Leserbriefe zu „Shadow Banning – Facebook lässt die NachDenkSeiten verschwinden“

Ein Artikel von:

Hier diskutiert Jens Berger über die „Beschwerden von Facebook-Nutzern, die sich darüber wundern, dass Artikel der NachDenkSeiten in ihrem Feed nur noch selten oder gar nicht angezeigt werden“. Während „unsere Internetseite in den letzten Jahren kontinuierlich Leser“ gewinne, sinke die erzielte Reichweite auf Facebook ebenso kontinuierlich. Dafür gebe „es nur eine logische Erklärung: Facebooks Algorithmen diskriminieren Inhalte der NachDenkSeiten“. Die Gründe dafür seien nicht offen einsehbar. Eine derartige systematische Diskriminierung stelle jedoch „einen eklatanten Eingriff in die Informations- und Meinungsfreiheit dar“. Abschließend erfolgt ein „Tipp“: „Rufen Sie regelmäßig unsere Seite auf, um sich über neue interessante Inhalte zu informieren. Nur so verpassen Sie nichts.“ Wir haben hierzu interessante Leserbriefe erhalten. Danke. Hier ist eine Auswahl, zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

Es ist schon sehr lang, als es noch kein Facebook gab. Da organisierte ein Kollege einen  deutschlandweiten, beruflichen IT-Arbeitskreis über LinkedIn. Nach kurzer Zeit merkte ich, es bringt nichts weiter, es hilft nur dem Organisator, sich wichtig zu machen. Und bin da raus.

Später war ich zu Besuch bei einer befreundeten Familie auf dem Lande. Ganz weit weg, da wo noch die Ziegen durchs Dorf laufen. Deren Tochter arbeitete in einer Bank in den USA und sie wollten mir Bilder von ihr und ihrer neuen Heimat zeigen. Mit einem Fotoalbum hatte ich gerechnet, stattdessen wurde ein Computer angeworfen. Dieses Mädel hatte ihr gesamtes Privatleben bei Facebook eingestellt! Wie kann man nur so bescheuert sein.

Ich mache den Quatsch nicht, aus Überzeugung. Und wenn sich einer beschwert, dass die NachDenkSeiten nicht bei Facebook zu sehen sind, kann ich nur sagen: Selber Schuld, dem ist nicht zu helfen.

Wozu gibt es die Webseite

www.nachdenkseiten.de

Damit bin ich bestens bedient, mehr brauche ich nicht.

Herzlichen Gruß,
Rolf Henze


2. Leserbrief

Liebes NDS-Team,
 
dieser Artikel ist für mich nur eine weitere Bestätigung dafür, eine Daten-Krake wie facebook komplett zu ignorieren, und deren Monopolstellung nicht auch noch durch meine freiwillige Bereitstellung meiner Daten zu unterstützen und zu fördern. Man könnte es auch Verweigerung nennen. Ja, ich verweigere facebook. Ich war noch nie bei facebook und werde es auch nie sein. Zudem habe ich WhatsApp seit der Änderung ihrer Datenschutzrichtlinien – vor drei Jahren glaube ich – den Rücken gekehrt. Ich brauche kein facebook um mit Menschen in Kontakt zu bleiben, und brauche auch kein faceboook, um Artikel der NDS zu finden. Die Nachdenkseiten und andere zahlreiche unabhängige Medien gehören sowieso zu meiner täglichen Lektüre. Digitales Leben und Informiertsein funktioniert also auch ohne den Marktführer.
 
Übrigens – ohne diesen Artikel hätte ich nie erfahren, dass facebook Euch mobbt; folglich hätte ich mich heute morgen auch nicht aufregen müssen :-)
 
Bleibt wie Ihr seid – bleibt systemrelevant!
 
Beste Grüße
Gert Greiner


3. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger, liebe Freunde von den Nachdenkseiten,

als regelmäßiger Verbreiter von kritischen Beiträgen von Nachdenkseiten, Infosperber etc. erkenne ich das an der Anzahl der “Likes” unschwer und unmittelbar.

