Leserbriefe zu „Schrödingers Russe“

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In dieser Glosse behandelt Jens Berger das ambivalente Bild vom Russen, das deutsche Medien präsentieren. Auf der einen Seite stelle er eine Bedrohung für den Westen dar und könne „schon morgen das Baltikum und Polen überrollen und übermorgen auch vor Ihrer Haustür stehen“. Auf der anderen Seite sei der Russe mit Eseln, Schrott-Ladas, Drahteseln und Uralt-Panzern bewaffnet. Vor dem müsse „man ja eigentlich keine Angst haben. Oder? Falsch gedacht! Wir sprechen hier schließlich über Schrödingers Russen!“ Und der sei gleichzeitig militärisch vollkommen am Ende und stelle für den hochgerüstetsten Militärblock der Welt, die NATO, eine Bedrohung dar. Für die interessanten E-Mails dazu bedanken wir uns. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.


1. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger

Danke für diesen sarkastischen Beitrag! Als Ergänzung bleibt noch, dass Schrödingers Katze nicht nur “den Russen”[1] als Leidensgenossen in der Kiste hat, sondern noch viel mehr wundersam Wandelbares:

  • Da wäre z.B. “Schrödingers Impfung”: sie schützt, aber die sogenannten “Geimpften” müssen dringend vor den sogenannten “Ungeimpften” geschützt werden!
  • Oder wie wäre es mit “Schrödingers Erderwärmung”: geben Sie nur mal den Teilsatz “erwärmt sich schneller als der Rest der Welt” in eine Suchmaschine ein, und wundern Sie sich darüber, wie viele Teile oder Länder der Erde sich schneller als der ganze Rest der Welt erwärmen können!
  • Oder “Schrödingers Bundeshaushalt”: für Schulen, Renten und Soziales ist kein Geld da, aber um die Rüstungsindustrie und mit ihr verbandelte Personen zu mästen, ist Geld im Überfluss vorhanden.
  • Oder “Schrödingers völkerrechtswidrige Angriffskriege”: manche Angriffskriege sind böse, manche gut.

Diese Liste ließe sich noch endlos weiterführen, und der armen Katze wird es in ihrer Kiste bestimmt schon lange viel zu eng.

([1] Ja genau: gemeint ist genau DER eine Russe, der immer vor der Tür steht, und der so schnell ist, dass er vor jeder Tür gleichzeitig stehen kann, ähnlich wie der Weihnachtsmann…)

Mit freundlichen Grüßen,
Wolfgang Klein


2. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger!

Die Widersprüchlichkeit, über die Sie sich zurecht lustig machen, ist ein Merkmal medialer „Arbeit“, das immer mehr Leute erkennen. Insofern ist auch die Deutungshoheit der systemrelevanten Medien in Gefahr. Der Kampf um die Gehirne nimmt aber zuletzt eine Gestalt an, die auch dem weniger nachdenklichen Menschen auffällt. Jonas Tögel hat insofern immer mehr Material für seine Forschungstätigkeit, das Ergebnis wird aber nicht in der Wissenschaft, sondern auf der Straße ausgetragen. Jedes Ding hat 2 Seiten. Auch der steigende Goldpreis.

Machen Sie weiter! Die Nachdenkseiten sind für mich seit gut 10 Jahren ein lesenswerter Blog, der mir das Leben ermöglicht. Und jetzt bin ich fast 80.
Reinhard Winkler


3. Leserbrief

Guten Tag,

ehrlich gesagt, geht dem objektiven und nachdenkenden Beobachter des Geschehens, so langsam die Puste aus. Zu unermüdlich und überdimensional mahlen die Mühlen der Kriegspropaganda.

Hier wieder einmal mehr durch des Deutschen liebstes Latrinenblatt. Auch der genannte ,,Kriegsexperte” sticht da immer wieder mit seinen fraglichen Expertisen hervor.

Letztendlich sollte man diese Art der Berichterstattung als das sehen, was sie zu sein scheint, einfach nur Latrinenpresse.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Stöbe


4. Leserbrief

Lieber Herr Berger, liebes Nachdenkseiten-Team,

wie wirr und zunehmend irr‘ die Republik ist, leite ich unter anderem daraus ab, dass ich als selbstdefinierter „klassisch-liberaler Freund der Marktwirtschaft“ mittlerweile am liebsten bei Ihnen lese und mich intellektuell abgeholt fühle.

Ich musste herzhaft lachen beim Lesen von „Schrödingers Russe“. Realsatire pur. Und BILD liefert; das muss man ihr lassen! Wenn ich das nächste Moped höre, gucke ich erst mal nach oben…

Die Medien könnten und sollten m.E. entscheidend dazu beitragen, dass die Bevölkerung und noch wichtiger die Personen mit Macht einen kühlen Kopf bewahren und sich besonnen verhalten. Aber leider entpuppen sich viele Sender und Zeitungen – erneut wie schon zu Lockdown- / Covid-Zeiten – als Totalausfall in Sachen kritischer Vernunft. „Dank“ der sozialen Medien schrauben sich zudem Teile der Bevölkerung und leider auch Politiker in ihrer Bubble in sukzessive verrücktere Höhen.

Meine Sorge ist, dass die fixe Idee eines Angriffs durch Russland sich schon in vielen Hirnen festgesetzt hat und die Aggression mit Kampf um Dominanz und Territorium ihr übriges tut. „Da oben“ wird zwar viel und scheinbar schlau geredet, um den Wahnsinn zu verkaufen, aber die Motive sind dann doch eher untere Etage und bekanntlich führt eines zum anderen. Sachzwänge und so.

Vielleicht bewegt sich Deutschland daher zusammen mit anderen kriegserregten Nationen auf den nächsten großen Krieg zu. Das sollte uns wohl nicht überraschen und ist historisch eher die Regel als die Ausnahme.

