Leserbriefe zu „Stadtbild-Debatte – wer sich über Symptome streitet, verliert den Blick auf die Ursachen“
In diesem Essay thematisiert Jens Berger die von Bundeskanzler Friedrich Merz angestoßene Debatte über das Stadtbild. Es sei gut, dass sie bereits seit einer Woche andauere und offenbar kein Ende finde. Weniger gut sei, dass sie – wie mutmaßlich von Merz gewünscht – einzig und allein um die Migrationsthematik kreise. Die größeren sozioökonomischen und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen würdem jedoch nicht hinterfragt. Uniformität bestimme das Stadtbild und Armut werde sichtbar. Lediglich Symptome würden bekämpft oder „Glauben Sie im Ernst, dass in unseren Innenstädten künftig wieder kleine inhabergeführte Boutiquen oder Bücher- und Musikläden aufmachen, wenn Klein-Mohammed abgeschoben wird?“ Wir haben dazu zahlreiche und interessante Leserbriefe bekommen und danke dafür. Die nun folgende Auswahl hat Christian Reimann für Sie zusammengestellt.
1. Leserbrief
Sehr geehrte Nachdenkseiten,
ein sehr guter Artikel von Jens Berger, der mich auch etwas nachdenklich über die Migrationsproblematik gemacht hat.
Ganz wichtig ist die Erkenntnis, dass hier wieder einmal die Unterschicht, zu der wir wohl alle gehören, aufeinander losgehetzt wird. Der Schlußsatz des Artikels zeigt schön, wie wir gerne Ursache und Wirkung miteinander vertauschen. Ich denke mal, Herr Merz kriegt Muffensausen wegen der AfD und muss sich was einfallen lassen um an der Macht zu bleiben.
Freundliche Grüße, und weiter so, Wolfgang Blendinger
2. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
Liebes NDS-Team,
wie meistens von Jens Berger ein Artikel, der meiner Ansicht nach inhaltlich genau zutrifft. Sozusagen “voll auf die Zwölf”.
Danke dafür immer wieder gerne.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Glasbrenner
3. Leserbrief
Lieber Jens Berger,
Sie analysieren wunderbar und sehen zu Recht die “sozioökonomischen und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen” als Ursache der städtischen Zustände. Ganz große Klasse wieder, der Beitrag! Ja, natürlich hat Deutschland “kein Rassen-, sondern ein Klassenproblem”. Das aber ist doch systemimmanent. Heißt: Im Kapitalismus ist das Problem wohl kaum lösbar, oder?
Respektvoller Gruß
Wolfgang Kammerer
4. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
Ihr Artikel trifft den Nagel auf den Kopf.
Als ich zum ersten Mal von der Stadtbild-Äußerung hörte, dachte ich spontan an den trostlosen Eindruck unsere Innenstädte. Geschlossene Ladenlokale, aufgelassene Warenhäuser, zu Imbissen umgewidmete Kaffeehäuser, nur noch die immergleichen Ketten, alle Innenstädte sehen ähnlich trostlos aus. Die Ursachen, verändertes Kaufverhalten und Mangel an Kaufkraft haben sie treffend beschrieben. Es sind halt die großen Preisunterschiede, die viele Menschen nicht bereit oder fähig sind zu bezahlen. Ein Kinobesuch zu zweit schlägt mit fast 50 € zu buche, ein Netflix-Abo kostet 15 € im Monat. Ein Bier im Supermarkt 60 Cent, im Lokal 5 €. Diese Unterschiede gab es früher so nicht. Auch Handwerksbäcker, früher auch gerne mit Kaffeeausschank werden immer weniger. Dorfkneipen ebenso.
Leider lässt sich die Zeit nicht zurück drehen. Wer sehen will, wie es noch schlimmer geht, sollte nach England fahren. Dort finden sich in den Fußgängerzonen fast nur noch Leerstand und 99 Pence Läden.
