Archiv: Monat: Juni 2011

Ersparnisse auf Rekordniveau – Wie mit Irreführung Meinung gemacht werden soll

Die ständige Wiederholung einer Aussage gehört zu den wichtigsten Methoden der Meinungsmache. So wiederholen die Bundesbank (z.B. hier [PDF – 240 KB] und hier, der Deutsche Bankenverband aber auch Versicherungskonzerne wie die Allianz in regelmäßigen Abständen Erfolgsmeldungen darüber, wie die Ersparnisse der Deutschen im Durchschnitt gestiegen sind. So auch jetzt wieder einmal der Bankenverband mit der Schlagzeile „Ersparnisse auf Rekordniveau: Fast 5 Billionen Euro Geldvermögen“. Bei wem sich die Ersparnisse allerdings angesammelt haben, das wird verschwiegen. Von Wolfgang Lieb

Staatsfinanzierung als Subvention des Finanzsektors

Ein Leser stellte uns neulich die Frage, warum Staaten sich eigentlich über die Märkte finanzieren? Diese Frage ist mehr als berechtigt und es gibt keine zufriedenstellende Antwort, die diese Praxis rechtfertigen würde. Wenn sich die Euroländer mit den selben Konditionen wie die Banken direkt über die EZB finanzieren würden, könnte der deutsche Bundeshaushalt jedes Jahr 25 Mrd. Euro einsparen. Auch Griechenland hätte, statt mit immer neuen Krediten seine Kreditzinsen zu finanzieren, realistische Chancen, seine Schuldenproblematik wieder in den Griff zu bekommen. Die Macht der Ratingagenturen würde mit einem Federstrich marginalisiert werden. Warum stellt sich die Politik eigentlich nicht so kluge Fragen wie unsere Leser? Von Jens Berger

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Griechenlandkrise; Deutschland ist der größte Schuldensünder des 20. Jahrhunderts; Heiner Flassbeck – Monetarismus und „Wettbewerb der Nationen“ sind die Totengräber des Euro; Paul Krugman – Mr Keynes and the moderns; Mindestlöhne sind bei der Bevölkerung beliebt; Ganz schön dreist, diese Manager; Steuer gegen Armut: Die Finanztransaktionssteuer (FTS); US-Behörde zieht Großbanken vor Gericht; Razzia in Berliner Helios-Klinik; Bürgerarbeit – Staatlich geförderter Flop; Die Erwartungen an Erwerbslose sind häufig inkompetent und riskant; Jeder zehnte Europäer mittleren Alters nimmt Antidepressiva; Zeitdruck führt zu Medizinerpfusch; Braindrain im Gesundheitswesen: Sterben, weil das Wissen fehlt; Schiffe, die kein Wasser vertragen; Mit Knarre am Bauzaun; Atomkraft: Alltägliche Strahlung; Schon bei Kleinkindern werden Arbeitnehmer-Kompetenzen abgefragt; Qualitätsjournalismus unter Druck; Das Allerletzte: Riesterrenten- Propaganda in der Berufsschule (MB/JB)

Der Antisemitismus-Vorwurf wird zur friedens- und gesellschaftspolitischen Gleichschaltung der Linken benutzt

Mit der Linkspartei beschäftige ich mich deshalb, weil es dort mehr als in anderen Parteien noch Kräfte gibt, die sich der neoliberalen und militärpolitischen Gleichschaltung entziehen und erwehren. Ohne die Linke werden sich Grüne und Sozialdemokraten vollends ergeben. Wer eine Alternative zur herrschenden Lehre und Politik will, wer will, dass sich bei der SPD und den Grünen Widerstand gegen die Agenda 2010 und die Fortsetzung dieser falschen Linie regt, muss daran interessiert sein, die Linke in möglichst vielen Parlamenten vertreten zu sehen. Dagegen wird massiv mobilisiert nach dem Motto: Entweder: Ihr passt Euch an, oder: Ihr habt in den Parlamenten – und an der Regierungsmacht sowieso – nichts zu suchen. Mit der Resolution zum Antisemitismus vom 7. Juni hat die Bundestagsfraktion der Linken die Rettung durch Anpassung versucht. Damit hat sie die Stöckchen geschnitzt, über die die Linke in Zukunft wird springen müssen. Albrecht Müller.

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Berliner S-Bahn – Bilanz des Sparkurses; Griechenlandkrise; Steuereinnahmen in Spanien brechen ein; Welle von Werftaufträgen belastet Frachtraten; Bilanz des Euro-Pakts; Millionenförderung für Bürgerarbeit ist aufgebraucht; Bildungspaket: Rohrkrepierer mit Ansage; Kritik am Gesundheitsfonds; Ergo-Vertrieb lockt Kunden in Falle; Versorger planen Verfassungsklage; Fukushima: It’s much worse than you think; Mogelpackung Bahn-Bilanz; Sie haben keine Lobby; 80 Prozent aller Flüchtlinge leben in Entwicklungsländern; Für ein Europa der Menschen; African Union Issued Warning to United Nations to Stop Attacks on Libya; US-Geheimgespräche mit Taliban; Das Volk setzt die Regierenden unter Druck; zu guter Letzt: Mildtätige Banken, wer sonst (JB)

Die Opfer und Folgen der Privatisierung

Uns erreichen täglich Berichte über die Folgen der Privatisierung öffentlicher Unternehmen und Einrichtungen. Konsequenzen hat das für die herrschende Ideologie und Praxis bisher nicht. Es wird weiter privatisiert. Im (vielleicht naiven) Glauben an die Wirkung von Information und Aufklärung sind im Folgenden einige Berichte aus der letzten Zeit zusammengestellt. Wenn Sie diese Zusammenstellung überzeugt, dann sprechen Sie doch bitte in Ihrem Umfeld über diesen fortschreitenden Wahnsinn. Die Beispiele betreffen 1. die Privatisierung der Bahn, 2. die Privatisierung der Energiewirtschaft, 3. die Privatisierung von Wohnungen und 4. die Privatisierung von Kliniken. Albrecht Müller.

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Eurokrise; Memorandum 2011; Mitschuld an Finanzkrise: US-Börsenaufsicht will Rating-Riesen verklagen; Hartz-IV-Empfänger erreichen häufig nur unsichere Jobs; Krankenversicherung – Die Privaten werden immer teurer; Gesetzliche Krankenversicherung erwirtschaftet Milliardenüberschuss; PKV Basistarife – Behinderte begrenzt versicherbar; Sicherheitsrisiko – Viele Lokführer übermüdet und schlecht ausgebildet; Teller statt Tank; Man unterstützt sich im Wahlkreis; Was verborgen bleibt; Großbritannien: Gewerkschaften drohen mit Jahrhundert-Streik; Mal eben ausgespäht; Verordnete Tristesse; Gegen alles, was links ist; Gabriels schwere Geburt; Ein Viertel aller Studierenden verlässt Uni ohne Abschluss; Pseudowissenschaften – Der akademische Geist; Die Twitter-Krieger von Jerusalem (MB/JB)

Die Systemfrage ist gestellt – sichtbar an der Entscheidung über den SPD-Kanzlerkandidaten durch die Finanzwirtschaft: Peer Steinbrück

Es ist bekannt, dass der frühere Bundesfinanzminister Lafontaine mit seinen G8-Kollegen Ende 1998 / Anfang 1999 über grundlegend neue Regulierungen der internationalen Finanzmärkte beraten hat und konkrete Ergebnisse erzielt waren. Jetzt berichtete mir ein Mitarbeiter des damaligen Bundesfinanzministers, der amerikanische Finanzminister habe dann am Rande des Geschehens gegenüber seinem deutschen Kollegen angemerkt, er, Lafontaine, werde doch wohl nicht annehmen, dass diese neuen Regeln die Zustimmung des amerikanischen Präsidenten bekämen. Schließlich habe Wall Street den Wahlkampf des amtierenden Präsidenten Clinton bezahlt. – Die Verhältnisse bei uns sind nicht anders. Merkel achtet wie schon Schröder auf die Interessen der Finanzwirtschaft und hat uns Steuerzahler schon mit weit über 100 Milliarden € zu Gunsten der Finanzwirtschaft in Haftung genommen. Und jetzt, in diesen Tagen kümmert sich die umsichtige Finanzwirtschaft vorsorglich auch um die Nominierung des SPD-Kanzlerkandidaten. Man kann ja nie wissen. Albrecht Müller.

Hinweise des Tages II

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Griechenland; Kenneth Rogoff – Vom Euro-Schneeball zur Lawine; Thomas Fricke – Stoppt die Ratingclowns!; Heiner Flassbeck – „Arbeitnehmer werden doppelt bestraft“; Deutscher Bank drohen strenge Kapitalregeln; Warum nicht Keynes?; Auf Kosten der Versicherten: Krasse Falschabrechnungen im Krankenhaus; Atom – der totalitäre Strom; Berechnung von CO2-Emissionen: Rechentricks fürs Klima; Keine Kunst: „Stolpersteine“ sind für das Finanzamt nur „Hinweisschilder“; Rendezvous von Muse und Mörser; Rassistischer Stumpfsinn; Israel: Wir müssen der Kritik Grenzen setzen; AKW-Gegner wittert Hochverrat der Grünen-Spitze; Image der Politiker sinkt auf historisches Tief; Bundeswehreinsatz in Afghanistan: Blutiger Krieg um die Wahrnehmung; Der Sündenfall der deutschen Chemie; Überlebenskunst; Bundeswehr auf dem Hessentag
(JB)

Drohende Wohnungskündigung: Kampf gegen Windmühlen?

Ein Erfahrungsbericht
In die Mühlen der Bürokratie kommt man schneller, als man denkt. Dass Wohnungslosigkeit zu etwa 80 % durch Mietschulden verursacht wird, ist nichts Neues. Neu ist vielleicht die Dimension und Perspektive darauf. Angeblich gibt es ja auch im Rechtsstaat noch genug Interventionsmöglichkeiten, um eine drohende Kündigung und Räumung abzuwenden. Soweit die Theorie. Denkste!

kino.to – Kriminalisierung und Kriminalität im Internet

Zu den Grundbedürfnissen eines jeden Menschen zählt auch die Teilhabe am kulturellen und sozialen Leben eines Gemeinwesens. Wer jedoch bei dem Begriff „Kultur“ nun an Goethe oder Beethoven, den Theater- oder Konzertbesuch denkt, verkennt womöglich die kulturellen Realitäten in unserer Gesellschaft. Vor allem für jüngere Menschen zählen neben Popmusik und Computerspielen auch aktuelle Kinofilme zur kulturellen Teilhabe. Die Schließung des Internetportals kino.to, das diese Teilhabe ermöglicht und dabei gegen geltende Gesetze verstoßen hat, wirft jedoch einmal mehr die grundsätzliche Frage auf, wie unsere Gesellschaft eine kulturelle Teilhabe ermöglichen will, ohne ganze Bevölkerungsschichten zu kriminalisieren. Von Jens Berger

Hinweise des Tages

Heute unter anderem zu folgenden Themen: Wer viel verdient, erbt auch viel; Eurokrise; US-Aufsicht sieht Finanzsystem in Gefahr; US-Verbraucher reduzieren ihre Schulden; Alt und Jung – Neue demografische Landschaften; Millionen Hausangestellte werden ausgebeutet; Zu wenig Kontrolle bei Mindestlöhnen; Neues Prekariat; Entlastung der Kommunen teuer erkauft; Irrlichter der Gesundheitspolitik; Stuttgart 21; Bundestag schiebt Transparenz bei Nebeneinkünften auf die lange Bank; Interview mit Werner Rügemer über Public Private Partnership; Die Uni ist’s gewesen!; Der verhöhnte Wähler; Rüstungsindustrie in der Forschung: Bremer Uni streitet über Zivilklausel; Die Medien sind krank (MB/JB)

“Der Kern unserer Politik ist der Gewaltverzicht“

An diesen zentralen Begriff der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik in den Zeiten von Brandt, Schmidt und wohl auch Kohl sollte man sich gelegentlich erinnern, um zu begreifen, welchen Irrweg unsere Regierungen inzwischen gehen. Beispielhaft wird das sichtbar an den Militäreinsätzen und zum Beispiel an einem Artikel bei Spiegel Online, wo den Autor vor allem die Sorge umtreibt, die NATO könnte nicht mehr in der Lage sein, lange genug Gewalt anzuwenden. Siehe hier. Albrecht Müller.

Hartz IV für Selbständige – „arm gerechnet“

„Selbständige sind oft Abzocker“ meldet der Kölner Stadtanzeiger und die Frankfurter Rundschau springt dem Schwesterblatt bei: „Solche Fälle lassen auf ein verbesserungsfähiges Geschäftsmodell schließen – oder auf gezielten Leistungsmissbrauch.“ (Printausgabe vom 15. Juni) Neue Sündenböcke braucht das Land. Nun sind es die Selbstständigen, die auf der gehartzten Hängematte liegen und an den Pranger gestellt werden.
Von Günter Frech

Hinweise des Tages

Dieser Service der NachDenkSeiten soll Ihnen einen schnellen Überblick über interessante aktuelle Artikel und Sendungen verschiedener Medien verschaffen. Heute u. a. zu folgenden Themen: Eurokrise, Griechenland, Mario Draghi, Wettscheine statt Aktien, neue Bündnisse, „Volksverdummung und Wählerfängerei“, Ausstieg aus Hartz-IV is oft von kurzer Dauer, Sozialabgaben für Direktversicherungen, Netto-Mitarbeiter packen aus, Berlusconi, Burschenschaftler streiten über „Ariernachweis“, Gewalt von Rechts, „In China kann alles heikel sein“, Syrien, Pentagon Papers, woher kommt der Giftkeim, zu guter Letzt. (RS)