Leserbriefe zu „Die große Angst vor den wenigen Andersdenkenden“

Ein Artikel von:

Tobias Riegel thematisiert hier den Umgang der Anhänger der selbstzerstörerischen Sanktionspolitik mit Andersdenkenden. Obwohl die Kritiker nur wenige Kanäle zur Verfügung hätten, würden sie große Wut hervorrufen. Diese Aggression gegen sie sei auf Angst gegründet. Diese Angst werde „von der einen Seite aus Kalkül erzeugt, von der anderen mit Leidenschaft ausgelebt“. Die aktuelle Entwicklung in Frankreich zeige, dass „die Sorgen der Regierung vor einer breiten Protestbewegung gegen die aktuelle Anti-Bürger-Politik nicht ganz unbegründet“ seien. Hierzu haben wir interessante Leserbriefe bekommen. Danke dafür. Christian Reimann hat für Sie eine Auswahl zusammengestellt.


1. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Riegel,

bezugnehmend auf den oben genannten Artikel, möchte ich ein paar Gedanken loswerden.

Auch wenn ich mich -in dem Fall- als „normalen“ Bürger sehe, eben keine Reichweite habe, finde ich es überaus wichtig der Meinungsmache entgegenzutreten. Am besten zu jeder Gelegenheit.

Das ist sicher nicht immer einfach, wie ich auch selbst schon oft feststellen musste. Und leider stelle ich ebenso fest, dass sich der Großteil der Menschen leider gar nicht, oberflächlich oder zu einseitig über durchaus fundamental lebensverändernde machtpolitische Prozesse informiert.

Das ist ein großes Problem für alle „normalen“ -und auch normalen- Bürger, denn die einzige Macht die wir haben ist die Masse.

Die Frage ist also, wie gelingt es bei der Masse ein erheblich Interesse daran zu erwecken und dieses dann in friedliche(!) Proteste gegen politische Entscheidungen zu organisieren?

Ich glaube, wenn man zumindest in der Reichweite, die man eben hat, entsprechende Themen argumentativ entkräftet, erreicht man das Möglichste was individuell geht.

Diesbezüglich dachte ich darüber nach, dass ein Hilfsmittel, also eine Art Spickzettel, sehr praktisch wäre. Vielleicht könnten sich die NDS mal so ein Format überlegen!?

Bspw fünf bis zehn Fakten zu einem Thema, die Leicht nachvollziehbar sind und möglichst Meinungsmache und Fehlinformationen in Frage stellen. Dies könnte man sich dann kanalisierter Einprägen und man verliert sich in Gesprächen nicht so sehr in diesem „Fakten“ -und Fakten-Wirrwarr.

Hoffen wir das Beste.

Danke und Grüße
Simon Damerow


2. Leserbrief

Lieber Herr Riegel,
 
um es kurz zu machen, Hannah Arendt hat zu dem Thema sehr interessante Dinge geschrieben, die noch immer aktuell sind.
 
Zitat :

„Die bloße Vorstellung von der ungeheuren Zahl derer, die morgen schon bereit sein werden, ihnen ihre Produkte abzunehmen, ist überwältigend. Wie kann etwas nicht stimmen, wovon so viele überzeugt sind? Und selbst wenn die eigentlichen und zumeist öffentlich nicht bekannten Urheber dieser Lügen noch wissen, welche bestimmten Zwecke sie zu erreichen gedachten, welche innenpolitischen oder außenpolitischen Gegner diffamiert werden sollten, ist das Resultat einfach wegen der Massenhaftigkeit der Opfer unweigerlich, daß ganze Völkergruppen oder Klassen oder Nationen sich an Lügen statt an Tatsachen orientieren.

Was dann folgt, geschieht schon fast automatisch. Die Täuscher wie die Getäuschten müssen, schon um ihr »Weltbild« intakt zu halten, sich vor allem darum kümmern, daß ihr Propaganda- »Image« von keiner Realität gefährdet wird.

So kommt es, daß diese Art Propaganda sich viel weniger durch den wirklichen Gegner und feindliche Interessen, deren Informationen ohnehin nicht akzeptiert werden, als durch Leute bedroht fühlt, die innerhalb der eigenen Gruppe darauf bestehen, von Tatbeständen und Geschehnissen zu sprechen, die dem »image« nicht entsprechen.„

 
Liebe Grüße von
Bettina Kirschke

Wahrheit und Politik [PDF]


3. Leserbrief

Sehr geehrte Redaktion der NDS, sehr geehrter Herr Riegel,
 
danke für den Artikel. Es ist wirklich ein zum Teil beängstigendes Phänomen, was Sie da beschreiben und auf man öfter stößt als einem lieb sein kann.
 
Zusätzlich zu Ihren Erklärungsversuchen hätte ich auch noch diesen:
 
Gib einem weniger gebildeten, ohnehin schon unausgesetzt vielen Manipulationen ausgesetzten Mann oder einer ebensolchen Frau ein schon bequem gesatteltes hohes moralisches Ross und er/sie wird nicht zögern aufzusteigen. Hat sicher als billiger Propagandatrick schon häufiger mal funktioniert.
 
