Leserbriefe zu „In Frankreich ist ein Sack Reis umgefallen und „wir“ drehen durch“
In diesem Zwischenruf diskutiert Jens Berger über das Frauenboxen bei den Olympischen Spielen und insbesondere über die intersexuelle algerische Boxerin Imane Khelif. Das „Modethema“ sei hierbei nicht Transsexualität, sondern Intersexualität. Es sei Sache der Sportverbände, die hier transparente Regeln aufstellen müssten. Für „uns als Gesellschaft“ sei das alles hingegen ein „sehr randständiges Thema“. Denn: „Solange wir uns von solchen randständigen Themen triggern lassen, wird sich nie etwas zum Besseren ändern“ – z.B. im Krieg in Gaza, bei der Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen in Deutschland, Armut, Vermögensverteilung. Wir bedanken uns bei den Leserinnen und Lesern für die zahlreichen und interessanten E-Mails. Hier nun eine Auswahl der Leserbriefe, für Sie zusammengestellt von Christian Reimann.
1. Leserbrief
Lieber Jens Berger,
ich kann Ihnen da nur vollkommen zustimmen, möchte aber anfügen, dass der Hype um solche Themen m.E. durchaus sehr bewusst erzeugt und geschürt wird – Stichwort Nebenkriegsschauplätze/ Nebelkerzen…
Vielen Dank und weiter so – Ihr regelmäßiger Leser C. Ottmar
2. Leserbrief
Hallo,
ich teile den Standpunkt von Jens Berger in Nachdenkseiten vom 05.08.24 “In Frankreich ist ein Sack Reis umgefallen und „wir“ drehen durch” vollinhaltlich.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Steinkopf
3. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
Ich kann das nur bestätigen:
In Berlin waren am Samstag Tausende friedlich auf der Straße für Frieden, für Freiheit, gegen Krieg, gegen Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, gegen totale Machtübernahme durch die WHO etc.
Die Nachdenkseiten beschäftigen sich mit dem Boxer*In*chen bei den olympischen Spielen. Ein Thema, das ich jetzt nicht weiter kommentieren werde.
Grüße aus Hamburg,
C. Harder
4. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
ich bin Ihrer Meinung, dass es momentan dringlichere politische Baustellen gibt als einen „verschissenen“ Frauenboxkampf.
Trotz allen möchte ich anmerken, dass die Verunsicherung großer Teile der Bevölkerung durch die Entwertung traditioneller Werte und zivilisatorischer und gesellschaftlicher Errungenschaften überhandnimmt.
Das führt zu Auflösungserscheinungen im Bereich der Rollenbilder in Familien, das führt zu weniger Selbstbewusstsein durch Entwurzelung und zu weniger Selbstfindung.
Der eine Boxkampf ist das Problem nicht, aber die Vielzahl der Versuche sichere, verlässliche und gewachsene soziale Strukturen durch Veralberung, Verächtlichmachung und Verdrängung zu zerstören macht mir Angst.
In diesem Sinne wünsche ich mir, dass ein Nachdenken über diese unterschwellig laufenden woken Übernahmeversuche ganzer Kulturen einfach auch in den Nachdenkseiten Platz haben wird.
Liebe Grüße
Martin Höllriegl
5. Leserbrief
Vielen Dank Herr Berger, für den interessanten Artikel.
Ich würde trotzdem nicht so weit gehen und behaupten, es wäre gänzlich uninteressant, was das bei diesem Großgeschäft namens Olympia passiert, denn es zeigt ja den gesellschaftlichen Verfall der westlichen “Wertegemeinschaft” auf vielfältige Weise – und man ist ja auch noch stolz darauf.
Allerdings haben Sie natürlich Recht, dringende Probleme werden immer weniger gelöst, die Bürger sind in dieser zur Ultima Ratio erhobenen “repräsentativen Demokratie” (beide Begriffe sind m.M.n. inzwischen irreführend) nur noch Statisten und im schlimmsten Fall, wie im Ukrainekrieg zu sehen, nur noch Verbrauchsmaterial für größenwahnsinnige Pläne der Funktionseliten.
Da muss man natürlich allumfassende Bespaßung organisieren, damit sich die Masse erst gar nicht mit den wichtigen Dingen beschäftigt.
Schau man auf die großen “Gipfeltreffen”, wie z.B. G7, so hat der Westen der Welt außer Sanktionen und ein als Green Deal getarntes Verwarnungsprogramm nichts weiter anzubieten. Reines Machtstreben, überhebliche Selbstgewissheit und Besserwisserei passen dann zur Präsentation wie bei den aktuellen Olympischen Spielen, wo Anspruch und Wirklichkeit weit auseinanderstiften..
Beste Grüße
P.Sieber
6. Leserbrief
Hallo,
diese Auswahl zeigt wie begrenzt doch der Horizont der meisten Deutschen ist!
Wen jucken die Verhältnisse im Sudan, Ruanda oder Eritrea – wer interessiert sich für den Mord und die Verfolgung der Jesiden – wer berichtet über die Bürgerkriege in Syrien, Irak und dem Libanon mit hunderttausenden von Toten – wie geht es den Kurden in ihren islamischen Staaten – welche Rechte haben Frauen und andere im Iran; Pakistan oder Afghanistan???
Herzliche Grüße
Jens Gläßer
7. Leserbrief
Guten Tag Herr Berger,
eine winzig kleine Minderheit bestimmt das, was unsere Medien uns servieren.
Es ist heutzutage durchaus und mit geringem Aufwand feststellbar, welchem Geschlecht ein Mensch zuzuordnen ist.
Da gibt es eindeutige Frauen, eindeutige Männer. Diese sollten dann in ihrer Geschlechtergruppe als Sportler gegeneinander antreten dürfen.
Für alle anderen, die ebenfalls zweifelsfrei wissenschaftlich-biologisch als “weder” – “noch” identifiziert werden, müssen gesonderte Regeln aufgestellt werden.
Das wäre allen gegenüber fair und sportlich.
Wenn sich ausreichend “Diverse” finden können ja auch für diese Gruppe separate sportliche Veranstaltungen organisiert werden.
Vielleicht parallel zum CSD?
Dabei sein ist alles…
in einer zunehmend verrückten Welt
Freundliche Grüße
Hubert Andrejewski
8. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
vielen Dank für diesen Artikel. Endlich rückt mal jemand das Thema gerade.
Danke auch für den “Mut” zu sagen, dass es nur zwei reguläre biologische Geschlechter gibt und eine eindeutige Zuordnung gelegentlich nicht möglich ist.
Hat einmal jemand an die 99,xx % der Menschen auf der Welt gedacht, die sich sowohl ihrem biologischen Geschlecht nach als auch sozial als eindeutig Mann oder als eindeutig Frau sehen?
Noch eins – das “androgyne Wesen des Menschen” soll ja besagen, dass in jedem Menschen sowohl männliche als auch weibliche Anteile zu finden sind. Dass es eine Zeit gab, in der Männer aufgefordert wurden, ihre “weibliche Seite” zu entdecken, ist offenbar vergessen.
Dass wir in einer Zeit leben, in der “Gleichberechtigung von Frauen” (und nicht etwa “Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen”) darin gesehen wird, dass sie “wie Männer werden / denken / handeln” (Hauptkriterium: Karriere) und dafür ihre eigene “weibliche Seite” oft unterdrücken müssen, wird nirgends thematisiert (sozusagen “geistige Transmänner” ? ).
Oh Gott, ich wollte nur meinen Dank für Ihren Artikel loswerden.
Ehe ich Sie mit noch mehr Gedanken überschütte, die mir so beim Schreiben kommen, breche ich lieber ab.
Herzlichst
Ihre
Brunhild Krüger
9. Leserbrief
Ja, Herr Berger, an Tamara und Irina Press kann ich mich noch gut erinnern. Auch an die Antwort des Trainers der DDR-Schwimmerinnen auf die Frage, warum sie alle so eine tiefe Stimme haben:
“Wir sind ja nicht zum Singen hier.”
Damals ging es aber nicht ums Boxen. Dass in dieser Disziplin die Zuordnung zu einem Geschlecht eine besondere Rolle spielt, liegt ja auf der Hand. Ebenso, dass der Kampf Khelif gegen Carini hohe Wellen schlägt. Das Seltsame dabei ist allerdings nicht, dass die “Rechten” das Thema aufgreifen, sondern dass sich das “Mitgefühl” der “anderen Seite” nur darauf beschränkt, das “Recht auf das eigene Geschlecht” zu verteidigen, So gibt sich auch das IOC selbst sehr “fortschrittlich”, indem es darauf hinweist, dass es schließlich darauf ankomme, welches Geschlecht im Pass steht. Und welche Bedeutung ein “Sack Reis” bekommen kann, zeigt ja auch der Hinweis in manchen Medien, der Präsident des Internationalen Boxverbandes (IBA) sei ein Russe und Putin-Mann. Der IBA hatte neben Khelif auch die taiwanesische Boxerin Lin Yu-ting nach Geschlechtstests von den Weltmeisterschaften ausgeschlossen. Beide Boxerinnen sind übrigens jetzt im olympischen Halbfinale.
Spannung und Lebensfreude, was Sport ja für viele bedeutet, muss man sich ja trotz der finsteren Weltlage nicht vermiesen lassen. Das widerspricht ja nicht einem klaren Blick für die politische Situation und dem leider oft erfolgreichen Versuch, den Sport gerade auch für Kriegspolitik einzuspannen.
Obwohl ich kein Boxexperte bin, noch der Versuch einer sportlichen Einordnung der Geschlechterproblematik bei den aktuellen Frauenkämpfen: Die Teilnehmerinnen bringen bestimmte boxerische Qualitäten mit, die auf diesem Niveau auch den jeweiligen Gegnerinnen gut bekannt sind. Dabei spielt es keine Rolle, welchem Geschlecht sie zuzuordnen sind. Das ist unabhängig davon, ob ein biologischer Mann unfairerweise bei den Frauen kämpft. Beim Kampf Khelif gegen Carini ist mir besonders die boxerisch relevante deutlich größere Reichweite von Khelif aufgefallen. Sie ist wohl tatsächlich 1,78 m groß im Gegensatz zu Calinis 1,71 m. Calini hat das natürlich vorher gewusst, aber offensichtlich keine Mittel dagegen gefunden. Aber vielleicht konnte sie diese Mittel nicht zum Einsatz bringen, weil sie einfach schon zu Beginn unglücklich an der Nase getroffen wurde. Ich habe mir zum Vergleich auch einen anderen Frauenkampf angeschaut, der – obwohl sehr hart geführt – gezeigt hat, dass nicht nur die Siegerin, sondern auch die Verliererin selbstbewusst aus dem Kampf herausgehen können.
Jetzt werde ich mir natürlich auch die Halbfinal- und Finalkämpfe anschauen – vielleicht wissen wir dann mehr …
Viele Grüße
Gerhard Keller
10. Leserbrief
Vielen Dank.
Man denkt bei vielem Irrsinn auf dieser Welt hin und wieder, dass man mit seinen Gedanken dazu alleine ist, aber im Zweifel kann man sicher sein, dass wenn auch sonst niemand etwas zu merken scheint, aber die Nachdenkseiten bemerken es. Macht weiter so!
Simon Gürtler
11. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
“ein „verschissener“ Frauenboxkampf”, Sie sagen es. Genau so diese verschissenen Olympischen Spiele, mit der perversen Eröffnungszeremonie, die versch…e Fußballeuropameisterschaft, etc., ich schau da gar nicht mehr hin. Natürlich ist das alles “Brot und Spiele”, um das dumme Publikum zu amüsieren und abzulenken.
Und noch dümmer ist es, sich da aufzuregen wo es erlaubt ist. Am Sonnabend haben “Omas gegen rechts” in Berlin eine Gegendemonstration gegen die Friedensdemo veranstaltet, wie doof ist das denn? Alter schützt vor Torheit nicht, bzw. manche Menschen werden eben nie erwachsen.
Im Westen drehen die Machthaber ganz feste an der Wahnsinnsorgel, damit wir nicht merken sollen, wie wir verarscht und niedergemacht werden. Das Thema Transsexualität gehört auch dazu. Eigentlich eine ernsthafte Sache, Sie haben es ja erwähnt. Aber nur für eine klitzekleine Minderheit. Jetzt wird das aufgeblasen und soll jeden angehen. Meine Oma sagte: “Von mir aus und der Hühner wegen kann der Hahn die Eier legen”. Allerdings hat mich das Foto von diesem Algerier, der eine zwei Köpfe kleinere Frau verprügelt hat, auch angeekelt. Ist aber, wie das ganze Olympia, nicht meine Sache.
Jetzt falle ich auch schon drauf rein. Nein, Gaza, Ukraine, das sind die Themen! Und dann der kleine Olaf und Pistolius, die deutsches Militär ins Chinesische Mehr schicken. Und die neuen US-Raketen.
Nebenbei, der Sack Reis fällt in China um, in Frankreich zebricht ein Baguette.
Viele Grüße,
Rolf Henze
Anmerkung Jens Berger: Lieber Herr Henze,
so sehr ich Ihnen im Kern zustimme. Es gibt bei den Olympischen Spielen 329 Entscheidungen, an denen über 10.000 Athleten teilnehmen. Nun haben die Kulturkämpfer beider Seiten doch tatsächlich zwei der 329 Entscheidungen gefunden, bei denen zwei der über 10.000 Athleten antreten, die irgendwie nicht ins Männlein-Weiblein-Schema passen, und schwadronieren von einer „woken Übernahme der Spiele“. Mei o mei. Das ist wirklich ein zerbrochenes Baguette und die eigentlichen Opfer sind ja die 10.000 anderen Athleten, für die die Spiele immer noch der Höhepunkt ihres Lebens sind. Das muss man nicht verfolgen und ernst nehmen, aber man sollte es zumindest respektieren und nicht pauschal als „Brot und Spiele“ abtun.
Beste Grüße
Jens Berger
12. Leserbrief
Hallo Herr Berger,
der Skandal besteht eigentlich gar nicht so sehr darin, dass intersexuelle Sportler bei Wettkämpfen gegen Frauen antreten, sondern die Art und Weise wie es geschah. Hier hat sich das IOC nämlich bewusst über den Internationale Boxverband (IBA) hinweggesetzt, wo genau darauf geachtet wird, dass die Gegner ebenbürtig sind. Das bedeutet also, dass es im Frauenboxen eine Richtlinie für den maximalen Testosteronspiegel gibt, weil dieser nun mal für den Muskelwachstum verantwortlich und somit auch entscheidend für die Schlagkraft der Kämpfer ist. So hat ein hormonell männlicher Boxer über 150% mehr Schlagkraft als eine Frau und ist auch sonst körperlich den Frauen gegenüber um Längen überlegen.
Wer also meint solche Regeln aus ideologischen Gründen aufzuweichen zu müssen, bringt damit nicht nur Boxerinnen in Gefahr, sondern sorgt auch dafür, dass Sportlerinnen insgesamt ins Hintertreffen geraten, weil sie körperlich da nicht mithalten können – ausser sie fangen selbst an mit Testosteron zu dopen, was aber aus guten Gründen im Leistungssport verboten wurde. Im Sport geht es nämlich nach wie vor um körperliche Leistung und um fairen Wettbewerb und nicht um Aussehen oder Gefühle einzelner Sportler und als was sie sich selbst definieren.
