Leserbriefe zu „Abschied vom christlichen Pazifismus“
Volker Rekittke thematisiert in diesem Beitrag die Denkschrift „Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick. Evangelische Friedensethik angesichts neuer Herausforderungen“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Viele Aussagen darin würden „auffallend gut zum Aufrüstungs- und Militarisierungskurs der Bundesregierung“ passen. Viele Seiten habe die EKD u.a. den erneuten Kriegs- und anderen Zwangsdiensten gewidmet: „Die evangelische Friedensethik sieht hier eine Chance, ein neues Bewusstsein für den Zusammenhang von Freiheit und Gemeinsinn zu stärken.“ Wir danken für die interessanten Zuschriften hierzu. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.
1. Leserbrief
Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Rekittke,
danke für diesen Kommentar. Die Denkschrift ist eine maßgeschneiderte Rechtfertigung der Aufrüstungspolitik und ganz auf der Baerbock-Linie “Wir sind im Krieg mit Russland”. Es ist eine durch und durch hanebüchene ideologische Schwurbelei mit ein paar eingestreuten Bibelzitaten (immer wieder taucht die “ultima ratio” auf, welches Gewicht hat sie gegenüber dem Evangelium des Friedens?) Die entsprechenden positiven Kommentare der Propagandamedien sprechen für sich. Alles richtig gemacht! In zwei Weltkriegen segnete die Kirche die Waffen und betete für den Sieg. Was zwei Mal richtig war, kann dieses Mal nicht falsch sein. Ein Schlag ins Gesicht für alle Christen, die diesen blinden Kriegskurs nicht mittragen wollen und können.
Die Denkschrift vergisst kein Problem, sie ist bemüht, stets politisch korrekt zu sein. Ein Beispiel für die “Friede braucht soziale Gerechtigkeit. Armut, Ausgrenzung und ungleiche Bildungschancen gefährden nicht nur individuelles Leben, sondern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Deshalb gehört zur Friedensethik und, daraus abgeleitet, zur Friedensarbeit der Einsatz für gerechte Strukturen – lokal und global. Christlicher Glaube kennt keinen Frieden ohne Teilhabe und Befähigung, keine Gerechtigkeit ohne Engagement für die Schwachen.” (S. 145). Gut gebrüllt! Fehlt nur noch der Hinweis, wie viele Brosamen für “gerechte Strukturen” übrig bleiben, wenn man die Hunderte von Milliarden für die Rüstung verballert hat. Diese Realitätsblindheit zieht sich durch die ganze Denkschrift hindurch. Man fragt sich, in welcher Welt die Verfasser leben. Sie schweben irgendwo zwischen der Botschaft des Evangeliums und der Realität im World of Warcraft-Wunderland. Herr schmeiß Hirn ra!
Siegfried Hösch
2. Leserbrief
Hallo,
es ist immer wieder erstaunlich, wie schwer sich christliche Kirchen oft mit der christlichen Botschaft tun. Krieg und Frieden sind immer eine Herausforderung, ob neu oder alt, aber die christliche Botschaft bleibt immer dieselbe, sonnst ist sie eben keine christliche Botschaft mehr, sondern eine allgemein gesellschaftliche oder politische. So ist bei Lukas 6/27-36 (Einheitsübersetzung) zu lesen „…Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. Und wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder…“ Und bei Matthäus 5,47 „Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden?“ Und MT 26/52 „Steck dein Schwert in die Scheide, denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen“
Ja, die christliche Botschaft ist eine Herausforderung, immer wieder. Und es ist immer wieder faszinierend und beängstigend, wie christliche Kirchen (ganz besonders die evangelische Kirche, die sich seit Luther ja allein auf die Bibel als die einzig richtige christliche Quelle beruft) versuchen, diese Herausforderung zu umgehen. In anderen religiösen oder unreligiösen Gemeinschaften wird es ähnlich sein. Aber wozu brauchen wir Verkünder der christlichen Botschaft, wenn sie diese nicht mehr verkünden, sondern so sind wie die anderen? Plötzlich braucht sich die evangelische Friedensethik nicht mehr auf die Botschaft Christi berufen und stützen? Will sie das Christentum verbessern?