Mit freundlichen Grüßen
Robert Frank


4. Leserbrief

Sehr geehrte NDS Redaktion,

für mich ist das eigentlich ganz einfach, die Wut speist sich aus der entstandenen “Kognitiven Dissonanz”

Definition laut Wikipedia

“Kognitive Dissonanz bezeichnet in der Sozialpsychologie einen als unangenehm empfundenen Gefühlszustand, der dadurch entsteht, dass ein Mensch unvereinbare Kognitionen hat (z. B. Wahrnehmungen, Gedanken, Meinungen, Einstellungen, Wünsche oder Absichten). Kognitionen sind mentale Ereignisse, die mit einer Bewertung verbunden sind. Zwischen diesen Kognitionen können Konflikte („Dissonanzen“ genannt) entstehen.

Dissonanzentstehung

Vier Schritte müssen durchlaufen werden, damit kognitive Dissonanz entsteht:

  1. Verhalten und Einstellung werden als widersprüchlich empfunden;
  2. Das Verhalten geschah freiwillig;
  3. Physische Erregung tritt ein;
  4. Das Verhalten wird für die Erregung verantwortlich gemacht.[5]

Dissonanz entsteht, wenn eine Person das Gefühl hat, inkompetent oder unmoralisch gehandelt zu haben, wenn ein Verhalten negative Konsequenzen für sich selbst oder andere hervorruft (Des Kaisers neue Kleider) oder wenn zwei oder mehrere Gedanken das Verhalten oder Handlungen blockieren (Harmon-Jones’ action-based model of dissonance).”

Einfach gesagt, man sagt das eine, aber tut genau das Gegenteilige davon.
Wie Viele Leute sagen z.B. Sie sind für Frieden, schreien aber gleichzeitig nach Waffen für die Ukraine. Das sind einfach Widersprüche und Andersdenkende reißen diese Konflikte einfach auf und darauf reagiert der Mensch nun mal mit Wut.

Mag auch sein, dass ich hier etwas falsch verstehe (dann bitte nicht veröffentlichen :D ), aber für mich ergibt meine Interpretation durchaus Sinn ;).

Nur leider habe ich auch keine Ahnung wie man solch einer kognitiven Dissonanz am besten begegnet, mit erregten Menschen ist ja in der Regel kein diskutieren mehr möglich, vielleicht sollte man mal einen Kognitionspsychologen dazu befragen damit er ein paar Handlungsanleitungen teilen kann ;)

mfg
Ronny Dietzsch


5. Leserbrief

Hallo NachDenkSeiten,

Die große Masse ist leider so, dass sie Angst vor Andersdenkenden hat, weil die ihnen die schöne Welt, die sie sich vorgaukeln, zerstören könnten. Die Masse will einfach ihre Ruhe haben und nicht denken.

Es ist so einfach an alles Gute zu glauben, was die Politik und Medien so erzählen. 

Besonders schlimm ist es im Augenblick, da alle (sehr viele) wieder auf mir unverständlichem Kriegskurs sind.

Jeder, der auch nur entfernt eine differenzierte Meinung zum Ukrainekrieg hat, wird sofort mit Diffamierung abgestraft. Neben Bohlen (wirres Zeugs) auch Angela Merkel (halluziniert) und viele andere wie Precht, Lafontaine, Wagenknecht, Schwarzer, Nuhr, Elon Musk, Henry Kissinger usw – die Liste ist unendlich, ereilt die Ächtung von Selenskys Helfershelfern, allen voran FDP Strack Zimmermann in allen Medien und Portalen.

Die gleichgeschalteten Medien lassen nur die Selensky Perspektive und den Kampf gegen den Aggressor als einzige Meinung zu. Dass sie dabei kriegstreiberisch und moralbesoffen die Eskalation bis hin zum atomaren Schlagabtausch auf die Spitze treiben, ist ihnen egal.

Kein Wort über die sabotierten Minsker Friedensverhandlungen, die Rolle der USA als Einpeitscher oder die Massenmorde an der russischstämmigen Bevölkerung. Es ist traurig und enttäuschend zu sehen, wie die Medien als vierte Macht im Staat diese Rolle mißbrauchen, als hätten sie einen Vorteil durch die Selbstzerstörung dieses Landes.

Die so manipulierte Masse würde auch „Ja“ schreien, wenn die bestens bekannte Frage in einer kleinen Änderung käme: „Wollt ihr den totalen Atomkrieg?“ 

Heute bringen diejenigen die Masse in Rage, die nach Diplomatie und Frieden rufen, während man denen nachrennt, die nach Krieg rufen.

Sollten sich mal täglich Dokus von Kriegen anschauen, keine Videospiele oder Filme, bei denen die Toten und Verletzten wieder aufstehen.

Noch nie hat die Masse etwas zum Guten verändert, es waren immer kluge Minderheiten bzw. sogar Einzelpersonen.

Welch ein Widersinn, einerseits Erinnerungskultur betreiben, die Mitglieder der weißen Rose hochhalten und selbst genau für das Gegenteil sind.

Liebe NDS, macht weiter, wir brauchen euch.

Liebe Grüße
Susanna Bur


6. Leserbrief

Hallo Tobias Riegel,

vielen Dank für den Artikel!

