Leserbriefe zu „Ein Offener Brief an Ver.di Berlin wegen Ver.dis feindseliger Haltung zu Demos“

Ein Artikel von:

Dieser Beitrag ist in zwei Abschnitte geteilt. In Teil A bringt Magda von Garrel ihren Protest gegen ihre Gewerkschaft Ver.di Berlin zum Ausdruck. Diese habe sich in einer Presseinformation per Mail für bezirkliche Demos gegen „Montagsspaziergänge“ eingesetzt. Das widerspreche der Satzung, in der sich ver.di u.a. „zu den Grundsätzen des demokratischen und sozialen Rechtsstaats“ bekenne. Gefordert wird, die „Presseinformation als gewerkschaftsschädigend zu widerrufen“. Teil B beinhaltet das Unterstützerschreiben von Angehörigen von Anti-Nazi-Widerstandsfamilien. Sie meinen, Demokratie lebe von Meinungsvielfalt, und erkennen in den „friedlichen Massenprotesten“ etwas „sehr Hoffnungsvolles“. Danke für die interessanten Leserbriefe. Es folgt eine Auswahl. Zusammengestellt von Christian Reimann. Am Ende folgt noch eine Schlussbemerkung von Albrecht Müller.


1. Leserbrief

Ich kann mich diesem offenen Brief nur 200prozentig anschließen.

Als ich diese Pressemeldung gelesen habe, habe ich mit dem Gedanken gespielt, nach 55 Jahren Mitgliedschaft, aus der Gewerkschaft auszutreten.

Diese Pressemeldung ärgert mich schon seit Tagen.

Sie ist eigentlich nur das I-Tüpfelchen auf Meldungen von ver.di im Zusammenhang mit Corona in den letzten zwei Jahren.
Zusätzlich fällt mir noch das Beispiel “RT DE” ein.

Genau so haben mich die ständigen Forderungen der GEW zu Schließungen aufgeregt.
Wenn 90% der Lehrer geimpft sind, was soll dann noch passieren????
Oder man glaubt der Mähr selber nicht, die man verbreitet.
Die Interessen und Rechte der Kinder gingen und gehen der GEW scheinbar komplett am Hintern vorbei.
Aber da sind sie ja voll im Einklang mit unserer ehemaligen Bundesfamilienministerin und jetzigen Bürgermeisterin von Berlin.

Ich bin als ehemaliges jahrelanges ehrenamtliches Mitglied des Hauptvorstandes der Postgewerkschaft und ehrenamtliches Mitglied im Bundesfachbereichsvorstand Telekommunikation von ver.di, oft “gegen den Strom” geschwommen.
Auch aus meiner ehemaligen 16jährigen Tätigkeit als Btriebsratsvorsitzender kenne ich diese Situation.

Aber ich wurde noch nie, noch nie, wegen meiner konträren Sicht als Nazi oder Rechter oder Covidiot beschimpft und konnte mich immer auf eine faire Diskussion mit meinen Kolleginnen und Kollegen verlassen.

Übrigens sollten die Verfechter des Verbots dieser Spaziergänge mal überlegen, das als nächstes IHRE Demos verboten werden könnten, – weil vermutet wird -, dass sie der Politik nicht gefallen.

Was aktuell in Deutschland im Zusammenhang mit Corona abläuft, hätte ich in meinen größten Alpträumen nicht erwartet.
Soviel zum “Unrechtsstaat DDR”

Die Spaltung der Gesellschaft wird von der Politik forciert und von Gewerkschaftern in Führungspositionen hofiert.
Die Rolle der Medien sollten wir da nicht vergessen.
“Der Untertan” lässt grüßen.
Das wird jahrelange Nachwirkungen haben.

Das ist nicht nur das Brennglas auf die Auswirkungen der schwarzen Null, der Privatisierungen in allen öffentlichen Bereichen und dem Gesundheitswesen.
Das ist auch jahrzehntelanger Schlamm, der dort hochgespühlt wird.
Endlich froh nicht nur am Stammtisch seine Meinung äußern zu können.

Und wieder werden in Deutschland nur Befehle oder Anweisungen befolgt.

Klaus Korcz


2. Leserbrief

Hallo liebes Team der NachDenkSeiten!

