Bemerkenswertes in Anne Wills Sendung über Wa(h)re Bildung

Albrecht Müller
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Am Sonntag Abend lautete das Thema: „Wa(h)re Bildung – hast Du was, wirst Du was!“. Anke Bering-Müller hat das für die NachDenkSeiten beobachtet und fand einiges bemerkenswert. Albrecht Müller

Erstens: Schuld an der Misere im Bildungsbereich ist nicht die Politik – so die zuständige Ministerin Schavan.

Es gehe eben nicht nur ums Geld, es fehle vor allem die Leidenschaft der Studierenden und der Lehrenden. An „Missläufen“ beim Bologna Prozess seien vielfach die Professoren schuld. Defizite lägen auch bei den Eltern, die nicht genügend Engagement für ihre Kinder mitbringen, so der Journalist Harald Martenstein. Die Eltern müssten „herangenommen werden“, damit sie besser auf den Bildungserfolg ihrer Kinder achten. Frau Schavan unterstützte diesen Gedanken. Zu Ehren von Anne Will ist anzumerken, dass sie das Spiel der Ministerin durchschaute und dies entsprechend kommentierte – Schuld hätten offensichtlich viele, nur nicht die Politik.

Zweitens: Private Bildungseinrichtungen werden subventioniert und boomen, gleichzeitig wird die Unterfinanzierung der staatlichen Bildungseinrichtungen betrieben.

Darauf wies der Student Ben Stotz (Mitglied Die Linke) hin. In diesem Zusammenhang mit Recht auch auf die unmögliche Entwicklung, dass Universitäten gezwungen sind, Drittmittelwerbung zu betreiben, also sich von privaten Einrichtungen abhängig zu machen, um auf diesem Weg dann wieder staatliche Mittel zur Erreichung des Exzellenzstatus zu gewinnen.
Rudolf Dressler (SPD) bezeichnete die staatliche Förderung der privaten Einrichtungen als eine typische Milieupolitik. Das meint: die konservativen Kräfte spannen die Steuerzahler ein, um die besonders gute Finanzierung der Einrichtungen ihres eigenen Milieus durchzusetzen.
In diesen Kontext gehört auch die Bildungs-Sparförderung für Kinder. Rudolf Dressler fragte mit Recht, wer daran verdient und wem es zu Gute kommt.

Drittens: Kritik am Stress im Studium nach Bologna.

Immerhin waren sich der Student Stotz und der Journalist Martenstein darin einig, dass das vorgegebene Tempo bei den Bachelor- und Masterstudiengängen Kreativität und Freude am Lernen nahezu ausschließt und die totale Bürokratisierung gebracht hat.

P.S.: An einer Stelle wurde Anne Will gegenüber Ben Stotz persönlich. Das war zum einen überflüssig; zum anderen wagen die meisten Medienschaffenden so etwas gegenüber ausgewachsenen Politikern nicht.

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