Leserbriefe zu „Grün ist das neue Rechts“

Ein Artikel von:

Hier stellt Hannes Hofbauer die These auf, nach der die heutige politische Rechte grün sei. Sie vereine „dafür alle notwendigen Ingredienzen: Kriegsbegeisterung, Verbotskultur, geopolitischen und kulturellen Missionierungseifer, Affinität zum autoritären Staat und jede Menge erschaffene Feindbilder“. Die neue, grüne Rechte sei – wie die alte – von Kapitalinteressen getrieben. Der dabei ausgelöste Akkumulationsprozess benötige eine neue ideologische Grundlage für seine Rechtfertigung. Altes rechtes Gedankengut sei dabei hinderlich. Neue Ideologen brauche das Land. „In der von identitätspolitischen, besser: identitären Werten getränkten grünen Weltsicht“ scheine „der ideale Partner für den herbeigesehnten kybernetischen Aufschwung“ gefunden. Weltoffenheit und die Betonung der Überlegenheit ihrer Werte würden jedoch „ein toxisches Gemisch“ bilden. Wir danken für die interessanten E-Mails. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe. Christian Reimann hat sie für Sie zusammengestellt.


1. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,
 
unser Land könnte noch wesentlich mehr wenn man die Grünen nicht lassen würde.
 
Mit freundlichen Grüßen
P. Ehrental


2. Leserbrief

Verehrtes NDS-Team, lieber Herr Hofbauer,
 
danke für die erhellenden Gedanken. Sie erklären mein schon länger vorhandenes Unbehagen den Grünen gegenüber. Ich befürchte nur, es wird lange dauern, bis sich diese Erkenntnis allgemein durchsetzt, da mit “grün ist das neue braun” ein ganz anderer Habitus und  eine andere Sprache assoziiert wird (die sozioökonomischen Rahmenbedingungen mal beiseite gelassen). Man ist ja soooo zvilisiert und wohlerzogen! Und die Diskurshoheit liegt eh bei den Grünen samt medialer Entourage. Und wer da nicht mitspielt ist sowieso Nazi.

Ich freue mich auch weiterhin auf erkenntnisreiche Artikel.

Herzliche Grüße
Anne Rennemeier


3. Leserbrief

Hallo,

ein trefflicher Aufsatz über diese Partei.

Seit Monaten pflege ich in meiner Korrespondenz zu diesem Thema das Bild, dass ein Kleingärtner liefert:
Aus welk gewordenem Grün wird braun – womit wir wieder in der traditionelle Parteifarbenlehre sind.

Danke und viele Grüße
B.M.