Viele Grüße,
E. Rozanski
Anmerkung Jens Berger: Liebe/r E. Rozanski,
da stimme ich vollkommen mit ihnen überein. Ich will das IOC auch gar nicht Schutz nehmen, aber so einfach ist das mit den klaren Regeln halt nicht. Zuletzt hatte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte 2023 ja die Praxis, über regelmäßige Testosteron-Grenzwerte „problematische“ Athletinnen auszuschließen, wieder gekippt. Da ging es um den Welt-Leichtathletikverband, Klägerin war u.a. die Südafrikanerin Caster Semenya, die ja ein ähnlicher Fall wie die algerische Boxerin war. Auch wenn ich die IOC-Regelung, auf die Testosteron-Werte im Boxen zu verzichten, nicht nachvollziehen kann, so hat sie doch einen rechtlichen Hintergrund.
Beste Grüße
Jens Berger
13. Leserbrief
Sehr geehrtes Nachdenkseiten-Team,
vielen dank für Ihre vielen interessanten und aufklärenden Beiträge. Leider muss ich dem Beitrag von Herrn Berger widersprechen. Es mag sein das Intersexualität relativ selten vorkommt und es deshalb ein Randproblem ist. Olympia ist kein Randproblem und es steht die Frage wie man mit „natürlichem“ Doping umgeht. Bisher haben die Weltverbände aber Intersexuelle immer von Frauenwettkämpfen ausgeschlossen. Der Ost-West-Konflikt spielt dabei auch eine Rolle.
Die entscheidende Frage ist, wie fair ist Olympia und besteht eine gesundheitliche Gefahr für die Teilnehmerinnen. Offensichtlich sieht der Box-Weltverband die Dinge so, dass Intersexuelle nicht an Frauenwettkämpfen teilnehmen dürfen und der Nachweis wird durch XY-Chromosomen erbracht. Das kann man für falsch halten, aber man kann die Frage eben auch anders sehen.
Nicht zu vertreten ist die Ansicht des Olympischen Kommitees im Pass würde ja „weiblich“ stehen. Erst diese Diskussion öffnet das Feld für die Diskussion um Transsexuelle, schliesslich kann Mann sich durch Sprechakt zur Frau erklären und die Darstellung des Olympischen Kommitees lässt die Transfrau dann zu Frauenwettbewerben zu. Letztlich wäre das die Abschaffung von Frauenwettkämpfen an sich.
Das Thema hat gesellschaftliche Relevanz, für Frauen, und deshalb scheinen Männer die Diskussion für unwichtig zu halten. Der durch Sprechakt zur Frau erklärten Mann zerstört jeden Schutzraum für Frauen und in anderen Ländern gibt es schon genügend Beispiele dafür, dass damit eben Missbrauch getrieben wird. Wenn Herr Berger das Thema als randständig ansieht, dann sollte er das mal der LTBQ+ (fehlen noch ein paar Buchstaben) erklären, ich glaube nicht, dass er da auf viel Gegenliebe stößt.
Viele Grüße
S. Bernstein
Anmerkung Jens Berger: Liebe Frau Bernstein,
bei der Kritik an den Verbänden und deren Praxis bin ich ganz bei Ihnen. Bei den anderen Punkten muss ich aber widersprechen.
-> Gefährdung
Ich finde, da sollte man auch mal die Kirche im Dorfe lassen. Wir reden hier ja nicht von einer Amateurveranstaltung auf dem Dorfe, sondern von den Olympischen Spielen. Da ist beim Boxsport eine gewisse Gefährdung der eigenen Gesundheit nie auszuschließen und die Boxerin Khalif ist ja auch kein Mike Tyson, der nun „kleine Frauen verprügelt“, sondern hat in ihrer Geschlechts- und Gewichtsklasse auch viele Kämpfe gegen bessere Boxerinnen verloren.
-> Transsexuelle
Da bin ich auch wieder bei Ihnen, aber um Transsexuelle geht es hier ja ausdrücklich nicht.
-> Relevanz
Mir ist nach wie vor nicht klar, welcher Schutzraum für normale Frauen dadurch gefährdet wird, wenn in einem Olympischen Boxturnier eine Kämpferin aufgrund einer genetischen Anomalie nicht ausgeschlossen wird. Nicht falsch verstehen: Ich bin ja selbst für einen Ausschluss auf Basis klarer Regeln, aber die Relevanz für z.B. meine Frau, der Sport und Olympia ziemlich egal sind, erschließt sich mir nach wie vor nicht.
-> LGBTQ-Community
Seien Sie sich versichert – von der Seite kriege ich mindestens ebenso viel Kritik :-)
Beste Grüße
Jens Berger
14. Leserbrief
Sehr geehrte NDS!
Zitat: “Warum lassen „wir“ uns durch so einen Unfug eigentlich derart triggern? Gibt es keine anderen Themen? Während die Menschen sich auf X und Facebook die Köpfe darüber einschlagen, ob die algerische Boxerin nun ein Mann oder eine Frau ist, führt Israel in Gaza seinen Völkermord fort. Während die Leitartikler ihren unmaßgeblichen Senf zum Geschlecht von Imane Khelif, die einem als Mensch nur leidtun kann, dazugeben, stationieren die USA ohne gesellschaftliche und politische Debatte hierzulande Mittelstreckenraketen. Das alles lassen „wir“ uns gefallen – aber wehe, eine Boxerin sieht wie ein Kerl aus, dann schimpfen wir wie ein Rohrspatz und zeigen, dass man so was mit uns(!) nicht machen kann! Ist das nicht irre? Oder sehe nur ich das so?”
Das einzige, das mir in diesem Absatz nicht gefällt, ist die Aussage, dass Israel im Gazastreifen “seinen Völkermord” durchführt. Der Begriff “Völkermord” wird mir mittlerweile ebenfalls zu inflationär und leichtfertig verwendet. Es reicht doch aus, das, was die IDF dort betreibt, als das zu bezeichnen, was es ist, nämlich ein ungeheuerliches Kriegsverbrechen, denn das geht auch ohne Völkermord.
Ansonsten kann ich Jens Berger nur vollständig zustimmen. Diese Gesellschaft ist wirklich komplett irre geworden und Olympia ist mal wieder ein großartiges Beispiel für die Effizienz von “Panem et Circenses” sowie die damit einhergehende Massenverblödung.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Steinau
15. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
man könnte Ihnen unumwunden zustimmen, wäre da nicht ein Problem, das mich als ehemaligen Kraftsportler dann doch tangiert. Es macht für mich schon einen Unterschied, ob es eine Sportart ist, welche vorwiegend ohne Körperkontakt von statten geht oder körperliche Konstitution eine wesentliche Rolle spielt. Bei Schach und anderen Denksportaufgaben (subsumiert auch unter Sport) spielt die biologische Realität keine wesentliche Rolle. Bei athletischem Sport, insbesondere Zweikampfsportarten wie Ringen, Boxen, asiatischem Kampfsport, aber auch Leichtathletik, wo Muskelaufbau und ähnliches entscheidend ist, sehe ich schon Nachteile bei biologischen Frauen. Die Frage ist dann, da Sport ja immer als Monstranz für Fairness und Gerechtigkeit herhalten muss, ob solche Auswüchse tragbar sind und geduldet werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es das schon früher gab, was ja allgemein bekannt ist. Heute geht es um vieles und anderes mehr. Die Boxerin Carini hat sich ja später entschuldigt und vor dem Zeitgeist kapituliert. Dann weiter so, wenn es den Teilnehmerinnen und den Organisationen schon egal ist, kann es mir erst recht egal sein. Nachdem Sport ohnehin zu einem Politikum mutiert ist, interessiert er mich nicht mehr, aus Sport wurde Spott. Brot und Spiele waren früher vielleicht Magnete für den „Pöbel“, heute kann man selektieren, was mir absolut leicht fällt. Eine Stunde wandern ist allemal sinnvoller, als fünf Minuten solche „Albernheiten“ anzuschauen, gesünder zudem und die Vielfalt in der Natur ohnehin wesentlich intensiver als die geheuchelte. Da Sport heute stets mit Geld, Macht, Intrigen in Verbindung steht, kann er sicherlich nicht nur mir gestohlen bleiben. Es liegt nun an den Verbänden, Trainern, Spielern etc. hier gegenzusteuern oder dem selbstgewählten/unterstützten Untergang zuzuschauen. Mir wird er nicht (mehr) fehlen, so lange solche Seltsamkeiten fröhliche Urständ feiern. Die Aktiven könnten einem leidtun, aber nur, wenn sie bereit sind nicht mehr als wandelnde Politikikonen zu fungieren und sich vereinnahmen zu lassen, absolute Neutralität. Laizismus wie in der Religion, also Trennung von Staat und Kirche (leider rein theoretisch), wäre hier unabdingbar, hundertprozentige Trennung von Politik und Sport. Auch keine Freikarten mehr für Politiker, die sollen selbst bezahlen, wie der Bürger auch, keine steuerfinanzierten Flüge mehr. Vielleicht wäre das der schnelle Tod von solchen „Verirrungen“, indem die Plattform entzogen wäre? An eine Änderung glauben? Eher nicht, nicht heute und hier, aber die Natur wartet auf mich/uns, kostenlos und mit unendlicher Vielfalt, nicht Einfalt.
Mit freundlichen Grüßen
E. Bauer
16. Leserbrief
Guten Tag, Herr Berger,
sehen Sie sich manchmal Fußballspiele an?
Wenn ja, gibt es nichts Wichtigeres als Fußball?
Gibt es immer nur entweder-oder? Gibt es nicht sowohl als auch?
Ist es für Sie in Ordnung, dass es Männerfußball gibt und Frauenfußball?
Wenn ja, warum sollten nicht Männer und Frauen gemischt Fußball spielen, oder vielleicht eine männliche Transgendermannschaft gegen eine Frauen(mann)schaft?
Auch bei den Paralympics gab es schon Diskussionen, welche Hilfsmittel erlaubt sein sollen und welche nicht mehr. Waren das auch umgefallene Säcke Reis? Gibt es nichts Wichtigeres?
Wie überall, sollte es auch bei Sport um (halbwegs) gerechte Ausgangspositionen gehen.
“Es geht um Intersexualität. Biologisch gibt es zwar nur zwei Geschlechter, aber in sehr seltenen Fällen gibt nun mal Fälle, bei denen das biologische Geschlecht nicht eindeutig zuzuordnen ist. Im Sport kann dies ein Problem sein, da Intersexuelle, die im Frauensport antreten, in einigen Bereichen einen Wettbewerbsvorteil haben können – und Boxen gehört sicher zu den Sportarten, bei denen man hier von einer Wettbewerbsverzerrung sprechen kann. Aber das ist Sache der Sportverbände, die hier transparente Regeln aufstellen müssen.”
Ist es wirklich nur Sache der Sportverbände? Ist es nicht auch eine gesellschaftliche Sache? Und auch eine Sache, ob jeder/ jede immer alles tun können muss, was er/sie möchte? Muss es endlich zB eine Seilbahn auf das Matterhorn geben, damit auch der/die Unsportlichste jeden Alters da hinauf kann? (Ich weiß, auf 3883m gibt es bereits eine Bergstation, aber eben nicht auf dem Matterhorn selbst). Und ist es nicht auch eine Sache, wie unsere Gesellschaft umgewandelt werden soll? So wie eine Frühsexualisierung bei Kindern gefordert wird und Kinder und Jugendliche in ihrer Sexualität verunsichert werden? Minderheiten sollen nicht ausgegrenzt werden. Sie müssen aber auch nicht den Ton angeben.
Es geht nicht darum, dass eine Boxerin wie ein Kerl aussieht, sondern dass ein Mann als Frau antreten darf und kann und im Weiteren um den Umbau unserer Gesellschaft. Und auch das ist wichtig für uns.
Ich habe zudem nicht den Eindruck, dass „uns“ Gaza egal ist. Sonst hätten Politik und Medien nicht solche Mühen, propalästinensische Demos als räächts hinzustellen und ständig die bedingungslose Hilfe für das verbrecherische Israel-Regime als Staatsräson zu propagandieren.
Mit freundlichen Grüßen
Ilse Bleier
17. Leserbrief
Danke, Herrn Berger! Nein, das sehen nicht nur Sie so, dass das irre ist!
Mit herzlichen Grüßen
Christoph Radke
18. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
Sie schließen Ihren Artikel über den vermeintlichen Sack Reis mit der Frage ab, ob nur Sie das so sehen.
Ich beantworte Ihnen diese Frage gerne: Nein, natürlich nicht. Leider.
Die Launen der Natur bringen bei Säugetieren intersexuelle Wesen hervor? Kein Problem. Intersexuelle Menschen möchten sich in sportlichen Wettkämpfen messen? Sehr gerne. Nun habe ich Fragen: Gibt es intersexuelle Menschen, die sich mit XY-Chromosomenträgern (gemeinhin als “Männer” bezeichnet) messen, oder messen sie sich ausschließlich mit XX-Chromosomenträgerinnen (im Sprachgebrauch als “Frauen” bekannt)?
Wenn es so viele intersexuelle Menschen mit sportlichen Ambitionen gibt, wäre dann eine eigene Kategorie vielleicht sinnvoll? Warum gibt es im Leistungssport denn überhaupt noch Regeln, die sich z.B. auf Doping und Hormonwerte wie Testosteron beziehen? Müsste man die dann nicht konsequenterweise abschaffen? Dann wäre ja die Variante des Taz-Autors ehrlicher. Es gibt nur noch eine Kategorie, in der jeder gegen jeden antritt: Männer, Frauen, die vielen Intersexuellen, Große, Kleine, Schwere, Leichte, Kinder, Erwachsene, Alte, Junge, Menschen ohne sowie Menschen mit Behinderung. Es würde dann zwar sehr schnell sehr eintönig werden, da aufgrund der Chancenlosigkeit aller anderen nur noch junge XY-Chromosomenträger mit hohen Testosteron-Leveln und ohne Behinderung gegeneinander antreten würden, aber hey, wir hätten gelebte Inklusion. Niemand würde mehr diskriminiert. Jeder dürfte mitmachen (dass die spießigen Anderen dann nicht mehr wollen, ist ja ihrer eigenen Intoleranz geschuldet), und dabei sein ist ja schließlich alles.
Herr Berger, ich denke Sie wissen sehr gut, dass es nicht “um einen verschissenen Boxkampf geht” und auch nicht darum, ob sich eine Mehrheit für ausgerechnet diese Sportart begeistert oder die Protagonisten kennt. Auch nicht darum, dass nicht alle Frauen Barbies sind, sondern es viele “Typen” Frau gibt – so auch burschikose (von Barbie-Liebhabern gehässig Mannsweiber genannt).
Übrigens passt diese ganze Geschichte (die im Frauensport kein Einzelfall ist, wie Sie sicher wissen, weil Sie natürlich über Deutschland und Olympia 2024 hinaus in die weite Welt blicken) für mich hervorragend zu all den Themen, die Sie als bedeutender hervorheben. Krieg ist Frieden, Wahrheit ist Lüge, Völkermord ist Selbstverteidigung, Nichts zu besitzen macht glücklich, und neuerdings haben Frauen eben Penisse und Männer menstruieren und gebären. Was Olympia dieses Jahr angeht: da hab ich mich schon ausgeklinkt, als ich im Vorfeld in einem Bericht (ich glaube RTL Nachrichten) gesehen habe, dass eine Gruppe Menschen nun so gar nicht in die schöne bunte woke Inklusion passt: die Obdachlosen. Von diesen in Paris ca. 7000 lebenden Menschen hat man möglichst viele “eingesammelt” und – tja – sagt man da “deportiert”? In Busse gesetzt mit für die dort hinein Eskortierten unbekanntem Ziel. Und da dies in einem MSM erschien, muss es ja stimmen und wurde sicher von Faktencheckern überprüft, um Desinformation zu unterbinden. Diese Olympiade ist ein sehr schöner Schaukasten unserer moralisch überlegenen, zivilisierten, sich immer ans Völkerrecht haltenden, regelbasierten Wertegemeinschaft. So gesehen haben Sie schon recht: wen interessiert da noch ein Boxkampf?!
Mit freundlichen Grüßen,
Sonja Reise
19. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
Sie haben natürlich völlig Recht, wenn Sie energisch darauf hinweisen, daß es größere und weitaus wichtigere Probleme gibt, die es zu diskutieren und zu lösen gilt. Ich sehe jedoch in dem Fall der Boxerin / des Boxers einen Aspekt, der m.M.n. bisher nicht oder viel zu wenig beachtet wird: nach eigenen Worten gilt für das IOC nur das, was im Pass steht, und wenn dort “Frau” steht, darf die betreffende Person im Frauenboxen antreten. Chromosomen spielen für das IOC nach eigenem Bekunden keine Rolle.
Wenn das IOC aber wirklich nach dem Eintrag im Pass geht und bei dieser Einstellung bleibt, dann wünsche ich dem IOC und allen richtigen Athletinnen, also allen biologischen Frauen, viel Spaß bei der Bewunderung der sportlichen Leistungen der Super-Athletinnen, die das deutsche “Selbstbestimmungsrecht” hervorbringen kann und wird! Diese Bewunderung kann dann bequem am heimischen TV erfolgen, denn gegen diese Gegnerinnen anzutreten, wäre sinn- und aussichtslos und reine Energieverschwendung.
Mit freundlichen Grüßen,
Wolfgang Klein
Anmerkung Jens Berger: Lieber Wolfgang Klein,
als ich den Satz mit dem „Pass“ von Thomas Bach hörte, ist mir auch die Kinnlade heruntergekippt. Das ist natürlich Unsinn, das IOC hat als zweite Kategorie noch die wolkige Formulierung, dass eine Starterin bei den Frauenwettbewerben keine „männliche Pubertät“ durchlaufen haben darf. Das ist nicht uninteressant, da bei den letzten Spielen in Tokyo mit dem neuseeländischen Gewichtheber Laurel Hubbard ja in der Tat ein Transsexueller an den Frauenwettkämpfen teilgenommen hat, was – zu Recht(!) – zu Proteststürmen führte. So untätig, wie Bach es gerne verkauft, ist das IOC also nicht. Warum er dieses nicht unwesentliche Detail bei der Pressekonferenz „vergessen“ hat, kann ich mir auch nicht erklären. Sein eigener Pressestab hat das im Nachhinein jedenfalls korrigiert. Nun wartet auf das IOC einiges an Arbeit.
beste Grüße
Jens Berger
20. Leserbrief
Danke Herr Berger für den Artikel: In Frankreich ist ein Sack Reis umgefallen und „wir“ drehen durch
“Ist das nicht irre? Oder sehe nur ich das so?”
Ja, das ist absolut irre!
Allerdings geht es hier nicht nur um einen Sack Reis, sondern genauer gesagt um 2 Säcke. Der erste kippt Spaltung aus, der zweite Ablenkung.
Ich selbst bin Ü60, lesbisch, seit 35 Jahren mit meiner Partnerin zusammen. Wir haben zwei Kinder aus erster Ehe und inzwischen 2 Enkelkinder.
Als die Ehe auch für uns geöffnet wurde folgte ein kleines Zeitfenster der Beruhigung und Hoffnung, dass wir nun endlich als Teil der Gesellschaft akzeptiert seien. Nicht mehr und nicht weniger wollten wir.
Was hat der Frauenboxkampf mit mir und meiner Familie zu tun? NIX. Und dennoch wird wieder auf der gesamten Regenbogenflagge herumgetrampelt. Diese Flagge war einmal ein Zeichen des stolzen Mutes und des Widerstandes für mich. Aufrecht ging ich meinen Weg. Sie ist von Regierungen und Lobbyisten, auch auf dem Rücken von Kindern, auf eine Weise gekapert worden, die nur noch abscheulich ist. Und ich würde mich heute nicht mehr trauen sie öffentlich zu tragen. Bin müde geworden und es gibt die letzten Jahre wahrlich Vorrangigeres für das es sich zu kämpfen lohnt.
Chapeau, das haben die Herrschenden richtig gut hinbekommen. Dabei ist es doch wirklich nicht so schwer dies zu durchschauen. Wird doch heutzutage alles gespalten, was irgendwie geht. Ich erspare mir jetzt die Aufzählung. Und ja, gerade weil es enorm wichtigere Themen gibt, soll hier getriggert werden um abzulenken.
Es funktioniert: Erhöhe eine Gruppe und ziehe den Hass der anderen auf diese. Erfinde einen Skandal und ziehe eine ganze Minderheit mit hinein. Und die Spiele können auch mit wenig Brot weiter laufen.
Mein Wunsch wäre, dass das Thema Spaltung, egal in welche Richtung, viel viel mehr erkannt wird um letztendlich den Fokus auf die menschenverachtenden Verbrechen zu richten und GEMEINSAM aufrecht dagegen zu stehen.
Herzliche Grüße
Anna Becker
P S bei Bedarf, darf dieser Leserbrief veröffentlicht werden. Allerdings bitte ich darum, das Kleingeschriebene im Text weg zu lassen. Gibt sonst meiner Meinung nach weitere Spaltung, Regierungstreue und Widerständler. Ich wollte nur aufzeigen.
PPS sie können sich sicherlich viel besser ausdrücken als ich. Wäre es nicht an der Zeit mehr auf die gewollte Spaltung einzugehen und zu warnen, bevor wir Zustände eines Bürgerkrieges bekommen? Das wäre meine Bitte.
21. Leserbrief
Als ich meiner äußerst unwissenden 35jährigen Tochter (Akademikerin mit Masterabschluß) kürzlich vorschlug, sich mal etwas mit Politik und globalen Zusammenhängen zu beschäftigen, bekam ich die aussagekräftige Antwort: “Ach, das ist alles so komplex.”
Ihr komplettes akademisches Umfeld verhält sich sehr ähnlich. Hauptthemen sind jegliche Art von Selbstverwirklichung, Dating und die letzte Therapiesitzung. Eine hedonistische Gesellschaft, die sich nur noch mit sich selbst beschäftigt. Da bleibt kein Platz, die Bedeutung von Raketenstationierungen und ähnliches zu erfassen.
Der eher durchschnittlich gebildete Teil der Bevölkerung beschäftigt sich derweil auf X und Facebook mit Posts zum Geschlecht einer Olympiateilnehmerin und vergleichbaren weltbewegenden Themen. Die gewählten Formulierungen dienen dann auch oft dem Frust-und Aggressionsabbau.
Die deutsche Gesellschaft, zumindest im Westen, präsentiert sich zunehmend als Schafsherde, die nicht mal den Schäferhund kennt, Hauptsache die Locken sind schön.
Ich hoffe, daß im östlichen Teil der Republik noch eine wachere Bevölkerung existiert, kann ich aus eigener Erfahrung leider nicht beurteilen.
Vielen Dank an die NDS, die einer der wenigen Lichtblicke in düsteren Zeiten sind.
Volker Gehring
22. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
das ist die Natur der Mehrheit der Menschen. Einfach mal
- Friedrich Kellners Verdunkelt, vernebelt sind alle Hirne
- Le Bons Psychologie der Massen
- Kurt Tucholskys Gruß nach vorn
- Erich Kästners politische Texte
- Konrad Lorenz – Der Mensch – zu dumm fürs Überleben? im Spiegel Nr. 45 / 1988
- und viele andere Autoren …
lesen.
