Die Verflechtung der Politik mit dem Casino-Betrieb der Finanzwirtschaft ist enger und älter als wir denken – wir zahlen schon seit 2000 für die Wettschulden

Professor Schmelz, engagiert im Aufspüren der Machenschaften um „innovative Finanzprodukte“, schickte gestern einen neuen und, wie ich finde, aufregenden Fund: einen Artikel aus dem Handelsblatt vom 24.2.2003 (siehe Anhang). Dort wird von einem Treffen Schröders, Eichels und Clements mit Spitzenvertretern der Banken- und Versicherungsbranche berichtet. Bei diesem Treffen war der Vorschlag gemacht worden, für notleidende Kredite deutscher Institute eine Auffanggesellschaft zu gründen, für deren Risiken letztlich der Staat, also wir Steuerzahler, einstehen soll. Dieses Dokument zeigt, dass die hohen Risiken der Politik spätestens seit dem Jahr 2000 bekannt sind, dass also Steinbrück die Unwahrheit sagt, wenn er von einem Spring-ins-Feld-Teufel erzählt, einer Überraschung durch die Finanzkrise. Es zeigt zweitens weiter, dass die Bundesregierung in die kriminellen Machenschaften des Verpackens und Weiterverkaufens notleidender Kredite in Wertpapiere schon früh involviert war. Albrecht Müller.

Die Neoliberalen wiederholen die Ausreden und Schuldzuweisungen für das Scheitern ohne Hemmungen

Zusammen mit Jean Ziegler war ich zu Gast bei einer Aufzeichnung für den CLUB2 des ORF 2 . Thema : „Von der Wirtschaftskrise zur Weltkrise?“. Ausstrahlung der Sendung am Mittwoch, den 19.11. um 23:00 Uhr. Wiederholung am 20. November 2:00 Uhr bei 3sat in der Nacht von Donnerstag (20.11.) auf Freitag um 4:45 Uhr.

Mit dabei war ein Vertreter der Friedrich-Naumann-Stiftung und der frühere Chefökonom des österreichischen Industriellenverbands. In ihrer Version ist der Staat schuld an der Krise, er habe nicht ausreichend reguliert, öffentliche Banken seien die ersten Verlierer gewesen, Greenspans Politik der niedrigen Zinsen sei schuld an der Hypothekenkrise in den USA, usw.. Die Chuzpe, mit der hier Ausreden erfunden und wiederholt werden, ist fast schon bewundernswert. Albrecht Müller.

Das neue BKA-Gesetz und die Gefahren für die Demokratie

Auch mit diesem neuen Gesetz zur inneren Sicherheit werden die verfassungsrechtlichen Grenzen der Staatsgewalt und „Geist der Verfassung“ unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung aufgeweicht. Die Balance zwischen Sicherheit und Freiheit wird seit Jahren zugunsten der Sicherheit gefährdet. Das Grundgesetz wird mit immer neuen Sicherheitsgesetzen bis an die Grenzen strapaziert und zu oft sind die Grenzen schon überschritten worden, wie etwa beim großen Lauschangriff, beim Luftsicherheitsgesetz oder beim nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzgesetz. Die dort beschlossenen freiheitsbeschränkenenden Regelungen wurden vom Bundesverfassungsgericht kassiert.

Wenn man eine Lehre aus der Geschichte ziehen kann, dann die, dass Macht und Gesetze missbraucht werden können. Es lohnt sich deshalb, immer wieder an die Entstehungsgeschichte des Grundgesetzes zu erinnern und vor allem daran, dass unsere Verfassung unser Land aus den Erfahrungen des Niedergangs der Weimarer Republik und der Schreckensherrschaft des NS-Regimes freiheitlich gestalten wollte. Von Christine Wicht

Hinweise des Tages

(WL)

Heute unter anderem zu folgenden Themen:

  • Zum Finanzgipfel: Das wichtigste Ziel verfehlt
  • Jetzt der New Deal – nicht nur in den USA!
  • Bankelite im Büßerhemd
  • Citigroup streicht 50.000 Stellen
  • Handel mit Kreditrisiken geht trotz Finanzmarktkrise munter weiter
  • Die nächste Bilanzbombe tickt
  • Adolf Merckle verzockt eine Milliarde mit VW-Aktien und verhandelt über eine Staatsbürgschaft
  • Europa drängt auf Privatisierung
  • Leistungen für die Allgemeinheit belasten gesetzliche Krankenversicherung
  • Miese Noten für Gesundheit der Deutschen
  • Das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden
  • Autos ohne Kunden
  • Die Kehrtwende der Bahn
  • Weniger Spielraum für Jobcenter
  • BKA-Gesetz
  • Özdemir bereitet auf Schwarz-Grün vor
  • Die erschöpfte Republik
  • Staffelt (SPD) wird Lobbyist für Luftfahrtkonzern
  • Bertelsmann mischt sich bei Obama ein
  • Hauptschulstudie
  • VOX: „Mein Restaurant“