Das neueste Opfer ist jetzt Dieter Bohlen

t-online.de/finanzen/unternehmen-verbraucher/id_100065440/dieter-bohlen-russland-aussagen-im-fakten-check-hier-erzaehlt-der-pop-titan-quatsch.html

Wieder wird hier mit irgendwelchen Pseudofakten argumentiert…

Viele Grüße und machen Sie weiter!
Thomas Muders


7. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Riegel,
sehr geehrtes Nachdenkseiten-Team,
 
warum die Menschen so aggressiv sind, wenn man sich kritisch über Corona äußert oder bei der Ukraine-Krise sich eher im Sinne Russlands äußert, scheint aus meiner Sicht in erster Linie zu sein, dass man keine Detailkenntnisse hat, aber nicht der Ahnungslose sein will. Da scheint es leichter den Tenor der Medien aufzugreifen und gegen Ungeimpfte zu wettern oder wenn man sich pro-russisch äußert, dann wird man gleichfalls attackiert.
 
Weite Teile der Medien sind ja leider nicht unabhängig. Man siehe auf die Springer-Presse, wo die USA finanziell beteiligt sind und ich mal gelesen habe, wenn man Journalist bei der Springer-Presse sein will muss man pro-NATO sein und pro-Israel. Das hat dann nichts mehr mit unabhängigen Journalismus zu tun. Traurig genug, dieser Zustand der Medien. Dann noch die Tatsache des Bruchs des Grundgesetzes, in dem man russische Medien verboten hat, also Zensur betreibt.
 
Viele Menschen scheinen auch überfordert zu sein, aber eine Blöße möchte man sich nicht geben und zugeben, dass man falsch gelegen hat, ist wohl vollständig aus der Mode geraten. Da schimpft man lieber auf andere und singt im falschen Chor mit.
 
In meinem kleinen Umfeld schätze ich das so ein, grundsätzlich zu wenig Infos auf der anderen Seite, dann erkläre ich so manches, dann ist man überfordert über die Komplexität vieler Vorgänge und schon wird man selbst in der eigenen Verwandtschaft beschimpft.
 
Ich kann nur hoffen, dass der Faktor Zeit viele dann doch zum nachdenken bringt und Einsicht einkehrt. Wie beispielsweise aktuell bei Corona das Thema, dass die Gen-Therapie durch die mRNA-Stoffe nicht vor Ansteckung schützt und die mRNA-Stoffe zu Risikobehaftet sind, um eine weitere Impforgie zu rechtfertigen, oder das die Sanktionen des Westens gegen Russland ein Eigentor waren und sind, vor allem für Europa.
 
Freundliche Grüße
Gerd Lange


8. Leserbrief

Lieber Herr Riegel, sehr geehrte nds-Redaktion,
 
zum Bericht von Herrn Riegel fand ich vor ein paar Tagen ein passendes Orwell-Zitat im Atelier eines Dachauer Künstlers: “Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr hasst sie jene, die sie aussprechen.” Trifft das nicht genau den Zustand in unseren heutigen Medien?
 
Freundliche Grüße
Emmo Frey


9. Leserbrief

Lieber Herr Riegel!
 