Mit freundlichen Grüßen
Günther Gottheis
23. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
grundsätzlich haben Sie vollkommen Recht, was die Relevanz eines olympischen Boxkampfs im Vergleich zur Stationierung von Mittelstreckenraketen, Armut und womöglich dem schrecklichen Leid durch Kriege angeht.
Dennoch möchte ich etwas zu bedenken geben, was die öffentliche Diskussion dieses Themas angeht. Wir erleben seit Jahren eine Form von geistiger Umerziehung, damit wir in die neue Weltordnung passen, die andere für uns vorgesehen haben. Dazu gehört, dass man uns bei 20 Grad Celsius im Hochsommer vom heißesten Sommer seit 1 Mio Jahren erzählt, von Dürre bei Dauerregen und davon, dass wir zu akzeptieren haben, dass eine für uns optisch als Mann erkennbare Person eine Frau ist (das bezieht sich nicht nur auf Imane Khelif). Gerade letzteres fällt mir persönlich schwer, das mag ein Erziehung- und Generationenproblem sein. Was gestern richtig war, ist heute falsch. Hinzu kommt, dass Wörter eine andere Bedeutung bekommen oder überhaupt nicht mehr verwendet werden dürfen.
Falls wir uns gegen diese Entwicklung wehren, kann es zu existenzbedrohenden ausgrenzungen, Klagen und Bußgeldern kommen. Dieses tägliche ohnmächtige Erleben ist für viele Menschen näher, als z.B. die Mittelstreckenraketen oder der Völkermord in Palästina. Mich persönlich macht diese Entwicklung regelrecht fertig und könnte mir vorstellen, dass es anderen Menschen ebenso geht. Wenn eine Sache dann tatsächlich mal öffentlich angesprochen wird, öffnet sich ein Ventil und es bricht aus den Leuten heraus.
Abgesehen davon können es viele Menschen nicht ertragen, wenn Frauen verprügelt werden (auch wenn das bei Boxkämpfen zu erwarten ist). Etliche haben vermutlich nie vorher einen Frauenboxkampf gesehen, werden jetzt aber durch die Bilder in der breiten Berichterstattung aufmerksam und sind schockiert.
Es geht auch hier ganz allgemein darum, dass Frauen ein Problem bekommen, wenn Menschen, die biologisch Männer sind, auf einmal in Frauendomänen eindringen. Wenn keine Reaktion erfolgen würde, geht es uns so, wie es Herr Juncker mal gesagt hat: “Wir stellen etwas in den Raum und schauen was passiert…” Vielleicht sind die Berichterstattung und die Reaktionen darauf auf den zweiten Blick doch nicht so krank, wie es Ihnen auf den ersten Blick scheint.
Mit freundlichem Gruß
H.L.
24. Leserbrief
Hallo Herr Berger,
so sehr ich sonst ihre Arbeit schätze, aber dieser Artikel ist voll von untauglichen Vergleichen. Und man muss auch nicht gleich die geopolitischen Probleme vergessen, wenn man sich über Themen ärgert, die direkt Frauenrechte betreffen – ich hoffe, das ist auch für Männer verständlich.
Mark Weston und Heinrich Ratjen gewannen in Disziplinen, in denen ihre männlichen Hormone von Vorteil waren, sie wussten nichts von ihren nicht sichtbaren männlichen Geschlechtsorganen und führten, als es ihnen bekannt wurde, ein Leben als Mann. Zdeněk Koubek war eine erfolgreiche Frauensportlerin und definierte sich später als Mann, der dann jedoch als Mann in seiner Disziplin keinen Erfolg mehr hatte – um nur 3 Ihrer Beispiele aufzugreifen.
Aus guten Grund ist die Geschlechtsüberprüfung beim Sport den Frauen vorbehalten – Männer müssen nicht beweisen, dass sie keine Frauen sind!
Gibt es eigentlich Intersexuelle, die in ihrer Disziplin bei Männern starten und dann erfolgreich sind? Wird schwierig, weil ihnen dort ihr Körperbau keine Vorteile bringt.
Aber wenn Intersexuelle in Frauendisziplinen antreten, bei denen ihnen ihr Körperbau und/oder ihre Hormone Vorteile bringen, dann soll das ok für die Frauen sein?
Auch der Vergleich mit dem Doping bei Frauen hinkt: Erstens werden die Dopingtests immer ausgereifter, weil es sehr wohl Diskussionen darüber gibt, ob Frauen sich mit männlichen Hormonen dopen dürfen und zweitens haben theoretisch alle Frauen die gleiche Chance, sich mit männlichen Hormonen zu dopen und damit einen Gleichstand zu erreichen. Es gibt jedoch keine rechtliche Möglichkeit für biologische Frauen, sich mittels Doping auf das gleiche Muskel- und/ oder Hormonniveau ihrer intersexuellen Sportgegnerinnen zu bringen.
Es ist mal wieder soweit, dass Frauen ihre Rechte verteidigen müssen: Und zwar als Frau in Frauenbereichen unter Frauen sein zu dürfen! Wenn sie jetzt im Frauensport gegen nicht eindeutig definierte Frauen kämpfen müssen, wäre die logische Konsequenz, dass am Ende die nicht eindeutigen Frauen auf dem SiegerINNENpodest stehen und die Frauen verschwinden wieder auf die hinteren Plätze – also dahin, wo sie sich einst mühsam vorgekämpft haben.
Elke Zetl
Anmerkung Jens Berger: Liebe Frau Zetl,
ich wundere mich doch sehr über diese Zuschrift. Im Artikel fordere ich doch klar Regeln, die den von Ihnen korrekt beschriebenen Wettbewerbsvorteil abschaffen …
„Im Sport kann dies ein Problem sein, da Intersexuelle, die im Frauensport antreten, in einigen Bereichen einen Wettbewerbsvorteil haben können – und Boxen gehört sicher zu den Sportarten, bei denen man hier von einer Wettbewerbsverzerrung sprechen kann. Aber das ist Sache der Sportverbände, die hier transparente Regeln aufstellen müssen.“
beste Grüße
Jens Berger
25. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
vielen Dank für Ihren schönen Beitrag, auch wegen den Erinnerungen an ähnliche Situationen in der Vergangenheit im Leistungssport.
Allein, für wen schreiben Sie diesen Artikel??
Die NDS-Leser werden Ihnen sowieso zustimmen und die vermeintlich “Linken”, die Ihr politisches Bewusstsein auf die heuchlerischen moralinverseuchten Mainstream-Medien stützen anstatt auf Verständnis von Historie und den daraus folgenden Konsequenzen oder Notwendigkeiten, verharren gedanklich in ihrer pseudo-emotionalen Blase feiern sich in ihrer Großartigkeit selbst und orientieren sich an “ihren Leitmedien” tatsächlich lieber z.B. an der TAZ.
Dieses billige Verhalten bedeutet in der Regel die Ausschaltung bzw. die konsequente Verdrängung und Ignoranz von Vernunft. Auch der sogenannte Sportjournalismus arbeitet journalistisch genauso manipulativ und suggestiv wie der angebliche Qualitätsjournalismus und trägt damit – etwas verdeckt – seinen Teil zur Massenlenkung bei.
Wie sich in dieser aktuellen Situation eine mögliche Umkehr der freiwilligen Selbstverblödung durch persönlichen Denkfaulheit herbeiführen lassen soll…. dazu fällt mir leider nichts mehr ein. Die Menschen in Deutschland bewegen sich immer mehr auf dem Niveau von Pippi Langstrumpf im Sinne von “Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt”, die etwas intelligenteren (Was fangen die eigentlich bloß mit ihrer Intelligenz an?) unter denen geben durch ihr Denken und Handeln Arthur Schopenhauer mit seinen Kernaussagen aus seinem Meisterwerk “Die Welt als Wille und Vorstellung” unfreiwillig recht.
So oder so, in beiden Fällen spielt notwendige Vernunft hier keine Rolle und der Narzissmus sowie der Realitätsverlust der Akteure wird immer größer und damit in allen sozialen und gesellschaftlichen Fragen immer bedrohlicher, weil regressiver!