4. Leserbrief

Hallo geschätztes NDS Team, sehr geehrter Herr Hofbauer,

der Artikel “Grün ist das neue Rechts” beschreibt die derzeitige Situation sehr verständlich. Ich schätze Herrn Hofbauers klare Sprache und seine Sicht auf Themen wie Migration, Europa, Russland, Zensur und Lockdown schon lange. Rechts steht zwar für Konservativismus während die Grünen gerade alle Werte auf den Kopf stellen und dabei sind, den Mittelstand (traditionelle Wähler konservativer Parteien) mit ihrer Politik gegen die Wand zu fahren. Der Hinweis auf den Artikel von Tove Soiland ist für das Verständnis dieser Umkehr sehr wichtig, denn der Kapitalismus kann die alte Rechte für die neuen Erfordernisse der Kapitalakkumulation nicht mehr gebrauchen. Die Migrationspolitik Merkels könnte man in diesem Sinne schon als “neurechts” einordnen. Die Trennschärfe zwischen rechts und links, bzw. grün wurde dadurch verwässert und durch die 180° Wende der Grünen hin zu rechter Politik ist sie gänzlich verloren gegangen. Obwohl mir dabei klar ist, das auch der Begriff Faschismus die neue Situation nicht ganz trifft, fällt mir beim Nachdenken über diese neuen (rechten) Grünen immer die Sätze von Ignazio Silone ein: Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen:” Ich bin der Faschismus”. Nein, er wird sagen: “Ich bin der Antifaschismus”. Wer hätte schon gedacht, dass die jungen Menschen, die einst mit Stricknadeln und Turnschuhen ins Parlament einzogen, heute derart totalitär agieren werden. Vielleicht korrumpiert die Macht sosehr, dass immer wieder dieselben totalitären Politikmuster entstehen. Ein Grund dafür scheint mir, dass Parteien und Politiker an der Macht in unserem System nicht wirklich kontrolliert werden. Gewaltenteilung und gegenseitige Kontrolle sind nur möglich, wenn die Judikative und Exekutive unabhängig von der Legislative (also Parteibonzen an der Macht) sind. Wenn Richter, Staatsanwälte und Polizeipräsidenten von Parteibonzen ernannt werden ist die Gewaltenteilung unterbunden. Solange die Staatsanwaltschaft dem Justizminister untersteht, werden Parteifreunde desselben für ihre Vergehen nicht belangt. Auch die öffentlich-rechtlichen Medien sollten von einem Publikumsgremium kontrolliert werden ohne jegliche Einflussnahme von Parteien. Aber das bleibt wohl der Traum einer wirklichen Demokratie, denn das derzeitige gesellschaftliche Klima ist totalitär vergiftet. Die Moralinsäure der neurechten Grünen hat die Diskursfähigkeit der Gesellschaft schon so sehr verätzt, dass sich kaum mehr jemand offen zu äußern wagt, was er denkt. Bei uns in Bayern, wo ich lebe, ist der höchste Grad der Verwirrung dann erreicht, wenn ma nimma woaß, ob ma Manderl oder Weiberl is. Diesen Grad scheint mir die Elite dieses Staates (also alle die, die sich selbst zur Avantgarde der Intellektuellen zählen) erreicht zu haben. Chapeau dem Land der Dichter und Denker! Die Kultur dieses Staates bewegt sich auf dem Niveau unseres Aushängeschilds, der Außenministerin, die mit Herrn Putin nur reden würde, wenn er vor ihr eine Pirouette dreht und als Weltreisende keine Ahnung von der Dimension des Erdumfangs hat. Vive la dilettantisme! Die Absolventen neoliberaler Schulbildung an der Macht, das WEF macht’s möglich.

MfG Jürgen Dennerlein


5. Leserbrief

Sehr geschätzte NachDenkSeiten,

danke für diesen weiteren Hintergrundbericht über den Zustand der „GRÜNEN“.

Für diese „Partei“ habe ich schon seit einiger Zeit nur noch das Kürzel FOG übrig: Faschistisch Oliv-Grün!

Faschistisch – ihre Sprache gegenüber Russland und China verrät sie; Oliv-Grün –vor lauter Aufrüstungseuphorie und westlichen Werte Verteidigung kann man ja auch mal den Umweltschutz, die weltweit überlebensnotwendige Aufgabe überhaupt, vergessen.  

Bei Adenauer hieß es in den 1950er Jahren über die damaligen Linken –inkl. SPD- „Alle Wege führen nach Moskau!“; für die FOGs von heute gilt: „Alle Wege führen nach Washington! Alternativlos!“
Nicht nur Ihre einmaligen Gründungswurzeln hat diese Kriegspartei verraten, nein, auch ihren Amtseid –soweit ministeriell verantwortlich-, das deutsche Volk und die europäischen Völker werden durch diese belizistischen „Politikerinnen“ und „Politiker“ verraten; Bestätigung von Frau Baerbock in Prag 2022 gefällig: „….was interessieren mich meine Wähler…..“!

Das preußische Berlin benötigte drei Kriege, um provokant 1871 in Versailles ein deutsches Kaiserreich zu proklamieren. Die jetzige Harakiri Koalition in Berlin legt es wohl –siehe Russland und China- auf einen Dritten Weltkrieg an, um Mitteleuropa inkl. Deutschland von der Landkarte verschwinden zu lassen.

