Bundesregierung bezweifelt UN-Zahlen zu Toten in Gaza und sieht „Vernichtungskrieg“ nur in der Ukraine

Bundesregierung bezweifelt UN-Zahlen zu Toten in Gaza und sieht „Vernichtungskrieg“ nur in der Ukraine

Bundesregierung bezweifelt UN-Zahlen zu Toten in Gaza und sieht „Vernichtungskrieg“ nur in der Ukraine

Florian Warweg
Ein Artikel von: Florian Warweg

Die Vereinten Nationen haben am 31. Oktober aktualisierte Zahlen zu getöteten Zivilisten im Ukraine-Krieg vorgelegt. Seit dem Einmarsch der russischen Armee am 24. Februar 2022, also im Verlauf der letzten 20 Monate, wurden laut den Vereinten Nationen 9.900 Zivilisten, darunter 560 Kinder getötet. Bundeskanzler Olaf Scholz und Außenministerin Annalena Baerbock sprechen in diesem Zusammenhang regelmäßig vom „russischen Vernichtungskrieg“. Innerhalb eines Zwanzigstels dieser Zeit wurden laut UN-Angaben über 10.000 Menschen durch israelische Bombenteppiche im Gazastreifen getötet, darunter bis zum 9. November allein 4.412 Kinder. Die NachDenkSeiten wollten vor diesem Hintergrund wissen, wieso die Bundesregierung angesichts dieser Zahlen nicht auch von einem „israelischen Vernichtungskrieg“ spricht. Von Florian Warweg.

Auszug aus dem offiziellen Protokoll der Bundespressekonferenz:

Frage Warweg
Ich habe mit Verwunderung vernommen, dass Sie den UN-Zahlen zu den Todeszahlen im Gazastreifen nicht vertrauen. Vertrauen Sie dann auch nicht den Aussagen der UN, dass mittlerweile 70 UN-Mitarbeiter durch israelische Bombenteppiche getötet worden sind, und meines Wissens auch 38 Journalisten? Das war zumindest vor ein paar Tagen die letzte Zahl. Hinterfragen Sie auch die Zahl der durch israelischen Beschuss getöteten UN-Mitarbeiter und Journalisten im Gazastreifen?

Stellvertretende Regierungssprecherin Hoffmann
Dazu sehe ich keinen Anlass.

Zusatzfrage Warweg
Eine Verständnisfrage hätte ich allerdings noch: Die Vereinten Nationen haben am 31. Oktober aktualisierte Zahlen zu getöteten Zivilisten im Ukrainekrieg vorgelegt. Seit dem Einmarsch der russischen Armee am 24. Februar

Vorsitzender Feldhoff
Herr Warweg, wir sind beim Thema Israel.

Zusatzfrage Warweg
Ja, aber das verbinde ich noch, keine Sorge. Auf jeden Fall sagen   

Vorsitzender Feldhoff
Kommt da jetzt noch eine längere Vorrede? Kommen Sie doch bitte zu Ihrer Frage.

Zusatzfrage Warweg
Zu der Frage komme ich, aber die basiert nun mal darauf. Ich kann es für Herrn Feldhoff aber noch ganz kurz fassen. Die UN spricht im Verlauf von bisher 20 Monaten Kriegsführung in der Ukraine von 9.900 getöteten Zivilisten und darunter 560 getöteten Kindern. Die UN-Angaben zu den Toten im Gazastreifen sprechen jetzt von 10.000 Toten und davon weit über 4.000 Kinder, wohlgemerkt in einem Zwanzigstel des Zeitraums. In Bezug auf den Einmarsch Russlands in der Ukraine spricht sowohl Frau Baerbock wie auch der Kanzler regelmäßig vom Vernichtungskrieg Russlands. Da würden mich noch die Argumente interessieren, wieso Sie angesichts dieser Zahlen nicht von einem Vernichtungskrieg Israels in Bezug auf den Gazastreifen sprechen.

Hoffmann
Herr Warweg, ich habe hier wie auch der Kollege Hebestreit am Montag ausführlich erklärt, wie wir zu den Zahlen aus dem Gazastreifen stehen. Das ändert sich jetzt auch nicht dadurch, dass Sie noch ganz viele, ganz lange Fragen stellen. Ich habe dazu gesagt, was ich dazu zu sagen habe.

Zusatz Warweg
Das war eine ziemlich konkrete Frage.

Leserbriefe zu diesem Beitrag finden Sie hier.

Titelbild: Screenshot NachDenkSeiten, Bundespressekonferenz 08. November 2023

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