Ich bewundere bei den NDS-Machern sehr die Energie und Ausdauer, mit der Sie alle mit Ihren Artikeln gegen die grassierende Propaganda, Desinformation und gezielten Verdummung anschreiben. Ich habe großen Respekt davor, weil ich selbst schon lange die Hoffnung ausgegeben habe und weiß, wie viel Kraft Ihre Arbeit kosten kann.
Schopenhauer soll in seinen Unterlagen folgendes geschrieben Haben:
“Ich lege hier für den Fall meines Todes das Bekenntnis ab, dass ich die deutsche Nation wegen ihrer überschwänglichen Dummheit verachte und mich schäme, ihr anzugehören.“
Wer Schopenhauer ein wenig studiert hat, weiß, das er diesen Satz nicht als eine Art Menschenfeind geschrieben hat, sondern es das Ergebnis seiner intensiven lebenslangen Arbeit mit der deutschen Geschichte und Kultur ist. Ich bin noch nicht soweit, diesen Satz für mich 1:1 zu übernehmen, zumal diese These von damals für das heutige Europa auch sehr gut passt. Aber dennoch muß ich auf Grund der Ereignisse z.B. der letzten 20 Jahre in unserer Republik mich immer selber daran erinnern, dass Schopenhauer schon 150 Jahre tot ist.
Mit den besten Großen und Wünschen verbunden mit einem großen Dank an Sie und alle aus dem NDS-Team.
Claus Hübner
26. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Jens Berger,
ist das so? Kann man Probleme der Intersexualität irgendwann im Verlaufe der Geschichte der olympischen Spiele der Neuzeit vergleichen mit der massiven Transpropaganda Zeit heute – gerade im Angesicht dieser Eröffnungs”Zeremonie” dieser Spiele in Paris?
Ich empfinde Ihre gewählte Überschrift als ebensolche Mißachtung der weiblichen Würde wie diese gesamte Mode der Trans”frauen” im Frauensport überhaupt. Und dieser Boxer*in war – wie auch Ihnen nicht entgangen sein dürfte – beileibe nicht der erste Fall.
Was also soll dieser flapsige Beitrag? Können Sie es tatsächlich nicht ertragen wenn der Nebenwiderspruch mal wieder ernst genommen wollen will? Ihr Beitrag klingt wie vom Stammtisch des Fürimmerarschloch Vereins der linken Männer. Wie viele Tomaten müssen wir noch werfen?
mit befremdeten Grüßen
Judit Lichtenberg
27. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
in Paris fiel wohl mehr als ein Sack Reis um. Die “ganz Bösen”, also Russland und Weißrussland, wurden von der Olympiade ausgeschlossen. Und dann gibt es einen Boxerverband IBA (International Boxing Association), der für das IOC den Olympischen Boxsport samt Reglement organisierte.
Bis – ja, bis, der Russe Umar Kremlew (ein ganz Böser! Kremlew-Nomen est Omen!) 2020 dessen Präsident wurde und der Zoff mit dem IOC in die heiße Phase ging. Wikipedia: “Die IOC Session (Vollversammlung des IOC) folgte am 22. Juni 2023 der Empfehlung des IOC Exekutivkomitees und entzog der IBA endgültig die Anerkennung als olympischer Sportverband”.
Dies soll wohl das erste Mal überhaupt sein, dass das IOC einen olympischen Sportverband rausschmiss. Als Info fehlt noch, dass diese IBA zuvor meines Wissens besagten Boxern bzw. Boxerinnen die Zulassung zum Frauenboxen wegen Nichtbestehen des Geschlechtstests verweigert hatte. Das IOC hat nun andere Regeln. Kurz, ich, an Olympia völlig uninteressiert, gehe davon aus, dass es nicht (nur) um einen Sack Reis, sondern um ein Stück Geopolitik handelt.
MfG, Gudrun Matthies
28. Leserbrief
Hallo Jens Berger grüße Sie,
nein, der Krieg im GAZA, Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen in DE, die Armut, Vermögensverteilung etc. sind nicht unwichtig!
Sicher hier geht es um (Brot und) Spiele, genauer gesagt um die Olympische Spiele.
Eigentlich bin ich an Sport nicht wirklich interessiert. Aber das die Olympische Spiele ein anderes Gesicht bekommen, finde ich nicht gut und derart präsentiert werden, halte ich persönlich für niveaulos.
Demnächst werden vielleicht die Olympische Spiele vom Christopher Street Day begleitet, bei dem sich die Menschen gerne auch nackt zeigen. Ich bin bestimmt nicht prüde, mache gerne FKK, aber eine Parade muss nicht derart ausarten, schon gar nicht Olympische Spiele.
Kenne persönlich Männer, die zur Frau wurden. Ist ja nicht schlimm und PRIVATSACHE. Man muss es aber nicht nach außen tragen, waren deren Meinung.
Warum kann Frankreich Olympische Spiele nicht so ausrichten wie schon Jahre zuvor?
Und ja, lieber Jens Berger, es ist mir bekannt, dass es früher schon transsexuelle im Sport gab. Sie hatten es aber nicht so zur Schau gestellt, wie das heute der Fall ist. Ein kleiner feiner Unterschied.
In diesem Fall geht es um den Boxsport und nicht um sonstige Leichtathletik. Ich war mit einem Boxer verheiratet und weiß wovon ich rede.
Im Boxen einen “Mann” gegen eine Frau antreten zu lassen halte ich für sehr unfair, zumal ein Mann eine ganz andere Schlagkraft hat, als eine Frau. Vom Boxsport scheinen Sie, Jens Berger, kaum Ahnung zu haben, sonst würde er so etwas nicht schreiben………………. Auch eine Art der Beschäftigung sich darüber Gedanken zu machen.
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Schwenk
29. Leserbrief
Geschätztes Team der Nachdenkseiten,
ausnahmsweise möchte ich Jens Berger etwas widersprechen, denn an seinem Artikel “In Frankreich ist ein Sack Reis umgefallen…” stören mich einige Dinge doch.
Vollkommen recht hat Herr Berger damit, dass die Kriege in Gaza und der Ukraine, die absurde Aufrüstung etc. weit wichtigere Themen sind als das, was da gerade in Paris anlässlich der Olympiade stattfindet.
Ebenso stimmt es wohl, dass in Anbetracht der ungezählten Frauen, die weltweit täglich von stärkeren Männern verprügelt werden, die zwei zusätzlichen Fälle in der Olympia-Arena keinen grossen Unterschied machen. Und auch missratene oder geschmacklose Nachbildungen oder Nachstellungen von grossen Kunstwerken gibt es zuhauf, da macht das “letzte Abendmahl a la Paris” so gesehen auch keinen Unterschied.
Was aber einen Unterschied macht, ist eben die Tatsache, dass die Olympiade als medial so sehr herausgehobenes Medienspektakel solche Sachen wie in einem Brennglas erscheinen lässt. Und viele Leute merken sehr wohl, dass ihnen da eine “woke Weltanschauung” wie mit dem Mastfütterungs-Trichter ins Hirn gepresst werden soll (oder auf Englisch “force fed”). Und sie wehren sich “instinktiv” gegen die mediale Überwältigung, die etwas zur Norm setzen will, was mit den Werten der meisten Menschen nicht zu vereinbaren ist.
Heute bin ich auf meinem Radweg wieder folgender aufgepinselten Losung begegnet:
No borders!
No nations!
Queer
Liberation!
Auch wenn mir unklar ist, ob die “queere Befreiung” nun Resultat der offenen Grenzen und der abgeschafften Nationen sein soll, oder einfach nur als drittes anzustrebendes Ziel aufgeführt ist: Was bitte soll denn diese Befreiung sein? Es gibt doch gar keine systematische Unterdrückung von “queeren” Menschen, jeder kann doch so schwul oder lesbisch oder “genderfluid” leben, wie er will – schon seit Jahrzehnten. Und wer sich doch ob seiner sexuellen Orientierung zurückgesetzt fühlt, kann sich ja auf den hervorragend allgemein formulierten Artikel 3 des Grundgesetzes berufen und klagen.