Wir sind auf dem besten Erfüllungsgehilfen-Wege, auch dank den FOGs, die die Worte Diplomatie, Frieden, Verständigung aus ihrem Vokabular gestrichen und haben. Welch ein politisches Erbe verschleudert diese Generation!!!

Mit sehr nachdenklichen Grüßen
Manfred Hübner


6. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Hofbauer,

vielen Aussagen in Ihrer Philippika stimme ich zu, andere lohnen die Diskussion, aber mit einem Beispiel für (grüne) Verbotspolitik haben Sie sich wohl verrannt: Ja, Frauen wurden nach dem ersten Weltkrieg erfolgreich zum Rauchen verführt. Edward Bernais beschreibt in “Propaganda”, wie das gelang. Rauchen wurde als Ausdruck der Emanzipation dargestellt, während es tatsächlich viele in eine psycho-physische Abhängigkeit führte, die den Tabak-Dealern die Taschen füllte. Dass die Nazis diese Verführung mit dem Slogan “Eine deutsche Frau raucht nicht.” wohl erfolgreich konterten, dürfte die Gesundheit von Millionen Frauen und ihrer (ungeborenen) Kinder geschützt haben. Ist das nicht wichtiger als die Kritik an “deutsche” im Slogan?

Dass nach dem zweiten Weltkrieg in allen politischen Lagern und gesellschaftlichen Schichten gequalmt wurde, war gewiss weniger Ausdruck von Freiheit als Beweis für erfolgreiches Marketing. Ich halte es für keinen Auswuchs einer wild gewordenen Verbotspolitik, dass heute niemand mehr am Arbeitsplatz oder in Gaststätten passiv mitrauchen muss. Vielmehr ist das ein mühsam errungener Erfolg gegen eine Industrie, die immer noch die Freiheit genießt, mit enormem Werbeaufwand gesundheitsschädliche und potenziell süchtig machende Produkte in den Markt zu drücken. Und noch etwas: Nicht das Rauchen wurde verboten, sondern Rücksichtlosigkeit gegenüber Nichtrauchern.

Mit freundlichen Grüßen
Volker Jansen


7. Leserbrief

Welch eine krankhafte Bemühung alles Übel als “rechts” darzustellen! Damit werden doch alle Konservativen mit den grünen Staatsterroristen gleichgestellt! Und das ist total verlogen. Ein konservativer Rechter ist immer noch ein Demokrat. Er ist ja nicht rechtsextrem. Genauso ist es mit den Linken – oder sind die alle linksextrem? Wann löst sich der Autor endlich mal von dem alten links-rechts Schema und entdeckt, dass hier eine neue “Qualität” entstanden ist, die nur mit dem Schema “unten-oben” erfassbar ist.

Von unserem Leser G.N.


8. Leserbrief

Ich habe den Artikel von Herrn Hofbauer mit großem Interesse gelesen und fand in ihm viele Gedanken, die für mich neue Sichtweisen auf das Phänomen «Die Grünen» eröffnet haben, die ich als sehr wertvoll empfinde und für die ich sehr dankbar bin.Auch mich beschäftigen die Wellen des Russenhasses und die besondere Rolle der Grünen dabei immer wieder.Ich schäme mich dafür und bin wütend,das es innerhalb kürzester Zeit gelungen ist, die mühsam erarbeiteten Früchte der Versöhnung zu zerstören, die nach 1945 zwischen den Völkern Russlands und den Menschen in beiden deutschen Staaten gesät und geerntet wurden. Aber war die Betonung rassistischer Überlegenheit gegenüber anderen Völkern wirklich weg,wie Herr Hofbauer schreibt?Ich bin mir da nicht so sicher.Vielmehr denke ich,das sie vor allem im Westen weiterhin tief verankert war.Man fand nur neue Ausdrucksformen weil die alten nicht mehr taugten.