Freundliche Grüße
Ilse bleier
3. Leserbrief
Wenn die Evangelische Kirche sich vom Pazifismus verabschiedet, Krieg oder die Vorbereitung eines Krieges unterstützt oder rechtfertigt, hat sie nichts mehr mit der Christlichen Lehre zu tun, ist also keine Christliche Kirche mehr.
Als Evangelisch-Lutherisch getaufter Christ würde ich ja aus der Kirche austreten. Geht aber nicht, weil ich das schon in meiner Jugend getan habe.
Es ist schon fast lächerlich, wenn die schreiben:
„um friedensethische Güterabwägungen in Bezug auf konventionelle und nukleare Abschreckung, um Waffenlieferungen, um Wehr- und Dienstpflicht, um die Herausforderungen hybrider Kriegsführung und Terrorismus“
“Güterabwägungen” mag Sache von Kaufleuten oder Generälen sein, aber mit Christlichem Geist hat das nichts zu tun. Es ist eher ein Zeichen dafür, wie sehr die Kirche in technokratische und politische Denkmuster und Machtstrukturen abgeirrt ist.
Wenn die was in der Sache lernen wollen, sollen sie sich bei Eugen Drewermann schlau machen. Womit ich nichts Gutes über die Katholische Kirche gesagt haben will. Aber er ist ein Beispiel dafür, dass in jeder kirchlichen Organisation, so korrupt und verdorben sie auch sein mag, immer wieder höchst erleuchtete Individuen auftauchen.
Gruß,
Rolf Henze
4. Leserbrief
Lieber Herr Rekittke,
herzlichen Dank für Ihre erhellende und auch entlavernde Stellungnahme zur Denkschrift der EKD zu Krieg und Frieden.
Dass die Oberen der Evangelischen Kirche sich so unverhohlen zu Gewalt als Mittel der Politik und zum Recht auf Aomwaffenbesitz bekennen, erschüttert mich schon ziemlich. Als junger Erwachsener – heute bin ich über 70 – hatte ich über die evangelische Kirche noch als progressive Kraft gedacht. Heute allerdings scheint ihr schonungslos deutlicher und kritischer Blick auf die unrühmliche Geschichte der Kirche ihrer Großväter und Urgroßväter zu verschwimmen. Wenn man so offen dem Krieg das Wort zu reden sich erlaubt, dann sollte man – um es zynisch zu formulieren – in wohl “guter Tradition” auch den Mut haben, sich offen dazu zu bekennen, dass die Worte der Bergpredigt nur für die “Guten” gelten. Für alle anderen, also alle außerhalb der “westlichen Wertegemeinschaft” gilt: Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Als Ex-Katholik und nicht-gläubiger Mensch könnte ich die Position der Evangelischen Kirche eigentlich mit einem Schulterzucken von mir abtropfen lassen. Das wäre allerdings zu kurz gedacht. Wirklich erschütternd ist, dass der sich hier zeigende Bellezismus in – wie man so sagt – der Mitte der Gesellschaft angekommen ist und von einer einflussreichen Organisation weiter vorangetrieben wird. Ich bin nicht sehr optimistisch, dass der sich dagegen regende Widerstand innerhalb der evangelischen Kirche erfolgreich sein wird.
Noch ein biografisch angestoßener Kommentar zu der von Ihnen dankenswerter Weise zitierten Aussage der Denkschrift, die sie zudem wunderbar zerlegen: „Christlicher Pazifismus ist als allgemeine politische Theorie ethisch nicht zu begründen. Er ist aber als Ausdruck individueller Gewissensentscheidung zu würdigen.“ Das ist in der Tat ein ziemlich kompletter Unsinn, dass man sich wundert (oder auch nicht), dass hochgebildete Menschen so etwas äußern können. Meine Position ist: Pazifizismus ist politisch und damit zugleich ethisch zu begründen. Das könnte man ausführlich begründen. Eigentlich müssten die Damen und Herren der evangelischen Kirche, die so etwas verfassen, das auch wissen. Ich habe mit meiner Position vor über 50 Jahren erfolgreich den Kriegsdienst verweigert – eben mit einer dezidiert politischen Begründung. Mein Berater war damals im Übrigen ein katholischer Geistlicher.