Die kritischen Medien werden per Algorithmus zensiert. Damit es nicht ganz so auffällt, wird einigen Facebook-Freunden das Posting gezeigt.

Viele Grüße
Ulrich Engelke


4. Leserbrief

Lieber Jens Berger,

spätestens seit den NSA-Leaks, Edward Snowden und der Übernahme von Twitter durch Elon Musk sollte bekannt sein, dass die “Big Five” der US-Tech-Konzerne (Amazon, Apple, Google, Meta, Microsoft) unter Kontrolle der US-Geheimdienste stehen. Insofern kann es kaum überraschen, dass abweichende und unerwünschte Meinungen systematisch unterdrückt werden. Vielleicht liegt die gesunkene Reichweite der NDS auf Facebook aber wenigstens zum Teil auch daran, dass wirklich nachdenkende Menschen Facebook richtigerweise nicht mehr nutzen, ohne aber ihren Account und das FB-Abo der NDS zu löschen. Was mich aber überrascht, ist die Tatsache, dass in dem Beitrag zwar zu Recht kritisiert wird, dass Facebook Beiträge unterdrückt, aber kein Wort darüber verloren wird, dass man “soziale Medien” wie Facebook überhaupt nicht nutzen sollte, wenn einem a) die eigenen Daten und b) Freiheit und Demokratie wichtig sind. Wenn ich betrachte, dass die NDS ohne jedweden Warnhinweis auf Facebook, Twitter und YouTube verlinken, muss ich mich schon fragen, ob es Edward Snowden und den NSA-Skandal nicht gegeben hat? Die NDS, die sich für Aufklärung und Demokratie engagieren, sollten sich dafür einsetzen, dass das Bewusstsein in der Bevölkerung für die tiefe Demokratie- und Verfassungsfeindlichkeit dieser Netzwerke geschärft wird. Am Ende des Tages brauchen wir eine politische Bewegung, die sich dafür einsetzt, dass unsere Daten dem Zugriff von NSA und Konsorten effektiv entzogen werden. Ohne individuelle Sensibilisierung ist das aber kaum vorstellbar.

Mit solidarischen Grüßen
Hans Hochberg


5. Leserbrief

Liebe NDS,

“Shadow Banning – Facebook lässt die NachDenkSeiten verschwinden”

Dazu kommen mir spontan 2 Gedanken.

  1. Vielleicht ist es gar nicht so gut, seinen täglich Lesestoff von so Meinungsfilter-Automaten wie Facebook, Instagram oder Twitter aufbereiten zu lassen?
  2. Vielleicht hat das eine stetig größer werdende Zahl von NDS-Lesern ja auch bereits erkannt und die sinkende Facebook-Reichweite ist nur eine Auswirkung dieser positiven Entwicklung?

Mein RSS-Feedreader jedenfalls macht solche Sachen wie “Shadow Banning” nicht.
 
Viele Grüße!

Axel Becker


6. Leserbrief

S. Anti-Spiegel.ru vom 24.04.2023: “Facebook markiert Hersh-Recherche über Nord-Stream-Sprengung als ‘Falschmeldung'”

Ciao, SK


7. Leserbrief

Wertes NDS Team, 

dass Facebook ein verlängerter Arm der CIA ist, hat Thomas Röper in seinem Artikel auf anti-spiegel “Facebook markiert Hersh-Recherche über Nord-Stream-Sprengung als „Falschmeldung“” 

grade wieder aufgezeigt. Ihr scheint mittlerweile bei der CIA als “Gefahr” eingeschätzt zu werden, damit ihr diese Sonderbehandlung verdient. Herzlichen Glückwunsch dazu, das muss man erstmal schaffen. 
Ich persönlich wundere mich nur, dass immer noch Menschen dieses Medium aktiv nutzen, aber dass muss jeder selbst entscheiden. 