Die große Angst vor den Andersdenkenden ist deshalb berechtigt, weil der Ukrainekrieg ohne geschichtlichen Zusammenhang dargestellt wird, weil man zu einseitig auf die Klima- und Energieprobleme, deren Ursachen aber auch deren möglichen Beseitigung eingeht und weil es inzwischen ein unglaubliches Vorgehen gegen Mainstreamkritiker gibt. Im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg wird immer nur Russland mit dem Bösen verbunden. Es fehlt da z.B. der Zusammenhang und der Vergleich mit jenem Europa, das bereits im Mittelalter durch die Kreuzzüge viel Leid verursacht hat. Dieses Leid wurde dann in der Neuzeit zunächst vor allem durch die imperialistischen Raubzüge der Briten und später auch der Amerikaner fortgesetzt. Diese Nationen eroberten und besetzten Länder anderer Kontinente. Russland und China hatten da auch Probleme mit angrenzenden Staaten, aber sie setzten nie Militär auf anderen weit entfernten Gebieten ein. Der “friedliche” Westen war es. Die Russen mussten sich drei Überfälle gefallen lassen (Napoleon, 1. und 2. Weltkrieg) und übten niemals Rache durch irgendwelche Gegenangriffe auf diese Aggressoren, sondern sorgten sogar für einen Frieden am Ende des Ersten Weltkrieges an der deutschen Ostfront. Unsere Städte  wurden auch nicht durch russische Bombenabwürfe am Ende des Zweiten Weltkrieges Weltkrieges zerstört. Den verbrecherischen Atombombenabwurf auf Japan führten die Amerikaner durch. Auch das Weglassen solcher Tatsachen könnte unseren Politikern und Medien Angst einjagen. Aber wer heute gegen diese Kriegsverbrechen in Dresden demonstriert, wird als Nazi beschimpft. Ich finde diese Ausländerfeindlichkeit vieler Deutschen unmöglich, aber ich würde mich auch nicht scheuen, bei einer solchen Demo in Dresden neben einem AfD-Funktionär zu laufen. Das Ziel ist in dem Moment maßgeblich, nämlich gegen die Kriegsverbrechen zu protestieren und nicht gegen das Problem der Ausländerfeindlichkeit. In einer (Regierungs)koalition schließen sich ja auch Gruppen oder Parteien mit sehr unterschiedlichen Interessen zusammen und die laufen ja auch nicht nur nebeneinander her, sondern machen gemeinsam Politik. Es ist natürlich typisch für unsere Elite, dass sie dann wieder warnt vor einem Zusammengehen mit Rechten, wenn da ausländerfeindlich eingestellte Menschen mit anderen gegen die britischen und amerikanischen Verbrechen protestieren. Hier tragen Medien und Politik ganz gezielt zu einer Spaltung und damit zu einer Reduzierung der Demonstrationen bei. Angst hat der Mainstream natürlich auch davor, dass auch der letzte Blöde in Deutschland merkt, dass man durch das Fernsehen auch über sogenannte Nachrichten nur noch einseitig in nahezu schon krimineller Weise manipuliert wird. Bereits schon vor dem Einmarsch der Russen in der Ukraine wurden über den russischen Präsidenten in Nachrichtensendungen (Siewers, Gerster etc.) Witze erzählt, selbst wenn sie nicht auf dem unerträglichen Niveau eines Böhmermann waren. Auch da gab es nie einen Aufschrei. In Talkshows durfte früher wenigstens mal eine Person mit einer Gegenmeinung auftreten, die es dann aber auch schwer hatte bei einem meist schon manipulierten Publikum. Heute wird kaum mehr jemand mit einer Gegenmeinung eingeladen. Wenn das aber trotzdem der Fall ist, wie z.B. bei Maischberger, dann bläst ihm noch Gegenwind durch das entsprechende Publikum ins Gesicht. Ein Publikum, das bereits zu Putin-, aber leider auch schon zu Russenhass erzogen wurde. Ein unglaublicher Vorgang, was da in Deutschland abgeht. Es ist klar, dass da Politik und Medien vor Protesten und Demos in Deutschland Angst haben (müssen). Der Gipfel der Krönung unserer (Schein)demokratie ist aber der, dass Prominte Angs tvor Nachteilen haben, wenn sie etwas gegen diese Hassverbreitung sagen. Dabei ist es gerade unsere Elite mit unserem Präsidenten, die sich ständig über Hass und Hetze (z.B. im Netz oder bei Kundgebungen) beschweren. Hier wird die Sache doch gerade auf den Kopf gestellt und die Hetze wird, von denen die sie betreiben, anderen unterstellt. Auch diesen Zusammenhang werden immer mehr einmal verstehen und auf die Straße gehen. Die Reduktion der Meinungsvielfalt auf “Meinungseinfalt” bedeutet nicht, dass alle Deutschen auf Dauer einfältig bleiben. Mancher hat ja auch schon Mut gezeigt und wurde bitter dafür bestraft. So erlitt der Schriftsteller Peter Handtke Nachteile, weil er auf die Lügerei im Jugoslawienkrieg verwies, Xavier Naidoo wurde vom Gesangswettbewerb ausgeschlossen, weil er (zusammen mit Jürge Todenhöfer) die westlichen Kriege kritisierte und Michael Ballweg kam ins Gefängnis, weil er sich für die Demokratiebewegung einsetzte. Bei all diesen Vorgängen müssen bei uns wirklich einige Angst vor einem Gegendruck haben.
 
Mit freundlichem Gruß
Harald Pfleger


10. Leserbrief

Hallo Herr Riegel,
 
danke für Ihren Artikel, der mir aus der Seele spricht.

Auch in meinem Umfeld musste ich feststellen, dass ich einer von wenigen Andersdenkenden bin.

Wobei ich eigentlich statuieren muss, das ich kein Anders- sondern ein Denkender bin was man von der Gegenpartei nicht behaupten kann.

Unisono lautet deren Urteil, der Russe ist im Frühjahr einmarschiert also hat er Unrecht und wenn wir nichts tun ist er morgen bei uns, basta.

Vorgeschichte interessiert uns nicht, komm uns nicht mit Maidan, Minsker Abkommen, ukrainischen Kriegsverbrechen im Osten und Verlautbarungen der Amerikaner die doch sehr offen über ihre imperialistischen Ziele sprechen, auch über hoch-offizielle Kanäle, oder geostrategischer Einkesselung.

Belästige uns nicht mit deinen Email Anhängen, die wir sowieso nicht lesen.

Wir sollten mit der Nato Russland angreifen.
 
Nun gut, wenn ihr Spießer euch nicht überzeugen lasst, so muss ich euch die Wahrheit über euch sagen bevor ihr gänzlich vom Spießertum zum Spießgesellen dieses Operettenregimes mutiert.
 
Das Nachträgliche gilt nur für Deutsche.
 
