Leserbriefe zu „Wollt Ihr die Welt in Flammen sehen?“

Ein Artikel von:

Hier kommentiert Jens Berger anlässlich des „Marsches auf Moskau“, zu dem der ultranationalistische Oligarch und Söldnerführer Jewgeni Prigoschin aufgerufen habe, die Berichterstattung in den Medien. Nicht mehr der gesamte Debattenraum werde abgebildet, sondern fast nur noch Falken würden zu Worte kommen. Das ARD-Format Anne Will habe „sich offenbar noch nicht einmal getraut, Gegenargumente (…) zuzulassen“. Vielmehr sei die Aussicht auf einen russischen Bürgerkrieg als ein durchaus wünschenswertes Szenario in Kauf genommen worden. Das sei repräsentativ für die gesamte mediale Berichterstattung des Wochenendes gewesen. Jedoch: „Ein Land, dessen Eliten die Welt vorsätzlich oder zumindest grob fahrlässig in Flammen sehen wollen, ist eine Gefahr“. Wir haben hierzu zahlreiche und interessante E-Mails erhalten. Danke. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.


1. Leserbrief

Hallo Herr Berger!
 
Der Chor der verwirrten Eliten engt sich immer weiter ein und wird damit auch immer mehr zu einer Art verzweifeltem Selbstgespräch. Längst hat man die Kontrolle über jegliche nachvollziehbare und authentische Information verloren. Es ist ein brachiales Wunschkonzert. Gefüttert wird es von Sehnsüchten, Annahmen und Halbwissen. Wer erleben will wie sich ein totaler Kontrollverlust in vollendeter Selbsttäuschung darstellt ist hier richtig. Bleibt die Frage, wozu man das so braucht. Die Welt hat sich gewandelt und die Feindbilder lassen sich nicht mehr so klar abstecken. Auch wird man immer mehr mit den eigenen Verfehlungen beim Durchsetzten der globalen Macht Bestrebungen konfrontiert und dies wird auch einer breiteren Masse sichtbar. In immer größerer Verzweiflung versucht man davon abzulenken mit dem Resultat, dass man sich nur noch mehr offenbart. Ich kenne nicht wenige Menschen die die endlos gleiche Leier im ÖRR nicht mehr hören konnten und sich daraufhin erst alternativ informiert haben. In diesem Sinne wird es sich, aus meiner Sicht, auch weiter entwickeln.

Beste Grüße!
Frank Kanera


2. Leserbrief

Lieber Jens Berger,

recht haben Sie. Ich empfinde für den genannten Personenkreis, der über Leichen geht nur noch tiefe Verachtung und möchte diesem auch besser nicht persönlich begegnen.

Schadenfreude tut selten gut und diese sogenannten Experten haben sich wieder einmal selbst menschlich und sachlich disqualifiziert.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Stöbe


3. Leserbrief

Lieber Herr Berger, liebes Nachdenkseiten-Team,

immer wieder vielen Dank für Ihre Artikel.
Es war wirklich Schwachsinn pur, was da in der Sendung “Anne Will” ablief. 

Liebe Nachdenkseiten, bitte sprechen Sie nicht von solchen Leuten als Eliten.
(Fremdwörterbuch: Elite = Auswahl, Auslese, das Beste, die Besten)
Das macht einen völlig falschen Eindruck. 

Mich wundert, dass in dem “Gesamtzusammenhang Prigoschin” niemand auf Geld zu sprechen kommt.
Es geht vermutlich ausschließlich um viel Geld, das auch die Ukraine zahlen könnte…nicht um Macht! 
Ein Prigoschin hat doch niemals das Zeug Präsident Putin zu ersetzen! Das ist doch eine Anmaßung!

Diese Wagner-Veranstaltung als Putschversuch zu bezeichnen zeigt die Dekadenz des Westens und „unserer Eliten“.

Mit freundlichen Grüßen,
H e l m u t L a n g e r


4. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

nun hat mich das doch mal interessiert und ich habe nachgeschlagen. Seit 2007 gibt es die Talkshow “Anne Will”, also seit 18 Jahren. Und dann jede Woche. Dass sind,  nach Adam Riese, also 18 * 52 = 936 Folgen. 936 Sendungen, jede eine Stunde lang, die ich nicht gesehen habe. Schont nicht nur die Psyche, auch die Umwelt. Kriege ich dafür CO2-Zertifikate?