Schade, dass es keine Instanz in Deutschland gibt, die diesen Angriff auf Rede – und Meinungsfreiheit verhindert. Im Prinzip dürfte die momentane Regierung sogar glücklich darüber sein, wenn kritische Stimmen mundtot gemacht werden. Kranke Welt. 

Beste Grüße 
H. Dietrich 


8. Leserbrief

Guten Tag geschätztes Nachdenkseiten-Team,

ich beziehe mich mit meinem kurzen Leserbrief auf den Artikel von Jens Berger “Shadow Banning – Facebook lässt die NachDenkSeiten verschwinden”:

Ich nutze, um mich zu informieren, eine recht alte Internet-Technik: RSS-Feeds. Das geht recht einfach und umgeht Dritte. Man benötigt einen “Feed-Reader”, also ein Programm auf dem Smartphone oder auf dem Computer. Dort habe ich die RSS-Feed-Adressen meiner geschätzten Seiten eingetragen (z. B. den Feed).

Fortan rufe ich mehrmals täglich meine “Feeds” direkt von den Herausgebern ab und nicht von Dritten. Ich erhalte dann eine aktuelle Liste von von mir noch nicht gelesenen, neuen Beiträgen. Natürlich ist hier nichts gefiltert. Leider scheint diese RSS-Feed-Technik in Vergessenheit geraten zu sein. Aber sie ist äußerst datenschutzfreundlich und nicht manipulierbar.

Man muss als Hürde eben nur die sogenannte RSS-Feed-Adresse der jeweiligen Seite herausfinden, also technisch etwas versiert sein. Die meisten Internetseiten bieten eine solche (häufig versteckt im Quelltext der Seite) an. Oft reicht eine Internet-Recherche (RSS+Seitenname). Oder man nutzt einen dritten RSS-Dienst wie “Feedly”. Aber dann riskiert man eben wieder, in einen Filter zu gelangen.

Viele Grüße, Ihr täglicher Leser
T. Raatz


9. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

es ist sehr schade, dass Sie in diesem Artikel nicht auf die Möglichkeit des von den Nachdenkseiten angebotenen RSS-Feeds hinweisen. RSS (oder Atom)-Feeds sind eine dezentrale, von Konzernen unabhängige Technologie. Aus diesem Grund wird sie wahrscheinlich von den Browserherstellern gezielt bekämpft.

Google hat 2013 den populären Dienst Google Reader abgeschaltet. Bis heute wissen auch Google Mitarbeiter nicht, warum. Früher zeigten Browser im Adressfeld das Feed Symbol, wenn eine Webseite einen solchen anbot, heute nicht mehr. Firefox konnte bis vor kurzem Feeds mit seinem Bookmark-Manager abrufen.

Feeds werden auf die gleiche Weise direkt abgerufen wie eine Webseite und können daher genauso schwer zentral kontrolliert oder zensiert werden. Alternative Medien sollten solche Technologien bewerben. Dann tuen auch Reichweitenverluste auf Facebook nicht mehr so weh.

Beste Grüße, Thomas Koch


10. Leserbrief

Guten Tag

Ich habe heute Ihren Beitrag über Shaddow-Banning auf Facebook gehört. Bei knapp 4000 Leser auf Facebook könnte man schon auch darüber nachdenken, Facebook und ähnliches zu verlassen und eine eigene Fediverse-Instanz aufzusetzen. Ich betreibe selbst als Nicht-Informatiker eine Mastodon-Instanz. So schwierig scheint das also nicht zu sein ?.

In meinen Augen ist es eben “Hausrecht” von Facebook & Co, so zu schalten und zu walten, wie man will. Dazu gehört auch das Shaddow-Banning. Es ist, wie Sie schon sagten, ein kapitalistisch aufgestellter und durchorganisierter Konzern. Ich füge hinzu: Ein Konzern, der (unsere) Demokratie verkauft (siehe Trump-Wahl und das Referendum des Brexit) und das Geld in die eigenen Taschen steckt. 