Mit freundlichen Grüßen
R.Schnabl
5. Leserbrief
Werter Jens Berger,
ergänzend möchte ich noch die Zustände in einigen Berliner Hauptstraßen schildern. Z. B. auf der Sonnenalle, Karl-Marx-Str., Potsdamer Str., Hauptstr., Tempelhofer Damm, Mariendorfer Damm – um nur einige zu nennen – reihen sich Dönerläden, Barbershops, Nailstudios, Spätis, Handy-Karten-Läden, Supermarktketten (türkisch/arabisch) und neuerdings auch entsprechende Fahrschulen aneinander. Bei dieser Konkurrenz und den immer weiter steigenden Gewerbemieten fragt man sich doch, wie diese ganzen Läden überleben können. Geblieben sind höchstens noch Super- und Drogeriemärkte der großen Ketten. “Flaniert” man doch einmal durch besagte Straßen, wähnt man sich nicht mehr in einem westeuropäischen Land, geschweige denn in der Hauptstadt Deutschlands. Sicher, der Onlinehandel hat vielen Einzelhändlern den Garaus gemacht, die von Ihnen beschriebenen Shopping-Center taten ihr Übriges. Und damit hat sich das Stadtbild in jedem Fall – und das schon seit Jahren – entschieden geändert und ändert sich weiter, da dieser Zustand auch in anderen Straßen immer weiter fortschreitet. Ergänzt man jetzt noch, dass dementsprechende Ethnien die Straßen frequentieren, muss man Herrn Merz einfach recht geben. Leider wird jedoch keine Politik diesen Zustand umwandeln können, da dieser schon zu weit fortgeschritten ist. Außerdem, was soll in die dann womöglich leeren Geschäfte einziehen?
Mit Dank an die unermüdliche Arbeit des ganzen NDS-Teams
Meikel Farrherr
6. Leserbrief
Lieber Herr Berger,
da haben Sie aber einen Hammer gelandet! Und dem, der sehen will, die Scheuklappen, die rosarote Brille oder das Brett vorm Kopf weggenommen.
Ein persönlicher Kommentar: Ich gehörte, von Berufs wegen, zu den Internetpionieren in Deutschland. Und kenne mich immer noch gut damit aus. Und deshalb und auch weil es unbequem, aufwändig und ggf. schädlich ist, habe ich kein Smartphone, treibe mich nicht in “Social Media” rum, kaufe nicht bei Amazon, sondern im Einzelhandel, vermeide Microsoft, Google etc..
Aber wenn ich mich umschaue, stehe ich damit wohl ziemlich allein da. Sicher, Sozioökonomie, Spätkapitalismus, Klassengesellschaft (die gab es aber in Deutschland schon immer, war mal ein bisschen durchlässiger in den Jahren zwischen 1968 und -78) sind die Hauptursachen. Aber auch das was mein Großonkel Hinnerk folgendermaßen zu kommentieren pflegte: “Die Dummen werden nicht alle!”.
Herzliche Grüße,
Rolf Henze
7. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
erleben Sie das auch so, dass Sie nach ein oder zwei Zeilen mitunter erfassen, wohin die Reise in einem Beitrag geht?
Selten lese ich Beiträge, dank derer ich mich auf die weiteren Zeilen freue! Bei RT kommt das mitunter noch vor. Monava und Co lese ich schon lange nicht mehr. Mulitpolar und Global.org immer seltener. Ja, bei Doctorow und Dany Haiphong fühle ich mich wohler. Aber auch Hainer Flassbeck ist mir immer wieder eine Freude.
Die NDS waren nach den letzten privaten und persönlichen Entgleisungen von Herrn Albrecht Müller und den wenigen inhaltlich neuen Beiträgen in Relation zu den für mich “ewig” selben Beiträgen in neuem Gewand auch nicht mehr genehm.
Aber Ihr Beitrag heute? Chapeu! Endlich mal wieder etwas Profundes! Jede Zeile habe ich genossen! Danke!
Wobei ich zu sagen habe, dass ich sehr wohl einen Rassismus erlebe. Ob nun pro Israel oder kontra Russen. Ja, auch gegen Migranten. Aber eben eher bei jenen, die Symptome nicht von Ursachen unterscheiden können.
Herzliche Grüße
Axel Wartburg
8. Leserbrief
Ciao Herr Berger.
ja, guter Artikel, endlich mal eine Publikation die, sich endlich mal mehr in die Tiefe gehend mit der Problematik auseinandersetzt. Bleibt jedoch selbstmurmelnd der Elefant im Raume nahezu unerkannt. Die Systemfrage.
Und diese Stadtbilder betreffen nicht nur Deutschland.