Den Kriegstreibern unter Ihnen möchte ich an dieser Stelle folgendes in aller Deutlichkeit sagen
 
Nach dem von Deutschland 1941-45 geführten rassistischen Vernichtungskrieg gegen die russische Bevölkerung mit 20 Millionen Toten auf der russischen Seite hat jeder und zwar jeder gottverdammte Deutsche aus einer historischen Schuld das Recht verwirkt Russland mit Kriegshetze zu überziehen geschweige denn ukrainische Truppen mit Kriegsmaterial zu unterstützen, was derzeit geschieht.
Im eigenen Land haben eure (Groß)Mütter und (Groß)Väter zugesehen wie  Millionen Juden in Lagern verschwanden
Eure Vorfahren haben vergast, vergiftet, gefoltert, gemordet, ganze Dörfer und Städte haben sie vernichtet.
Ihr wisst nichts von Stalingrad und dem Grauen das die deutschen und russischen Soldaten dort verschlang.
Für euch Dummköpfe heißt Krieg ein bisschen frieren
Am Ende eures letzten Krieges schriebt ihr auf Mauern eurer eigenen zerstörten Städte: Nie wieder Krieg
Keine 80Jahre ist das her, glaubt ihr wirklich eure Schuld ist beglichen? Ihr könnt mit den anderen wieder Mord schreien?
Nein, die Schuld eurer Vorfahren ist nicht beglichen die Verbrechen des deutschen Volkes sind in der bekannten Geschichte ohne Beispiel.
kriecht zurück in eure Höhlen und seid leise, euren Werten kann man nicht trauen eure Verbrechen sind noch zu nah!
Am deutschen Wesen wird die Welt sicherlich nicht genesen
Und wagt es nicht mich Nazi zu nennen
 
man weiß ja nie…J
 
Mit freundlichen Grüßen
D. S.


11. Leserbrief

Sehr geehrte NDS, sehr geehrter Herr Riegel, 

vielen Dank für diesen Artikel, vielleicht kann ich einen Ansatz für Ihre Fragen liefern. Sie schreiben:  “Woher stammt sie also, die Wut auch vieler „normaler” Bürger auf die Wenigen, die eine andere Botschaft haben und zudem in ihren Verbreitungswegen weit unterlegen sind? […] Vielleicht haben unsere Leser noch andere Erklärungen für das Phänomen der aggressiven Abwehr, obwohl doch die massive Überlegenheit in den Verbreitungswegen Gelassenheit verleihen müsste?”

Einen möglichen Erklärungsansatz liefert das Buch: “Das falsche Leben: Ursachen und Folgen unserer normopathischen Gesellschaft”. 

Klappentext

“Ein Normopath ist stets normal und angepasst, sein Verhalten überkorrekt und überkonform. Die Zwanghaftigkeit, mit der er den Erwartungen entspricht, verrät indes, dass er ein falsches, ein unechtes Leben führt. Krank ist nicht nur er, sondern vor allem die Gesellschaft, in der er lebt und deren Anpassungsdruck er sich unterwirft – bis er die Gelegenheit gekommen sieht, seine aufgestaute Wut an noch Schwächeren oder am “System” abzureagieren.”

Also im Prinzip sehr vereinfacht ausgedrückt besteht unsere Gesellschaft zu einem Großteil aus Geisterfahrern, die von sich selbst aber überzeugt sind alles richtig zu machen. Statt die Fakten zu sehen, dass man in die falsche Richtung fährt, ist man aus Angst vor Repressalien irgendeiner Art (beruflich, im Freundeskreis, etc.) aber sogar bereit zu erklären, die wenigen “Richtigfahrer” sind die eigentlichen Geisterfahrer und diese dann sogar aggressiv anzugreifen, damit man seinen eigenen Status in der Gesellschaft von Geisterfahrern bestätigt. 

Das bedeutet aber leider auch, dass aus der (gesamthaft kranken) Gesellschaft an sich kein Umschwung zu erwarten ist, denn der Einzelne ist viel zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt und solange es einigermaßen läuft, wird er sich “normopathisch” verhalten. Erst wenn der Leidensdruck im Großteil der Bevölkerung ausreichend groß ist (Arbeitslosigkeit, Inflation, etc.) ist hier ein Umschwung zu erwarten. Die Deutschen sind da leider sehr leidensfähig, lieber opfert man Erspartes oder pumpt Freunde /Familie an, als dass man aufbegehrt. Da sind uns die Franzosen meilenweit voraus und ich hoffe, dass sie bald in den Generalstreik gegen diese dämliche Politik der nutzlosen Sanktionen gehen.

Bei “uns” ist da kaum was zu erwarten. Wenn man sich bspw. mal im Spiegel Online Forum umschaut, wie die Demos im Osten kommentiert werden, stellen sich einem die Haare zu Berge. So nach dem Motto “Sollen doch alle nach Russland auswandern”, “hätten wir die Mauer lieber zu gelassen” und natürlich das obligatorische “alles Rechte und Verlierer” sind noch die harmlosen Kommentare. 

Wenn es schon Widerstand in der Bevölkerung gegen Menschen gibt, die im Prinzip gegen die Verarmung ALLER Deutschen, egal ob Ost – West, Arm oder reich, protestieren, kann man sich leicht ausmalen, dass hier zeitnah kein Umschwung zu erwarten ist. Wahrscheinlich müssen die Lichter in Deutschland erst endgültig ausgehen und selbst dann wird es noch Menschen geben, die dies befürworten. 