Es ist natürlich ehrenhaft, dass Sie sich den Quatsch antun und dann den Zustand der Medien und der Gesellschaft dokumentieren. Muss ja sein. Mir fehlen zu diesem Zustand inzwischen die Worte, um meine Verachtung und meinen Ekel auszudrücken.

Das einzig Positive, das mir in diesem Kontext einfällt, im Gegensatz zu dem Quatsch von “Anne Will” & Co. lese ich Ihre Artikel immer wieder gerne. Selbst wenn sich mir beim Thema die Fußnägel umkrempeln und mir “die Kotze hochkommt” (Zitat Felix Rexhausen).

Herzlichen Gruß,
Rolf Henze

p.s.: Wenn ich die 1000ste Folge nicht gesehen habe, bekomme ich dafür einen Medienpreis?


5. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,
 
dem braven Bürger hierzulande ist nicht klar, welche Strategie “der Westen” bzw. die NATO im Russland-Ukraine verfolgt: Russland als Großmacht brechen, auch wenn dabei die Ukraine noch weiter ruiniert wird. Deshalb freut man sich klammheimlich, dass es zu einem Putsch kam (der keiner war). Zu dieser Strategie des Chaos gehört, dass in den letzten 20 Jahren immer wieder Personen zu Demokraten in Russland stilisiert worden sind, die tatsächlich nichts mit Frieden und Wohlfahrt für die Bürger Russlands im Sinn hatten. So wurde Michail Chodorkowskij im “Westen” als Demokrat hingestellt, ein Mann, der sich unter der Schnapsnase Boris Jelzin hemmungslos bereicherte und später sein Pfründe – wie sich herausstellte, zu Recht – durch einen wieder erstarkten Staat bedroht sah. Dieser unter Vermittlung Deutschlands in den “Westen” entlassene Chodorkowskij hat am Wochenende die russische Bevölkerung zur Unterstützung von Prigoschin aufgefordert, also zur Unterstützung eines Anführers von Mördern und Vergewaltigern. So sieht also das “offene Russland” aus, das sich diese Leute wünschen: Ein Land der Anarchie und Gewalt. Und “der Westen” unterstützt solche Typen! Das Gefühl der Scham, das, wie Sie schreiben, sich deshalb einstellen könnte, habe ich nie gehabt. Ich habe nur noch Verachtung für diese unsere “Spitzenpolitiker” übrig.
 
Mit freundlichen Grüßen
Anderson


6. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger und NDS Team,

Die Schlussfolgerung die sich aus dem Artikelinhalt und der realen Situation ergibt ist folgende:

Für den Westen spielt es keine Rolle, ob eine Führungsperson eine verwerfliche Ideologie hat, wie sein Kerbholz aussieht, wie nahe oder fern er der Demokratie steht.

Das Interesse des Westens besteht nur aus dem Nutzen, den eine in der Führungsrolle stehende Person hat oder welchen Nutzen man sich davon verspricht.

Nutzen für wen? Für eine kleine elitäre Gruppe aus Politik und Wirtschaft.

Welche Vorteile eine total destabilisiertes Russland nach Vorbild Libyen, Irak, Afghanistan ergeben soll, ist nicht nachvollziehbar.

Dabei darf man den Unterschied destabilisierte Atommacht im Vergleich zu obengenannten drei Ländern nicht aus dem Auge verlieren.

Die Wagner Gruppe unter Befehl von Prigoshin wurde bisher als eine Gruppe dargestellt, die kein Problem mit Kriegsverbrechen haben soll.

Hätte Prigoshin Putin verdrängt, würde man ohne Wimperzucken eventuelle Kriegsverbrechen unter seinem Kommando die volle Absolution verleihen. Das Ziel heiligt die Mittel.

Da gibt es noch etwas: Ab welchem Zeitraum die USA von den Plänen Prigoshins wusste, ist unklar. Die Berichte aus den USA und den Medien sind mit Vorsicht zu genießen.