Seit Jahrzehnten bin ich in unregelmäßigen Abständen in Rom und London. In Rom (mehr in Anzio) seit 2017 bis 2022. Davor ebenfalls in unregelmäßigen Abständen in Rom. Ergänzend in London regelmäßig seit 1990. Nur mal so am Rande. Besonders erschreckend sind die letzten 8 Jahre in Rom gewesen. Vor allen Dingen direkt am Roma Termini. Eine explosionsartige Zunahme an Obdachlosen musste ich dort leider erleben. Wahrlich gruselig. 25% der Jugendlichen in Rom und resp. Anzio haben keinen Job. Das gleiche nahezu in London. Paris, wo ich ebenfalls kurz war, brauch ich gar nicht großartig zu erwähnen. Das gleiche in »Grün« wie man so schön sagt.
Oder in Hannover am ZOB, im Prinzip egal in welcher Stadt. Sögestrasse Bremen. Links und rechts .. Bettler. Tendenz? Steigend. Von den Leerständen von Geschäften in bundesrepublikanischen Städten will ich gar nicht erst anfangen. Das würde den Rahmen dieses Leserbriefes sprengen.
Nun ja, well, aber die meissten Menschen verstehen unser System nicht. Was ähnliches hatte mal Henry Ford in den 1920-ern gesagt. Man kann dieses Zitat ganz schnell im Netz finden. Oder das weniger bekannte Werk von Albert Einstein aus dem Jahre 1948. Warum Sozialismus (jetzt aber der, der nie existierte.)
Es sind aber auch die Zahlen, bzw. Reichtümer der extrem pervers Reichen die vermutlich absichtlich »verniedlicht« werden.
Ein Larry »Oracle« Ellison besitzt nach der »Horrorliste« vom Forbes Magazin 192 Mrd. $. Huii, eine kleine dreistellige Zahl. Milliarden versteht sowieso keiner so richtig. Aber 192 tausend Millionen klingt da doch schon ganz anders. Oder das eine Kassier(in) bei Lidl nahezu 1,5 Millionen Jahre bei Lidl arbeiten muss bist dieser Mensch auf die Summe kommt, die sein Herr&Meister bereits hat.
Aber Herr D.S. besitzt lediglich 46,5 Mrd. €. Sind zwar 46.500 Millionen. Aber hee, mal nicht kleinlich werden.
So das wars. Ich kann fast nicht mehr. Nein, geht schon noch. 😉
Und drohende Kriege waren schon immer eine gute Ablenkung. Manch ein Schwurbler meint, dass Corona erstmal eine kleine Testphase war.
Macron: Wir befinden uns im Krieg gegen den Virus (heute Putin?)
Merkel in der Bild (sinngemäß): Corona ist die größte Herausforderung seit dem zweiten Weltkrieg.
Da kam schon einmal auf leisen Sohlen das Wort Krieg in die Öffentlichkeit.
Das geht schleichend. Der Spiegel immer voran, hatte einst (irgend wann nach 2014) eine Schlagzeile: Die Deutschen müssen wieder das Töten lernen. Piano, piano. Ho finito.
Liebes NDS-Team. Weiter so.
best regards
Jörg Krahn
9. Leserbrief
Wie immer, wenn Herr Berger schreibt, sehr treffend, vollständig und auch streckenweise witzig.
Soviel vorab.
Ich glaube, und das ist dann meine Ergänzung zum Thema, dass wir unsere Städte brauchen. Wir gehen nicht mehr hin, oder nur noch notfalls, weil sie, wie im Artikel richtig geschildert, nichts bieten für den Spaß am Schauen, weil Tschibo so aussieht wie Tschibo überall aussieht und selbst die Präsentation der Eissorten standardisiert zu sein scheint, weil es statt Cafés Bäckereien mit Heißgetränkausgabe gibt und die Produkte, Kamps oder Dingsda… exakt gleich aussehen und nach nichts schmecken. – Was man sieht, wenn man nichts sieht, was einen überraschen könnte, sind brachgefallene Geschäfte, zugeparkte Straßen und Plätze, kaum Menschen die sich aufhalten, es sei denn, sie müssen sich draußen aufhalten – in Ermangelung eigener 4 Wände.
Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir uns die Städte zurückholen. Nicht im merzschen Sinne natürlich, sondern als Orte, wo wir gern sind, wo wir uns aufhalten können, auch ohne gleich mit einem Cappuccino eine Art Gebühr für das bisschen Sitzendürfen berappen zu müssen. – Dass Städte wieder Orte werden, wo man hingeht, weil wahrscheinlich andere dort sind. Wo man hingeht, um nicht allein zu sein.