So sehe ich das heute. Da darf man nicht drüber rumjammern, sondern sollte seine Konsequenzen daraus ziehen und eben solche Plattformen verlassen oder den Account mit einem letzten Hinweis auf eine unabhängige Plattform (was das Fediverse eben ist) stilllegen – dabei ist aber schon klar, daß eben diese Meldung massivst von der Plattform unterschlagen werden wird. Da mache ich mir nichts vor.

Wie in Ihrem Beitrag über “Déjà-vu – Zum Recht gegen digitale Gewalt” schon erkannt, liegt es an der Gesellschaft, dagegen vorzugehen. Aber der ist es zu 98% der Menschen herzlich egal. Auch eine bittere Wahrheit, die ich im Lauf der letzten 20 Jahre so erkenne: Hauptsache bequem Leben und sich einlullen lassen, Whatsapp benutzen, sich obendrein von Apple und Google digital durchf*****n lassen. Seit 2013 wissen wir auch, daß die NSA da kräftig mitmischt, was aber latent von den “Leitmedien” ausgeblendet wurde und wird.

Dem stehe ich mit meinem 2014er MotoG2 Smartphone, das ohne #GAMAM (Googe, Apple, META, Amazon und Micro$oft) mit SailfishOS (finnisches linuxbasiertes Smartphone OS) läuft, gegenüber und löse nicht selten Stirnrunzeln aus, wenn ich erkläre, daß ich auf meinem Smartphone gar kein Whatsapp installieren *KANN* ?. Ja, es ist anstrengend, weil man mit 3 Kinder ettliche WA-Gruppen “verpaßt” (nein, nicht wirklich), bzw. doch ab und an Informationen an mir vorbeiziehen.

Mich nervt es sehr, wenn von mir erwartet wird, daß ich, wie “alle”, die AGB von Whatsapp einfach abnicken soll, ohne sie gelesen zu haben. Ich habe sie nur überflogen, mich dabei fast übergeben und seitdem ist es für mich ein NoGo. “Aber alle anderen machen es doch auch so”, heißt es oft. Meine Antwort darauf: “1938 waren auch ‘alle’ Nazis und fandens geil, 1945 halt nicht mehr. Heißt: Die Masse bestimmt nicht, was richtig und falsch ist, dafür bin ich schon selbst verantwortlich”.

Ich mahne nur mantraartig an, daß man gefälligst auf (quell)offene Kommunikation umsteigen soll. Eine Mahnung, die ich genausogut in den Wind schreien könnte, denn Bequemlichkeit siegt an der Stelle bei 98% der Leute.

Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Popp


11. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

da die Leser der NDS auf Facebook und anderen ähnlichen Plattformen keine Kontrolle über die Inhalte haben, würde ich alle Leser ermutigen, auf die Nachdenkseiten (und auch andere Blogs etc.) über RSS- bzw. Atom-Feeds zuzugreifen. Dazu benötigt man einen RSS-Client als App oder einen solchen Webdienst von denen es zahlreiche gibt (Inoreader, Feedly, Reeder, usw…). Diese können die Feeds der gewünschten Webseiten anzapfen und „abonnieren“.

Dies hat mehrere Vorteile:

  • Mehrere Blogs oder Webseiten, die man als Leser gerne liest, können in der Client-App bzw. dem Webdienst gesammelt werden. Man muss daher nicht auf jede einzelne Webseite gehen und dort nach neuen Inhalten suchen, sondern es reicht, die Client-App zu benutzen. Fast alle Webseiten bieten RSS- oder Atom-Feeds an.
  • Es werden neue Inhalte automatisch regelmäßig abgefragt und als jeweils einzelne Artikel angezeigt.
  • Meistens besteht die Möglichkeit, Schriftgrösse und -art auf seine Bedürfnisse anzupassen, was man auf Webseiten meist nicht kann.
  • Bereits gelesene Artikel werden als gelesen markiert und somit nicht im „Posteingang“ angezeigt. Man kann auch seine Liste überfliegen und anhand der Überschrift schon nicht so interessante Artikel direkt als gelesen markieren
  • Die meisten Apps oder Dienste für RSS-Feeds bieten Möglichkeiten zur Kategorisierung mittels Schlagworten oder Markierungen
  • Meist werden alle gelesenen Artikel auch als Historie gespeichert und es kann später wieder darauf zurückgegriffen werden.
  • Es gibt meist auch Suchfunktionen zum Durchsuchen der Artikel nach bestimmten Wörtern und z.T. auch Möglichkeiten, Zitate zu markieren.
  • Möglichkeiten zum direkten Teilen auf Facebook und co gibt es auch meistens.
  • Meist können die bereits gelesenen Inhalte auch auf andere RSS-Clients portiert werden, wenn man lieber einen anderen Dienst nutzen möchte.
  • Man wird außerdem nicht von Facebook und co ausspioniert und zu Geld gemacht und behält die Kontrolle über die gewünschten Inhalte.

Natürlich besteht der Vorteil von Facebook für den Inhalteanbieter darin, dass automatisch eine gewisse Reichweite auch bei neuen potentiellen Lesern generiert werden kann, aber wie man sieht, funktioniert das nur bei „gewünschten“ Inhalten.

Die RSS- Apps oder Webdienste kosten manchmal ein paar Euro bzw. es gibt auch Abomodelle, wobei es auch kostenlose Dienste gibt und hier meist nur bei zusätzlichen Funktionen eine Gebühr fällig wird.

Um sicher zu gehen, keine neuen Artikel zu verpassen, sind die RSS- oder Atom Feeds für den Leser aus meiner Sicht jedenfalls ideal.

Mit freundlichen Grüßen
Pierre Lutomski


12. Leserbrief

„Shadow banning“ ist ein inzwischen recht weitverbreitetes Übel unserer Zeit, das auf der Grundlage unserer zunehmend autoritär verfassten Gesellschaft in sozialen Netzwerken intensiv genutzt wird, wie auch die Twitter Files deutlich gezeigt haben. Shadow Banning ist eine massive Gefahr für die Demokratie und die Presse- sowie die Meinungsfreiheit, da es in klandestiner Weise – man könnte mit einiger Berechtigung auch in zersetzender Weise sagen – den Diskurs beeinflusst, ohne dass es auf den ersten oder gar zweiten Blick ersichtlich ist. Und dabei gibt es zahlreiche Aspekte des Shadow Bannings zu bedenken, die jeweils im Einzelnen intensiv diskutiert werden müssten. Da sind zum einen die Kommunikationsregeln selbst, die das jeweilige soziale Netzwerk aufstellt: Welche Aussagen oder welche Form verbieten sie? Was erlauben sie? Ist die Äußerung bestimmter Meinungen verboten, selbst wenn die Äußerung solcher Meinungen im Allgemeinen erlaubt ist? Sind die aufgestellten Regeln überhaupt legitim? Sind sie legal? Der nächste Aspekt ist die Anwendung der Regeln: Wer legt diese aus? Wer bestimmt, ob ein Verstoß vorliegt und in welcher Schwere? Ein weiterer Aspekt: Welche Sanktionen sind geregelt? Gibt es Shadow Banning als geregelte Sanktion? Wie ist die Regelung ausgestaltet und wer legt diese aus? Noch ein Aspekt: Gibt es innerhalb des sozialen Mediums Möglichkeiten, sich gegen Shadow Banning zu wehren oder wenigstens zu ergründen, ob ein solches erfolgt? Wenn nicht – ist das überhaupt legitim oder gar legal?
 
