Hinweise des Tages

Ein Artikel von:

(KR/WL)
Vorbemerkung: Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen.

Wir kommentieren, wenn wir das für nötig halten. Selbstverständlich bedeutet die Aufnahme in unsere Übersicht nicht in jedem Fall, dass wir mit allen Aussagen der jeweiligen Texte einverstanden sind.
Wenn Sie diese Übersicht für hilfreich halten, dann weisen Sie doch bitte Ihre Bekannten auf diese Möglichkeit der schnellen Information hin.

  1. Berlin: Kinderschutz in Not
    Jugendstadträte warnen, dass Sozialarbeiter fehlen, doch der Finanzsenator verweigert Einstellungen. In den Jugendämtern werden langsam die Mitarbeiter knapp. Jugendstadträte warnen vor einer sich abzeichnenden Katastrophe. “Meine Mitarbeiter sind am Ende ihrer Kräfte”, sagt etwa Angelika Schöttler, Stadträtin in Tempelhof-Schöneberg.
    Quelle: Berliner Zeitung
  2. Abschlussbericht der SPD- Arbeitsgruppe „Arbeitsbedingungen verbessern – Rentenzugang flexibilisieren“
    Die Arbeitsgruppe empfiehlt Maßnahmen, mit denen

    1. die Arbeitsfähigkeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bis zum Renteneintritt erhalten werden kann. Dazu gehören u. a.:
      • die Verbesserung der Arbeitsbedingungen
      • eine stetige Qualifizierung im Erwerbsverlauf und
      • die gezielte Unterstützung für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und
    2. flexible Übergänge aus dem Erwerbsleben in die Altersphase erleichtert werden können, insbesondere für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit gesundheitlichen Einschränkungen.

    Quelle: Arbeitnehmerkammer [PDF – 308 KB]

    Anmerkung WL: Damit wird man wohl den Widerstand gegen die Rente mit 67 nicht brechen können. Kein Wort darüber, ob eine derartige Entscheidung in der derzeitigen Situation nötig und sinnvoll ist.

  3. Worst Lobby Award 2007
    Heute hat die Internet-Abstimmung für die “Worst EU Lobbying” Awards 2007 begonnen! Dieses Jahr gibt es neben dem Hauptpreis für irreführendes, manipulatives und unethisches Lobbying in Brüssel einen zusätzlichen „Worst Greenwash“-Sonderpreis für das Unternehmen, deren grünfärberische Werbung und PR am meisten über Kreuz liegt mit den wahren Umweltauswirkungen ihres Kerngeschäfts.
    Quelle: LobbyControl
  4. Joseph Stiglitz: Amerikanisches Kartenhaus
    Zielstrebig ist die US-Wirtschaft in die Subprime-Krise gesteuert und hat dabei weltweit Kollateralschäden angerichtet. Jetzt geht es darum, die Auswirkungen auf die Konjunktur abzufedern.
    Angemessen wäre, Privatpersonen, die sich übermäßig verschuldet haben, eine beschleunigte Möglichkeit zum Neustart zu bieten – etwa durch eine Regelung für den Fall der Zahlungsunfähigkeit, die es ermöglicht, vielleicht 75 Prozent des Eigenkapitals, das ursprünglich in ein Haus gesteckt wurde, wiederzubekommen. Wobei der Kreditgeber die Kosten hierfür trägt.
    Amerika und der Rest der Welt haben viel zu lernen. Dazu gehört, dass der Finanzsektor strenger beaufsichtigt und Schutz vor rücksichtsloser Kreditvergabe gewährleistet wird
    Quelle: FTD
  5. Volksentscheid in Hamburg gescheitert
    Die Hälfte aller Wahlberechtigten hätte einer Verfassungsänderung zustimmen müssen – doch zu wenige Hamburger kamen zur Abstimmung. Die regierende CDU fordert nun, das Thema direkte Demokratie zu den Akten zu legen. Die Initiatoren des Volksentscheides schließen einen erneuten Versuch nicht aus.
    Quelle: Spiegel Online
  6. Nobelpreis: Auszeichnung geht an marktkritische Volkswirtschaftler
    Drei Mikroökonomen erhalten die Auszeichnung für Grundlagen der Vertragstheorie
    Quelle: FR

    Anmerkung Orlando Pascheit: “Marktkritisch” ist dann doch etwas überzogen. Es ist kaum anzunehmen, dass ein Komitee, das einen von der Schwedischen Reichsbank gestifteten Preis verleiht, nicht wusste, wen es auszeichnete. Nicht umsonst dominieren die Herren aus Chicago den Wettbewerb.