Was tun? Es sieht m.E. ziemlich duster aus.

Bis zur nächsten Bundeswahl ist es noch lang hin und ob sich da genug Stimmen zusammenkratzen lassen, den Kurs von CDU-SPD-Grüne abzuschwächen? Ich hoffe, dass BSW die 5%-Hürde schafft. Das schreibe ich als ehemaliger, zeitweiliger FDP-Wähler, der seine Stimme bei der letzten Bundestagswahl bei BSW investiert hatte (soweit isses schon…) und sich noch immer verwundert die Augen reibt, dass nur ca. 10.000 Stimmen fehlten. (Die FDP war für mich bzgl. unklarer Position zur Zwangsimpfung schon angezählt und letzte Zweifel hat Oma Courage beseitigt.)

Vielleicht kann man bei den lokalen und regionalen Wahlen ein Zeichen setzen; am besten in Kombination mit Schreiben an die untere Etage der Parteien, damit die Basis mitkriegt, was los ist und evtl. sich von dort aus was tut. Aber wird wohl nicht passieren; siehe NRW-Wahlen.

Bei den kriegswerbenden Medien: Am besten wegklicken. Was soll man da auch bewegen. Vielleicht in Kommentarspalten vernünftig schreiben, damit die Denkbereiten sich nicht so alleine fühlen.

Was man noch im Kleinen tun kann: Ich bin alles andere als ein bedingungsloser Pazifist und war auch mal (naiv-idealistisch, da jung) bei der Armee. Auf die alten Tage habe ich aber noch den Kriegsdienst verweigert. Ich hatte begriffen, dass es mit meiner liberalen Grundhaltung völlig unvereinbar ist, wenn ich per Befehl ohne Widerspruchsrecht zum Töten und Verstümmeln und Krepieren kommandiert werden kann – und das auch noch in einem Land, in dem ich sonst in jeden Cookie einwilligen muss und Autos sich autonom ans Tempolimit halten sollen, damit ich nicht zu schaden komme. (Noch so ein Stück Realsatire.) Wird wohl nicht helfen, die Zeitenwende zu wenden, aber ist konsequent und gut fürs eigene Gewissen.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas M.


5. Leserbrief

Danke für diese hübsche Glosse. 

Ja, daß “der Russe” schon seit April oder spätestens Mai 2022 keine Raketen mehr hat, Uralt-Panzer reaktiviert und Chips aus erbeuteten Waschmaschinen und Geschirrspülern klauen muß (das behauptete sogar U. v.d. Leyen!), um seine gefürchtete Militärmaschinerie am Laufen zu halten, gleichzeitig aber spätestens 2029 angreifen würde (wohl nur “zufällig” das Jahr von Trumps voraussichtlicher Abdankung), wird schon seit langem kolportiert. Vor allem “aus britischen Geheimdienstkreisen verlautet”.

Über Julian Röpcke könnte man lachen, wenn sein Geschreibsel nicht soviel Schaden in deutschen Leser-Hirnen anrichten würde. Seine Anfänge waren ja noch bescheiden, als “Kriegsberichterstatter” mit eigenem Blog hauptsächlich über den “Bürgerkrieg” in der Ostukraine machte er sich schon damals im Netz einen Namen als “Jihadi-Julian”, weil er den Krieg dort als regelrechte heilige Sache beschrieb. Hin und wieder ließ er seine Sympathie für die Nazi-Bataillone durchblitzen, mit deren Vertretern er sich auch schon mal auf Fotos ablichten ließ, nur um anschließend zu versichern, daß die mit abgebildeten Hakenkreuze und SS-Runen nur eine Art “spezieller ukrainischer Humor” seien. 

Zur Bild holte ihn dann sein Namensvetter und militanter Bruder im Geiste, Julian Reichelt, wohl um jemanden “für die Drecksarbeit” zu haben, während er sich als Bild-Chef wichtigeren Aufgaben widmete. Bezeichnend, daß Röpcke dessen späteres Feuern schadlos überstand und weiter für Bild het….schreiben kann…

Übrigens zu den Panzern: Das mit den T-54 kam 2022 auf, als in Russland Eisenbahn-Transporte mit solchen Teilen fotografiert wurden. In der Ukraine wurde meines Wissens noch nicht ein einziger davon gesichtet. Dafür bekam die Ukraine ihrerseits über 100 Leopard 1, die technisch in etwa auf dem gleichen Niveau wie die T-54/55 sind. Über die äußert man sich in Kiew auch durchaus lobend, weil sie so einfach und zuverlässig sind. Ganz im Gegensatz zum Leo 2, den man dort gar nicht gern hat, weil er sehr schwer und vor allem extrem reparaturanfällig ist, und deshalb ständig außer Landes geschafft werden muß, wenn man ihn denn überhaupt von der Front wegbekommt. Der Leo 1 dagegen kommt nicht als Panzer zum Einsatz, weil er altersbedingt zu schwach gepanzert ist und selbst für Drohnen kein Hindernis darstellt. Also werden die Dinger kilometerweit von der eigentlichen Front entfernt als Artilleriegeschütze benutzt. Dazu von Jihadi-Julian natürlich kein Wort, gell?

Grüße, Ole.

Ps: Mich würde ja mal interessieren, wie die “Billigdrohnen” (tatsächlich Gerbera-Täuschdrohnen ohne Sprengsatz) überhaupt bis nach Polen gekommen sein sollen. Das russische Militär gibt deren Reichweite mit “maximal 700 Kilometer” an. Für den Weg von Russland über die Ukraine bis nach Polen (Grafik des ukrainischen Militärs) ist das etwa 100 Kilometer zu kurz. War an dem Tag starker Rückenwind?


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