Gravierend wird die demokratiegefährdende Rolle des Shadow Bannings allerdings erst durch das staatliche Handeln. Ein verantwortungsbewusster Staat, der im Sinne einer möglichst großen Meinungsvielfalt die Möglichkeiten, seine Meinung umfassend bilden und äußern zu können, schaffen oder bewahren möchte, würde gesetzliche Regeln aufstellen, die dieses Ziel auch in sozialen Medien gewährleisten. Es war allerdings der Staat selbst durch Schaffung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes, der einen erheblichen Anstoß zur Unterdrückung unliebsamer Äußerungen im Netz gegeben hat. Es ist der Staat (hier vor allem in Gestalt der jeweiligen Bundesregierung und die von ihr geführte Mehrheit im Bundestag), der nicht die geringste Lust zeigt, etwas gegen diese Entwicklungen zu unternehmen, weil er sie klammheimlich (und manchmal auch mehr oder weniger offen) befürwortet, weil sie in sein politisches Konzept passen.
 
Ungeachtet dessen dürfte die Einschätzung von Jens Berger, dass „das Handeln von Facebook wohl ohnehin legitim (sei)“, da „sich der Konzern in seinen ellenlangen AGBs doch das Recht vor(behalte), Inhalte ohne Nennung der Gründe zu diskriminieren“, juristisch – jedenfalls in dieser Uneingeschränktheit – nicht zutreffend sein. Ich bin zwar kein Verfassungsrechtler (noch nicht einmal Verwaltungsrechtler), aber die Gefahr, die durch meinungsbeschränkende Entwicklungen in den sozialen Medien für die Meinungsfreiheit und die Demokratie resultieren, haben doch in den letzten Jahren auch schon in der Rechtsprechung sowie der juristischen Literatur ihren Niederschlag gefunden. Unter dem Stichwort „mittelbare Drittwirkung von Grundrechten“ gibt es inzwischen einige Beispiele für eine verfassungsrechtliche Kontrolle meinungsbeschränkender Maßnahmen von Privaten in sozialen Medien. Eine umfangreiche Abhandlung zum Thema enthält etwa die Dissertation von Eva Skobel, Regulierung nutzergenerierter Inhalte auf sozialen Netzwerken, die als pdf-Datei sogar im Netz abrufbar ist. Ich verweise außerdem auf die Fallauflistung auf der Seite Meinungsfreiheit im Netz von Rechtsanwalt Steinhöfel – ja ich weiß, der mag bei einigen Redakteuren, Mitarbeitern und Lesern der Nachdenkseiten aus politischen Gründen nicht eben wohl gelitten sein – in denen es auch um Fälle von shadow banning ging, so etwa im Fall 48, dem das Nichtauffindbarmachen von #allesdichtmachen in den Suchergebnissen von Youtube zugrunde lag. Es ist inzwischen zumindest im Grundsatz anerkannt, dass Soziale Medien nicht mehr frei nach Belieben entscheiden dürfen, welche Meinungen frei geäußert werden dürfen und welche durch Löschung, Shadow Banning oder andere Maßnahmen unterdrückt werden und damit ihre Reichweite verlieren. Der Bundesgerichtshof hat zwar akzeptiert, dass Soziale Medien Kommunikationsregeln aufstellen, die über gesetzliche Vorgaben hinausgehen; zugleich hat er jedoch dem Nutzer Verfahrensrechte zugebilligt, um diesem eine Kontrolle von Sanktionen zu ermöglichen als Ausfluss der mittelbaren Grundrechtswirkung im Rahmen einer Inhaltskontrolle der allgemeinen Regeln des Netzwerks. Auch das Bundesverfassungsgericht hat bereits Entscheidungen erlassen, die die Gebotenheit einer angemessenen grundrechtlichen Kontrolle im Ergebnis zunächst im Grundsatz anerkennen.
 
Eine andere Frage ist freilich, ob die Nachdenkseiten den juristischen Kampf gegen Facebook aufnehmen möchten. Grundsätzlich würde ich das sehr begrüßen und die Beauftragung einer spezialisierten Kanzlei empfehlen, die sicherlich auch die erforderlichen Kontakte hat, um klären zu lassen, ob überhaupt tatsächlich reichweiteneinschränkende Maßnahmen durch fb betrieben werden.
 