    Natürlich kann man es bemerkenswert finden, wenn Wissenschaftler, welche über die “öde Neoklassik” hinaus denken, geehrt werden. Aber wissen nicht bereits Erstsemestler im Prinzip, dass der von Adam Smith beschriebene Preismechanismus, das freie Spiel von Angebot und Nachfrage, nur unter sehr krassen, d.h. wenig realistischen Annahmen (vollständige Konkurrenz usw.) funktioniert? Dass der Preismechanismus bei öffentlichen Gütern nicht funktioniert, also über Trittbrettfahrer Marktversagen entsteht, ist eigentlich auch ein alter Hut. So räumt denn die Akademie ein, es sei auch der traditionellen Ökonomie schon bewusst gewesen, dass bei nicht funktionierenden Märkten der Staat gefragt ist, und führt aus: “Die Mechanismus-Design-Theorie machte diese Intuition allerdings wesentlich präziser.” So what?

    Aber der Witz bei den frisch Gekürten ist ja, und das wird die Akademie besonders beeindruckt haben, dass Märkte in vielen Fällen auch ohne vollständige Konkurrenz funktionieren können. Leider kreisen die Wirtschaftswissenschaften immer noch zu sehr um die Frage. über welche “Mechanismen” die Allokation knapper Güter erfolgt, und vernachlässigen Fragen z.B. nach der Generierung eines volkswirtschaftlichen Überschusses und dessen investiver Verwendung.

  7. Im Osten boomen Privatschulen
    Bis zu 25 Prozent der Schulen sind im Osten inzwischen in privater Trägerschaft. Der Wunsch nach individuellem Unterrichten treibt die Schülerzahlen hoch. Und der Staat tut ein Übriges – er schließt kleine Schulen, die Private dann übernehmen
    Quelle: taz
  8. Geldregen fällt nur im Westen
    Die Initiative “Superuni” sorgt international für Aufsehen – und hängt Hochschulstandorte ab: Arme Bundesländer verlieren beim Wettbewerb.
    Quelle: taz
  9. Die Förderung der Exzellenzunis geht zu Lasten anderer Hochschulen
    Die deutsche Initiative sorgt international für Aufsehen – und hängt national Hochschulstandorte ab: Die armen Bundesländer sind beim Uni-Wettbewerb die Verlierer
    Quelle taz
  10. Elite-Universitäten : Der Osten in der Falle
    Die Millionenzuschüsse für Elite-Unis werden wohl am Osten vorbeigehen. Die Ost-Unis sollen lieber das Studentenhoch aus dem Westen aufnehmen.
    Quelle: taz
  11. Der Professorenschlag
    Aus aktuellem Anlass: Warum so viele Universitätspräsidenten das staatliche Berufungsrecht für sich einfordern und warum gerade dadurch die wissenschaftliche Autonomie gefährdet wird. Von Michael Plöse.
    Quelle: Telepolis
  12. Examen mit Schuldenberg
    Monatlich 500 Euro Kredit will er von diesem Wintersemester an bis zum voraussichtlichen Studierende in dreieinhalb Jahren aufnehmen – macht 21 000 Euro. Das Geld bekommt der Geschichts- und Theologiestudent, der seinen wirklichen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). “Eine andere Wahl habe ich nicht”, sagt Frank. Er steht mit dieser Ansicht nicht allein. Die neuen Studienkredite vieler Banken sind zum beliebten Finanzierungsinstrument geworden, mit ihnen werden längst nicht nur Studiengebühren finanziert.
    Dafür gibt es einen Grund: Die wirtschaftliche Situation der Studenten hat sich in den vergangenen Jahren verschlechtert.
    Quelle: FAZ

    Anmerkung WL: Nach Angaben des Deutschen Studentenwerks hat nur ein knappes Prozent der Studierenden im Sommer 2006 einen Studienkredit beansprucht.

  13. Das eigene Wissen stets in Frage stellen. Wie die Lehre an deutschen Hochschulen verbessert werden sollte
    Um die Lehre an deutschen Hochschulen ist es schlecht bestellt. Die Betreuung der Studenten lässt zu wünschen übrig, die Hörsäle sind überfüllt, die neuen Studiengänge Bachelor und Master führen zur Verschulung. Forschung und Lehre, bisher aus guten Gründen eine Einheit, drohen auseinanderzudriften.
    Quelle. DLF

    Anmerkung WL: Die Hierarchisierung der Hochschullandschaft findet ihre Fortsetzung in der Hierarchisierung der Hochschullehrer, etwa durch die Einführung einer Lehrprofessur, wie sie offenbar der Wissenschaftsrat vorschlägt.

Rubriken:

Hinweise des Tages

Schlagwörter:

Die NachDenkSeiten sind für eine kritische Meinungsbildung wichtig, das sagen uns sehr, sehr viele - aber sie kosten auch Geld und deshalb bitten wir Sie, liebe Leser, um Ihre Unterstützung.
Herzlichen Dank!