Dazu muss vieles passieren: Der beklemmende gewerbliche Leerstand muss umgewandelt werden, idealerweise zu Wohnbebauung. Die Blechflut – sorry: der ruhende Verkehr – muss so verringert werden, dass der Gang durch die Stadt nicht ein sichtbehindertes Vorbeischleichen an Autos ist. Und Straßen und Plätze sind eben nicht jene Transferräume, die wir mittlerweile gewohnt sind, sondern potenzielle Aufenthaltsorte.
Ich schlage immer mal wieder vor, unsere städtischen Planungsverantwortlichen mögen sich eine Weile studienhalber in italienischen kleineren und mittleren Städten aufhalten. Italien ist auch ein kapitalistisches Land. Aber Städte von jener mausetoten Qualität wie wir sie hier oft haben, habe ich dort nicht erlebt. Ich glaube, die Italiener würden sich sowas auch nicht gefallen lassen.
Grüße, Cornelia Wimmer
10. Leserbrief
Leider ist auch die Darstellung von Herrn Berger viel zu verkürzt.
Ja, es ist so: ich gehe, seit die Migration zugenommen hat und Migrantengruppen zusätzlich zu Punks, Drogenabhängigen, Obdachlosen und Alkoholkranken am und um den Bahnhof rumhängen und sich am Drogenhandel und am Belästigen beteiligen und vor Gewalt nicht zurückschrecken, weniger gern zum Bahnhof. Wo ich früher oft in der Bahnhofsbuchhandlung gestöbert hab.
Abgesehen davon ist es aber im Bahnhof wie in der gesamten Stadt so, daß die Angebote, die einen Stadtbummel attraktiv gemacht haben, sich vehement verringert haben und das nicht wegen der Migranten, sondern wegen einer absolut verfehlten Stadtpolitik.
Der Einzelhandel konzentriert sich auf Billigketten, die man dann auch in den Kaufhäusern findet. Das Essensangebot reduziert sich immer mehr auf Fastfood oder snacks.
Ja, es war mal nett, sich einen Döner wie im Urlaub zu kaufen oder einen Hamburger. Es war auch interessant, daß es von letzterem irgendwann qualitativ bessere Varianten gab als bei McDonalds. Aber die kleinen Cafes, die Kneipen, die Restaurants sind immer beliebiger austauschbar geworden. Und/oder zu teuer.
Veranstaltungen wurden zu Riesenevents, die Menschenmassen anziehen, aber den Genuß nehmen, dann auch durch die Stadt zu schlendern und da oder dort mal zuzuhören. Straßenmusikanten werden aufdringlich durch ihre Verstärker.
Wieso gibt es auf einmal so viele Nagelstudions, Barbershops, Friseure? In den Läden sitzt kaum jemand.
Und dann kommt der Dreck dazu. Es gibt weniger Reinigungskräfte, sogar weniger Abfalleimer.
Die wenigen Bäume in Fußgängerzonen verdorren in ihren Metallgittern und um den Stadtkern herum werden immer mehr Hotelburgen gebaut. Die Hitze in der Innenstadt wird durch Nachverdichtung noch schlimmer. Den Anwohnern wird Fassadenbegrünung aus Denkmalschutzgründen verwehrt. Die Gemüsehändler auf dem Marktplatz werden immer öfter verdrängt wegen Großevents, die kleinen feinen Bäcker, Konditoreien, Wurstläden werden verdrängt durch Ketten, die viel schlechteres Essen anbieten.
Und dann noch die Horden von Touristen, die durch die Reisebusse und Schiffe angekarrt werden. Wo soll man sich da mal entspannt niederlassen, wenn man bummelt? Die Bänke sind verschmiert und verdreckt und abends fühlt man sich unwohl wegen den Betrunkenen und Partygängern, die einem grölend entgegenkommen, keine Rücksicht auf das Ruhebedürfnis der Anwohner nehmen..
Wieso ist das in anderen Ländern anders? Wieso gibt es da noch immer hübsche kleine Läden mit inlädndischen Produkten und Handwerkern? Weil die Mieten zu hoch sind für die? Das könnte die Stadt steuern. Sie könnte ein Konzept entwickeln, das die Vielfalt fördert,nicht nur die Vielfalt an Nationen, soindern auch die Vielfalt an kleinen wertigen Ansiedlungen.