Frau von Garrel hat mir so aus der Seele gesprochen, weil ich bereits Ende letzten Jahres nach rd. 40jähriger Mitgliedschaft aus ver.di aus dem gleichen Grund (Haltung der Gewerkschaft zu den Corona-Maßnahmen) ausgetreten bin. Ich hatte mich davor (ausführlich begründet und mit Quellen unterlegt) schriftlich an ver.di Hamburg gewandt und mit dem dortigen Bezirksleiter, Berthold Bose, ein ausführliches, aber völlig desillusionierendes Telefonat geführt. Beschimpfungen von einem Menschen zu hören, mit dem man einige Jahre eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet hat, war schon traurig. Ich habe Ihren heutigen Beitrag um Anlass genommen, noch einmal mit Berthold Bose Kontakt aufzunehmen.

Anbei den Text meiner heutigen e-Mail an ver.di Hamburg. Sie können ihn gern unter meinem Namen veröffentlichen.

Vielen Dank für Ihre immer gute Arbeit! Ihre Seite gehört zu unserer täglichen Pflichtlektüre!

Mit freundlichen Grüßen
Ursula Teschner

Brief an Berthold Bose [PDF]


3. Leserbrief

Geschätztes Nds Team,

Ich finde Magda von Garells offenen Brief an Verdi sehr wichtig und richtig, bezweifle aber, dass er viel bewirken wird. Verdi reihte sich schon sehr bald in die Phalanx der Befürworter der totalitären Maßnahmenpolitik ein, wie so viele andere Verbände, Gewerkschaften und NGOS, die sich als “links” verstehen. Ich bin deshalb nach über 45 Jahren Gewerkschaftszugehörigket (zuletzt bei verdi) ausgetreten. Diese Befürworter halten sich für solidarisch mit den Schwachen, Armen und Unterdrückten, aber sie wollen nicht sehen, dass sie diejenigen unterstützen, die die Armen noch ärmer machen, die Schwachen und Kranken eben nicht schützen und alle unterdrücken, die ihnen die Augen öffnen wollen. Ich schreibe das, weil ich jahrelang im Pflegebereich tätig war und erlebt habe, was die Maßnahmen angerichtet haben. Den Gewerkschaftsbossen von Verdi ist eine gewisse “Haltung” wichtiger als wirkliche Solidarität z.B. mit dem Pflegeperonal, das jetzt auch noch zu einer sinnlosen, wie unwirksamen “Impfung” gezwungen werden soll. Ich kann sehr gut verstehen, wenn jetzt tausende Beschäftigte im Pflegebereich kündigen. Verdi sollte vielleicht einmal darüber nachdenken, auf welcher Seite sie stehen, sonst wird es ihr ergehen wie der SPD oder der Linken, die ihr eigentliches Klientel verraten haben.

MfG
JD


4. Leserbrief

Liebe Redaktion der Nachdenkseiten,

als Mitglied von ver.di protestiert Magda v. Garrel völlig zu Recht gegen die PM, die der LV Berlin-Brandenburg von ver.di am 4.2. gegen die Montagsdemos veröffentlich hat. Ich bin froh, dass Sie diesen offenen Brief auf den NDS gebracht haben. Die Verdi-PM hat auch mich sehr empört: ich bin regelmäßige Teilnehmerin dieser Spaziergänge, habe dort natürlich auch weitere Teilnehmer kennen gelernt: politisch „rechts“ sind diese so wenig wie ich selbst. Ver.di , Landesverband-BB, plappert in seiner PM ganz offensichtlich nur kritiklos die gehirnwäsche-artige Endlos-Propaganda (seit nunmehr 2 J.!) von Regierung und – entsprechend – mainstream-Medien nach, ohne sich die geringste Mühe irgendeiner eigenen Erfahrung oder Beobachtung zu den Montags-Spaziergängen gemacht zu haben. Ersichtlich weiß ver.di auch nicht das Geringste über die Forderungen der Teilnehmer nach Wiederherstellung der Grundrechte lt. GG: insbesondere Forderungen auf Weitergeltung / Wiederherstellung des Rechts auf körperliche Unversehrtheit, GG Art. 2; des Rechts der freien Meinungsäußerung, GG Art 5.

Absolut falsch ist in der ver.di-PM auch die Behauptung, es bestehe Experten-Konsens über die Impfungen: offenbar hat sich auch hier der LV- Berlin-Brandenburg in keiner Weise über die schon lange bestehenden heftigen Fach-Auseinandersetzungen irgend informiert, sondern sich nur der derzeit bestehenden Regierungszensur bereitwillig und kritiklos unterworfen.

Die verdi-Sprecherin Kühnemann nennt die Kritik der Demonstranten „krude Thesen“, kennt sie aber offenbar so wenig wie auch der LV-Vorsitzende Frank Wolf. Das ist eher ein Bumerang: denn „krude“ sind vor allem sie selbst in ihrem Informationsdefizit: da wäre Lektüre GG schon erst mal zu empfehlen.

Mich freut auch, liebe NDS-Redaktion, das diesem offenen Brief nachgestellte Unterstützungsschreiben, das der „Rechts-Diffamierung“ entgegentritt, mit der alle Kritiker immer weiter staatlich und gesellschaftlich schikaniert werden (und eben sogar von den Gewerkschaften, die längst mit besseren Informationen für Aufklärung zumindest ihrer Mitglieder sorgen müssten.)

Mit freundlichen Grüßen

Ulrike Kölver


5. Leserbrief

Liebe Redaktion der NachDenkSeiten,

gestern fand ich bei meiner täglichen Lektüre Ihrer erhellenden Seiten den offenen Brief von Magda von Garrel. Diese so hervorragend formulierten Zeilen sprechen mir direkt aus dem Herzen. Genau wie sie bin ich vom Versagen unserer Gewerkschaften erschüttert und beobachte, wie selbst verordnete Schranken in vielen Köpfen einen offenen Diskurs mittlerweile schier unmöglich machen. Solidarität wird per Gesetz definiert und demokratischer Widerspruch darf, wenn überhaupt, nur noch Zustimmung beinhalten. Auch ich hadere mit meiner Gewerkschaft und habe lange auf ein Zeichen wirklicher Solidarität gewartet. Nun habe ich mich dazu entschlossen, meiner IG Metall den Rücken zuzuwenden. Natürlich ist mir bewusst, dass dies eine Bankrotterklärung meinerseits darstellt. Leider sehe ich aber momentan keine Chance, noch etwas bewegen zu können.

Meine Kündigung finden Sie im Anschluss. Gern können Sie diese veröffentlichen, da sie direkt zum offenen Brief von Magda von Garrel passt.

Von unserem Leser H.R.

Kündigung

Liebe Kollegen,

Dresden, den 18.01.2022

ich bin seit 1993 Mitglied der IG Metall und habe auch als langjähriges Mitglied eines Betriebsrates aktiv alle Höhen und Tiefen unserer Gewerkschaft der letzten 29 Jahre miterlebt. Oft stand ich an dem Punkt, meine Mitgliedschaft aufzugeben, weil mich Entscheidungen und Äußerungen einiger unserer Führungskräfte zuweilen arg verärgerten. Trotzdem hat mich der Solidargedanke davon abgehalten, es zu tun, da es gerade in der Zukunft immer wichtiger wird, gegenüber kommender Herausforderungen in Bezug auf Globalisierung und Digitalisierung kollektiv gewappnet zu sein.

Leider muss ich heute mit Bitterkeit zur Kenntnis nehmen, dass dieser Solidargedanke zur Einbahnstraße verkommen ist! Wo sind die Aufschreie unserer gewählten hauptamtlichen Funktionäre gegenüber Ausgrenzung und Impfzwang, der sich im Gesundheitswesen momentan seine Bahnen bricht und möglicherweise in naher Zukunft die gesamte Gesellschaft betreffen wird??? Wo ist das Aufbegehren gegen derartige, bald durch die Gesetzgebung legitimierten Massenentlassungen??? Das ehemals so hoch gehaltene „Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!“ scheint komplett in den Schreibtischschubladen gut geheizter Amtszimmer verschollen zu sein. Sich in „Friedenszeiten“ mit der Regierung medial gut in Szene gesetzte Scheingefechte zu geben, ist leicht und billig. Jetzt stehen viele Eurer Kollegen im „Regen“ und fühlen sich von Euch allein gelassen! Von Seiten der Gewerkschaften ist nichts zu vernehmen.

Mit dieser Armseligkeit hätten unsere Väter und Großväter niemals Arbeitskämpfe gewinnen können und die Gewerkschaften hätten sich schon vor langer Zeit selbst ins Nirvana abgeschafft! Mit diesem Abtauchen machen sich unsere Gewerkschaften zu Mittätern und müssen irgendwann vor ihrer eigenen Wählerschaft dazu Rede und Antwort stehen! Wenn der gesellschaftliche Zerfall einerseits und die exzessive Globalisierung andererseits so weiter fortschreiten, steht uns eine spannende Zeit bevor. Wachen die Gewerkschaften nicht bald auf, geht es ihnen demnächst so wie der SPD, die schon lange vergessen hat, wer sie gewählt und für wen sie einst Interessenvertreter war!!!

Aus diesem Grunde erkläre ich nun meinen Austritt.

