Hinweise des Tages

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(KR/WL)

  1. Die kollektivistische Ader in uns
    Warum neigen Menschen meist zu einer gleichen Verteilung, auch wenn ihnen das individuelle Nachteile bringt? Der Spieltheoretiker Klaus Schmidt erforscht das im Labor.
    Quelle: FAZ

    Anmerkung: Dass sie überhaupt über empirisch fundierte Kritik am Modell des Homo oeconomicus berichtet, spricht für die FAZ. Ihr Unbehagen darüber wird jedoch an mehreren Stellen sichtbar. Statt von einer „kollektivistischen“ hätte sie ja auch von einer „sozialen“ Ader sprechen können. Zur Verteidigung dieses Modells ist ihr dann auch kein Argument zu schwach. So zitiert sie den Münchner Wirtschaftsprofessor Klaus Schmidt mit den Worten: „Den Homo oeconomicus einfach wegzuschmeißen, das wäre das Dümmste, was wir machen können. Er ist ein sehr gutes Modell, weil …“
    Der Leser wartet gespannt auf die Begründung: „ … weil er auf so einfachen Annahmen beruht.“
    Kommentar erübrigt sich.

  2. Von der Schwierigkeit, kein Neoklassiker zu sein
    Fragt man Ökonomen danach, was man mit einem Monopol anstellen soll, dass kein natürliches ist, haben sie die Antwort sofort parat: Mehr Wettbewerb, mehr Markt! Nur wenn es um den eigenen Markt geht, den Markt für das Produkt Wirtschaftswissenschaft, halten sie sich zurück. Ein Anbieter dominiert, die marktliberale Neoklassik, andere Angebote gibt es nicht oder nur unter dem Ladentisch. So sehen es zumindest die Ökonomen, die sich “heterodox” nennen, und mit der Neoklassik und der Marktgläubigkeit nicht so recht zufrieden sind. Sie glauben, dass der Markt nicht alle Probleme löst und vor allem der Mensch sich nicht immer so rational verhält, wie es die Neoklassik unterstellt.
    Quelle: Zeit-Blog “Herdentrieb”

    Anmerkung: Siehe den vorherigen Hinweis.