Wenn man die Vergangenheit der USA in Sachen Umsturzunterstützung in anderen Ländern in Betracht zieht, ist es durchaus vorstellbar (keine Verschwörungstheorie), dass die USA in irgendeiner Form Prigoshin in seinen Vorhaben gestärkt, ermutigt oder unterstützt hat.

Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens


7. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

ich hoffe, diese Nachricht findet Sie wohlgesonnen. Es erfüllt mich mit aufrichtiger Freude, jemanden wie Sie zu finden, der eine solch bemerkenswerte Haltung einnimmt. Ich kann nicht anders, als Ihnen meinen tief empfundenen Dank auszusprechen.

Wenn doch nur mehr Menschen den Mut und das Mitgefühl hätten, sich ebenfalls zu schämen, dann würden wir eine Welle der Empörung erleben, die uns alle zu positiven Veränderungen inspirieren könnte.Ihr Bewusstsein für die Bedeutung dieser Scham ist inspirierend. Es ist selten, jemanden zu finden, der so sensibel für die negativen Auswirkungen von Handlungen und Entscheidungen ist, die unser Zusammenleben belasten.

Indem Sie Ihre Haltung offen und ehrlich zum Ausdruck bringen, setzen Sie ein leuchtendes Beispiel für andere, die vielleicht noch zögern, ihre Stimme zu erheben.Wir leben in einer Zeit, in der es unerlässlich ist, dass Menschen wie Sie ihre Meinung äußern und für das einstehen, was richtig ist. Ihre aufrichtige Scham zeigt nicht nur Ihren moralischen Kompass, sondern auch Ihre Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und aktiv zu handeln. Dieses Engagement ist bewundernswert und macht Sie zu einem Vorbild für diejenigen, die nach Inspiration suchen.In einer Welt, die oft von Gleichgültigkeit und Ignoranz geprägt ist, ermutigt es mich zutiefst, dass es Menschen wie Sie gibt, die den Mut haben, sich zu erheben und eine positive Veränderung anzustreben. Ihr Beitrag ist von unschätzbarem Wert, und ich möchte Sie ermutigen, weiterhin Ihre Stimme zu erheben und andere daran zu erinnern, dass auch sie die Macht haben, Veränderungen herbeizuführen.

Mit herzlichem Dank und aufrichtigem Respekt,
A. Boz


8. Leserbrief

Lieber Jens Berger,

ein kleiner Hinweis von mir zu Ihrem Artikel „Wollt Ihr die Welt in Flammen sehen“ vom 26. Juni 2023. Im Text zitieren Sie den Tweet von Carlo Masala mit „I smell civil war in the morning”; tatsächlich schrieb er aber „I like the smell…“. Das dürfte meines Erachtens eine bewusste Anlehnung an Francis Ford Coppolas Meisterwerk „Apocalypse Now“ sein. Im Film sagt Oberst Kilgore: „I love the smell of napalm in the morning.” Und weiter: „It smells like victory.“

In der genannten Szene wird ein vietnamesisches Dorf nahe einer Küste von amerikanischen Truppen angegriffen und mit Napalm bombardiert. Bei dem Angriff werden mehrere Zivilisten getötet. Aus den Lautsprechern der Kampfhubschrauber tönt Wagners „Ritt der Walküren“ und währenddessen lässt Oberst Kilgore einige Soldaten in der Brandung Wellenreiten, als ob man auf einer fröhlichen Strandparty und nicht im Krieg wäre.

Wenn Masala die Assoziation mit der genannten Szene aus Apocalypse Now bewusst genutzt hat, um unverhohlen Schadenfreude über einen drohenden innerrussischen Konflikt zum Ausdruck zu bringen, ist das an Zynismus und Menschenverachtung kaum zu überbieten. Der Vorgang hat orwellsche Ausmaße erlangt: Der Antikriegsfilm schlechthin wird für bellizistische Propaganda missbraucht. Es ist zu befürchten, dass Sie mit Ihrer Einschätzung völlig recht haben: Diese Elite ist tatsächlich eine Gefahr für die Welt.

Mit besten Grüßen und Danke für Ihre Arbeit,
Kai Willführ


9. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,
 
herzlichen Dank für Ihren exzellenten Kommentar “Wollt Ihr die Welt in Flammen sehen“?

Während die Abgeordneten des Deutschen Bundestages dem Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Putin, nach dessen Rede im Plenum des Deutschen Bundestages am 25.9.2001 mit Standing Ovations für seine Ausführungen  – Stichpunkte: Der Kalte Krieg ist beendet / Fortentwicklung der Vision von Michail Gorbatschow zum Bau des Europäischen Hauses von Wladiwostok bis Lissabon – ihren Respekt und Dank zollten, wird, nach den Ereignissen vom Wochenende in Russland, in den Mainstream-Medien, mehr oder weniger unverhohlen und, bislang unvorstellbar (!), auf die Karte „Regime Change und / oder Bürgerkrieg in Russland gesetzt. Verantwortung, Deeskalation und Diplomatie waren gestern. Heute wird – mir läuft ein Schaudern  über den Rücken – am Öffnen der Büchse der Pandora gewerkelt, ein Handeln, das die Welt mit Riesenschritten auf die Endzeit unseres Planeten, wie wir ihn bislang kannten, führen kann! Der menschliche Verstand scheint ausgeklinkt. Jedes noch so tödlichere Mittel, seien es taktische Atomwaffen oder Langstreckenraketen für die Ukraine, sind – zur Destabilisierung bis hin zum Regime Change in Russland – in den Mainstream-Medien hoffähig geworden, koste es, was es wolle, um den abgrundtiefen Hass auf das „Regime Putin“ zu befriedigen. Doch was wird sein, wenn Ultranationalisten oder / und extremistische Warlords in Russland in den Besitz taktischer Atomwaffen gelangen sollten? Was wird sein, sollten Kreml-Hardliner aus der zweiten Reihe  Zugang zu Interkontinentalraketen erhalten? Armageddon, die endzeitliche Entscheidungsschlacht in der Offenbarung des Johannesevangeliums, sie ist, Gott sei es geklagt, in dieser verblendeten Welt denkbar geworden, ein schrecklicher, Angst einflößender Gedanke!
 
Wilfried Böckmann


10. Leserbrief

Liebe NDS Redaktion.
 
Es gab einmal Zeiten in diesem Land, da haben die Eliten und das Establishment miteinander übereingestimmt, beide wurden also durch die gleichen Personen repräsentiert. Die Eliten der heutigen Zeit sind längst im Hintergrund verschwunden oder wurden bereits in den Untergrund verdrängt. Für die Öffentlichkeit sichtbar übriggeblieben ist das selbsternannte Establishment, repräsentiert durch diese erbärmlichen Figuren die sich in dieser Sendung vor der Kamera aufreihen durften. Erbärmlich, arrogant und dumm. Dummheit und Stolz, wachsen eben auf einem Holz, sagt ein altes Sprichwort. Die lebenden Beweise wurde von Anne Will in ihrer Sendung präsentiert.

Ob Herr Masala wohl den Artikel von Sergej Karaganov kennt, den er erst kürzlich in Russia in Global Affairs veröffentlicht hat?