Das Einzige was zeitnah helfen würde, wäre eine Kanzlerin ala Wagenknecht die politisch von oben eine andere Richtung vorgibt. Hier wäre die Chance größer, auch die Medien (trotz ihrer transatlantischen Ausrichtung) zumindest teilweise mitzuziehen. Dann würde es dem einfachen Bürger auch leichter fallen, diese Meinung zu vertreten ohne in die rechte Ecke gedrängt oder als Schwurbler abgetan zu werden.

Ich bin extrem pessimistisch bzgl. unserer Zukunft, denn weder ein Umschwung von unten und schon gar kein Umschwung von oben sind zu erwarten und mit den derzeitigen Bedrohungen (Sanktionen, Krieg, Energiekrise, etc.pp) brauchen wir keine “Normopathen” sondern klar denkende und handelnde Menschen wie Frau Wagenknecht. Am “Steuer” sitzen leider reine Ideologen, Transatlantiker und ein Kanzler, der jederzeit über cum-ex stolpern kann, wenn er ein falsches Wort ausspricht.

Ich hoffe es wird nicht so schlimm wie erwartet.

MfG
H. Dietrich 


12. Leserbrief

Lieber Herr Riegel,

obiger Artikel spricht mich sehr an. Da auch ich zu den Andersdenkenden gehöre – schon beim Vexierbild meist die Seite sehe, die der/die andere nicht sieht – kenne ich die von Ihnen geschilderte Thematik sehr gut und empfinde den Riss, der durch Familien, Freundschaften und die ganze Nation geht. Vor allem das canceln anderer Meinungen darf nicht hingenommen werden. Schließlich leben immer noch in einer Demokratie in der Meinungsfreiheit herrscht!

Ich erinnere mich lebhaft, dass mein Sohn mich kurz nach der Ausrufung der Pandemie besuchte. Wir beschlossen im Park vis-à-vis spazieren zu gehen. An der frischen Luft verlor sich die Angst vor gegenseitiger Ansteckung mit dem angeblichen Killervirus. Unabhängig voneinander war uns klar, dass etwas Grundsätzliches nicht stimmte, und wir kritisch und wachsam gegenüber dieser Regierung sein sollten.

Ganz auf Regierunglinie, hingegen, meine Schwiegertochter, die sich und die beiden Kinder hatte impfen lassen, sobald das Vakzin eingetroffen war, das Kanzlerin Merkel als Erlösung aus der Alternativlosigkeit angepriesen hatte. Dass der Impfstoff derartig schnell verfügbar war und der Bevölkerung die Impfung aus Solidarität abverlangt wurde, verstärkte meine innere Gewissheit, dass diese Pandemie ein Vorwand war, um die Bevölkerung zu demoralisieren. Dann kamen die Masken und giftige Teststäbchen und schädigen unsere Gesundheit bis heute.

Um die Komplexität des Geschehens besser zu begreifen, schaute ich Sendungen des Corona Ausschusses. Im Dezember ’21 erfuhr ich durch ein Interview mit der Genetikerin Alexandra Henrion-Caude, dass es sich bei dieser Impfung in Wahrheit um Gen-Injektionen handelt, die für die Behandlung respiratorischer Krankheiten ungeeignet seien. Corona-Geimpfte würden sogar noch anfälliger für Neuerkrankungen. Wenig später wurden dann sogenannte Corona-Durchbrüche in hiesigen Krankenhäusern behandelt.

Mittlerweile zeigen die Statistiken immer klarer eine Übersterblichkeit, die der Präsident des PEI noch lange nicht sieht und als auch nicht mehr zu übersehen war, dass immer mehr Geimpfte an schweren Nebenwirkungen leiden, ist es nach zwei Jahren endlich im ÖRR. Ich fing ich an mir Sorgen um die geimpften Kinder zu machen. Bei den seltenen Familientreffen machte ich Andeutungen – doch über die Gefahren weiterer Impfungen will niemand reden.

Am 8. Mai war ich zum Kaffee eingeladen. Dabei wollte die Schwiegertochter meine Meinung zum russischen Angriff wissen. Ich sagte ihr, dass es sich m.E. nicht um einen Angriff, sondern um eine Verteidigung handelt. Darauf meinte sie, nichts anderes erwartet zu haben, als dass ich den Sachverhalt völlig andersherum sehe, warf mir Kälte gegen die Ukrainer vor und vertrat die Regierungspropaganda vom bösen Putin, der die Ukraine aus purer Bosheit angriff!