Viele Grüße
Dr. Ulrich Zumdick
5. Leserbrief
Die EKD hat sich vom christlichen Glauben schon längst verabschiedet. Sie ist zu einer rotgrünen Sekte geworden. Deswegen ist für Christen dort kein Platz mehr. Infolgedesssen sind schon viele, die auf Gottes Liebe vertrauen, aus dieser NGO ausgetreten. Und durch diese “Denkschrift” wird ene Lawine von Austritten beginnen.
MFG
GN
6. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Rekittke,
bei Ihrem heutigen Bericht über die “Denkschrift” der EKD „Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick. Evangelische Friedensethik angesichts neuer Herausforderungen“ kommt mir der Verdacht, dass sich die wahren “gefallenen Engel” inzwischen an der Spitze der EKD breitgemacht haben… “feindliche Übernahme” nennt man sowas in der Wirtschaft wohl.
Aber der Klerus war mE schon immer ein furchtbar bigotter Haufen, allerdings selten derart offensichtlich…
Nachdenkliche Grüsse,
KK
7. Leserbrief
Die EK “bricht mit ihrem Pazifismus“?
Dem, der Mordwaffen segnet?
Dem, der die Gläubigen für Hitler in den Weltkrieg – und für Schröder & Merkel in die ersten völkerrechtswidrigen Angriffskriege Deutschlands danach – hetzte?
Dem, der – seit Luther! – Juden blutigst verfolgte & so die Voraussetzung für den Holocaust schuf, an dem viele “Christen” mitwirkten?
Dem, der seit Luther zum Massenmord an Bauern & allen anderen aufrief, die von den Reichen UND Kirchen-„Fürsten” zur Verzweiflung getrieben – zu den Waffen griffen?
Aha.
Ist das derselbe Pazifismus, der eine besoffene Bischöfin den 1. Kanzler durch Hannover chauffieren ließ, der nach 1945 wieder von deutschem Boden aus einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg mit einer dreisten Lüge gestartet hat?
DEN “Pazifismus” meinen Sie, oder…?
Es mag ja noch (nicht) angehen, dass man die Mordsgeschichte der „größten kriminellen Vereinigung der Menschheitsgeschichte“ (K. Deschner), der katholischen Kirche, zugunsten der kürzeren, aber nicht minder blutigen der evangelischen „ausblendet“, aber von einem „Pazifismus“ dieser Kirche zu sprechen, ist eine grobe Geschichtslüge.
Die Kirchen waren schon vor (!) ihrer offiziellen Zulassung im Römischen Reich unter dem (später sogar als Heiligen verehrten!) Menschenschlächter Konstantin und die gesamte Zeit danach willige Machtinstrumente der herrschenden Klasse – nur das war ja die Voraussetzung ihrer Zulassung! –, aus der sich ihre „Apparatschiks“ rekrutierten – ein paralleles Machtinstrumet zum Staat, mit dem es nur gelegentlich Verteilungskämpfe gab, denn (nochmal Deschner): „Das wichtigste an der Erlösung ist der Erlös.“.
Dies mit dem Verweis auf ein paar friedliche Christen hier und da, die vielleicht sogar für ihren Glauben widerstandslos starben, quasi in Abrede stellen zu wollen wäre so, als würde man Hitler – ein weiteres mörderisches Instrument der Herrschenden – damit entschuldigen, dass er ja Vegetarier war.
Jaja, ich weiß … „Nazivergleich” und so. Aber woher kamen denn die Nazis? Waren die nicht praktisch alle Mitglied einer der beiden großen Kirchen in Deutschland?
Ach, ich schreibe mich wieder in Rage und höre mal lieber auf.
Wer glaubt, dass ein am Geld (woran auch sonst?) interessierter Machtapparat wie die christlichen Kirchen die Botschaft ihres mutmaßlichen Gründers Ernst nehmen und über den eigenen Wohlstand stellen könnte, der glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten, Christdemokraten „christlich“ oder gar „demokratisch“ wäre und Sozialdemokraten sozial (spätestes seit 1914 nicht mehr). Und alle immer „verwandt und verschwägert“ untereinander…
Liebe Grüße,
Bernd Kulawik
8. Leserbrief
Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Rekittke,
vielen Dank für die deutlichen Worte, obwohl das Ausmaß der kirchlichen Heuchelei und die unheilvollen Konsequenzen daraus kaum in Worte zu fassen sind.