  3. Einsatz statt »Einheit«
    Die Transnet-Spitze sorgt sich um Börsengang der Bahn. Die GDL muß derweil für das Fahrpersonal die Kohlen aus dem Feuer holen: Was von Transnet als »Spaltung« bezeichnet wird, ist in erster Linie die direkte Folge der Tarifpolitik dieser Gewerkschaft. Im November 2002 legte die Deutsche Bahn AG einen Ergänzungstarifvertrag für die Regionalverkehrstochter DB Regio vor, der unter anderem für das Fahrpersonal bis zu 18 zusätzliche unbezahlte Schichten pro Jahr vorsah. Nachdem Transnet diesem Begehren gegen den Widerstand der GDL zustimmte, schloss letztere weitere gemeinsame Tarifverhandlungen aus.
    Quelle: Junge Welt
  4. Hintergrundinformationen zum Lokführer-Streik
    Quelle: FR
  5. Wirtschaftsforscher und EU halten Preissteigerungen für ungerechtfertigt
    Die Erhöhungen seien angesichts der allgemeinen Versorgungssituation in der EU nicht gerechtfertigt. Dies unterstrich auch der Leiter der Abteilung Konjunktur beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Alfred Steinherr, in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel am Sonntag. Nach seiner Einschätzung liegen die Gründe für den Preisanstieg nicht – wie von den Lebensmittelketten behauptet – in einer plötzlich gestiegenen Nachfrage nach Milchprodukten in Asien. Die dortige Nachfrage habe seit Jahren regelmäßig zugenommen, ohne dass es in Europa zu einem stetigen Anstieg der Preise gekommen sei. „Diese plötzliche Notwendigkeit, die gibt es also nicht.“ Darum dränge sich der Verdacht auf, „dass sich einige große Anbieter zusammengetan haben, um die Preise abzusprechen“.
    Quelle: Tagesspiegel
  6. Anstatt ihren Job zu machen, haben die Kontrolleure wohlwollend die Aufblähung des Finanzsektors toleriert. Wir haben es schon zum zweiten Mal in diesem Jahrtausend mit einer globalen Finanzkrise zu tun.
    Lucas Zeise meint: Notenbank und Bankenaufsicht hätten Fehler gemacht: Das beginnt mit dem notorischen Subprime-Segment des amerikanischen Immobilienmarkts. Eine vorausschauende Aufsicht hätte sehen müssen, dass hier systematisch Kredite vergeben wurden, die bei nur geringfügiger Eintrübung des Umfelds nicht bedient werden konnten. Sie hätte auch sehen müssen, dass die Banken das Subprime-Geschäft nur durch die Neuverpackung und Umstrukturierung dieser Kredite und ihren anschließenden Weiterverkauf weiter bedienen konnten. Die Aufsicht hätte sehen müssen, dass sich die Ratingagenturen bei der Notenvergabe neu verpackter Ramschkredite eine goldene Nase verdienten und schon deshalb bei der Ratingvergabe systematisch nach oben abwichen. All das waren offen sichtbare Missstände.
    Quelle: FTD
  7. IT-Technik ist die Ursache für die steigende Profitrate?
    Der aktuell ungewöhnlich hohe Anteil der Unternehmensgewinne am Volkseinkommen ist nach der Bank für Internationalen Zahlungsverkehr keine Folge der Hochkonjunktur, sondern ein langfristiger Trend, der sich der IT-Technik verdankt
    Nach Ansicht der Autorinnen ist der Aufschwung der Unternehmensgewinne also weder ein Effekt des Konjunkturzyklus, noch die Umkehrung eines älteren, gegenläufigen Trends, der vielleicht auf einer vor den 80er Jahren gestiegenen Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer begründet war. Viel mehr ist die strukturell bedingt sinkende Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer der Grund, die zu einer Neuverteilung der ökonomischen Renten geführt habe. Dieser Trend werde zudem noch einige Zeit anhalten, bis es zu einer Stabilisierung auf einem höheren Niveau kommen werde, und sich erst wieder umkehren, wenn dies auch der zugrunde liegende Faktor, die strukturell geschrumpfte Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer tut.
    Quelle: Telepolis

    Anmerkung: Dass die seit gut zwanzig Jahren vorherrschende, angebotsorientierte Wirtschaftspolitik, die alles dazu getan hat, die Investitionsseite zu stärken, die Ursache für die steigenden Gewinne und für die Umverteilung sein könnte, kommt den liberalen Bankern natürlich nicht in den Sinn. Sie suchen die Ursache außerhalb der politischen Sphäre im technischen Fortschritt.

  8. Weiterbildung: Jedes dritte Unternehmen hält sich raus
    In Sonntagsreden wird stets die große Bedeutung der Weiterbildung betont. Die Realität sieht anders aus: Die Unternehmen ziehen sich aus der Qualifizierung zurück.
    Quelle: FAZ
  9. Leben in der Warteschleife – Unter den Auszubildenden ist der Anteil “ausländischer Jugendlicher” dramatisch klein
    Die Tatsache, dass drei Viertel aller Zuwanderer in Deutschland keinen Berufsabschluss haben, ist ein Skandal, der nicht länger hingenommen werden darf. Doch nicht überall scheint diese Botschaft schon angekommen zu sein. Vor allem manche schulischen Akteure verhalten sich noch immer oft schwerfällig und innovationsfeindlich. Hier muss schleunigst umgedacht werden. Sonst bleibt das Gerede von der “umfassende Teilhabe” nur eine leere Floskel.
    Quelle: taz
  10. In NRW gibt es wieder eine linke Mehrheit
    Laut aktueller Umfrage kommen SPD, Grüne und Linkspartei in dem Bundesland gemeinsam auf 50 Prozent der Stimmen. Die schwarz-gelbe Koalition von Jürgen Rüttgers schafft nur 47 Prozent. Grünen und SPD in NRW gefällt der Flirt mit der Linken.
    Quelle: Die Welt Online

    Anmerkung: Der Beitrag macht deutlich, dass es in NRW in jedem Falle einen Lagerwahlkampf geben wird, egal ob sich die NRW-SPD wie im Bund aggressiv von der Linken abgrenzt oder ob sie die Option einer linken Mehrheit offen hält. Im ersten Fall tut sie der CDU den Gefallen, dass diese an der Macht bleiben wird, egal ob mit der FDP und/oder den Grünen.