Mit kollegialem Gruß
H. R-


6. Leserbrief

Guten Tag!

Auch einige Gliederungen des ver.di-Bezirks Hamburg hatten zu einer Gegendemonstration gemeinsam mit der Schlägertruppe “ANTIFA” aufgerufen.

Da ich wenig Hoffnung hatte, dass die Gewerkschaft zur Vernunft kommt, bin ich nach über 40 Jahren ausgetreten.

Mit freundlichem Gruß
Thomas Dose


7. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten,

nach einer Kundgebung in Stuttgart am 22.01.2022 war bei SWR aktuell BaWü online abends zu lesen:

“Verdi-Landeschef ist für Kritik mit Augenmaß”

Gegner der Corona-Maßnahmen hatten in der Vergangenheit immer wieder heftige Kritik an den Medien und auch am öffentlich-rechtlichen Rundfunk geübt. Verdi-Landeschef Martin Gross betonte: “Kritik an der aktuellen Politik und auch an der Berichterstattung darüber sind nicht nur erlaubt, sie sind in einer Demokratie auch geboten.” Aber alle Grenzen würden eingerissen, wenn Journalistinnen und Journalisten diffamiert und bedroht würden.

Das Motto der Demonstration: “Wir ziehen vor die Medienhäuser, denn da sitzt das Virus”, wurde schon im Vorfeld auch von Gross kritisiert. “Wer unter so einem menschenverachtenden Motto direkt vor den Arbeitsplätzen von Medienschaffenden demonstrieren will, missbraucht das Demonstrationsrecht”, sagte Verdi-Landesbezirksleiter. Dies sei ein Angriff auf die Pressefreiheit.

Ebenfalls mit Unverständnis äußerte sich Andrea Valentiner-Branth vom Verdi-Senderverband im SWR: “Was haben das Coronavirus, Impfungen und der unabhängige öffentlich-rechtliche Rundfunk überhaupt miteinander zu tun?”, fragte sie* . Immer wieder seien Kolleginnen und Kollegen bei der Berichterstattung vor Ort auch gewaltsam angegriffen worden. Mit der Demonstration vor dem SWR-Funkhaus würden die Medienschaffenden nun auch an ihrem Arbeitsplatz bedroht.

„Wer unter so einem menschenverachtenden Motto direkt vor den Arbeitsplätzen von Medienschaffenden demonstrieren will, missbraucht das Demonstrationsrecht. Dies ist ein Angriff auf Kolleginnen und Kollegen, ein Angriff auf die Pressefreiheit. Kritik an der aktuellen Politik und auch an der Berichterstattung darüber sind nicht nur erlaubt, sie sind in einer Demokratie auch geboten. Aber alle Grenzen werden eingerissen, wenn Journalistinnen und Journalisten diffamiert und bedroht werden.“

Ich habe dann Herrn Gross irritiert eine Mail geschickt, da ich die Situation ganz anders erlebt habe. Folgende Antwort erhielt ich dann:

“Wir haben diese Pressemeldung am Freitag vor der Demo verschickt, aufgrund des Mottos der Demo. Dieses Motto wurde übrigens im Laufe des Freitags von der Homepage von Querdenken-711 heruntergenommen. Sie sehen in dem Zitat, dass wir den SWR nicht von Kritik ausgenommen haben, im Gegenteil. Wir sagen, dass gehört dazu. Aber der Aufruf zur Demo hat, nachdem es bereits gewaltsame Übergriffe gegen Journalist*innen gab, einiges befürchten lassen. Gut, dass dies so nicht eingetreten ist.”

* Oh my god!

Wenn der Protest auf der Straße nicht erwünscht ist, bleibt noch der Boykott, dazu zählt für mich auch der Austritt bei ver.di u.a.. Ver.di habe ich bereits gekündigt.

Grüße
Eva Kronz


Schlussbemerkung Albrecht Müller:

Auch wenn der Unmut mancher Mitglieder von Gewerkschaften zu verstehen ist, wäre anzuraten, mit dem Austritt oder eine Austrittsdrohung vorsichtig umzugehen. Was ist denn die Alternative?

Und noch eine Bitte: Unterzeichnen Sie Leserbriefe bitte möglichst mit Ihrem vollen Namen. Auf jeden Fall sollten Sie es vermeiden, einen Leserbrief einschließlich der beigefügten Austrittserklärung nur mit Initialen zu zeichnen. Einen solchen Fall haben wir in dieser Zusammenstellung ausnahmsweise noch einmal aufgenommen. Das werden wir künftig aber nicht wieder machen.


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