Leserbriefe zu „Volksbühne lädt den ehemaligen Labour-Chef Jeremy Corbyn aus – der helle Wahnsinn“

Ein Artikel von:

Hier wird darauf hingewiesen, dass der zuvor für eine Konferenz in Berlin groß angekündigte Jeremy Corbyn auf Initiative der gastgebenden Volksbühne ausgeladen worden sei. Begründet werde das mit der „Haltung, die Jeremy Corbyn aktuell zum Nahost-Konflikt vertritt“. Albrecht Müller meint, er „habe bei der Lektüre des Corbyn-Textes nichts gefunden, was die Reaktion der Berliner Volksbühne rechtfertigen würde“. Es werde hierzulande immer schlimmer. Wir danken für die interessanten Zuschriften. Es folgt eine Auswahl der Leserbriefe, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.


1. Leserbrief

Hallo,

vielen Dank für den kurzen und treffenden Kommentar. Tatsächlich, es wird immer schlimmer.

Wenn sogar die Volksbühne sich da schon in der ersten Reihe sielt, sind wir schon weit gekommen auf dem Weg in den Sumpf einer umfassend beschränkten Demokratie.

Das ist das Niveau der 50er Jahre; da wusste jeder Theaterintendant, dass er seinen Job verliert, wenn er Brecht auf den Spielplan setzt.

Es läuft eine umfassende Deliberalisierung, alles im Zeichen der “Fortschrittskoalition” (mehr Orwell war nie).

Jürgen Kunze


2. Leserbrief

Hallo liebe NDS

Ich beziehe mich hier auf den Artikel von Herrn Müller über die Entscheidung der Volksbühne Berlin, Jeremy Corbyn von der Konferenz „Europa den Räten“ auszuladen. 
Ich teile die darin geäusserte grosse Besorgnis bezüglich der fortschreitenden Erosion der Demokratie.

Die beiden Links, welche Sie bisher in diesem Artikel verwenden, führen zu Corbyn’s ausführlichem Artikel in der Zeitschrift Jacobin sowie zu einem Youtube Video, in welchem Corbyn nur mit einigen wenigen Sätzen zu sehen ist (“Hier im Original bei Minute 1:50 ).

In einem weiteren Youtube Video, auf welches ich Sie gerne aufmerksam machen möchte, hochgeladen vor ca. 2 Wochen, äussert er sich jedoch deutlich ausführlicher. 
Meinem eigenen Urteil nach vertritt er da inhaltlich dieselbe Position wie in dem Jacobin Artikel.
Als Quellenangabe zum Thema Ihres heutigen NDS-Artikels ist dieses Interview m.E. wahrscheinlich relevanter als dasjenige Video, auf das bisher in Ihrem Artikel verwiesen wird.

MfG
Roland Graf


3. Leserbrief

Lieber Herr Müller, liebes NDS-Team,

als einer, der noch vor 18 Jahren in Berlin lebte, war mir die Volksbühne ein Ort, den ich gern, wenn auch des öfteren zweifelnd, besuchte.

Naturgemäß ist mir die Entwicklung des Theaters nicht mehr so geläufig. Desto mehr bin ich entsetzt über die aktuelle Entwicklung. Cancel Culture wird zum Normalprogramm! Auf einer linken Veranstaltung in einem linken(?) Theater wird ein Linker, der mit sehr besonnenen Worten zur augenblicklichen schrecklichen Situation in Nahost spricht, gecancelt.  Setzt die Volksbühne damit die Verschwörung gegen Corbyn fort, mit der er gestürzt wurde, damit die Labour Party erfolglos, aber nach rechts abgleiten konnte?

Hier der Text meiner Email an die Volksbühne:

wie ich erfahre, haben Sie Jeremy Corbyn von “Europa den Räten” ausgeladen, weil »Aufgrund der Haltung, die Jeremy Corbyn aktuell zum Nahost-Konflikt vertritt, wir entschieden haben, ihm keine Öffentlichkeit in der Volksbühne zu bieten.«

Ich kann mich noch sehr lebendig an die Antisemitismus-Kampagne gegen Corbyn erinnern, um ihn zu stürzen, weil er erfolgreich den linken Flügel der LabourParty gestärkt hat. Allerdings muss im Nachhinein festgestellt werden: Es waren Fake-News (Verschwörungen) des rechten Flügels der Partei. Also von Antisemitismus keine Rede!

