Terror in Spanien, deutsche Medien und Geheimdienste wussten tendenziell sofort, wer die Mörder sind

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Eigentlich müsste der schreckliche Anschlag von Madrid Nachdenken auslösen – darüber zum Beispiel, wie man gewalttätige Konfrontationen abbaut und Menschen isoliert, die in solchen Terrorakten ein politisches Mittel sehen. Ob nun im Baskenland oder in der islamischen Welt. Das geschieht wenig. Ausnahmen finden sich hier in Deutschland noch am ehesten, so am Abend des Terrortages z.B. Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul in „Berlin Mitte“, ZDF. – Mich erinnert die absehbare weitere Eskalation zwischen westlicher und islamischer Welt sehr an die 50er-Jahre, an Roll-back, Politik der Stärke und vor allem an die ideologische Aufrüstung mit vereinfachenden Schlagworten.
Die Berichterstattung über das schreckliche Attentat in vielen deutschen Medien hat einmal mehr gezeigt, wie manipulierbar und manipulationsfreudig viele von ihnen sind.

Am Tag des Anschlags und auch einige Zeit danach fiel auf, wie beflissen in deutschen Medien und von deutschen “Terrorismusexperten“ die These der spanischen Regierung aufgenommen worden ist, alles spreche für die Verantwortung der ETA. Besonders schlimm zum Beispiel im ZDF am 11.3., wo immer wieder gemeldet und kommentiert worden ist, alles spreche für die Verantwortung der ETA. Harte Belege nannten sie nicht.

Jetzt erfahren wir, dass die spanische Regierung ihre Botschafter angewiesen hat, auf die Verantwortung der ETA hinzuweisen. Die Regierung Aznar wollte sich so unmittelbar vor der Wahl eine Debatte über ihre Beteiligung am Krieg in Irak, die sie gegen die überwiegende Mehrheit der spanischen Volkes durchgesetzt hat, ersparen. Deutsche Medien und ihre sogenannten Geheimdienst- und Terrorismusexperten halfen bei dieser Manipulation der Rechts-Konservativen fleißig mit.

Ein ziemlich zynisches Spiel mit den Opfern des schrecklichen Attentats und ihren Angehörigen. Die Spanier haben bei der Wahl immerhin deutlich gemacht, was sie davon halten.

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