Eine Sache ist mir aufgefallen, zu der ich einige historische Anmerkungen machen möchte. Volker Rekittke hat seinem Beitrag die Überschrift gegeben “Abschied vom christlichen Pazifismus” und in dem Beitrag von Marcus Klöckner wird die FAZ zitiert mit den Worten: “Die evangelische Kirche bricht mit ihrem Pazifismus. […]”
Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, von welchem Pazifismus sich die ev. Kirche jetzt auf einmal verabschiedet haben soll, außer natürlich von dem Pazifismus des Jesus von Nazareth, aber das hat die katholische Kirche schon vor 1700 Jahren getan und Martin Luther ist ihr dabei später widerspruchslos gefolgt.
Der evangelische Pfarrer Otto Dibelius, der auch später noch eine unheilvolle Rolle spielen und 1949 erster EKD-Ratsvorsitzender der Bundesrepublik Deutschland werden sollte, behauptete im Jahr 1914: “Nie ist das deutsche Volk für eine heiligere Sache in den Krieg gezogen!” Den Kriegsdienst nannte er einen “heiligen Gottesdienst”. Wie die deutschen Landsknechte vor vier Jahrhunderten gesungen hätten “Kein schönrer Tod ist auf der Welt, als wer vom Feind erschlagen”, so werde es jetzt auch durch jedes deutsche Herz klingen:
“Der Tod fürs Vaterland ist ein herrlicher Tod! Ehre denen, die ihn sterben!”
(Horst Junginger, Der preußische Adler in der deutschen Herrschaftsgeschichte, Seite 64)
Im Jahr 1918 beantwortete Dibelius die von ihm aufgeworfene rhetorische Frage, ob das christliche Sittlichkeitsverständnis nicht im Widerspruch zur deutschen Kriegszielpolitik stehe, mit einem klaren “Nein!”: “Nicht Verzicht und Verständigung, sondern Ausnutzung unserer Macht bis zum Äußersten – das ist die Forderung des Christentums, seine Friedensforderung an uns deutsche Christen!” (wie oben, Seite 69)
“Wir fordern im Namen des gerechten Gottes einen einzigen Lohn: freie Bahn für neue, gößere Leistungen zum Besten der Welt! Nur das deutsche Schwert, nur die rücksichtslose Ausnutzung der deutschen Siege kann diese Bahn uns schaffen. Darum fordern wir einen Frieden der deutschen Macht und wissen uns bei solcher Forderung in unserem sittlichen, christlichen Recht.” (wie oben, Seite 71)
Im Jahr 1930 postuliert Dibelius in seinem Buch “Friede auf Erden?”: Es habe immer Kriege gegeben und es werde immer Kriege geben. “Der Krieg [ist] eine natürliche Lebensordnung der Völker! Auch die Religion erhebt dagegen nicht Protest. Auch das Christentum nicht.” (wie oben, Seite 80)
Dass der Christ “grundsätzlich und im Allgemeinen für den Frieden wirken wird”, verstehe sich von selbst. “Aber wenn die Mobilmachung da ist, kann man nicht Reden halten und Bücher darüber schreiben, wie man auf der Welt zum Frieden kommen könne. Dann ist der Krieg eben da. Und der Christ ist zum Kriege gefordert.” (wie oben, Seite 81)
Die Aporie [Unvereinbarkeit] einer christlichen Kriegsethik auf der Grundlage der Nächstenliebe löste Dibelius dadurch auf, dass er ein weiteres Mal auf die besondere deutsche Sittlichkeit Bezug nahm, von der die Kriegsführung in den anderen Ländern weit entfernt sei. Denn im Gegensatz zu seinen Feinden greife der Deutsche nicht aus niederen Gründen zur Waffe. Seine Kriege sind keine Kriege um materielle Interessen: “Er tut es im Dienst der Liebe! So geht der Christ in den Krieg.” (wie oben, Seite 81)
Weitere Aussagen evangelischer Würdenträger zur Zeit des Ersten Weltkriegs, die wenig mit Pazifismus zu tun haben: tagesspiegel.de/kultur/fanatiker-auf-der-kanzel-3576649.html
Im Telegramm vom 30. Juni 1941 beglückwünschte das oberste evangelische Führungsgremium, der Geistliche Vertrauensrat der Deutschen Evangelischen Kirche, Adolf Hitler zum Überfall auf die Sowjetunion. Unterschrieben wurde das Telegramm u.a. von Bischof August Marahrens, der die Bekennende Kirche im Geistlichen Vertrauensrat repräsentierte.