Und wenn nicht die Mieten in den Städten durch Spekulanten hochgetrieben werden würden, einmal für Besserverdienende, an anderen Orten für die Unterbringung von Migranten, für die die Kommune dann die Mieten in überfüllten Wohnungen zahlt, dann würde es auch noch Nachbarschaft geben, die sich kennt, mit denen man sich auf einen Plausch im Biergarten um die Ecke oder im Cafe trifft. Aber die werden ja verdrängt durch lärmende Stadtstrände und Stadtfeste, wo man zu überteuerten Preisen auch keine Lust hat hinzugehen als Anwohner.
Für Kinder ist schon gar kein Platz und die Plätze werden nicht begrünt und mit Wasserspielen ausgestattet, sondern veröden, weil die Flächen auch für die Großevents freigehalten werden. Und wenn man sich beschwert, wird argumentiert, daß das im MIttelalter auch so war. Daß da die Stadt eben nicht so groß war, der Wald nah heranreichte, die Felder und Wiesen und das heutige Stadtklima damit nicht vergleichbar ist, wird übersehen.
Mehr Grün in der Stadt hört man seit Jahrzehnten, aber in Wahrheit wird es weniger, in Wahrheit wächst nur die Versiegelung und die Hotel- und Bürogebäude verdrängen die letzten Grünflächen. Statt Schrebergärten Büro- und Wohnsiedlungen, die noch mehr Menschen in den Stadtteil holen und damit dann die letzte Gemütlichkeit verdrängen.
Dadurch wird das Stadtbild zerstört, nicht durch punktuelle Hotspots, wo sich Problemgruppen zusammengruppieren.
D.B.
11. Leserbrief
Weitreichende wie auch fehlerhafte, falsche und schädliche Entscheidungen von Bundesregierungen, Unternehmensführungen sowie Interessen von Regierungen anderer Staaten gab es von Beginn der Bundesrepublik an.
Bundeskanzler Willy Brandt lobte am 18. Januar 1973 in seiner Regierungerklärung die Arbeitsleistungen von ausländischen Bürgern, schränkte jedoch ein: “Es ist aber, meine Damen und Herren, notwendig geworden, daß wir sehr sorgsam überlegen, wo die Aufnahmefähigkeit unserer Gesellschaft erschöpft ist und wo soziale Vernunft und Verantwortung Halt gebieten.”
Zum Zustand Deutschlands veröffentlichte bspw. der SPIEGEL am 29.07.1973 einen Artikel mit der Überschrift »Die Türken kommen – rette sich, wer kann«, in dem es um Zuzug und dessen Folgen geht. Der Artikel ist bis jetzt noch online abrufbar.
Solche Überlegungen sind in bestimmten Kreisen mittlerweile weitestgehend verworfen worden und haben einem Lob des unbedingten Zuzugs Platz gemacht, der dann auch noch als ‘Einwanderung’ bezeichnet wird. Beschleunigte ‘Einbürgerungen’ folgen dem.
Verbalradikale, selbstgerechte pseudolinke Kleinbürger [vor allem Grüne, Jusos …] verkünden bereits seit mehr als 20 Jahren mit Triumphgeheul den stetig ansteigenden Anteil von Bürgern mit migrantischem Vordergrund in Deutschland.
Sie wirken mit radikalliberalen Globalisierern zusammen, ohne deren Ziele zu erkennen. Rolf Peter Sieferle schrieb am 20. August 2016 u.a.: »Es liegt (…) in der Logik der radikalliberalen Position, längerfristig eine Re-Transformation des Sozialstaats in einen reinen Rechtsstaat [Nachtwächterstaat] anzustreben.«
Das trifft nicht mehr so sehr die Generation der Boomer als viel mehr die der jetzt mittelalten wie jungen Erwachsenen, der Jugendlichen, der Kinder und der Neugeborenen.
Freundliche Grüße
Uwe Ruckriegel
12. Leserbrief
Guten Abend,
das Stadtbild erscheint dem “Stadtgespräch” von damals zu gleichen, dem Roman von Siegfried Lenz aus besseren Tagen.
Hier das Unausgesprochene zu dem Text von Jens Berger:
Eine Stadtbilddebatte der analytischen Art oder ein Lamento zur Verödung der Innenstädte?