Nach 1945 war man sich in der BRD darüber im klaren, daß das Wort «Rasse» als Beschreibung für die Überlegenheit dessen, was man «westliche Zivilisation» nannte unbrauchbar und diskreditiert war. Doch das änderte nichts daran, das man vom Gefühl der Überlegenheit nicht lassen konnte und wollte. Jahrzehntelang fütterte man die Menschen in der BRD nun mit der scheinbaren Gewissheit, in allem die Besten zu sein. Deutsche Gesetze, Normen, Produkte und natürlich deutscher Fleiß waren immer besser als anderswo. Besonders den in östlicher und südlicher Richtung gelegenen Völkern einschließlich den Menschen in der DDR gegenüber fühlte man sich per se überlegen und diese Überlegenheitsdünkel tarnte man oft genug mit einer gönnerhaften «Die können ja nichts dafür»-Haltung, die man dann auch noch als Toleranz und Offenheit verkaufte. Wenn man das Wort «Rasse» schon meiden mußte so hatte man doch einen Ausweg für dieses Dilemma gefunden. Für die Rasse wurden nun Eigenschaften herangezogen, die man exclusiv nur für sich in Anspruch nahm und die man anderen absprach. Nur man selbst lebte in einer echten Demokratie, nur hier gab es echte Wahlen, nur das eigene Land blühte, nur im eigenem Nest wurden Menschenrechte geschützt, nur der eigene Staat verkörperte einen «Rechtsstaat», nur hier gab es Freiheit, nur die «westliche Wertegemeinschaft» kam als Maßstab für alle anderen Völker,Kulturen und Lebensformen egal wo auf der Welt in Frage. Herr Hofbauer schreibt zu recht das man den Begriff «Rasse» durch den Begriff «Werte» ersetzte-aber indem man genau die Verwirklichung dieser Werte anderen absprach hatte man sich eine neue Rassenlehre quasi durch die Hintertür erschaffen ohne das die meisten Menschen im Westen merkten, wie tief rassistisch diese Haltung eigentlich war. Man kam gar nicht mehr auf die Idee, das anderswo andere Kulturen durchaus andere Wertvorstellungen mit eigener Existenzberechtigung haben konnten und das man die Verwirklichung der eigenen Werte zuallererst bei sich selbst kritisch überprüfen sollte bevor man andere mit oberlehrerhafter Besserwisserei damit konfrontiert und belehrt.Auch die westliche Arroganz ist Rassismus mit einer sehr starken Betonung der eigenen rassischen Überlegenheit!

Die Fixierung auf die Werteideologie hat nämlich den Vorteil, das man sich permanent deren scheinbare Verwirklichung in der eigenen westlichen Hemisphäre als persönliche charakterliche Leistung exklusiv zugute halten kann. War die alte Herrenrassenlehre der Nazis noch eine Frage der Geburt auf die man im Grunde keinen Einfluß hatte so sind Werte eine im Laufe des Lebens durch die eigene Haltung erworbene moralische Errungenschaft die man wie eine Monstranz vor sich hertragen kann und die einem das wohlige Gefühl höchster persönlicher Vollkommenheit verschafft. Der neue Werterassismus ist ein Wohlfühlrassismus der einem Genugtuung und Behaglichkeit verspricht.

Im Erfinden immer neuer Werte sind die Grünen besonders kreativ.Seltsamerweise sind es oft Werte, die gegen die Meinung der Mehrheit in der Bevölkerung auf geradezu penetrante Weise durchgesetzt werden. Sei es der Genderirrsinn, der eine alte Kultursprache zerstört oder das Erfinden neuer Geschlechter ohne die die Menschheit jahrtausendelang wunderbar ausgekommen ist. Interessant ist, das diese Werte nie Brücken bauen, sondern trennen und das sie stets nur Scheinlösungen anbieten für Probleme wie der Geschlechterungerechtigkeit, die in den Gesellschaftssystemen der «Wertegemeinschaft» immanent sind.Wie allen Rassenideologien fehlt auch dem Werterassismus die Fähigkeit zur selbstkritischen Analyse und zur Distanz zum eigenen Anspruch.Man betrachtet nicht sich selbst sondern immer nur andere.

Und hier sind wir schon beim Paradoxum des Werterassismus. Sein oben genannter Vorteil gegenüber dem biologischen Rassismus ist zugleich sein größter Nachteil und der Nachteil des biologischen Rassismus sein entscheidender Vorteil: Der Rassist, der glaubt per Geburt überlegen zu sein muß seine Überlegenheit nicht ständig beweisen. Er ist es eben per Geburt und Ahnenpass und damit basta! Der Werterassist wird an der Umsetzung der eigenen Wertansprüche von anderen kritisch gemessen! Und damit sieht es für den Westen nicht gerade gut aus! Die Augen der Welt sind längst auf den meilenweiten Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit geheftet und das Bild das der Wertewesten dabei abliefert ist nicht gerade schmeichelhaft. Der sich ständig in seiner eigenen Blase selbstbeweihräuchernde Westen ähnelt längst dem Kaiser ohne Kleider. Die bröckelnde Fassade wird inzwischen nur noch mühsam mit immer abstruseren Lügen, durch Selbstbetrug,Doppelmoral und Heuchelei aufrecht erhalten und hält der kritischen Überprüfung derer, die man früher geringschätzig als «Dritte Welt» und als rückständigen Osten bemitleidete längst nicht mehr stand. Es ist mit Sicherheit kein Zufall, das es nun der Westen ist, der Mauern an seinen Grenzen errichten muß, der kritische Medien verbietet und die eigenen gleichschaltet sowie Andersdenkende verfolgt und diffamiert.

Der DDR-Dichter Peter Hacks schrieb schon 1992:»Alle kapitalistischen Parteien sind ein Federbett und ein Nährboden,aber sie sind nicht geeignet die Organisation hervorzubringen.Sondern dazu braucht man zunächst eine Splittergruppe,die sich entschließt dieses Geschäft zu übernehmen.Ich nehme an,in Deutschland werden es die Grünen und dieses Bündnis 90 sein.Also,es werden nicht die Nazis von Herrn Frey und es werden nicht die Nazis von Herrn Schönhuber sein,sondern es werden die sein.Also,die sind der Schoß,aber der Schoß ist nicht die Sache.Und die Sache muß irgendwo aus einer Keimzelle keimen,das ist ein Gesetz:Wer einmal geschlagen ist kann nicht unter demselben Namen wiederkommen.Er braucht eine neue Maske.Deshalb glaube ich auch das nicht in Deutschland die beiden Naziparteien die Keimzelle werden,sondern jemand,auf den man nicht kommt.Und diese weinenden Kleinbürgerorganisationen,die gegen alles sind und überhaupt nicht wissen wofür sie sind,die eignen sich.Es ist ein bisschen Prophezeiung drin.Wir werden sehen».

Nun sehen wir,wie prophetisch seine Worte vor 31 Jahren waren!

Ulrich Guhl


9. Leserbrief

Sehr geehrtes NDS-Team,

generell schätze ich Herrn Hofbauers Arbeit sehr, auch stimme ich der Grundthese seines Beitrags „Grün ist das neue Rechts“ vollkommen zu. Doch in zwei Punkten möchte ich seinen Ausführungen diesmal dennoch widersprechen.

1. Der Faschismus-Begriff ist keineswegs unpassend – ganz im Gegenteil
Hofbauer schreibt:

„Der Faschismus-Begriff ist für sie [die Grünen] unpassend, steckte in diesem doch das Versprechen auf einen gemeinsamen Volkskörper mit entsprechender Abschottung nach außen, gepaart mit einer Betonung rassischer Überlegenheit.“

Damit reduziert Hofbauer den Begriff „Faschismus“ allein auf die nationalsozialistische Ideologie. Das ist grundlegend falsch und eine unzulässige Gleichsetzung von Methode (Faschismus) und Ideologie (Nationalsozialismus). Hofbauer schließt damit von vorne herein aus, Gemeinsamkeiten heutiger Entwicklungen mit früheren aufzuzeigen, was aber wichtig ist, um faschistoide Tendenzen zu erkennen und, vor allem, auch als solche zu benennen. Wie soll man ihnen sonst entgegentreten?

In einem 1995 erschienenen Essay für die „New York Review of Books“ beschrieb Umberto Eco die Spielarten des Faschismus, die das 20. Jahrhunderts hervorbrachte, wie folgt:

“But the fascist game can be played in many forms, and the name of the game does not change. […] Fascism became an all-purpose term because one can eliminate from a fascist regime one or more features, and it will still be recognizable as fascist. Take away imperialism from fascism and you still have Franco and Salazar. Take away colonialism and you still have the Balkan fascism of the Ustashes. Add to the Italian fascism a radical anti-capitalism (which never much fascinated Mussolini) and you have Ezra Pound. Add a cult of Celtic mythology and the Grail mysticism (completely alien to official fascism) and you have one of the most respected fascist gurus, Julius Evola.” [1, 2]

Diese Wandlungsfähigkeit des Faschismus macht es manchmal schwierig, ihn zu fassen, zumal er sich auf vielerlei Weise stetig weiterentwickelt und keineswegs nur für die völkische Rechte charakteristisch ist.

Ein Ansatz, der uns in dieser Sache möglicherweise weiterbringt, sind die Erkenntnisse der amerikanischen Feministin und Bürgerrechtlerin Naomi Wolf. In ihrem 2007 im „The Guardian“ veröffentlichten Essay „Fascist America, in 10 easy steps“ [3, 4] versteht sie Faschismus nicht als eigenständige Ideologie, sondern vielmehr als eine Methode zur Errichtung totalitärer Herrschaft, die sich dazu ganz bestimmter Mechanismen bedient. Damit liegt sie ziemlich nahe bei Sheldon S. Wolin, der ein Jahr später in seinem Buch „Democracy Incorporated“ [5] die heutigen Strategien des Machtaufbaus und –erhalts beschrieb.

Ein ganz wesentlicher Teil dieser Strategien ist der Aufbau von Feindbildern in reicher Zahl, wie sie auch Hofbauer erwähnt („Überall außerhalb des engen Gesichtskreises werden Feinde ausgemacht“). Auffallend ist, dass unsere heutigen Feindbild-Narrative direkt von den USA übernommen und bereits unter Merkel in Deutschland systematisch etabliert und zunehmend institutionalisiert wurden, sei es durch die Übernahme bewusst irreführender Erzählungen (z. B. die Umdeutung jeglicher Herrschaftskritik als Verschwörungstheorie), diffamatorisches Framing von Einzelpersonen oder Gruppen (als Nazis, Rassisten oder Antisemiten) oder die Dämonisierung der obersten Vertreter konkurrierender Staaten, Systeme oder Parteien.

Seit die Ampel-Regierung am Ruder ist, werden diese Methoden sogar noch in verschärftem Maße eingesetzt, z. B. durch die Einführung fragwürdiger und unscharfer neuer Straftatbestände, oder die Einrichtung denunziatorischer Meldestellen. Angesichts der direkten Übernahme dieser Vorgehensweisen und Narrative aus den USA könnten wir diese Praxis – in Abgrenzung zu anderen Faschismen des 20. Jahrhunderts – auch als „transatlantischen Faschismus“ bezeichnen.

Die oben genannten Aspekte sind nur einige von vielen Hinweisen darauf, welch ein ungeheurer Umschwung von links nach rechts stattgefunden hat – nicht nur bei den Grünen, sondern bei fast allen, ehedem links verorteten Gruppierungen, innerhalb und außerhalb der Parlamente. Ich glaube, es war Norbert Häring, der einmal scherzhaft twitterte: „Die politische Polumkehr hat vor der magnetischen stattgefunden“.
 
2. Warum das Rauchverbot als Beispiel für einen Rechtsdrift ungeeignet ist

Hofbauer schreibt:

„Und doch misst sich am gesellschaftlichen Umgang mit Tabakkonsum der Grad von Freiheit, den die jeweilige Herrschaft den unter ihr lebenden Menschen gewährt. […]“ War in linken Aufbruchszeiten der 1920er-Jahre die Zigarette rauchende Frau geradezu ein Symbol weiblicher Emanzipation, hieß es in der dunkelsten Epoche der deutschen Geschichte: „Eine deutsche Frau raucht nicht“.

Nein, so verhält es sich nicht. Allein schon deshalb, weil das Rauchen gar nicht verboten wurde. Nur in öffentlichen Innenräumen darf aus Rücksichtnahme gegenüber Nichtrauchern nicht mehr geraucht werden. Auch ist „die rauchende Frau“ als Symbol weiblicher Emanzipation ein etwas schräges Bild, wurde ihr dieser Nimbus doch nur künstlich verpasst und zwar durch eine gezielte PR-Aktion Edward Bernays‘ (der vielen als Urvater der modernen Propaganda gilt) im Auftrag der amerikanischen Tabakindustrie [6].

Hinsichtlich der restlichen Ausführungen Hofbauers bin ich allerdings wieder ganz bei ihm. Gerade im Umgang mit den von ihm benannten Themen wie Corona, Klimawandel und Krieg ist gut erkennbar, wie sehr sämtliche Altparteien, besonders aber die Grünen, als willfährige Handlanger der  Pharma-, Energie- und Rüstungskonzerne ebendiesen exorbitante Gewinne in die Kassen spülen – auf Kosten und diametral gegen die Interessen breiter Teile der Bevölkerung.

Hofbauers Analyse „Die neue, grüne Rechte ist – wie die alte – von Kapitalinteressen getrieben“ trifft vollkommen zu.

Mit besten Grüßen
G. B.
 
Quellenangaben:
[1] „Ur-Fascism“ von Umberto Eco, Essay, veröffentlicht 22. Juni 1995 in der New York Review of Books, abrufbar (Bezahlschranke)
[2] Der Essay aus [1] wurde auch auf Deutsch veröffentlicht und zwar unter dem Titel „Der immerwährende Faschismus“ als Teil des Essay-Bands „Vier moralische Schriften“ von Umberto Eco, Carl Hanser Verlag, München/Wien, 1998, bzw. Deutscher Taschenbuchverlag GmbH & Co. KG, München, 1999.
[3] „Fascist America, in 10 easy steps“ von Naomi Wolf, Essay, veröffentlicht am 24. April 2007 in The Guardian, abrufbar (Bezahlschranke)
[4] Die in dem Essay [3] aufgeführten zehn Schritte zum Faschismus führte Wolf später auch in einem Buch aus, das  auf Deutsch unter dem Titel „Wie zerstört man eine Demokratie – Das 10-Punkte-Programm“ erschien, Goldmann Verlag, 2010
Dieses Zehn-Punkte-Programm umfasst (siehe auch [3]):

  1. Heraufbeschwören einer äußeren und inneren Bedrohung
  2. Betrieb von Geheimgefängnissen
  3. Aufbau einer paramilitärischen Truppe
  4. Aufbau eines Überwachungsapparats und Beobachtung normaler Bürger
  5. Infiltration von Bürgerbewegungen
  6. Willkürliche Festnahmen und Entlassungen
  7. Gezielte Angriffe auf Schlüsselpersonen
  8. Kontrolle der Medien
  9. Kritik gilt als „Spionage“ und Widerspruch als „(Landes-)Verrat“
  10. Untergrabung der Rechtsstaatlichkeit

[5] „Democracy Incorporated“ von Sheldon S. Wolin, Princeton University Press, Erstauflage 2008, auf Deutsch veröffentlicht unter dem Titel „Umgekehrter Totalitarismus“, Westend Verlag, 2022
[6] Die PR-Aktion „Fackeln der Freiheit“ von Edward Bernays im Auftrag der amerikanischen Tabakindustrie wurde vielfach beschrieben, z. B. in diesem NZZ-Artikel von  2018, abrufbar


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