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Rezensionen

Sammelband „Kriegsfolgen“ – Betrachtung des Ukraine-Konflikts aus verschiedenen Perspektiven

Sammelband „Kriegsfolgen“ – Betrachtung des Ukraine-Konflikts aus verschiedenen Perspektiven

Der Ukraine-Krieg bestimmt weiter die Schlagzeilen. In der westlichen Wahrnehmung sind die Rollen klar verteilt: Kiew ist gut, Moskau ist böse; die blau-gelbe Fahne steht für Freiheit, das ominöse russische Zeichen „Z“ für Unterdrückung. Diese Darstellung wird der Komplexität des Konflikts nicht gerecht, weshalb die beiden Publizisten Hannes Hofbauer und Stefan Kraft einen Sammelband vorgelegt haben, in dem Motive und Folgen des gegenwärtigen Krieges jenseits von Propaganda objektiv diskutiert werden. Eine Rezension von Eugen Zentner.

Stefan Lorenz Sorgner contra Philipp von Becker: „Transhumanismus“

Stefan Lorenz Sorgner contra Philipp von Becker: „Transhumanismus“

Das Phänomen ChatGPT hat aufs Neue die Endlichkeit menschlichen Vermögens dem Anschein einer Unendlichkeit maschineller Kräfte gegenübergestellt. Im Lichte der aktuellen Geschehnisse kommt ein Pro-und-Contra-Band des Westend Verlags zum Thema Transhumanismus wie gerufen, der am 11. April 2023 erschienen ist. Transhumanismus ist der Name einer philosophischen Position, die sich von der konsequenten technischen Umgestaltung des Menschen und seiner Lebensgrundlagen immer neue Freiheitsgrade menschlicher Existenz verspricht. Der Transhumanismus fußt dabei, im Unterschied zu einer traditionellen Auffassung des menschlichen Wesens als naturgegeben, auf einer Konzeption, der zufolge der Mensch wesenhaft durch einen kulturell technischen Kontext geprägt ist, den er permanent selbst gestaltet. Eine Rezension von Dierk Streng.

Geopolitische Einsichten und Analysen – Wolfgang Bittners neues Buch „Ausnahmezustand“

Geopolitische Einsichten und Analysen – Wolfgang Bittners neues Buch „Ausnahmezustand“

„Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst“, lautet eine unerfreuliche, aber wichtige Erkenntnis. Auch wir erleben seit Jahren eine harsche Einengung der Informationsvielfalt, ein Fokussieren auf eine einzige „Wahrheit“, wobei in letzter Zeit, insbesondere im Zusammenhang mit der Corona-Krise, Andersdenkende und Abweichler nicht nur kritisiert und ausgegrenzt werden, sondern als Schwurbler, Idioten, Rechte oder gar Nazis diffamiert, verleumdet und diskreditiert werden. Das Prinzip ist mir aus der DDR, in der ich 40 Jahre gelebt habe, gut bekannt. Auch da wurden Andersdenkende diffamiert und ausgegrenzt, was eine der Ursachen des Herbstes ‘89 war. Dass in einer sich freiheitlich-demokratisch nennenden Gesellschaft genau das und genauso schonungslos praktiziert wird, war für mich nicht vorstellbar nach 1989, auch nicht, dass man sich, um keine Schwierigkeiten zu bekommen, heute sehr genau überlegen muss, was man in der Öffentlichkeit sagt. Schon muss man es als sehr mutig nennen, wenn heute jemand trotz der zu erwartenden bösartigen Reaktionen wagt, nicht erwünschte Wahrheiten zu sagen. Eine Rezension von Winfried Wolk.

Die mit den Wölfen heulen – Die Wurzeln der totalitären Versuchung

Die mit den Wölfen heulen – Die Wurzeln der totalitären Versuchung

Warum werden manche Menschen zu Mitläufern, die sich menschenfeindlichen Ideologien unterwerfen? Und warum gelingt es im Gegensatz dazu anderen, sich ihre innere Freiheit zu bewahren – und sich gesellschaftlich dominierenden Ideologien zu widersetzen? Das ist das Thema des Buches „Die mit den Wölfen heulen. Warum Menschen der totalitären Versuchung so schwer widerstehen können“. Verfasst hat es der französische Neuropsychiater Boris Cyrulnik. Ein Buch, für das man sich in einer Zeit der Cancel Culture und einer im moralisierenden Schwarz-weiß-Denken festgefahrenen politischen Öffentlichkeit Zeit nehmen sollte, meint unser Autor Udo Brandes. Spätestens die Coronapolitik habe gezeigt: Das Thema der totalitären Versuchung ist nach wie vor hochaktuell.

Willy Brandt wäre für Waffenlieferungen an die Ukraine

Willy Brandt wäre für Waffenlieferungen an die Ukraine

Das ist zusammengefasst das erstaunliche Fazit im vorletzten Kapitel eines neuen Buches von Gunter Hofmann mit dem Titel: „Willy Brandt. Sozialist – Kanzler – Patriot. Eine Biographie“. Der Autor war lange Zeit Korrespondent zunächst der Stuttgarter Zeitung und dann von Die Zeit in Bonn und Berlin. Ich kannte und schätzte ihn als qualifizierten, interessanten Journalisten. Sein Werk über den früheren Bundeskanzler Willy Brandt folgt auf Hofmann-Biografien über Helmut Schmidt, Richard von Weizsäcker und Marion Dönhoff. Hofmanns Text zu Brandt hebt sich wohltuend ab von der vorgefertigten Tendenzberichterstattung z.B. des Historikers Gregor Schöllgen. Hofmanns Werk hat große Qualitäten und einige große Schwächen. Albrecht Müller.

Im Namen der Guten: „Die Jakarta-Methode“ – ein mörderisches Programm einer verbrecherischen Politik

Wesseling – Vincent Bevins, Jahrgang 1984, kalifornischer Freigeist, sah sich dem Journalismus verpflichtet, der ihn unter der waltenden Obhut von Washington Post, Los Angeles Times und weiterer internationaler Verlage durch die Welten führte, die sich über Erster (kapitalistischer) und Zweiter (kommunistischer) bis zur Dritten Welt (blockfrei) erstreckte: Brasilien und Indonesien gerieten in seinen Fokus – und gaben seinem historischen Rekurs in die Welt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine neue Note: Hinter dem Schleier vordergründiger Ereignisse standen persönliche Schicksale, die millionenfach im Namen eines fanatischen Antikommunismus gemetzelt und gemeuchelt wurden. Sein 2023 im PapyRossa Verlag, Köln, auf Deutsch verlegtes Buch lässt einen 353 Seiten schaudern über ein „mörderisches Programm Washingtons“, das unsere Welt bis auf den heutigen Tag prägt. Eine Rezension von Albert Klütsch.

TV-Serie „Der Schwarm“ – Männer und US-Kritik gecancelt

TV-Serie „Der Schwarm“ – Männer und US-Kritik gecancelt

Warum das ZDF den TV-Mehrteiler „Der Schwarm“ so nannte, läuft wohl unter künstlerischer Freiheit. Frank Schätzing, Autor des Buches, dem die TV-Serie mit dem Titel „Der Schwarm“ folgte, war an der Realisierung der Fernsehproduktion beteiligt und hatte zunächst sicher nichts gegen die Erweiterung der Öffentlichkeit hin zu einem breiten TV-Publikum einzuwenden. Dass der Schriftsteller das verfilmte Werk dennoch kritisierte, sich sozusagen beinahe distanzierte – ist kein Wunder, Roman und Film driften auseinander. Darauf machte Schätzing aufmerksam. Auffällig ist für den TV-Zuschauer, der den Roman zum Vergleich hat: Die wichtigsten, ambivalenten Akteure des Romans und deren Handeln, in der Science Fiction sind es unter anderem US-amerikanische Protagonisten und ihre Verbündeten – im Film kommen sie nicht vor. Ebenso wenig wie weiße Männer. Stattdessen versuchen im Film Frauen und Farbige, die Welt zu retten. Für das Netflix-trainierte Publikum nichts Neues. Aber muss das ZDF jede moderne Eselei mitmachen? Von Frank Blenz und Jens Berger.

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Von Darwin zu Schumpeter – Auf der Suche nach einem neuen Wirtschaftsmodell

Von Darwin zu Schumpeter – Auf der Suche nach einem neuen Wirtschaftsmodell

Das deutsche Wirtschaftsmodell aus billiger Energie, niedrigen Löhnen und einseitiger Exportorientierung ist gerade dabei zu implodieren. Da liegt es nahe, sich nach Alternativen umzuschauen. Eine davon könnte eine auf Innovation, Produktivität und einen aktiven Staat ausgerichtete Wirtschaftspolitik sein. Beschrieben hat einen solchen Ansatz der Ökonom Patrick Kaczmarczyk in seinem Buch „Kampf der Nationen – Wie der wirtschaftliche Wettbewerb unsere Zukunft zerstört“. Erschienen ist es im vergangenen Jahr im Westend Verlag. Kaczmarczyk hat kürzlich seine Promotion am Institut für politische Ökonomie der Universität Sheffield abgeschlossen. Zudem ist er wirtschaftspolitischer Berater für internationale Organisationen, unter anderem für die Vereinten Nationen in Genf. Von Thomas Trares.

„Die einzige Frage ist, ob der Champagner warm oder kalt sein soll“

„Die einzige Frage ist, ob der Champagner warm oder kalt sein soll“

Warum sollte man sich als politisch interessierter Mensch für Superyachten interessieren und ein Buch darüber lesen? Weil Superyachten ein gesellschaftliches Symptom sind, mit dem man ein sehr aussagekräftiges Bild über die kapitalistische Weltordnung zeichnen kann. Aus diesem Grund hat sich unser Autor Udo Brandes mit dem Buch „Superyachten. Luxus und Stille im Kapitalozän“ des französischen Soziologen und Politikwissenschaftlers Grégory Salle befasst. Sie werden vielleicht sagen: Das hatten wir doch schon am Dienstag. Stimmt. Da ist uns eine Panne passiert. Diese Rezension haben wir doppelt vergeben. Aber so kommen Sie in den Genuss, zwei verschiedene Sichtweisen auf dieses Buch kennenzulernen.

Atomkriegsrisiko und Künstliche Intelligenz – Informatiker warnen vor einem Atomkrieg aus Versehen

Atomkriegsrisiko und Künstliche Intelligenz – Informatiker warnen vor einem Atomkrieg aus Versehen

Unter dem Titel „Künstliche Intelligenz und nukleare Bedrohungen“ ist ein Reader erschienen, dessen Warnung auf dem Hintergrund des Ukrainekrieges eine beklemmende Brisanz erfährt: Der wachsende Einsatz von KI erhöht die Gefahr eines Atomkriegs aus Versehen. Von Leo Ensel mit freundlicher Genehmigung von Globalbridge, wo dieser Artikel zuerst erschienen ist.

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Lang, länger, Exzess. Ein Büchlein über Superyachten liefert Kapitalismuskritik mit Tiefgang

Lang, länger, Exzess. Ein Büchlein über Superyachten liefert Kapitalismuskritik mit Tiefgang

Der Soziologe Grégory Salle konstatiert: „Eine Handvoll Superreicher amüsiert sich auf dem Meer – na und? Na und: alles!“ In seinem geistreichen und unterhaltsamen Essay über die Luxusboote der Hypervermögenden fordert er, deren Treiben auf den Wassern der Welt ernst zu nehmen und nicht als Marotte von Durchgeknallten abzutun. Denn die Kehrseite grenzenloser Mobilität und exklusiven Geltungskonsums der Wenigen sind die Ausbeutung, Unterdrückung und Armut von Milliarden Systemopfern, postuliert der Franzose. Recht hat er und ein lehrreiches Stück vorgelegt. Ralf Wurzbacher stellt es vor.