Es wird nicht deutlich, worauf Jens Berger hinaus will. Es ist in der Tat schwierig sich um eine Tatsache herumzudrücken, die bei klarer Benennung einen zum „von Putin bezahlten Linken“ abstempelt. Die Tatsache lässt sich einfach nicht leugnen, dass ein kapitalistisches System durch den inneren Wachstumszwang zu einer Verarmung der wenig oder gar nichts Besitzenden (Fachausdruck „Proletarier“) und zu wachsendem Reichtum einer hauchdünnen Oberschicht (Fachausdruck Kapitalisten) führt. Denn selbst mathematisch unterbelichtete Betriebswirtschaftler müssten einsehen, dass es kein unbeschränktes Wachstum auf einer „kompakten“ Erde gibt. So entwickelte sich aus der gemischten Gesellschaft der Weltkriegsüberlebenden von 1945 in dieser Wirtschafts- und Regierungsform eine heutige deutsche Ständegesellschaft, wie es die soziologische Forschung bewiesen hat.
Es hat zu jeder Zeit in den Großstädten Quartiere gegeben, wo sich Kinder und Jugendliche und normale Bürger am besten nicht aufhalten. Es war eine der frühen Lektionen für mich, dass ich lernte, welche Orte ich in Berlin meiden sollte. Doch auch unser Mietshaus in gehobener Lage am Stadtrand besaß eine reichlich bunte Mieterschaft. Im Untergeschoss gab es den Knacki, den „alten SA-Kämpen“, den kommunistischen Taxifahrer, in der zweiten Etage den Puff für US-Soldaten der Frau „Dr. Wa…“, deren Töchter getrennt für die „Truppenbetreuung“ von Weißen und Schwarzen zuständig waren. Die Pianistin und Klavierlehrerin beherbergte einen Untermieter, der Pferdeliebhaber war und sich ständig um seine „Pferdchen“ kümmern musste, nicht auf der Trabrennbahn Mariendorf, sondern im „Pferdestall“, einem Puff neben der Jazzkneipe „die Badewanne“. Selbstständige wohnten neben Sozialrentnern. Diese Gesellschaft ist zerfallen. Nach der Wende wurde Groß-Berlin zu einer typischen Großstadt. Die Gentrifizierung ließ in unser altes Mietshaus nur noch gut Betuchte einziehen, die ihre Luxusprobleme pflegen. Das Stadtbild Berlins hat sich denen anderer Großstädte angeglichen.
Ursache, die dieser Herr Merz zum Anlass für seine Diffamierung benutzte, ist das Ergebnis von über siebzigjähriger Dominanz der CDU/CSU in Bund und Ländern. Beide Parteien wollen ja die Apartheid zwischen Wohlhabenden und Unterschichtlern. Dazu gehört naturgemäß, die aus der CDU/CSU hervorgegangene AfD und der Trittbrettfahrer SPD. Die FDP ist unerheblich als kommerzieller Abklatsch der AfD. In bester „Koofmich“-Mentalität wird die politische Arbeit an den lukrativsten Kunden mit dem größten Geldbeutel ausgerichtet und ihre Interessen bedient. Etwas Sozialklimbim für die Armen geben ein gutes Gewissen und die neue Kriegsstrategie hofft neben den jetzt schon sprudelnden Gewinnen der Rüstungsindustrie für die Oberschicht, „Mandatsträger“ inbegriffen, am Ende auf malthusianische Art die soziale Frage zu lösen. Durch Wegsterben der wirtschaftlic
Eine Stadtbilddebatte der analytischen Art oder ein Lamento zur Verödung der Innenstädte?
Es wird nicht deutlich, worauf Jens Berger hinaus will. Es ist in der Tat schwierig sich um eine Tatsache herumzudrücken, die bei klarer Benennung einen zum „von Putin bezahlten Linken“ abstempelt. Die Tatsache lässt sich einfach nicht leugnen, dass ein kapitalistisches System durch den inneren Wachstumszwang zu einer Verarmung der wenig oder gar nichts Besitzenden (Fachausdruck „Proletarier“) und zu wachsendem Reichtum einer hauchdünnen Oberschicht (Fachausdruck Kapitalisten) führt. Denn selbst mathematisch unterbelichtete Betriebswirtschaftler müssten einsehen, dass es kein unbeschränktes Wachstum auf einer „kompakten“ Erde gibt. So entwickelte sich aus der gemischten Gesellschaft der Weltkriegsüberlebenden von 1945 in dieser Wirtschafts- und Regierungsform eine heutige deutsche Ständegesellschaft, wie es die soziologische Forschung bewiesen hat.
