Nachtrag zum Beitrag über die „Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen”

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Der Beitrag von Jürgen Voss hat wegen der freundlichen Worte gegenüber dem Sprecher der Stiftung kritische Reaktionen ausgelöst. Eine davon will ich wiedergeben, weil darin einige weiterführende Hinweise und Fragen enthalten sind. Albrecht Müller.

Hier zunächst die Mail:

Das gewisse wohlwollende Verständnis, das Herr Voss dem Vorsitzenden der “Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen” , Dr. Jörg Tremmel, entgegenbringt, halte ich für völlig unangebracht. Es mag sein, daß Tremmel ursprünglich dem grünen Umfeld zuzurechnen war. Mit dieser Tatsache alleine und der Mitarbeit der jungen Bundestagsabgeordneten Anna Lührmann von den Grünen im Vorstand können lautere Absichten der Stiftung jedoch nicht belegt werden. Außerdem sehen wir, welchen Weg die grüne Partei und die meisten ihrer führenden Repräsentanten gegangen sind. Ein Blick in die Liste der Kuratoren und Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates reicht darüber hinaus aus, um zu erkennen, wo diese Stiftung anzusiedeln ist. Alleine die Namen Dahrendorf, Raffelhüschen und Weidenfeld sind geeignet, daß sich bei mir alle Warnsignale einschalten.
Daß Tremmel “offensichtlich wohl noch nicht begriffen hat, dass er von der neoliberalen Seite instrumentalisiert wird” halte ich für einen schlechten Scherz. Der weiß schon, um was es geht, auch wenn er sich in den diversen Talkrunden immer bieder und zurückhaltend gibt. Aber das tun Leute wie Miegel, Biedenkopf und Rürup ja auch.
Interessant wäre vor allem, zu erfahren, wer diese Stiftung eigentlich finanziert. Dazu ist der Homepage (http://www.srzg.de/ndeutsch/indndt.htm) nichts zu entnehmen.
Zum Glück hat Herr Müller die Ausführungen des Herrn Voss schon in seinen wichtigsten Teilen kommentiert.

AM: Zunächst will ich anmerken, dass Jürgen Voss in seinem Beitrag in der Sache durchaus kritisch war. Er hat allerdings dem Sprecher der Stiftung guten Willen unterstellt. Diesen Eindruck teile ich nicht.

Beitrag und Kritik will ich zum Anlass nehmen, darauf hinzuweisen, in welcher schwierigen Lage die Mehrheit unserer jungen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen ist. Die neoliberale Ideologie verlangt quasi Gleichschaltung, jedenfalls Anpassung. Was sollen die jungen Leute, die zum Beispiel reihenweise auf der Website der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen zu betrachten sind, anderes tun, wenn sie etwas werden wollen und nicht gerade auf Widerspruch hin getrimmt sind. Ich kenne eine Reihe von Mitgliedern der Altersgruppe zwischen 18 und 30. Vielen von ihnen bleibt nur Anpassung. Dieser Zwang (und nicht irgendeine demographische Veränderung) ist das wirkliche Verbrechen an dieser Generation: Dass ihnen keine vergleichbare Chance zu einer sinnvollen und unabhängigen Tätigkeit gegeben wird und ihre Berufschancen so viel schlechter sind, als die unseren. Wenn eine Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen ihre wahre Pflicht erkannt hätte, dann müsste sie zum Beispiel für eine offensive Konjunktur- und Wachstumspolitik, für eine Stabilisierung und den Ausbau der gesicherten Arbeitsverhältnisse und für Mitbestimmung eintreten.
Aber das tut sie nicht, weil sie offenbar von den Verfechtern der neoliberalen Ideologie finanziert ist. Darüber aufgeklärt wird man auf ihrer Webseite nicht.

Wie wird die Zukunft aussehen, wenn die dann erwachsene Generation so zur Anpassung gezwungen worden ist? Man kann nur hoffen, dass einige dieser Betroffenen die Anpassung auch auf Dauer nicht mit dem Herzen vollzieht. Das ist schwierig durchzuhalten, aber vielleicht möglich. Nach dem Motto: Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten ….

Neuer Nachtrag von Jürgen Voss:

Ich glaube nicht, dass man mit dieser aggressiven Härte das Treiben der jungen Leute abkanzeln sollte. Für viele habe ich Verständnis und ich weiß nicht, was ich machen würde, wenn meine beruflichen Aussichten als junger Mensch derartig schlecht wären. Wie sagt schon Schiller: “Aus einem sicheren Port ist gut raten.” Wir älteren, denen es in der Regel gut geht, hätten allen Grund, mit den jungen Leuten solidarisch zu sein und auch für die eine oder andere Verirrung Verständnis zu haben.