eng.globalaffairs.ru/articles/a-difficult-but-necessary-decision/

Dieser Artikel in Kombination mit der nuklearen Erstschlagsdoktrin Russlands haben es derart in sich, das ich am Samstag als ich die Sache mit Priogoshin mitbekommen habe zuerst wie gelähmt war und an eine Provokation der Russen geglaubt habe, damit sie einen Grund für die Umsetzung dessen was Karaganov in dem Artikel vorschlägt finden konnten. Sergej Karaganov ist nicht irgendwer. Er ist einer der engsten außenpolitischen Berater von Präsident Putin. Seine Logik ist die, dass selbst eine komplette Auflösung der staatlichen Integrität der Ukraine Russland mittel- und langfristig nicht weiter bringt. Der Westen wird neue Anläufe nehmen um die Expansion Russlands nach Innen weiter zu behindern. Weiterhin schreibt er, dass es aus historischer Sicht an der Zeit ist die barbarische Umklammerung und Ausbeutung anderer Völker durch den Westen ein Ende zu bereiten. Er daher schlägt vor, durch gezielte taktische nukleare Präventivschläge gegen die politischen Zentren des Westens vorzugehen. London, Washington, New York, LA, Berlin, Paris usw. dürfen sich ab jetzt wirklich in höchster Gefahr wähnen. Mit dem Waffensystem Poseidon verfügen sie offensichtlich über die technischen Mittel das umzusetzen zu können. Historisch betrachtetwird jetzt gerade der zweite Weltkrieg zu Ende ausgefochten. Der Ukrainekrieg wird nicht nur einfach so durch Waffenstillstandsverhandlunegn zu Ende gebracht werden. Der Westen hat den Bogen überspannt. Es ist ein Endkampf. Der Sieger aus dem Ukrainekrieg wird als globaler Sieger vom Feld gehen. Es steht auf des Messers Schneide. Die Welt danach wird eine ganz andere sein. Die ideologischen Bretter vor den Köpfen der Falken diesseits und jenseits des Atlantiks versperren ihnen die Sicht auf diese brutale Realität, die sie slbst herbeigeführt haben. Ich glaube nicht, dass die Figuren dieser Sendung das auch nur ansatzweise begriffen haben.

Viele Grüße.
Ulrich Fräbel


11. Leserbrief

Guten Morgen,

nur eine Ergänzung:

“I like the smell of Civil War in the morning” – Wenn der Masala so twittert, zitiert er einen berühmten zynischen Satz aus dem Coppola-Antikriegsfilm “Apokalypse now” von 1979: “I love the smell of Napalm in the morning … Smells like – victory”. Das sagt Lt. Colonel Kilgore beim Angriff auf ein kleines vietnamesisches Dorf durch amerikanische Flugzeuge. Beim Anflug ertönt Richards Wagners “Walkürenritt”.

Der Gründer der Wagner-Söldner “Utkin, der als ein großer Bewunderer des „Dritten Reichs“ und Adolf Hitlers gilt,[32] führte den Kampfnamen Wagner, nach dem deutschen Komponisten Richard Wagner, den Hitler sehr schätzte.”(Wikipedia)

Viele Grüße
von unserem Leser A.S.


12. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,
 
ich teile ihre Kritik an der Sendung „Anne Will“, vor allem, was die Besetzung der Talk-Runde betrifft. Schon seit Längerem ist in den Leitmedien ein unerträglicher Bellizismus zu verzeichnen.
 
Was nun die Rolle von Prigoschin betrifft, drängt sich mir der Eindruck auf, dass es sich hier um ein Täuschungsmanöver des Kreml der besonderen Art handelt. Prigoschin und Putin sind beste Kumpels. Die Wagner-Truppen wurden auf ihren Vormarsch nach Moskau in keinster Weise aufgehalten. In Rostow – welch ein Wunder – haben sie sich dann auf Vermittlung von Lukaschenko zu einer Verhandlungslösung entschieden und sind nach Belarus abgezogen.
 
Dort kann dann mit den Truppen des belarussischen Militärs in aller Seelenruhe eine zweite Frontlinie gegenüber der Ukraine aufgebaut werden, sollte dies erforderlich sein. In dem Fall müssten nämlich Truppenteile der Ukraine von der Ostfront der Ukraine abgezogen werden.
 
Schon bei den Kämpfen um Bachmut konnte man feststellen, dass Prigoschin mit seinen Wagner-Truppen eine besondere Rolle einnimmt. Die Wagner-Truppen waren es, die Bachmut „freigekämpft“ haben. Der Blutzoll auf beiden Seiten war enorm hoch. Das ist eine hochspezialisierte Militäreinheit, bestens ausgerüstet und zu allem bereit. Und auch hier stellte sich Prigoschin hin und beschimpfte die Militärführung im Kreml auf das Wüsteste, um dann anschließend den russischen Streitkräften Bachmut zu „übergeben“.
 
Aus meiner Sicht wird der Krieg noch länger dauern. Eine atomare Konfrontation sehe ich aktuell nicht. Ich sehe aber auch keine Friedenslösung in naher Zukunft. Es wird so oder so zu keinem „Sieg“ auf einer der beiden Seiten kommen, also läuft es auf eine so genannte Pattsituation hinaus, in der beide Seiten erkennen, dass militärische Fortschritte nicht mehr erzielbar sind. Es ist geradezu tragisch, dass aktuell das Töten und die Zerstörung kein Ende nimmt.
 
Ich bin jedoch wie Sie der Meinung, dass ein Zündeln auf deutscher Seite an der atomaren Schnur verantwortungslos ist. Es zeigt welch Geistes Kind ein Teil unserer Eliten ist. Sie verlassen sich darauf, dass die chinesische Seite Russland davor gewarnt hat, Atomwaffen einzusetzen. Sollte es tatsächlich zu einem Regime-Change in Russland kommen, hätten wir in der Tat unkontrollierbare Verhältnisse. Das kann ernsthaft niemand wollen.
 
Herzliche Grüße W.B.


13. Leserbrief

Hallo liebes Team der Nachdenkseiten, liebe Leserinnen und Leser,

Hauptsache wir haben eine Justiz, die folgende Urteile gegen Friedensaktivisten spricht (auch wenn es später einen Freispruch gab, aber nur juristisch, nicht inhaltlich):

„ein Verbrechen der Aggression (§13 des Völkerstrafgesetzbuches) in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich in einer Versammlung gebilligt zu haben“.

Quelle: NachDenkSeiten – Skandal-Urteil in Berlin: Amtsgericht verurteilt Friedensaktivisten wegen Rede „Nie wieder Krieg gegen Russland“

Mit anderen Worten der Justiz ging es angeblich darum einer “öffentlichen Radikalisierung entgegen zu wirken”. Ob deren in meinen Augen rein politisch motivierte Interpretation den Tatsachen entspricht, wenn sich ein Friedensaktivist gegen Gewalt ausspricht…da setze ich mal ein ganz großes Fragezeichen hinter…

Jedenfalls ist es – wenn man wachen Geistes ist – offensichtlich, von wem hier tatsächlich eine öffentliche Aufwiegelung und Radikalisierung ausgeht, und das tatsächlich mit erheblicher Reichweite und Medien übergreifend quasi in einem Dauerfeuer.

Aber der Justiz fällt nur moralinsauer ein sich zu empören, letztlich, weil man sich diesen Extremisten in den Weg stellt bzw es wenigstens versucht (vll ist das auch gemeint mit “öffentlicher Frieden”?).

Ich würde sagen: eine Justiz, die da als Blitzableiter für Extremisten agiert (der Begriff “Falke” ist mir zu lasch; wir müssen uns schon lange genug anschauen wie intensivst versucht wird die Nebschen zu Hass und Gewalt / Aggression anzustacheln) hat sich ein ziemliches Ei ins Nest gelegt. Nebenbei wurde Oberst Klein, der über hundert Tote zu verantworten hat, freigesprochen. 

Nach meinem Verständnis müssten hier einige Richter und Staatsanwälte vor anständige (keine befangenen deutschen?) Gerichte gestellt werden, schließlich geht es auch darum: wer mit solchen Mitteln versucht eine Friedensbewegung klein zu treten, inwiefern leistet so jemand Beihilfe um einen Konflikt zu verlängern? Anders gefragt: wer ist hier tatsächlich Befürworter von Aggression und Gewalt?

Just asking.

Viele Grüße,
R.A.


14. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

diese Meldung hat alle „Staatlich geprüften Russenhasser & deren NATO-hörige Meute“ auf den Plan gerufen.
 
Von Masala bis Kieseletter von Roettgen bis Baerbock wurden die Selenskij-Trommeln geschlagen.
Die Schalmeien des Untergangs und die Posaunen des Hasses waren unüberhörbar.
 
Nur an die Folgen einer weiteren Eskalation denken diese Leute nicht.
Jemand, der in die Enge getrieben wird, hat die Möglichkeit seinen eventuellen Abgang selber zu bestimmen und auch die Art und Weise dessen.

In den „Hetzburgen“ des NATO-Westens wurde frohlockt, Russland könnte noch als Gegenpart der Anglo-Amerikaner und der NATO implodieren. Selbst auf die Gefahr eines Atomkriegs.
 
Im „AMPEL-Fernsehen“ brach sofort die Lawine der „TALKSHOWS“ und der „EXPERTENRUNDEN“ los.
Gespickt mit den allseits bekannten Gesichtern des Kalten Kriegs und der Anglo-Amerikanischen Think-Tanks.
 
Die Deutschen Medien und Politiker sind in vorderster Front, wenn es um „Krieg und den dazugehörigen Verdienst“ geht  .  .  . nie wenn es um Frieden gehen soll.
 
Wie das funktioniert kann sich die werte Fernseh-Gemeinschaft all abendlich in den Staatlichen wie Privaten TV-Kanälen anschauen.
Von Will über Illner hin zu Markus Lanz und zurück zu Maischberger.
Alle gaukeln ihrem ( noch) vorhandenen Publikum vor, es gebe eine ausgewogene Diskussionsrunde.
Dabei wabert der Geruch der „Waffenlobby und Parteigänger der USA & Großbritanniens“ durch die Studios.
Kieseletter, Frau Adler und last not least der „Kronprinz vom Cum-Ex & Wirecard- Kanzler Scholz“, Lars Klingbeil toben sich dort aus.
Anstatt den Leute reinen Wein, über die gescheitere Offensive der Selenskij Truppen, einzuschenken, frohlockte man und Frau über einen im Raum stehenden Bürgerkrieg.
 
Und der „WAGNER-CHEF“ Prigoschin, ein Mensch der über Leichen geht und bisher vom Westen auch so gesehen wurde, erscheint als „Lichtfigur“ am Horizont.
Vergessen sind da nun alle Vorurteile ihm gegenüber  .  .  . „Wir lieben den Verrat, nur nicht den Verräter !“
 
Aber das wird wohlweisslich verschwiegen.
 
Unsere Politiker und unsere Medien sind einem bemitleidenswerten Zustand.
Unfähig ihr Amt auszuführen, eindimensional in ihrer Denk- und Handlungsweise.
Ebenso verhält es sich mit unseren Medien, stramm und brav auf NATO-Kurs gebracht, sind die Artikel oder Beiträge kaum noch zu ertragen.
 
MfG
B. Schroeder


15. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

vielen Dank für Ihren mutigen Kommentar zum gewohnten, medialen Einheitsbrei, der täglich neue, absurde Tiefpunkte erreicht. Dass die Breitenmedien in ihren diversen, seichten Infotainment-Formaten nur noch vorhersehbar einseitige, ideologisch verzerrte Standpunkte garniert mit einem Übermaß an unglaubwürdiger Scheinmoralität zum Besten geben, hat dabei leider wenig eigentlichen Neuigkeitswert.

Es ist das bloße Ausmaß des andauernden intellektuellen Unterbietungswettlaufs der Medienmacher, das die Erwähnung  solch fragwürdiger Medienereignisse überhaupt noch rechtfertigt.

M. E. wird einem nicht minder wichtigen Aspekt solcher Show-Veranstaltungen dennoch nicht genügend Beachtung geschenkt: Neben der inzestuösen Meinungs- und Weltanschauungsmonokultur springt die geballte, fachliche Inkompetenz der geladenen Gäste ins Auge, Inkompetenz in Bezug auf das verhandelte Diskussionsthema, zu dem ausschließlich Schreibtisch-Strategen wie Politikwissenschaftler, Juristen, Journalisten, Politiker, Funktionäre und Lobbyisten ihre unausgegorenen, von praktischer Lebenserfahrung unbefleckten “Einsichten” vor aller Ohren breittreten dürfen.

Man kennt dieses Phänomen bereits erschöpfend aus der Corona-Zeit, als die immer gleichen regierungsnahen Medienstars sich aus einer theoretisch-wissenschaftlichen Nische rekrutierten, ohne dass die Vielzahl der eigentlich hochrelevanten, lebensnahen Fachdisziplinen Gehör bei weitreichenden Entscheidungen gefunden hätten.

Doch mittlerweile scheint man sich in den Leitmedien von jeglicher, belastbarer Fachkompetenz verabschiedet zu haben. So mag man sich fragen, welche tieferen Einblicke ein “neorealistischer” Politikwissenschaftler wie Masala, ein Vollblutpolitkarrierist und Lobbyist wie Klingbeil oder eine Journalistin wie Sabine Adler  zu einer Einschätzung der innenpolitischen Lage Russlands bzw. der geopolitischen Weltlage insgesamt beisteuern könnten. Bestenfalls Roderich Kiesewetter könnte man als ehemaligem Oberst ein paar einschlägige Kenntnisse zuschreiben, die dem durchschnittlichen Salon-Analysten abgehen.

Klingbeil hingegen wird nach seinem Zivildienst in einer Bahnhofsmission in Hannover nur noch wenige Berührungspunkte mit der realen Welt gefunden haben, während Prof. Masala offenbar die tragende Rolle der grauen Eminenz in allen Sicherheitsfragen zugedacht war.

Doch wie viel Expertise kann man einem akademischen Politikwissenschaftler zutrauen, dessen einschlägige Erfahrung wesentlich aus grauer Theorie besteht, einer geisteswissenschaftlichen Fachdisziplin, die anfällig für politideologische Vereinnahmung ist und nicht ansatzweise über die strengen mathematisch fundierten Methoden der Naturwissenschaften verfügt, die wenigstens allzu weltfremden Kopfgeburten Einhalt zu gebieten vermögen.

Der Wikipedia-Eintrag zu Carlo Masala liest sich nicht übermäßig beeindruckend, insbesondere scheint es Herrn Masala an interdisziplinärer Bildung zu mangeln, seine politikwissenschaftlichen Schwerpunkte beschränken sich auf binneneuropäische und transatlantische Themen, bestenfalls seine Arbeiten zu allgemeinen Sicherheitsfragen rechtfertigen, ihn überhaupt als Fachexperten zu Russland einzuladen.

Beeindruckender an Masalas Lebenslauf ist dann schon, dass es ihm frühzeitig gelungen ist, sich in politisch einflussreichen Kreisen einen Namen zu machen, so dass er dort als gern gesehener Berater seinen festen Platz gefunden zu haben scheint und damit seine Anwesenheit bei Anne Will recht vorhersehbar macht. Inwieweit diese politische Nähe mit wissenschaftlicher Rigidität und Unabhängigkeit vereinbar ist, mag Stoff für manch hitzige Diskussion liefern; dass sie der Wissenschaftlichkeit nicht gerade dienlich sein wird, liegt auf der Hand. Schon ketzerischer ist hingegen die Frage, inwieweit Politikwissenschaft überhaupt als Wissenschaft im engeren Sinne bezeichnet werden sollte, ähnliche Fragen stellen sich bezüglich der Wirtschaftswissenschaften, deren Erklärungs- und Prognosekompetenz zu realwirtschaftlichen Phänomenen  stets verlässlich enttäuschten. Immerhin, Wirtschaftswissenschaften bestechen durch ein hohes Maß an mathematischer Formalisierung, was ihnen im Gegensatz zu den “weicheren” Politikwissenschaften ein gewisses Maß an formaler Falsifizierbarkeit bzw. Überprüfbarkeit beschert.

Alles in allem sollte man sein Augenmerk vielleicht doch eher auf das richten, was inhaltlich weder bei Anne Will noch sonst irgendwo in den sog. Qualitätsmedien eine Rolle spielt: “Echte” russische Kontakte, Lebenserfahrungen und Berichte aus erster Hand, “harte” naturwissenschaftliche, ingenieur- und militärtechnische Grundlagenkompetenzen zur fundierten Bewertung sicherheitsrelevanter Sachverhalte,  “echte”, d.h. persönliche Erfahrungen aus Krisen- und Kriegsregionen von “echten” Experten, die vor Ort erlebt haben, wie sich “echte”, gewalttätige Konflikte vor Ort real abspielen und anfühlen.

Alles Dinge, die das schöne, selbstgerechte Wolkenkuckucksheim, in das sich der deutsche Mainstream geflüchtet hat, schnell zum Einsturz bringen könnten. So erhält das durch zunehmende Bunkermentalität geprägte politmediale Establishment noch eine begrenzte Galgenfrist, bevor die Realität früher oder später unsanft an ihre Tür anklopft.

Von unserem Leser D.D.


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