Es hat zu jeder Zeit in den Großstädten Quartiere gegeben, wo sich Kinder und Jugendliche und normale Bürger am besten nicht aufhalten. Es war eine der frühen Lektionen für mich, dass ich lernte, welche Orte ich in Berlin meiden sollte. Doch auch unser Mietshaus in gehobener Lage am Stadtrand besaß eine reichlich bunte Mieterschaft. Im Untergeschoss gab es den Knacki, den „alten SA-Kämpen“, den kommunistischen Taxifahrer, in der zweiten Etage den Puff für US-Soldaten der Frau „Dr. Wa…“, deren Töchter getrennt für die „Truppenbetreuung“ von Weißen und Schwarzen zuständig waren. Die Pianistin und Klavierlehrerin beherbergte einen Untermieter, der Pferdeliebhaber war und sich ständig um seine „Pferdchen“ kümmern musste, nicht auf der Trabrennbahn Mariendorf, sondern im „Pferdestall“, einem Puff neben der Jazzkneipe „die Badewanne“. Selbstständige wohnten neben Sozialrentnern. Diese Gesellschaft ist zerfallen. Nach der Wende wurde Groß-Berlin zu einer typischen Großstadt. Die Gentrifizierung ließ in unser altes Mietshaus nur noch gut Betuchte einziehen, die ihre Luxusprobleme pflegen. Das Stadtbild Berlins hat sich denen anderer Großstädte angeglichen.
Ursache, die dieser Herr Merz zum Anlass für seine Diffamierung benutzte, ist das Ergebnis von über siebzigjähriger Dominanz der CDU/CSU in Bund und Ländern. Beide Parteien wollen ja die Apartheid zwischen Wohlhabenden und Unterschichtlern. Dazu gehört naturgemäß, die aus der CDU/CSU hervorgegangene AfD und der Trittbrettfahrer SPD. Die FDP ist unerheblich als kommerzieller Abklatsch der AfD. In bester „Koofmich“-Mentalität wird die politische Arbeit an den lukrativsten Kunden mit dem größten Geldbeutel ausgerichtet und ihre Interessen bedient. Etwas Sozialklimbim für die Armen geben ein gutes Gewissen und die neue Kriegsstrategie hofft neben den jetzt schon sprudelnden Gewinnen der Rüstungsindustrie für die Oberschicht, „Mandatsträger“ inbegriffen, am Ende auf malthusianische Art die soziale Frage zu lösen. Durch Wegsterben der wirtschaftlich Leistungsschwachen mittels Krieg, Seuchen und Hungersnot bleiben dann die Leistungsträger übrig und können dann ruhig in kapitalistischer Art, im freien Wettbewerb, um die Fleischtöpfe kämpfen.
Die Stadtbildfrage dürfte sich bei der weiteren Eskalationspolitik im Inneren wie im Äußeren von selbst erledigen – es wird dann denen von den Städten im Gaza-Streifen gleichen. Es liegt an allen Bürgern diese Entwicklung durch Systemwandel ein für allemal zu beenden.
mit freundlichem Gruß
Stephan Ebers
13. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Berger,
vielen Dank für Ihren differenzierten Artikel, zu dem ich ein paar Anmerkungen machen möchte. Sorry für den langen Text, aber es ging nicht anders.
Ich gebe Ihnen recht, wenn Sie von den aktuellen Zuständen in Frankfurt oder Hamburg sprechen, die das Stadtbild dort in bestimmten Gegenden sogar schon weit mehr als 30 Jahre prägen. Ich kann das im Falle von Frankfurt bestätigen, weil ich (Jahrgang 1967) schon seit fast 50 Jahren regelmäßig Frankfurt besuche. Ich komme aus dem ländlichen Raum an der Grenze zwischen Bayern und Hessen und wohne dort nach einem Rhein-Main-Intermezzo (Studium, Beruf) mittlerweile auch wieder. Die Entfernung zu Frankfurt beträgt ca. 100 km.
Die prekäre Situation in Frankfurt war mehr oder weniger in dem von Ihnen beschriebenen Bild immer vorhanden. Man war auch „Ausländer“ gewohnt. Viele wurden natürlich integriert und gehörten dazu, wie auch heute noch. Was aber jetzt anders ist, sind die vielen unkontrolliert nach Deutschland gekommenen Menschen, die eben auch zum Stadtbild beitragen.