Herzliche Grüße
Thomas Fetsch


13. Leserbrief

Moin liebes NDS-Team,
moin Herr Berger,

Demokratie-feindliches Gebaren von sogenannten “sozialen Medien” ist seit etlichen Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten, ein offenes Geheimnis. Unternehmen wie Meta, das Facebook & WhatsApp betreibt, aber auch Twitter & Konsorten, haben sich noch nie um Datenschutz geschert, sondern nur um den absolut notwendigen Minimal-Teil, um juristische Streitereien sowie ein schlechtes Ansehen bei den Nutzern zu vermeiden, teils sogar mit nachgewiesenen Lügen.

Man muß sich Facebook wie einen großen Zeitungsverlag im Online-Stil vorstellen. Als ob in der FAZ oder der Süddeutschen jemals positive Artikel über Beiträge auf den NachDenkSeiten erscheinen könnten…

Allein schon diese Gutsherrenart, bestimmen zu wollen, wer was wann sieht, verbietet es einem vernünftig denkenden & sozial eingestellten Menschen, solcherlei Dienste zu verwenden. Wie heißt es so schön: Man darf sich hinterher nicht beschweren, denn man hätte es bereits im Vorfeld wissen können. Facebook/Meta legt über ihre Nutzungsbedingungen [1] unmißverständlich fest, welche Interessen ein Nutzer haben soll:

“Unsere Produkte und Dienste ermöglichen es dir, mit deinen Freunden und Gemeinschaften zu kommunizieren und personalisierte *Inhalte* und Werbeanzeigen zu erhalten, *die nach unserer Ansicht relevant für dich sein* und deinen Interessen entsprechen *könnten.*”

Pikant ist außerdem dieser Passus, der in der Vergangenheit schon einmal für Wirbel sorgte, aber ziemlich schnell auch wieder abgeebbt ist:

“Meta kann auf jegliche Informationen, die es über dich erfasst, zugreifen, sie aufbewahren, *verwenden und teilen*, wenn es in gutem Glauben der Ansicht ist, dass dies gesetzlich vorgeschrieben oder zulässig ist.”

Erinnert sich noch jemand an den Facebook-Skandal 2014?

Das ist, wohlgemerkt, fast 9 Jahre her.

Unter [2] heißt es außerdem:

“Wir arbeiten mit unabhängigen Forschern zusammen, um bessere Einblicke in die Auswirkungen zu erlangen, die soziale Medien auf Wahlen und demokratische Prozesse haben können”

Hier wird ganz unverblümt zugegeben, auf soziale, gesellschaftliche & politische Prozesse Einfluß zu haben, nur Kraft der Existenz solcher Dienste. Wo ein Trog ist, da finden sich auch stets Schweine, sprich: solcherlei Einfluß *nicht* aus politischen & wirtschaftlichen Motiven zu mißbrauchen, kann man spätestens seit 2020 komplett ausschließen. Auf der gleichen Seite wird die Bestätigung meiner Aussage gleich mitgeliefert:

“Wir unterstützen die Forschung in Bereichen wie künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen, um beispielsweise COVID-19-Prognosemodelle zu entwickeln”

Da erscheint es nur logisch, daß kritische Beiträge, welche die “Corona-Schutzmaßnahmen” oder der damit verbundenen & hoch-profitablen “Impfungen” infrage stellen, nicht in das System “Facebook” passen. Die höhere Reichweite bei “unproblematischen” Beiträgen wie “Aprilscherz” & “Der Schwarm” soll bei den Nutzern ein Gefühl demokratischer Diversität erzeugen, das man so nicht erreicht hätte, wenn man die NDS komplett gebannt hätte. Diese Strategie lenkt sehr gut von solchen totalitären Maßnahmen ab.