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Hinweise des Tages

(KR/WL)
Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Finanzgipfel in Washington – nur Lippenbekenntnisse
  • Dito: Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne
  • Das Blut der schwarzen Schafe fließt in Strömen
  • Lohnplus geht an Metallern vorbei
  • Fast jede zweite Neueinstellung ist befristet
  • Peter Sodann: “Kann man doch mal sagen, oder?”
  • CSU = Freistaat = Landesbank
  • Von der “Heuschrecke” GM ausgesaugt
  • Klaus Bölling zu Hessen: “Ypsilanti verdient Parteiordnungsverfahren”
  • Bayern: Professorengehälter steigen, Studiengebühren bleiben
  • BWL-Professoren starten Initiative gegen die Fair Value-Konzeption
  • Tafeln: Es muss sowieso raus!
  • Hessische Verhältnisse an der Elbe
  • Freisprüche in Genua
  • “SZ”-Redakteure bangen um ihren Job
  • Zeitungskrise in den USA
  • Aktuelles zur Bildungspolitik
  • Die deutsche Wehrmacht im Osten: Im Sinne der NS-Führung

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Die gefährlichen Vorurteile unseres Führungspersonals – Steinbrück ist voll davon und tut deshalb nicht das Richtige.

Die Bundesregierung zwang uns Steuerzahler, fast 10 Milliarden für die Rettung der Industriekreditbank (IKB) zu zahlen, und dann 27, vielleicht sogar 50 Milliarden für die Münchner HRE-Bank, mehrere Milliarden für die Commerzbank, für die Bayerische Landesbank, usw. In der Summe mehrere 10 Milliarden, wenn nicht über 100 Milliarden, die uns alle in Zukunft belasten werden. Das mutet Peer Steinbrück uns und dem Bundeshaushalt zu. Zu Gunsten der Gesinnungsgenossen in der Finanzwirtschaft. Wenn es aber darum geht, zu Gunsten der Mehrheit der Beschäftigten und Arbeitslosen unser Land vor einer schlimmen Rezession zu bewahren, dann präsentiert uns Steinbrück seinen bekannten Wust von Vorurteilen gegen Konjunkturprogramme und gegen angeblich weitere Verschuldung. Auf den NachDenkSeiten konnten Sie schon viel dazu lesen. Deshalb beschränke ich mich auf Hinweise auf einen früheren Eintrag und einige andere einschlägige Artikel. Dies soll Ihnen zur Orientierung dienen. Albrecht Müller.

Antrag auf Ausschüttung Ihres Anteils am 500-Milliarden-Rettungspaket

Am Ende der Hinweise vom 12. November machten wir auf das Muster eines an unseren Bundesfinanzminister gerichteten Antrags auf Ausschüttung des Anteils aller Bürgerinnen und Bürger am Rettungspaket aufmerksam. Wir wurden nun von NachDenkSeiten-Nutzern gefragt, ob man diesen Antrag an Herrn Steinbrück ohne Risiko schicken könne. Selbstverständlich. Da dieser Antrag ausgezeichnet formuliert ist und wir uns keine fremden Federn an den Hut stecken wollen, weisen wir ausdrücklich darauf hin, dass er uns zugeleitet worden ist. Sie finden ihn im Anhang. Albrecht Müller

Anhang: Antrag auf Ausschüttung [PDF – 68 KB]

Hinweise des Tages

(WL)

Heute unter anderem zu folgenden Themen:

  • Issing Plan für Weltfinanzgipfel – Merkel will Hedgefonds an die Leine nehmen
  • Thomas Fricke: Mission Weltverbesserung
  • Bruttoinlandprodukt im dritten Quartal um 0,5% niedriger als im zweiten Quartal
  • Lucas Zeise – Bund der Konjunkturbremser
  • Das ist Ihre Rezession, Frau Merkel
  • Rund 20 Banken haben Staatshilfen beantragt
  • Steinmeier schmiedet „Zukunftspakt“ – in Europa
  • Heiner Flassbeck und Friederike Spiecker: Im Bauch des Sparschweins
  • USA: Schuldenmachen wird Bürgerpflicht
  • Zum Tarifabschluss in der Metall- und Elektroindustrie
  • Vorstände nicht nur Aktionären verpflichtet
  • Faule BVG-Deals “persönliche Blamage Sarrazins”
  • KfZ-Steuer: Die SPD-Fraktion steigt aus
  • Transnet-Chef Krauß wegen Bonus-Plänen unter Druck
  • Keine Fahrkosten für Ein-Euro-Jobber
  • Was kostet ein Arbeitsloser
  • Telekom bespitzelte auch Ver.di-Chef Bsirske
  • SPD: Niemals nie nicht
  • Die Bildung oder Humankapital?
  • Zur Schüler-Demo

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Hinweise des Tages

(KR)

Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Lobbyhinweise: Finanzkrise, Strabag und Freispruch für Claasen
  • Finanzberatung: „Guten Tag, ich hätte gerne eine Altersvorsorge“
  • 4. Hessisches Sozialforum am 29.11.08 in Frankfurt/Main
  • Warum reichen Sie gegen das BKA-Gesetz Klage ein, Herr Baum?
  • Ukraine: Die Angst vor dem Staatsbankrott
  • Müntefering und die WAZ-Pläne
  • Konjunkturpaket als Mogelpackung
  • Finanzkrise besiegt IG-Metall
  • Es lebe das Stadtwerk!
  • Der Blitz hat eingeschlagen
  • Deutsche Fassung der sogenannten Washington-Deklaration der Gewerkschaften aus Anlass des G20-Krisengipfels
  • ATTAC: Erbschaftssteuerreform ist Hohn für Millionen arme Menschen
  • Hans Mommsen im Deutschlandradio über die Dämonisierung der Linkspartei
  • Schweiz: Neuer Fahrplan bringt mehr und schnellere Züge

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Sachverständigenrat: Die alte Leier mit ein paar leisen Zwischentönen

Jahr für Jahr mussten wir auf den NachDenkSeiten den Gutachten des Sachverständigenrats vorhalten, dass sie den wirtschaftspolitischen „Holzweg“ stur fortsetzen und statt einer kritischen Bestandsaufnahme der tatsächlichen Wirkung ihrer neoliberalen „Reformvorschläge“ ständig nur eine weitere Erhöhung der „Reform“-Dosis vorschlugen. Daran hat sich auch im Jahresgutachten 2008/2009 unter dem Titel „Die Finanzkrise meistern – Wachstumskräfte steigern“ nichts Grundlegendes geändert. Mit der Ausnahme, dass diesmal ein (viel zu kleines) staatliches Konjunkturprogramm in Höhe von 0,5 bis 1 Prozent des BIP (also etwa im Umfang von bis zu 25 Milliarden Euro) vorgeschlagen wird, das über eine staatliche Kreditaufnahme finanziert werden soll. Wolfgang Lieb

Das Jahresgutachten des Sachverständigenrats zielt immerhin in die richtige Richtung – auch wenn die Mehrheit des SVR nicht sonderlich glaubwürdig ist

Im vergangenen Jahr hatten wir den Sachverständigenrat hart kritisiert („… nur noch eine Maschinerie der Meinungsmache“), so etwa hier und im Kritischen Jahrbuch 2007. Im Anhang finden Sie Meldungen zum Sachverständigenratsgutachten, das heute in Berlin präsentiert wird. Soweit man sich auf der Basis der Ankündigungen ein Urteil bilden kann (zwei Meldungen siehe Anlage), kann eines zumindest vermerkt werden: Dass der Sachverständigenrat eine Wende um 180° vollzieht und ein größeres Konjunkturpaket fordert, ist ein Fortschritt. Allerdings sind die Versuche des Sachverständigenrates, die Wende mit der Finanzkrise zu begründen, allzu durchsichtig. Der Sachverständigenrat versucht, seine Mitverantwortung abzuschieben. Albrecht Müller.

Schuldnerberatung – Ein ganz normaler Vormittag.

Die Schulden sind heute für viele Menschen und Familien ein zentrales Problem. Schuldnerberatung ist eine wichtige soziale Aufgabe. Viele NDS-Leser kennen sie nur vom Hörensagen. Deshalb habe ich den Schuldnerberater der AWO Roth-Schwabach, Wolfgang Hunner, den ich anlässlich eines Seminars traf, gebeten, aufzuschreiben, wie ein normaler Vormittag bei ihm aussieht. Hier ist sein Bericht, ergänzt um ein Papier zu den Zielen der Schuldner- und Insolvenzberatung (Anlage)

Hinweise des Tages

(KR/WL)

Heute unter anderem zu diesen Themen:

  • Finanzkrise bedroht Investmentfonds
  • AIG: Entlastung von toxischen Anlagen
  • Existenzminimum – eine bizarre Umverteilung
  • Von China lernen
  • Jahresgutachten: Fünf Weise fordern größeres Konjunkturpaket
  • Bundesgerichtshof bestätigt Untersagung des Zusammenschlussvorhabens E.ON – Stadtwerke Eschwege
  • Petition für das Recht auf politische Streiks
  • Stadt Frankfurt übernimmt die Regie beim Neubau der Höchster Kliniken: “Wir haben uns gegen PPP entschieden”
  • Rechnungshof attackiert Bahn wegen Schienennetz
  • Frankfurt: Der Kämmerer hat das Geld der Stadt verzockt
  • Bundeswehr im Inneren: Geheul und Gebell
  • SPD bremst Regierung bei Kfz-Steuer aus
  • Rückstand bei der Bildung gefährdet Deutschlands Innovationsfähigkeit
  • Exzellente Lehre gibt es nicht für lau
  • Lassen Sie sich ihren Anteil am 500-Milliarden-Paket auszahlen

Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.