Wenige denken darüber nach, warum im GG laut Artikel 6 “Ehe und Familie unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung” stehen sollen. Ganz eindeutig als Reaktion auf die gesellschaftliche Wirklichkeit der Nazizeit formuliert. Der Wokismus steht als Ideologie m.E. ganz eindeutig im Sinne der Machteliten, die sich – wie die Nazis – durch die Auflösung aller gewachsenen Bindungen bzw. den Ersatz derselben durch auf Knopfdruck zu erzeugende oder zu löschende “communities” die Festigung ihrer Macht erhoffen.
Olympia 2024 ist da eben ein weiteres Steinchen im Mosaik.
Mit freundlichen Grüssen
peter a. schulz
30. Leserbrief
Sehr geehrter Jens Berger,
Ich schätze Ihre klugen (volkswirtschaftlichen) Analysen sonst sehr, muß Ihnen aber hier vehement widersprechen.
„Schuster bleib bei Deinen Leisten“ – oder „Berger bleib bei der Volkswirtschaft und hab nicht den Anspruch überall geistige Ergüsse zu liefern)
In Frankreich ist nicht „ein Sack Reis umgefallen“, sondern eine Frau und Sportlerin hatte Angst um Ihr Leben und Ihre Gesundheit und hat einen Boxkampf nach weniger als einer Minute gegen einen Gegner/eine Gegnerin abgebrochen, der/die ungleich stärker an Körper- und Schlagkraft war.
„Imane Khelif aus Algerien und Lin Yu ting aus Taiwan waren bei der Box-WM 2023 ausgeschlossen worden, weil ihre DNA-Tests ergeben hatten, dass sie keine Frauen seien und XY-Chromosomen haben. Verschiedene Medien berichten, Khelif sei intersexuell. Weder von Khelif selbst, noch vom algerischen Olympischen Komitee gibt es dazu eine Aussage. Es liegt die Vermutung nahe, dass sie ohne sichtbare männliche Sexualorgane zur Welt kam, aber aufgrund ihres männlichen Chromosomensatzes eine männliche Pubertät durchlaufen und sich dementsprechend körperlich männlich entwickelt hat. Der Internationale Boxverband (IBA) bestätigte damals: Zu gefährlich für die Gegnerin. Denn: Die Schlagkraft bei Boxern, die eine männliche Pubertät durchlaufen haben, ist laut Studien im Vergleich zu Frauen um 162 Prozent höher.“(Hervorhebung. H-U.S.)
emma.de/artikel/intersexuelle-boxt-bei-olympia-ist-das-fair-341177
Karel Kosik verdanken wir durch sein Werk „Dialektik des Konkreten“ (suhrkamp 1986, 2016) die Unterscheidung von „Erscheinung“ und „Wesen“. Als Sozialwissenschaftler frage ich, was hinter der „Erscheinung“ wohl das Wesentliche ist.
Es ist von großer Bedeutung bei all der Hysterie und dem medialen „Geschrei“ zu schauen, um was es wirklich geht.
„Die Unvernunft ist zur Vernunft der modernen kapitalistischen Gesellschaft geworden. (Kosik a.a.O.S. 96)
Wir erleben in vielen Bereichen eine Sinnentleerung von Begriffen und Ihre propagandistische Aufladung: Demokratie wird verteidigt, in dem Kritiker mit unscharfen Begriffen wie „verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“ kriminalisiert werden können. Unter dem Deckmantel des Kampfes für „Diversity“, der militant geführt wird, werden Kampagnen gefahren, die viel Geld kosten und bei denen es aus meiner Sicht um „Entgrenzung“ geht.
Dem Soziologen Martin Dannecker (1987) verdanke ich die Unterscheidung von „dem Thema“ das politisch und medial kontrovers diskutiert wird und „den konkreten betroffenen Menschen“. Er als homosexuell liebender Mann engagierte sich für die Emanzipation von Lesben und Schwulen und lieferte in seinem Fachgebiet empirische Untersuchungen. Heute wird der emanzipatorische Ansatz aus den 80 Jahren des letzten Jahrhunderts pervertiert. Mir stellt sich auch hier die Frage „qui bono? – Wer profitiert davon, wenn ein Phänomen, das einen geringen Prozentsatz der Bevölkerung betrifft medial und politisch so hochgekocht wird. Aus pädagogischer und therapeutischer Sicht weiß ich, daß die einzelnen jungen Menschen Hilfe und Unterstützung brauchen, Ihre schwierige eigene sexuelle und persönliche Identität zu finden. Im Elternhaus, in der Schule, durch Beratung und oft auch durch Therapie. Das ist das Wesentliche und hier gibt es Hilfsangebote, sicher noch zu wenig, je nach Wohnort.
Auf der Ebene der „Erscheinung“ müssen wir uns fragen (Kosik war ein marxistischer Philosoph),
wer verdient denn daran, wenn immer mehr junge Menschen (die in der Pubertät in einer „normativen“ Krise“ sind) Pubertätsblocker erhalten sollen oder sich teuren Operationen unterziehen, die ganz wesentlich in Ihr Erleben des eigenen Leibes eingreifen und nach denen sich ihr Wohlbefinden vielleicht gar nicht steigert. Hier ist viel Geld zu erwarten und deshalb wird im Vorfeld viel Geld in Lobbyarbeit investiert (Ich gebe zu, das sind jetzt meine steilen Thesen).
Das Frauenboxen ist auch im Kontext der Eröffnungsfeier zu sehen, bei der das Bekenntnis zum Kampf für „Diversity“ ein Baustein war. Die kitschige Darstellung in Andeutung an Leonardo Da Vincis „Letztes Abendmahl“ (Kitsch als verwahrloster Mythos) ist so nebenher mit eingeflossen. Es steht jedem Erwachsenen frei, sich in ein Nachtlokal zu begeben in dem es frivol, freizügig und mit zur Schau gestelltem Sex und scheinbar ohne Grenzen zugeht. Wenn aber eine sexualisierten Darstellung als Show erfolgt, in der zwischen drin ein Kind von 12 oder 13 Jahren, vielleicht auch jünger, vorkommt, ist für mich als Pädagoge und Therapeut eine Grenze überschritten.
Leider hatte sich schon die Lesben- und Schwulenbewegung der 80-Jahre und den folgenden zu spät von der Pädophilenbewegung distanziert. Eine Verharmlosung von sexuellem Mißbrauch ist bei der Eröffnungsfeier vielleicht nicht intendiert, aber durch diese Darstellung auch nicht ausgeschlossen.
(Es war ein einzelnes Mädchen, keine Kindergruppe!?) Freiheit darf nicht absolut stehen, sondern sie muß an Eigen- und Fremdverantwortung gebunden sein und den Schutz von Minderjährigen garantieren.
Aber die Verwirrung scheint System zu haben. – nach Corona (nur das Impfen schützt, Kinder gefährden Ihre Großeltern), – während dem Ukrainekrieg (Frieden durch Waffen??) erleben wir auch beim Thema Gendern Verwirrung und Angst als Herrschaftsinstrument. Je mehr sich junge Menschen frei fühlen und andererseits durch mangelnde konkrete Kontakte zu Gleichaltrigen zutiefst in Ihrer sexuellen und sozialen Identität verunsichert sind, je leichter sind sie über Medien zu lenken.
Macht über das Thema Sexualität auszuüben kennen wir über Jahrhunderte aus den Kirchen. Jetzt kommt der Machtanspruch über das Thema scheinbare Freiheit zurück.
Mit freundlichem Gruß
Horst-Uwe Scheck
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