Ich kenne Brzezinskis Buch Amerika die einzige Weltmacht, habe Krone-Schmalz’ Eiszeit und Ulrich Heydens Der längste Krieg in Europa gelesen. Deshalb sehe ich Zusammenhänge, die für andere nicht evident sind. Brzezinski empfiehlt einen regime change in Kiew mit dem strategischen Ziel die Ukraine als Brückenkopf für die Eroberung und Zerschlagung der Russichen Föderation zu nutzen. Meint irgendwer, dass die Russen das nicht wissen? Sergej Lawrow, der russische Außenminister, hat es kürzlich in der Vollversammlung der UNO erwähnt. 2014 fand dieser regime change unter der Ägide von Unterstaatssekretärin Victoria Nuland statt, der bisherige Amtsinhaber Janukowitsch wurde bedroht und musste fliehen und ein US-genehmer, Jazenjuk wurde neuer Präsident. Die Wahl war illegal. Mit den neuen Machtverhältnissen war die Ostukraine nicht einverstanden, man verbot ihnen ihre Kultur und die russische Muttersprache. Die Bewohner wurden als Terroristen bezeichnet und von den regulären Truppen, sowie von Asowbatallionen beschossen. Ihre Renten wurden nicht mehr ausgezahlt und 14000 Menschen kamen so ums Leben. Die russische Föderation übernahm die Renten und die Lebensmittelversorgung der Oblaste. Bis 2022 besaßen 700000 Ostukrainer einen russischen Pass. Bereits kurz nach dem Regierungsumsturz wurden ukrainische Streitkräfte von der NATO in Europa für den Krieg gegen Russland ausgebildet. Das allein erfüllt vermutlich schon den Tatbestand der Vorbereitung eines Angriffskriegs?

Während Putins Spezialoperation, Asowbatallione auszuheben und den Genozid in der Ostukraine zu beenden für mich eindeutig im Kiewer regime change von 2014 wurzelt, beginnt für meine Schwiegertochter am 24. Februar 22 ein anlassloser Krieg Putins. Die ganze moralische Verkommenheit des „Wertewestens“ zeigt sich in der scheinheiligen Reaktion auf den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine und eine Situation, die sie selbst ganz bewusst mit herbeigeführt haben!

Wer in Wladimir Putin einen irrational handelnden Präsidenten sieht, irrt. Er ist Jurist und arbeitete bis zur Berufung als Präsident beim KGB. Meinem Eindruck nach ist er sehr rational und will sein Vaterland schützen. Anscheinend ist er nicht einmal nachtragend. Herr Selenskij und er saßen schon vier Mal wegen eines Friedensvertrags zusammen. Wenn dieser nicht zustande gekommen ist, dann weil der britische Ex-Prime Minister Johnsson dem ukrainischen Präsidenten ausrichtete, dass ein Friedensvertrag nicht im Sinne des Westens sei. Der Krieg müsse auf dem Schlachtfeld entschieden werden. Bleibt nur zu hoffen, dass der türkische Präsident hier erfolgreicher ist und die Gewaltspirale sich nicht weiter dreht.

Ursprünglich wollte ich mich übrigens am Tag der Befreiung dem NDS-Gesprächskreis Charlottenburg anschließen, um am sowjetischen Ehrenmal auf der Straße des 17. Juli einen Kranz niederzulegen. Doch Ex-Botschafter Andrej Melnik hatte sich angekündigt, worauf alle abrieten dort hinzugehen. Deshalb beschloss ich zum sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park zu gehen. Dort traf ich einige Bekannte und erfuhr, dass bei der Befreiung Berlins ca. 180000 russische Soldaten gefallen sind und noch weit mehr verwundet wurden. Mit dem Gedanken большое спасибо мои друзья in Dankbarkeit und Verbundenheit und legte ich einen Blumenstrauß vor dem Aufgang nieder.

Ich bin froh über unsere Mitbürger aus dem Osten. Sie verstehen diese Zusammenhänge wesentlich besser als die des Westens. Dort nehme ich auch viel mehr Sympathie mit Russen war. Gleichzeitig wären sie aber nie so einfältig gewesen die russische Besatzungsmacht als ihre Freunde anzusehen, wie die Westler es mit den Amerikanern tun. Anstatt Herrn Putin pauschal zu verurteilen, finde ich es wichtig, dass besonders die Westler mal ein paar essentielle Fakten dieses Krieges verstehen.

Mit widerständigen Grüßen
Karina Harris


13. Leserbrief

In den letzten Tagen und Wochen, kommt mir beim Konsum von Mainstream-Nachrichten in Bezug auf das Thema Ukraine-Russland (nicht nur dort, aber dort besonders), immer häufiger das Zitat von Joseph Goebbels in den Sinn, welches auch „die große Angst vor den wenigen Andersdenkenden“ erklären könnte: „Wenn man eine große Lüge oft genug wiederholt, werden die Menschen sie schließlich glauben. Man kann die Lüge so lange wiederholen, wie es gelingt die Menschen von den wirtschaftlichen, politischen und militärischen Konsequenzen der Lüge abzuschirmen. Darum muss der Staat seine ganze Macht einsetzen, abweichende Meinungen zu unterdrücken. Die Wahrheit ist der Todfeind der Lüge und darum ist die Wahrheit der größte Feind des Staates!“
 
Wenn man sich die Äußerungen mancher Menschen anhört – besonders solcher die sich für Volksvertreter oder Journalisten halten – könnte man meinen, das wäre der “Ehrenkodex“ auf den sie sich in ihren Verlautbarungen berufen würden. Und umso schwerer es durch die galoppierende Inflation, die explodierenden Energiepreise, die sich verschärfende Sicherheitslage und die Nuklearkriegsrhetorik fällt, die Menschen von den Konsequenzen der Lüge abzuschirmen, desto engagierter muss der Staat abweichende Meinungen unterdrücken – was ja auch das von den NDS veröffentlichte Dokumentenleak zur “Gleichschaltung“ eindrucksvoll belegt.
 