  11. Die Linkspartei zeigt, wie ausgezehrt die Volksparteien sind.
    Absolute Mehrheiten in Landtagen täuschen leicht darüber hinweg, dass hinter der Regierungspartei in Wahrheit oft nur noch ein Viertel der Wähler steht. Theoretisch macht dieser Anstieg der Nichtwähler allen Sorge. Praktisch ist er allen egal, solange die Verweigerer die Prozente nicht verschieben oder bloß zulasten des politischen Gegners.
    Die Linke aber kann Nichtwähler mobilisieren. Oskar bietet Heimat für alle Arten Politikverdrossene, die Schröder-Vertriebenen der SPD voran. So bitter das für die SPD ist, genauso folgenschwer ist es für die CDU.
    Quelle: Tagesspiegel
  12. Windige Preisbildung
    Anteil von Windgeneratoren an deutscher Energieerzeugung steigt kontinuierlich. Immer mehr Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken wird dadurch unverkäuflich.
    Quelle: Junge Welt
  13. “Ökostrom ist nicht teurer als normaler Strom”
    Lichtblick-Chef Heiko von Tschischwitz über die Klimadebatte, Vattenfall und atomare Störfälle.
    Quelle: Berliner Zeitung
  14. Aktivistin im Visier der türkischen Justiz
    Die Sozialistin Çicek Otlu prangert seit Jahren staatliche Menschenrechtsverletzungen an. Zum zweiten Mal droht ihr nun eine langjährige Haftstrafe.
    Quelle: taz
  15. Darfur-Flüchtlinge in Tschad: „Sie finden zu Hause nur verbrannte Erde“
    Etwa 230.000 Menschen aus Darfur sind nach Tschad geflohen. Hinzu kommen mehr als hunderttausend Binnenflüchtlinge.
    Quelle: FAZ
  16. Demokraten sind die besseren Republikaner
    Die Einstufung des größten Teils der Managergehälter als “Kapitalertrag” führt in den USA dazu, dass die Bezieher hoher Einkommen effektiv einen signifikant niedrigeren Steuersatz zahlen, als die mittlerer Einkommen. Im Juni brachten Abgeordnete und Senatoren aus beiden Parteien Gesetzentwürfe ein, die Managern von Private-Equity-Firmen und Hedge-Fonds bei ihren definitorischen Kunstgriffen zu Lasten der Öffentlichkeit Grenzen setzen sollten.
    Sah es anfangs so aus, als ob die Gesetzentwürfe aufgrund der demokratischen Mehrheiten im Repräsentantenhaus und im Senat durchgehen könnten, meldeten sich bald demokratische Politiker zu Wort, die ein negatives Votum ankündigten und den Plan im amerikanische Senat blockieren. Wahlkampfspenden aus dem Private-Equity- und dem Hedge-Fond-Bereich spielen bei der Demokratischen Partei eine immer wichtigere Rolle. Hinzu kommen personelle Verflechtungen: So war etwa der demokratische Präsidentschaftsbewerber John Edwards für den börsennotierten Fonds Fortress tätig, dessen Aktienkurs nach Bekanntwerden der Gesetzesvorhaben kurzzeitig einbrach.
    Quelle: Telepolis
  17. Kongress billigt Überwachungsgesetz
    US-Geheimdienste dürfen Telefonate und Mails von Ausländern künftig ohne Richter-Erlaubnis überwachen. Die Demokraten stimmten dem zu.
    Quelle: taz

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