnte Werbung; Wirtschaftskrise kostet NRW-Kommunen 2010 drei Milliarden Euro; Deutsche Bank auf Expansionskurs; Abkommen mit der Schweiz legalisiert Steuerflucht; Roland Kochs lohnender Wechsel; Pfeffersprayer war ein Agent Provocateur; Lobbypedia; wer bleiben will, muss arbeiten; Hetzer Wilders lobt Merkel und Seehofer; Gesetz hilft gegen Zwangsheirat nicht; Nahles will Laizisten in der SPD ausbremsen; vom Schlachtfeld zum Bildungsidyll; Bachelor im Niemandsland; Müllhalde des Nordens; bloß nicht zum Griechen; Haiti in den Zeiten der Cholera; Rezension vonHeiner Flassbecks „Die Marktwirtschaft des 21. Jahrhunderts“; Atomdebatte im Bundestag. (WL)

Die Scheidelinie zwischen Manipulationsopfer und Eigenständigkeit ist das Aha-Erlebnis

Der Verleger des Jahrbuchs 2010/2011 „Nachdenken über Deutschland“, Markus Karsten, berichtete davon, bei ihm hätte die Lektüre der NachDenkSeiten-Texte ein Aha-Erlebnis ausgelöst. Seit dem verfolge er das politische und gesellschaftliche Geschehen mit anderen Augen. Aufmerksamer. Weniger leichtgläubig. Widerstandsfähiger. Davon berichten auch viele NachDenkSeiten-Leser. Sie sind resistent geworden, immun gegen die systematische Dauermanipulation. – Andere, auch solche, die ich zur Gruppe der kritischen Zeitgenossen zählte, schwanken. Ich beobachte, dass viele unter dem Trommelfeuer schwach werden und ihren Frieden machen, positiv denken wollen. Meine Sorge: die Aufklärungsarbeit wird leider nicht leichter und nicht weniger. Helfen Sie mit, vielen Menschen das notwendige Aha-Erlebnis zu verschaffen. Albrecht Müller.

Hinweise des Tages

Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante aktuelle Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen. Heute u. a. zu folgenden Themen: „Beschäftigtungswunder“, Merkel und der EU-Gipfel, Großbritanniens Blamage, jahrzehntelange Atomgefahr, Berliner Wassertisch, Guttenberg, Ermittlungen gegen Klaus Ernst eingestellt, Stuttgart 21, Riester-Rente, Steuerparadies Deutschland, Korruption, Jugendgewalt, Nahost-Konflikt, Absagen für FH-Studenten, zu guter Letzt. (RS/WL)

Wir sind in den Händen von Irren. Oder von verantwortungslosen Zynikern. Oder beides.

Diese Überschrift ruht seit einiger Zeit auf meinem Laptop. Ich habe die Kennzeichnung der herrschenden Verhältnisse und Personen als „irre“ nicht zu gebrauchen gewagt, weil auch ein Teil der NachDenkSeiten-Nutzer eine solche Charakterisierung für zu grob hält. Jetzt ermunterte der Luxemburger Außenminister zum Gebrauch und lieferte auch noch eine richtige Begründung für diese Kennzeichnung. Albrecht Müller.

Aktuelle Termine von Albrecht Müller: 1. Deutschlandfunk 2. Politische Akademie Tutzing 3. Edingen-Neckarhausen

Möglicherweise sind die folgenden Termine für Sie von Interesse:

  1. Deutschlandfunk: Freitag, 29.10.2010, 19:15 Uhr, Das Kulturgespräch zu „Meinungsmache. Wie Kampagnenjournalismus unserer Gesellschaft prägt“. – Ein treffend formuliertes Thema.
  2. Tutzing: Samstag, 6.11. 17:30, Akademie für politische Bildung. Vortrag über „Die Bedrohung des Sozialstaats durch Meinungsmache“ im Rahmen einer Tagung zum Thema „Pflegefall Sozialstaat“. Programm siehe hier [PDF 127 KB].
  3. Edingen-Neckarhausen: Donnerstag, 25.11.2010, 20 Uhr, Vortrag und Diskussion zu „Denken oder denken lassen? Über die Verflechtung von Medien, Wirtschaft und Politik.“ Eine Veranstaltung von Kien – Kultur im Ort – und Bücherwurm, Näheres siehe hier [PDF – 49 KB] und hier [PDF – 1.1 MB].

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Saufen für die Lufthansa; Banker attackieren Regierung; Kapitalverbrechen; Ausbildungspakt; Vermittlungsgutscheine selten eingelöst; fristlose Kündigung wegen eines Bagatelldelikts; Superreiche schaden der Wirtschaft; Deutschland Profiteur des Euro; auf Kosten der Versicherten; Heuschrecke zerlegt Automobilzulieferer; Gottes Bankster; die Verbraucher sollen es richten; Verfassungsklage im Atomstreit; keine Demonstrationsfreiheit gegen Castor; Elterngeld für Reiche wird gestrichen; deutsche Konzerne spenden für US-Klimaschutzgegner; Auswärtiges Amt hob Fischers Nazi-Erlass auf; mehr Demokratie oder mehr Polizei; Stuttgart 21: Geld ist wurscht; Medien verlacht; Bertelsmann wehrt sich; Hochschulratswahl rechtswidrig; Abgeordnetenwatch erhält keine Zuschüsse mehr; Phantom Integrationsverweigerer; wenig Hilfe für Afrika; nur Teilerfolge gegen den Hunger. (MB/WL)