“Der Geistliche Vertrauensrat der Deutschen Evangelischen Kirche, erstmalig seit Beginn des Entscheidungskampfes im Osten versammelt, versichert Ihnen, mein Führer, in diesen hinreißend bewegten Stunden aufs neue die unwandelbare Treue und Einsatzbereitschaft der gesamten evangelischen Christenheit des Reiches. Sie haben, mein Führer, die bolschewistische Gefahr im eigenen Lande gebannt und rufen nun unser Volk und die Völker Europas zum entscheidenden Waffengange gegen den Todfeind aller Ordnung und aller abendländisch-christlichen Kultur auf. Das deutsche Volk und mit ihm alle seine christlichen Glieder danken Ihnen für diese Ihre Tat.
Daß sich die britische Politik nun auch offen des Bolschewismus als Helfershelfer gegen das Reich bedient, macht endgültig klar, daß es ihr nicht um das Christentum, sondern allein um die Vernichtung des deutschen Volkes geht. Der allmächtige Gott wolle Ihnen und unserem Volk beistehen, daß wir gegen den doppelten Feind den Sieg gewinnen, dem all unser Wollen und Handeln gelten muß.
Die Deutsche Evangelische Kirche gedenkt in dieser Stunde der baltischen evangelischen Märtyrer vom Jahre 1918, sie gedenkt des namenlosen Leids, das der Bolschewismus,wie er es den Völkern seines Machtbereichs zugefügt hat, so allen anderen Nationen bereiten wollte, und sie ist mit allen ihren Gebeten bei Ihnen und bei unseren unvergleichlichen Soldaten, die nun mit so gewaltigen Schlägen daran gehen, den Pestherd zu beseitigen, damit in ganz Europa unter Ihrer Führung eine neue Ordnung erstehe und aller inneren Zersetzung, aller Beschmutzung des Heiligsten, aller Schändung der Gewissensfreiheit ein Ende gemacht werde.”
(Telegramm des Geistlichen Vertrauensrats der Deutschen Evangelischen Kirche an den Führer vom 30.06.1941; zitiert nach Dietrich Kuessner – Die Deutsche Evangelische Kirche und der Russlandfeldzug friedensbilder.de/KathDisk/_K&W07_digitalbibliothek.pdf)
Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte die ev. Kirche eine entscheidene Rolle, damit im Herbst 1950 der Durchbruch zur Wiederbewaffnung gelingen konnte. Dies gelang nur, indem auf einer eigens dafür einberufenen Synode der Hauptgegner der Wiederbewaffnungspolitik, Martin Niemöller, auf eine schäbige und hinterhältige Weise quasi für unzurechnungsfähig erklärt wurde.
militaerseelsorge-abschaffen.de/texte/hohnsbein-kirchliche-remilitarisierung/
Der schon erwähnte Otto Dibelius, CDU-Gründungsmitglied und von 1949 bis 1961 erster EKD-Ratsvorsitzender, fand Militärtechnologien zur Massenvernichtung keineswegs per se schlimm. 1954 gab er auf der Zweiten Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Evanston (USA) kund:
“Die Anwendung einer Wasserstoffbombe ist vom christlichen Standpunkt aus nicht einmal eine so schreckliche Sache, da wir alle dem ewigen Leben zustreben. Und wenn zum Beispiel eine einzelne Wasserstoffbombe eine Millionen Menschen töte, so erreichen die Betroffenen umso schneller das ewige Leben.”
telepolis.de/features/Millionen-Menschen-erreichen-schneller-das-Ewige-Leben-4567053.html
Nochmal zurück zu meiner Ausgangsfrage: Von welchem Pazifismus soll sich die ev. Kirche verabschiedet haben?
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Böhm
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