Man stellt sich nach außen als der “Kümmerer” von Belangen der Interessen der Nutzer hin und gibt sich als Hüter der “Demokratie”, während man gleichzeitig die mächtigsten Manipulationsmethoden, die es in totalitären Systemen geben kann, bewußt verschweigt.

Meta/Facebook ist ein einziger “social engineering”-Verein, welcher persönliche Informationen & Verhaltensweisen ganz im Sinne kapitalistischer Interessen analysiert, manipuliert & steuert. Da ist er nicht der Einzige; man schaue beispielsweise in die Funktionsweise der Algorithmen von Google, um unliebsame, kritische Themen auf die hintersten Trefferseiten zu verbannen, sofern sie überhaupt in die Trefferliste aufgenommen werden; siehe vor allem während der “Corona”-Zeit, nun aber auch in der Ukrainekrise. Bestes Beispiel aktuell: Man suche nach Artikeln, welche die Existenz von “Treibhausgasen” infrage stellen.

Wenn Sie “Oder liegt hier gar eine politische Zensur vor?” fragen, Herr Berger, dann muß ich an die oben zitierten “demokratische[n] Prozesse” denken. Selbstredend bestimmt hier Facebook im Sinne seiner Geldgeber sowie unter Mitbestimmung der US-Administration, was “demokratisch” ist und was nicht. Die NDS sind es nach deren Meinung offenkundig nicht, sonst wäre die Reichweite viel höher (Meta könnte Reichweiten auch erhöhen anstatt sie zu verringern — gar kein Problem).

Die “Verantwortung”, von der Sie da sprechen, gibt es spätestens seit 2020 nicht mehr, da diese politisch umgesetzt werden müßte. Die Politik ruiniert aber lieber die Wirtschaft & Existenzen von Nicht-Wärmepumpen-Besitzern, als sich — ganz im Sinne des Grundgesetzes — für eine ungefilterte Zugänglichkeit aller Informationen zu kümmern (ein weiterer Beweis dafür ist die Zensur von RT DE).

Mir war es schon immer ein Rätsel, wie man mit all diesem Wissen Facebook freiwillig nutzen kann. Ich kann das logisch nicht nachvollziehen. Man liefert manipulativen Diensten die eigene Denkweise & Gesinnung frei Haus, damit die mit ihnen verbundene Politik genau weiß, welche Vorhaben sie wie umsetzen kann, um auf geringstmöglichen Widerstand zu stoßen. Das beste Beispiel dafür sind die Präsidentschaftswahlen in den USA:

spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/donald-trump-und-der-facebook-skandal-um-cambridge-analytica-a-1199047.html

Ähnliche Muster sind mir seit den mittleren 1990ern bei einem (mittlerweile groß gewachsenem) Chat-Dienst wie spin.de aufgefallen. Am Anfang war man locker drauf, es gab nur sehr einfache Profile ohne Schnickschnack & irgendwelchen Punkten. Man unterhielt & traf sich sogar in lockerer Atmosphäre persönlich (die legendären “Chatter-Treffen”), auch mit Admins. Dann müssen Investoren eingestiegen sein, als die Plattform immer beliebter wurde. Danach gab es jede Menge Klicki-Bunti, für echtes Geld kaufbare Punkte, Chatforen, in denen willkürlich zensiert wurde. Wer unliebsame Meinungen äußerte, wurde schnell geächtet und sogar ausgeschlossen. Diskussionen über bestimmte Themen wurden gezielt unterbunden. Ein ähnliches Schicksal ereilte auch das heise-Forum.

Nach diesem Muster verfahren meiner Meinung nach alle großen sozialen Medien, die zentral gesteuert werden. An dieser Stelle sollte man sich fragen, was man zu nutzen bereit ist und ob dieser Nutzen nicht am Ende kontraproduktiv ausfallen kann.

Mit besten Grüßen von
Michael Schauberger

[1] de-de.facebook.com/legal/terms?_fb_noscript=1

[2] facebook.com/privacy/policy/?subpage=2.subpage.14-ResearchingAndInnovatingFor


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