Was die “normalen Bürger“ angeht und selbst im Familienkreis, da macht man sich mit pro-russischen oder gar Ansichten eines Putinverstehers wenig Freunde. In manchen online-Foren, wo ich teilweise lange Diskussionen über den Krieg in der Ukraine geführt habe, bekommt man teilweise so haarsträubende Dinge entgegengeschleudert, die ich selbst in der offiziellen Propaganda noch nicht gehört oder gelesen habe, dass man meinen könnte, manche Leute würden sich ihre eigene Gräuelpropaganda ausdenken. Putin befiehlt seinen Soldaten quasi persönlich alles zu vergewaltigen was nicht bei 3 auf dem Baum ist, Russland tut dies, Russland tut jenes, die Ukraine ist ein souveräner Staat, der nur sein freiheitliches Interesse zum EU und NATO-Beitritt gegen die mordenden, plündernden “Orks“ (Untermenschen traut man sich offenbar (noch) nicht zu sagen, aber man meint es natürlich) aus dem Osten verteidigt. Neonazis in der Ukraine und die Behauptung die NATO würde irgendeine Bedrohung für Russland darstellen, denn sie ist ja schließlich ein „reines Verteidigungsbündnis“, sind nichts als Lügen und russische Propaganda und überhaupt…“Butcha!“. Achja und die Formel vom russischen Faschismus und Imperialismus und dem Vernichtungskrieg gegen die demokratische Ukraine, die unsere Werte verteidigt, darf natürlich auch nicht fehlen. All diese Vorwürfe kulminieren dann in so einfallsreichen Spitznamen wie “Wladolf Putler“ für den russischen Präsidenten. Vielleicht fühlen sich manche Deutsche aufgrund der Historie nun besser, weil sie den Spieß endlich umdrehen und die Schuld auf Russland schieben können und endlich mal “auf der richtigen Seite“ stehen? Ich kann es mir kaum erklären, wie man sich so wenig differenziert mit diesem Konflikt beschäftigen kann.

Mindestens genauso schlecht ist es aber offenbar um das Wissen über die Vorgeschichte des Konflikts und die Akzeptanz von eigentlich als Konsens akzeptiert geglaubten Tatsachen bestellt. So wird von vielen Leuten mit denen ich Kontakt hatte abgestritten, dass die USA und/oder die EU irgendwas mit dem Putsch in Kiew 2014 zu tun gehabt hätten und dass Russland den Bürgerkrieg im Donbas entfacht habe um sein Nachbarland zu destabilisieren, weil das Volk dort den Prorussischen Präsidenten abgesetzt, und nicht länger Lust hätte von Russland unterdrückt zu werden. Verweise auf Veröffentlichungen diverser Think-Tanks wie der RAND-Corp. die quasi den Fahrplan für das Vorgehen der USA enthalten, werden i.d.R. mit einem Gemurmel über Verschwörungstheorien abgewatscht. Ich weiß nicht mehr, was ich diesen Menschen noch entgegnen sollte – ich habe auch keine Lust mehr mich mit dieser Ignoranz und Dummheit anzulegen, denn diese Leute wähnen sich – bestärkt durch die Ansichten der Mehrheit – unerschütterlich im Recht.
 
Ich habe selbst zwischen 2011 und 2014 insgesamt über ein Jahr in der Ukraine gelebt und gearbeitet. In Nikolaew, Ochakov, Mariupol und Lugansk, was ich dort kennen gelernt habe war russische Kultur, russische Sprache, russisch sprechende (unglaublich herzliche) Menschen, Datschas, Wandteppiche, Kwas und Georgsbänder überall und heute tut die offizielle Ukraine so als hätte sie mit Russland nichts gemein. Was ich kennen gelernt habe war ein Land (jedenfalls in den südlichen und östlichen Regionen in denen ich war), das kulturell und historisch viel näher an Russland steht, als an jedem anderen europäischen Land. Am 1. Mai 2014 bin ich das letzte Mal aus Lugansk abgereist, ich habe Proteste von zehntausenden Menschen gesehen und die Barrikaden, die sie dort vor Verwaltungsgebäuden errichtet hatten – was ich nicht gesehen habe, sind russische Soldaten oder “Grüne Männchen“ in Uniformen ohne Hoheitsabzeichen. Rund einen Monat später wurde Lugansk das erste Mal von der ukrainischen Luftwaffe angegriffen und dann muss man sich mit Leuten rumschlagen, die die Ukraine seit einem halben Jahr aus den Nachrichten kennen und Russland die ausschließliche Schuld für diesen Konflikt geben. Es ist zum Verzweifeln…
 
Zuletzt noch zwei treffende Zitate, an die ich in letzter Zeit in Bezug auf den Konflikt und die Reaktionen darauf sehr oft denken muss:

„Angreifer ist, wer seinen Gegner zwingt zu den Waffen zu greifen.“ (Friedrich der Große)

„Die gefährlichste Weltanschauung, ist die Weltanschauung derer, die die Welt nicht angeschaut haben.“ (Alexander von Humboldt (zugeschrieben))

Mit freundlichen Grüßen aus Schweden – David Meuer


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