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Raucher sollen Schwerindustrie quersubventionieren; Tricksereien des Finanzministers; private Krankenversicherungen; Lobbyerfolge im Gesundheitssystem; gut ein Fünftel sind atypisch beschäftigt; Putzkräfte bei der Bahn und glücklicher Putzkräfte in der Schweiz; Rettet die deutsche Mittelschicht; Aufschwung oder Strohfeuer; wo ist eigentlich die Linke; der Ruf nach Führung – Spiegel der Hilflosigkeit; Berliner Volksbegehren gegen Wasser-Privatisierung; Stuttgart 21; Bayern LB; Hermann Scheer; Hürden für faire Bildungschancen in Deutschland; Wikileaks; Frankreich – Widerstand gegen die Rentenform; Briten trauern ihrer Industrie hinterher; Rohstoffraub; “Ausländer raus” als herrschende Politik in Europa; Kongresswahlen in den USA; Deutsche Zweiheit; Zu guter Letzt: Zigarren werden von der Tabaksteuer ausgenommen. (JB/WL)

Rezension: Klaus Dörre/Matthias Neis, Das Dilemma der unternehmerischen Universität

Eine interessante Studie legten die beiden Soziologen an der Friedrich-Schiller-Universität Jena vor. Sie untersuchten die Gretchenfrage, ob die „unternehmerische Hochschule“ tatsächlich unternehmerisch erfolgreich ist.
Das Ergebnis ist ernüchternd: Das Konzept der unternehmerischen Universität „mag geeignet sein, das Personalmangement an den Hochschulen zu verbessern und die Ressourcenverteilung transparenter zu gestalten. Doch angesichts der chronischen Unterfinanzierung des Hochschulsystems und aufgrund nicht intendierter Effekte für kollektive Arbeitsprozesse, die Innovation überhaupt erst ermöglichen, kann eine allzu nahtlose Umsetzung des Leitbildes der unternehmerischen Universität alte Innovationsblockaden verstärken oder ganz neue erzeugen.“ (S. 137) Von Wolfgang Lieb

Ergänzungen zum Pleisweiler Gespräch mit Heiner Flassbeck am 20.11.

Die Einladung stößt auf großes Interesse. Das ist angesichts der wirren und unglaublichen Debatte um den richtigen Weg in der Wirtschaftspolitik nicht verwunderlich. Auch weil das Thema so aktuell ist, regen wir an, die Einladung weiterzugeben. – Einige Ergänzungen sind, auch als Antwort auf einige Mails von NachDenkSeiten-Nutzern, angebracht. Albrecht Müller

Hinweise des Tages

Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante aktuelle Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen. Heute u. a. zu folgenden Themen: Tabak- statt Ökosteuer; tausche Hartz-IV-Gesetz gegen Mindestlohn; Guttenbergs Ressort halbieren; Aufschwung statt höherer Löhne; 45-Stunden-Woche; Ingenieur als Teilzeit-Sekretärin; Integrationsdebatte; Stuttgart 21; CO-Pipeline: NRW-Minister will Bürger mitentscheiden lassen; Energiedebatte; Schock für privat Krankenversicherte; Autobauer verkaufen mehr in China als im eigenen Land; Gleichheit macht glücklich; die Hälfte der Menschheit hat einen Anteil von 2 Prozent am globalen Vermögen; Steuerreform oder steuerliche Konter-Reform in Frankreich; Irak: Mehr Gewalt durch Söldner; chinesisches Blutbad in afrikanischer Skandalmine; Studienanfängerzahlen; NS-Verstrickung des Auswärtigen Amtes; Rezensionen: Nachdenken über Deutschland und Einsichten eines Pharmakritikers; Meinungsmache. (KR/WL)

Hinweise des Tages (2)

Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante aktuelle Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen. Heute u. a. zu folgenden Themen: Wirtschaft und Minister wohlauf, Dem Euro sei Dank, Oskar Lafontaines später Sieg, Die Bundesfinanzheuchler,Rente mit 67 ist ein Irrweg, Privatversicherte müssen bluten, Olaf Scholz: Seehofers Phantomdebatte, “Der Staat ist autistisch”, Deutsche Bahn und Stuttgart 21: Der Irrsinn deutscher Verkehrspolitik, Kaum Widerstand gegen Sparkurs: Großbritanniens Arme saufen ab, China. (KR)

Martin Walser – der lebende Beweis für die Lüge von der „Wissensgesellschaft“

Am 19.10. erschien in der „Zeit“ eine Rezension des neuen Buches von Peer Steinbrück mit der Überschrift „Leidenschaftlich wahr“, unterzeichnet von Martin Walser. Dieser Text ist ein wunderbarer Beweis dafür, dass wir alles andere als eine Wissensgesellschaft sind. Insbesondere das so genannte gebildete Bürgertum weiß offensichtlich sehr vieles nicht und schleppt eine Fülle von Vorurteilen insbesondere im Bereich der Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik mit sich herum. Diese sich im allgemeinen besonders wissend fühlenden Menschen sind anfällig für allerlei Einflüsterungen. So auch Martin Walser. Er bringt das eigene Manko treffend auf den Punkt: Albrecht Müller.

„Bad Bank“ oder die vorsätzliche Täuschung. Nachtrag. (Finanzkrise XLVIII)

Im Beitrag vom 20.10. über die Täuschung, der wir unterliegen, wenn wir meinen, mit der Gründung einer Bad Bank würden vor allem faule Forderungen ausgelagert, wurde angekündigt, wir erwarteten noch Belege des Soffin zur Behauptung ihres Sprechers Dr. Rehm, dass „ein Zusammenbruch der HRE im Jahr 2008 unermesslich größeren Schaden angerichtet hätte“ und „auch eine Abwicklung des gesamten Instituts … für den Steuerzahler um ein Vielfaches teurer geworden“ wäre. Weil es hier um Milliarden geht, die Sie und Ihre Kinder zahlen müssen, müssen wir noch einmal auf diesen Vorgang eingehen. Albrecht Müller.