Den Grund, dass viele kleine Läden, Cafés und Restaurants verschwunden sind, sehe ich genau wie Sie in den zur Corona-Zeit getroffenen „Maßnahmen“ und im Online-Konsum.
Das Bild vom braven Bürger aus der Mittelschicht mit dem SUV finde ich allerdings nicht mehr passend. Die Mittelschicht, wie ich sie wahrnehme, und da gehöre ich auch dazu, fährt eher 10 Jahre alte Diesel oder Benziner, die sie sich noch leisten können.
Und Ihre These, dass die Mittelschicht einen Kulturschock erlebt, wenn sie in die Stadt geht, sehe ich eher umgekehrt. Nämlich, dass sie wegen des Kulturschocks bzw. der schleichenden Entwicklung dorthin nicht mehr in die Stadt geht. Das zu Ihrem Henne-Ei-Bild. Beide Richtungen sind möglich, aber aufgrund meiner eigenen Erfahrungen tendiere ich eher dazu, dass die negative Entwicklung des Stadtbildes zur Meidung der Innenstädte beigetragen hat.
Ihre Polemisierung kann ich zwar nachvollziehen, aber sie machen es sich zu einfach, wenn Sie von Klein-Mohammed reden, der abgeschoben werden soll. Es geht um die Begrenzung des unkontrollierten Zuzugs und die konsequente Abschiebung von sich nicht rechtmäßig in Deutschland aufhaltenden Menschen. Vielleicht würde sich ja dann doch wieder etwas in den Innenstädten ändern, sei es auch nur in kleinen Schritten.
Und nein, ich scharre nicht mit den Hufen. Sie haben Recht. Die Probleme mit dem Stadtbild müssen differenziert betrachtet werden. Meiner Meinung nach setzen sie sich aus mehreren Aspekten zusammen. Die Migrationsthematik ist aber ein Teil davon.
Warum treffen wir uns denn nicht mehr in den Innenstädten oder gehen kaum noch ins Kino? Ist das denn nicht schon eine Folge des Stadtbildes und des Unsicherheitsgefühls in den Städten? Im ländlichen Raum ist die Kneipenkultur jedenfalls noch am Leben. Zumindest da, wo es noch Kneipen gibt. Und dort finden auch die Debatten über die Themen statt, die den „Normalbürger“ umtreiben, von dem sich die Politik mittlerweile so weit entfernt hat.
Ihren Vergleich der Städte im Ruhrgebiet mit Städten in Bayern kann ich nachvollziehen. Ich arbeite in einer Kleinstadt in Bayern mit ca. 24.000 Einwohnern. Aber auch hier zeigt sich ein verändertes Bild. Auf bestimmten Plätzen sieht man Ansammlungen vieler fremder Menschen (meist junge Männer). Die Schulen haben einen sehr hohen Anteil von Schülern ohne deutschen Pass. Leider führen hier die Sprachprobleme auch zu einem allgemein sinkenden Niveau in der Schulbildung. Ich kann das beurteilen, weil ich in der technischen Betreuung der Schulen tätig bin und Kontakt mit den Schulleitungen habe. Wenn man durch die Stadt geht, sieht man eben auch eine unverhältnismäßig große Zahl verschleierter Frauen. Das sind nun mal Tatsachen. Das ist der Unterschied zu der Zeit vor 2015.
Ihrem Fazit, dass die Stadtbild-Diskussion ein hervorragendes Ablenkungsthema ist, stimme ich voll zu. Es gibt Demos, mediale Hysterie und alle schlagen sich gegenseitig die Köpfe ein. Nur Ihren Schluss daraus mit dem „rechten“ Boomer und dem prekären „linken“ Jungakademiker finde ich etwas unpassend und tendenziös. Die Beschreibung kann man genauso gut umdrehen („linker“ Boomer, prekärer „rechter“ Jungakademiker). Aber das nur nebenbei.
Und als letzter und wichtigster Punkt: Wovon die ganze Debatte ablenken soll, ist die unsägliche Kriegsvorbereitung und die begleitende Kriegsrhetorik!
Lieber Herr Berger: Bleiben Sie kritisch. Machen Sie so weiter. Danke dafür!
Viele Grüße
Stefan Hahn
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