Beim Stichwort „Elite“ verliert mancher aus unserer eitlen Elite den Verstand. Oder: Wie Julian Nida-Rümelin auf eine Wallraffiade hereinfiel.

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Eine fingierte, sich eindeutig rechtslastig gebende „Deutsche Nationalakademie“ lobte eine Ehrendoktorwürde an deutsche Prominente aus. Sie sollten sich zum Erwerb dieses Titels nur dazu verpflichten, sich ganz und gar mit den Zielen der Stiftung einverstanden zu erklären. Der zusammenfassende Schlussabschnitt des Programms der Akademie enthielt boshafter Weise einen den Elitewahn beschreibenden Satz aus Hitlers „Mein Kampf“.
Auf den Lockvogel eines „Dr. hc.“ der für eine einzige Nummer auferstandenen Zeitschrift „Tempo“ fielen einige unserer Geistesheroen, wie „Poptitan“ Dieter Bohlen und der Starfriseur Udo Walz herein. Leider auch der ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin, der laut Wikipedia „zu den momentan bekanntesten Vertretern der akademischen Philosophie gezählt“ werde. Selbst die FAZ meint: „Ein Symptom der voranschreitenden Entkopplung akademischer Eliten von der bundesrepublikanischen Wirklichkeit.“ Wolfgang Lieb.

„Eine Weltanschauung, die bestrebt ist, dem demokratischen Massengedanken eine klare Ablehnung entgegenzubringen und der Elite des Volkes zu neuer Geltung zu verhelfen, muss auch dafür Sorge tragen, dass den besten Köpfen im Alltag und in der Politik der höchste Einfluss zukommt. Damit baut die Deutsche Nationalakademie nicht auf dem Gedanken der Majorität, sondern auf dem der Persönlichkeit auf. Sie setzt sich dafür ein, dass die Besten zum Zuge kommen und nicht das Mittelmaß.“ So lautete der letzte Absatz des Programms einer getürkten „Deutschen Nationalakademie“, auf den sich diejenigen verpflichten sollten, die von ihr einen Ehrendoktor verliehen bekommen wollten.
Selbst wenn man den ersten Satz nicht als Hitler-Zitat erkannt haben mag, hätte man den antidemokratischen und elitären Inhalt erkennen müssen. Nicht so der sich offenbar zu den „besten Köpfen“ zählende Nida-Rümelin, der einen Lehrstuhl für Politische Theorie und Philosophie am Geschwister-Scholl-Institut an der Elite-Universität München vertritt.
(Nebenbei: Dem GSI ist auch das von der Bertelsmann Stiftung geförderte Centrum für angewandte Politikforschung CAP mit dem Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung Werner Weidenfeld als Leiter angeschlossen.)
Nida Rümelin fiel auf diese Leimrute herein, bedankte sich für die „Ehre“ und schloss sich Ziele und Programm dieser fingierten „Deutschen Nationalakademie“ „ohne jeden Vorbehalt“ an.
Zu Recht zog das FAZ-Feuilleton genüsslich über diesen Fauxpas her.

Auch wir wollen fairer Weise darauf hinweisen, dass Nida-Rümelin einen Monat später in einer E-Mail darauf hinwies, dass er die Akademie der „Tempo“-Fallensteller mit Helmut Schmidts „Deutscher Nationalstiftung“ verwechselte.
Das hilft aber nicht darüber hinweg, dass bei ihm wie offenbar bei Vielen unserer selbst ernannten „Großkopfeten“ inzwischen offenbar der Verstand aussetzt, wenn es um „Elite“ geht und wenn es um die Missachtung, ja sogar um die „klare Ablehnung“ des „demokratischen Massengedankens“ oder um es mit Heine zu sagen um „das Volk, dem Lümmel“ geht.

Dass das ziemlich typisch für das Denken unserer selbst ernannten Eliten ist, beweist auch ein Essay eines sog. Intellektuellen in der SPD-Bundestagsfraktion Hans-Peter Bartels – Mitglied der sogenannten Netzwerker – im Spiegel unter der Überschrift „Wider die Politikverachtung“.
Dort führt dieser Volksvertreter aus, dass sich die Mehrheit des Volkes mit den Regeln der parlamentarischen Demokratie zu wenig auskenne und vor allem deswegen so „politikverdrossen“ sei. Auf den Gedanken, dass eine Politik gegen die Mehrheit des Volkes das Volk auf die Politik verdrossen machen könnte, kommt unser Volksvertreter wohl nicht mehr.
Wäre es – frei nach Bertolt Brecht – nicht allmählich am besten, wenn sich unsere selbst auserwählte „Élite“ (frz. d`élite = auserlesen) ein neues Volk wählte, weil sie das vorhandene für zu mittelmäßig hält?

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Erosion der Demokratie Rechte Gefahr

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