Leserbriefe zu „Kaputte Medien. Vor allem US-hörig“

Ein Artikel von:

Hier wird der Artikel „Kalter Medienkrieg“ von Jürgen Brautmeier hinterfragt. Er behaupte darin, dass in Putins Russland Lenkung und Propaganda der Absicherung und Zementierung von staatlicher Herrschaft diene. Unterstellt werde, hierzulande herrsche Meinungsfreiheit und Pluralität der Medien. Albrecht Müller meint, von „Pluralität oder Staatsferne kann man beim besten Willen nichts sehen“. Eine große Zahl deutscher Journalisten sei von den USA, der NATO und anderen westlichen Einrichtungen wie der Atlantikbrücke geprägt oder gar vereinnahmt worden. Mit Verweis auf die ZDF-Anstalt“ vom 29.4.2014 wird darauf hingewiesen, dass viele Medien „nur noch von wenigen großen und reichen Verlegern beherrscht werden, von Medienkonzernen, die untereinander verbunden sind“. Danke für die Zuschriften, in denen weitere interessante Eindrücke und Erkenntnisse mitgeteilt werden. Hier nun die Leserbriefe. Zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Lieber Herr Albrecht Müller!

Schönen Dank für diesen Artikel über unsere kaputten Medien. Ich möchte Ihren Artikel noch durch einige Bemerkungen bzw. Beobachtungen ergänzen. Das Fernsehen ist nicht die vierte Machte im Staate sondern die erste, gerade auch deshalb, weil die Gewaltenteilung bei uns nicht mehr richtig funktioniert. Der Bundestag wird nicht mehr immer gefragt und die Gerichte entscheiden meist auch zugunsten unserer Regierung gerade auch im Zusammenhang mit regimekritischen Demonstrationen. In der Außenpolitik wird gerade eine Einheitsmeinung aufgebaut, die regelrecht demokratiegefährdend ist. Was nützt mir eine Demokratie, wenn ich zwar nur noch unter verschiedenen Personen auswählen darf, aber eigentlich gar nicht eine andere, eine Gegenposition wahrnehmen soll. Das Fernsehen ist immer noch die Einrichtung, die zeitgleich – im Gegensatz zum Netz – das Weltgeschehen an uns heranbringen kann. Leider wird da immer mehr reine Information zugunsten von Propaganda zurückgedrängt. Ziemlich unerträglich wird es gerade auch im Augenblick im Zusammenhang mit Russland und China. Das geschieht derzeit auf drei unterschiedlichen Wegen:

  1. eingespielte Befragungen: Sie haben zurecht auf das Interview mit Agnes-Marie Strack-Zimmermann und Michael Roth hingewiesen, welche beide zu den Falken ihrer jeweiligen Partei gehören. Die Linke und erst recht die AfD lässt man da bei solchen Einspielungen bewusst weg. Bei der Befragung eines AfD-Mitglied würde dem Zuschauer ja bewusst werden, dass es sogar auch die Rechten sind,  die sich für eine Entspannung mit Russland einsetzen. Wer einmal eine Direktübertragung des Bundestages über das Verhältnis zu Russland gesehen hat, der weiß wie emotional Leute wie Armin-Paul Hampel, Alexander Gauland oder Tino Chrupalle für eine friedensvolle Zusammenarbeit mit diesem größten Land der Erde eintreten. Auch spricht man sich für einen gemäßigten Umgang mit China aus, was selbst Alice Weidel in einer Fernsehsendung vor der Wahl andeutete.
  2. einseitig besetzte Talkshows: Personen, die für eine friedvolle Außenpolitik sind, sind früher in der Minderheit vertreten gewesen, inzwischen sind sie sogar manchmal überhaupt nicht mehr dabei.
  3. reine stimmungsmachende Sendungen: In diesem Zusammenhang weise ich auf die Gestaltung des ARD-Abendprogramms vom Montag, dem 31.01.2022 hin. Es ist ein unglaublicher Vorgang, dass sich an diesem Abend aufeinanderfolgend gleich drei Sendungen nur mit übler Chinahetze beschäftigten. Da gab es zunächst vor “Hart aber fair” eine 45-minütige Sendung mit Christian Neureuther, der dann anschließend als Gast dieser “unfairen” Gesprächsrunde seine Hetze unwidersprochen fortsetzen konnte. Als Krönung folgten dann noch die Tagesthemen mit einem entsprechend hässlichen Kommentar. Das, was man Ländern wie China oder Russland vorwirft, praktiziert man selbst.

Lieber Herr Müller, Sie sind auf Ulf Röller, den sogenannten “Berichterstatter” Chinas des ZDF eingegangen. Dieser Mann versteht es tatsächlich seine arrogante Wortwahl noch durch die entsprechende Stimmführung und Mimik zu ergänzen. Er wäre sicher ein sehr guter Schauspieler.