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Was Willi will

Was Willi will

Bauer Willi hat ein Buch geschrieben. Einmal mehr beschäftigt sich der studierte Landwirt Dr. Willi Kremer-Schillings darin mit dem gestörten Verhältnis von Verbraucherinnen und Bäuerinnen, von Essern und Essensmachern. Auf dem Cover des Buches ein grünes Kreuz, das Symbol, das auf seine Initiative hin Landwirte auf ihre Äcker stellen, um zu zeigen, dass sie zu einem aussterbenden Berufsstand gehören. Von Florian Schwinn.

Gleichheit muss endlich ein großes politisches Thema werden

Gleichheit muss endlich ein großes politisches Thema werden

Formal betrachtet ist Deutschland ein demokratisches Land der Gleichen: Wir alle haben die gleichen politischen Rechte. Vor dem Gesetz und Richter sind wir gleich. Jeder kann den Beruf wählen, den er ausüben möchte. Aber die gesellschaftliche Wirklichkeit ist ganz anders. Denn formale Gleichheit schafft keine echte Gleichheit. Die kann sich erst entfalten, wenn auch die materielle Ungleichheit abgeschafft wird. Denn krasse soziale Ungleichheit schafft diverse Probleme, vor allem Armut, Unfreiheit und ein schlechteres Leben. Aus diesem Grund müsste „Gleichheit“ eigentlich ein großes politisches Thema sein. Ist es aber nicht. Um daran etwas zu ändern, stellt unser Autor Udo Brandes das neue Buch des spanischen Soziologen César Rendueles vor. Es heißt: „Gegen Chancengleichheit. Ein egalitaristisches Pamphlet“.

Was man von Balzac über Journalismus lernen kann

Was man von Balzac über Journalismus lernen kann

Wer sich für eine Geschichte über einen sozialen Aufsteiger und die inneren Mechanismen des Journalismus interessiert, dem empfiehlt unser Autor Udo Brandes den Roman „Verlorene Illusionen“ von Honoré de Balzac oder die in Kürze im Kino startende Verfilmung des Romans. Die Handlung spielt zwar vor etwas über 200 Jahren. Aber man kann aus diesem Roman durchaus etwas über die moderne Gesellschaft und den Journalismus lernen. Denn Balzac war ein genialer wie unbestechlicher Analytiker der Gesellschaft und der menschlichen Seele.

Vom Verschwinden der Tiere

Vom Verschwinden der Tiere

Wie kam es eigentlich dazu, dass uns die Tiere, die wir für unsere Ernährung nutzen, aus dem Blick gerieten? Wie verschwanden sie von der Bildfläche in die historischen oder historisierenden Abbildungen? Wie und wo begann die industrialisierte „Massentierhaltung“? Ja, diesen Begriff benutzt eine Historikerin, die uns die jüngere Geschichte unserer Tierhaltung erzählt. Es ist die Geschichte der Industrialisierung dieser Tierhaltung. „Deutsche Fleischarbeit“ heißt das Buch, das Veronika Settele aus ihrer Doktorarbeit entwickelt hat, und das sich so gar nicht wie eine trockene wissenschaftliche Abhandlung liest. Im Untertitel heißt es: „Geschichte der Massentierhaltung von den Anfängen bis heute“. Das als Kampfbegriff der Gegner der industrialisierten Landwirtschaft inkriminierte Wort „Massentierhaltung“ hat der Verlag C.H.Beck fett gedruckt. Von Florian Schwinn