Deswegen habe ich die Rede Corbyns zum Palästina-Israel-Konflikt bewusst gelesen.

Es muss mir aber -trotz mehrmaligen Lesens- etwas entgangen sein. Ich kann partout keinen einzigen Satz finden, den ich nicht mittragen könnte. Eine solche Rede hätte ich mir vielmehr von Habeck gewünscht, dem man dann zurecht Anerkennung zollen sollte.

Um zu verstehen, vielleicht sehe ich Corbyn ja vollkommen falsch, was denn so Verwerfliches an seinen Worten sein könnte, bitte ich Sie, mir das näher zu erläutern.

Vielen Dank für diesen Hinweis und weiterhin viel Kraft.

Viele Grüße
Joachim Groß


4. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

mich wundert es überhaupt nicht mehr, was in Deutschland, falls es diesen Namen noch trägt und nicht bald als US-Bundesstaat endet.
 
Bei „Sozen und Nato-Grünen“ ist mittlerweile nichts mehr unmöglich, wobei es Damen und Herren gibt, die über nicht die geringste Qualifikation in ihren Ämtern verfügen, geschweige denn Geographie zu ihren Stärken zählen dürften.
 
Der ehemalige Labourchef Jeremy Corbyn konnte nicht von seinen Politgegnern in Schach gehalten werden. Also musste etwas „erfunden“ werden, was auch in diesem,unserem Land sehr gerne angewandt wird.
Wer unliebsame, systemkritische Fragen stellt, wird automatisch als „Querdenker, Nazi oder  –  und jetzt kommt’ s  –  als „Antisemit“ diffamiert.
Das zieht besonders in Deutschland .  .  .  der Holocaust an den Juden lässt jedes sachliche und logische Denken über wirkliche Schuld und Sühne verstummen.

Und damit wird der Jüdischen Sache ein Bärendienst erwiesen.
 
Die letztlich in mehreren UN-Resolutionen festgestellte und verurteilte Politik Israels gegenüber den Palästinensern, wird in Deutschland aus starken Schuldgefühlen heraus auf den Kopf gestellt.
„Bei Klezmermusik loszuheulen und sich immer wieder aufs Neue zu entschuldigen, was die Grossvater- und Vatergeneration im 2.Weltkrieg an Verbrechen begangen haben“,ist nicht mehr nachzuvollziehen.

Der Holocaust ist ein „Singuläres Verbrechen“ und es sollte unsere Aufgabe sein, so etwas nie wieder zuzulassen und energisch zu bekämpfen.
Was aber zur Zeit in Deutschland passiert, ist genau das, was die Weimarer Republik vorbereitet und NS-Deutschland in den Abgrund geführt hat.
 
Und zu diesen Methoden gehört auch die Absage an Jeremy Corbyn an der Konferenz in Berlin teilzunehmen.

Seine bezeichnende Israel-Kritik trifft im Grunde genommen den Kern der Auseinandersetzungen.
Eine Lena Fuchs ist nur eine von vielen „Selbstgerechten Moralisten/Innen und von ausgeprägter Feigheit gezeichnet!“
Schließlich ist die Volksbühne von Zuwendungen des Berliner Senats abhängig.
 
Und ob es wirklich eine „Volksbühne“ ist, sei auch dahingestellt.
Eher ein Veranstaltungsort für „Hippe, Woke und mittlerweile kritiklose Leute !“
In solch ein Publikum, selbst bei einer solchen Veranstaltung, gehören „Kritische Geister“
einfach nicht mehr dazu.
 
M  f  G
B. Schroeder


5. Leserbrief

Hallo,

mein Name ist Reinhard S, Elektriker aus dem Ruhrgebiet,

Seit langem beobachte ich die pol. Entwicklungen (besonders nach den Coronamaßnahmenjahren) und seid langem denke ich das es wie vor hundert Jahren ist.

Natürlich lebte ich da noch nicht, aber die Geschichte schon.

Es ist fast alles gleich.

Die Parteien nach den ersten Weltkrieg versagen, auf Arbeiter werden keine Rücksichten genommen, nur Einfluss durch Propaganda. Es herrschen Ausgrenzungen, Verletzungen der Persönlichkeiten, Hasspredigten, Aufbau eines Militärstaates, Größenwahn, ……

Ich teile ihre Ansicht im letzten Absatz und bekomme langsam Angst.

MfG
Reinhard S.


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