Wie sehr diese stimmungsmachenden Fernsehredakteure finanziell unterstützt werden, zeigt das Beispiel des sich inzwischen im Ruhestand befindenden ZDF-Mannes Claus Kleber, der angeblich jährlich ein Gehalt von 600 000 Euro bekommen haben soll. Da diese Informationen sogar über die Süddeutsche Zeitung durchgedrungen sind, kann man sie wohl nicht als “Verschwörungstheorie” abtun. Wäre er noch im Dienst, würde er folgerichtig den Kampf gegen das russische Gas und Olaf Scholz ergänzen. Ich bin zwar kein Freund von Olaf Scholz, aber dass er den Stopp von Nord-Stream 2 nicht ausdrücklich formuliert, betrachte ich als Kampf gegen die inzwischen allmächtigen einseitigen Medien. Es kostet ihn sicher viel Kraft. Fairerweise muss man sagen, dass es Willy Brandt mit seiner Friedenspolitik doch einfacher hatte, denn er konnte damals z.B. noch von linken Fernsehmagazinen, wie Panorama oder Monitor unterstützt werden. Panorama und Monitor gibt es zwar noch, Panorama bringt aber im Gegensatz zu Monitor überhaupt keine US-kritischen Beiträge mehr, sondern ist da mit den anderen Fernsehmedien völlig gleichgeschaltet. Das Fernsehen hat es geschafft, die Friedensbewegung zu zerstören, aber die Demokratiebewegung läuft. Was mich aber für den Frieden dennoch hoffnungsvoll stimmt ist der Umstand, dass bei den regierungskritischen Demos das Wort Frieden auf den Plakaten zu lesen ist und bei den Protesten auch meist zuerst Frieden gerufen wird. Erfreulicherweise sind bei diesen Menschenansammlungen auch viele jüngere Personen zu sehen, was mich angenehm überrascht.  Auch auf die Nachdenkseiten wurde mittels Beschriftung bei den Umzügen schon mehrfach hingewiesen.
 
Mit freundlichem Gruß
Harald Pfleger


2. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten, lieber Albrecht Müller,

ich las gerade den Wikipedia-Artikel über Göbbels berüchtigte Rede im Sportpalast. Im Artikel steht:

Anschließend stellte er (Göbbels) drei Hypothesen auf, die an die Weltöffentlichkeit gerichtet waren und eine von der Sowjetunion ausgehende Gefahr suggerierten:

  1. „Wäre die deutsche Wehrmacht nicht in der Lage, die Gefahr aus dem Osten zu brechen, so wäre damit das Reich und in kurzer Folge ganz Europa dem Bolschewismus verfallen.“
  2. „Die deutsche Wehrmacht und das deutsche Volk allein besitzen mit ihren Verbündeten die Kraft, eine grundlegende Rettung Europas aus dieser Bedrohung durchzuführen.“
  3. „Gefahr ist im Verzuge. Es muss schnell und gründlich gehandelt werden, sonst ist es zu spät. […]“

Ich erschrak, zeigt doch die Beschreibung der Göbbelschen Hetzrede deutlich Parallelen zur aktuellen Propaganda unserer Qualitätsmedien gegen Russland. Man muss die Wikipedia-Formulierung nur leicht anpassen und erhält folgende die aktuelle Situation exakt beschreibende Formulierung:

Journalistinnen und Journalisten stellen drei Hypothesen auf, die eine von Russland ausgehende Gefahr suggerieren:

  1. Wäre die Ukraine mit Hilfe des Westens nicht in der Lage, die Gefahr aus dem Osten zu brechen, so wäre damit die Ukraine und in kurzer Folge ganz Europa der russischen Autokratie verfallen.
  2. Nur die Nato und mit ihr befreundete Länder besitzen die Kraft, eine grundlegende Rettung Europas aus dieser Bedrohung durchzuführen.
  3. Gefahr ist im Verzuge. Es muss schnell und gründlich gehandelt werden, sonst ist es zu spät.

Mich erschreckt zutiefst die Einsicht, dass der Ungeist des dritten Reiches heute immer noch oder schon wieder sehr lebendig ist, nicht nur bei Neonazis und der AfD. Ich will Journalisten, auch denen, die Propaganda gegen Russland und für die Nato betreiben, gar nicht unterstellen, rechtsradikal zu sein. Das sind sie nicht. Dass sie sich aber ähnlicher Methoden bedienen wie der Demagoge Goebbels ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein, spricht für historischen Analphabetismus der eines Journalisten unwürdig ist – oder es spricht für einen Propagandisten, der eben kein Journalist ist.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Arnold


3. Leserbrief

Lieber Herr Müller,

wie kaputt die Medien wirklich sind, sehen Sie auch daran, daß es heute im WDR (und wahrscheinlich auch auf weiteren Sendern) es kein anderes Thema gibt, als den Pullover, den Herr Scholz während des Fluges nach Amerika getragen hat. Sogar ein Modehändler durfte am Telefon seine völlig unmaßgebliche Meinung dazu sagen.

Als wenn dieses Land sonst keine Sorgen hat…

Mit freundlichen Grüßen,
Wolfgang Klein


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