Der Zugriff privater Interessen auf Universitäten – Bitte um einschlägige Beispiele für eine Dokumentation.

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Seit einiger Zeit schon sammle ich Beispiele für den Zugriff privater Interessen auf Universitäten. Im Zuge der Recherchen zur „Krake Bertelsmann“ machte einer unserer Leser darauf aufmerksam, dass es angegliedert an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster das “Centrum für Krankenhausmanagement e.V.” gibt. Ein deutsches Zentrum mit “C” machte ihn misstrauisch – und richtig: Es handelt sich um eine Kreation der Familie Mohn.
Das ist eines von vielen Beispielen der Vermischung von privaten Interessen mit der öffentlichen Einrichtung „Universität“. In der Öffentlichkeit wird häufig der Eindruck vermittelt, diese Kooperationen dienten vor allem der Akquisition von Drittmitteln. Tatsächlich dienen sie aber vor allem den privaten Interessen, die sich durch die Verbindung mit Universitäten ein Image von Neutralität und Unabhängigkeit geben. Ich nenne unten zwei weitere Beispiele.
Wenn Sie ähnliche Beispiele kennen, dann schicken Sie uns bitte die notwendigen Informationen. Sie sollten verlässlich und kurz sein und ungefähr im Schema wie unten aufgebaut sein. Wir werden die Informationen dann zu gegebener Zeit dokumentieren und hoffen auch damit ein Stück Aufklärung zu leisten.

Hier die zwei Beispiele:

  1. MEA
    Das Mannheimer Forschungsinstitut Ökonomie und demographischer Wandel (the Mannheim Research Institute for the Economics of Aging).
    Das MEA wurde vom Land Baden-Württemberg und der Versicherungswirtschaft gegründet und wird von diesen finanziert. Viele Gutachtenaufträge kommen von der Versicherungswirtschaft. MEA macht viel Werbung für die Privatvorsorge. Die durch die Angliederung an die Universität vermittelte Unabhängigkeit macht es aber auch möglich, Aufträge von anderer Seite zu erhalten, zum Beispiel sogar von der Hans-Böckler-Stiftung.
    Direktor des Instituts ist Professor Axel Börsch-Supan. Vorstandsvorsitzender ist Professor Bert Rürup.
    Schon der Link zeigt die Verknüpfung mit der Universität, ein wichtiges Image-Element.
  2. CAP
    Centrum für angewandte Politikforschung, München.
    Das CAP ist das Centrum für Politikforschung der Bertelsmann Stiftung. Es ist angegliedert an das Geschwister Scholl Institut der Universität München. Dieser außerordentlich gute Name ist ein besonderer Imagegewinn für dieses von Bertelsmann gesteuerte Institut.
    Direktor des Instituts ist Professor Werner Weidenfeld, enger Vertrauter des früheren Bundeskanzler Kohl und seit langer Zeit schon Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung.