Ein Wiedersehen mit den Fünfzigern

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Mich erinnern in diesen Tagen die brennenden Botschaften in arabischen Ländern, die Drohungen aus dem Iran und Reden wie in München, die ganz selbstverständlich die kriegerische Auseinandersetzung als Fortsetzung der Politik miteinbeziehen, an die Eskalation zwischen Ost und West, die wir in Deutschland in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts erlebt haben: Eskalation und Applaus für die Eskalation.

So wurde die Merkel-Rede in München kommentiert: »An die Rede von Frau Merkel wird man sich erinnern.« (NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer) ; »Das war ein absolut brillanter Auftritt. Das war selbstbewußt und doch bescheiden.« (General Harald Kujat, ehemaliger Vorsitzender des NATO-Militärausschusses); »Die USA sind sehr dankbar.« (William Cohen, früherer US-Verteidigungsminister); »›Sehr fundiert‹, ›eine offene, freundschaftliche Sprache‹, ›das war ein echter Neuanfang‹ – Mitglieder der US-Delegation bei der Münchner Sicherheitskonferenz überschlugen sich fast im Lob für Bundeskanzlerin Angela Merkels (CDU) Auftritt am Samstag bei der Tagung.« (Ulrich Meyer / ddp).

Zum Hintergrund eine, wie ich finde, interessante Information über den außenpolitischen Berater der Bundeskanzlerin: Christoph Heusgen.

Die zitierten Lobeshymnen hätten auch ohne Kenntnis der Rede geschrieben sein können. Sie sind wie die Kommentare zu der Rede Angela Merkels in Davos, die hochgelobt worden ist, obwohl ich jedenfalls etwas Dürftigeres selten gelesen habe.

Die Begleitmusik zur Block-Konfrontation in den Fünfzigern klang sehr ähnlich wie die zitierten Kommentare. Es dauerte dann mehr als ein Jahrzehnt, bis sich die Einsicht durchsetzte, dass die Politik der Stärke alleine nicht weiterführt. Das war mit Personen wie Willy Brandt verbunden, die die Fähigkeit besaßen, sich in die Lage anderer Völker zu versetzen und darauf aufbauend Strategien der Entspannung zu entwickeln. Aber jetzt sind wir überall umstellt von Anheizern.

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