Leserbriefe zu „Ein X für ein U“

Ein Artikel von:

In diesem Essay diskutiert Katrin Starke über die „fetischisierte ´X´-Welt“. Sie sei oft die des schönen Scheins und der hehren Ideale. Dass die Reichen und Berühmten einfältig seien, lasse man ihnen durchgehen. Wer jedoch „die ‚lustige‘ Gesellschaft der kopfstehenden ´X´-Welt mit der Wahrheit und Wirklichkeit“ konfrontiere und „sich ihren eigensüchtigen Regeln, ihrem falschen Spiel und Fetischismus“ verweigere, werde „gnadenlos ausgesperrt und verworfen“. Eine „aufschlussreiche Erklärung für die merkwürdige ´X´-Mode“ finde sich in einer historischen Studie des Autors Jens Schubert. Wir danken für die interessanten E-Mails. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.


1. Leserbrief

Hallo Redaktion,

Ich möchte Frau Starke meinen Respekt und Dank für diesen Text übermitteln. Was für eine tolle sprachliche Mischung aus nüchterner Analyse und Leichtigkeit im Ausdruck und immer mit dem Blick aufs Große und Ganze. Ich bin begeistert, weil ihr Essay auch viele Aspekte meiner Wahrnehmung trifft und mit neuen Informationen und Gedanken anreichert.

Ganz große Klasse, ich wünschte ich könnte ebenso deutlich und sachlich meinen Ärger und meine Verzweiflung über die aktuelle gesellschaftliche Situation in Deutschland und der Welt zum Ausdruck bringen! Für mich ist dieser Text ein überraschendes Geschenk über dass ich mich sehr gefreut habe!

Herzlichen Dank dafür!

Mit den besten Grüßen und Wünschen
Claus Hübner

P.S.: Ich kenne das Buch “Verhängnisvolle Freundschaft” von Werner Rügemer auch und kann es ohne Einschränkung weiter empfehlen.


2. Leserbrief

Sehr geehrte Nachdenkseiten, sehr geehrte Frau Starke,
 
die genannte Symbolik wird auch in Musikvideos wie “Another Brick in the Wall” mit den sich überkreuzenden, marschierenden, weiß (silber in der Heraldik), rot und schwarz gefärbten Schusterhämmern dargestellt. Daher wohl auch die gegenwärtige Verfolgung des Musikers und Texters Roger Waters.
 
Mit freundlichen Grüßen
Udo Mittendorf


3. Leserbrief

Sehr geehrte Frau Starke,
 
mit Interesse habe ich Ihren Artikel über das X gelesen.
Ist schon erstaunlich, dass die gerne Mächtigen so fasziniert von diesem Buchstaben sind.
 
Was mich aber wundert, ist, dass Sie die Bedeutung des Buchstaben X im Bezug auf Pornografie völlig unerwähnt lassen. Angeblich wurde Herrn Musks neues X.com tatsächlich in Indonesien zunächst verboten, weil das X eben diese Assoziation für viele Leute hat. Gerade in Verbindung mit „Fetischismus von Ware, Geld und Kapital“ hätte diese Assoziation einiges hergegeben. Oder vielleicht war sie da und zu subtil für mich?
 
Was allerdings Chaplin im „Großen Diktator“ mit dem XX gemeint hat, scheint mir mehr Ihre Interpretation zu sein, denn das “Doppelkreuz”bezieht sich nicht auf den Buchstaben X sondern auf das englische Verb to double-cross, was soviel bedeutet wie betrügen, ein vortreffliches Symbol für Hynkel bzw. Hitler.

Mit herzlichen Grüßen
von einem Angehörigen der Generation X
Christoph Stahl


4. Leserbrief

Hallo NDS, hallo Frau Starke,

Starker Text!

Würde mich gerne mit Ihnen unterhalten.

MfG
Johannes Bichler


5. Leserbrief

Sehr geehrte Frau Starke,
sehr geehrtes NDS-Team,
 
vielen Dank, sehr geehrte Frau Starke, für Ihren Essay, “Ein X für ein U”, und danke auch an Sie, sehr geehrtes NDS-Team, für dessen Veröffentlichung als Diskussionsbeitrag.

Ja, grundsätzlich kann ich Ihre Argumentation sehr gut nachvollziehen. – Denn wahr ist, dass die Vertreter jedes noch so berechtigten Anliegens auch Ihre menschlichen Schwächen haben und hatten, so sie bei all ihrer berechtigten Zielstrebigkeit nicht den genügenden Weitblick hatten und unter anderem auch nicht frei von Egoismus und Eitelkeit waren, daher auch mehr oder weniger käuflich waren, ob bewusst oder unbewusst.

Die am wenigsten Käuflichen unter ihnen wurden meist zu Märtyrern.

Und auch Sie können als Autorin Ihre solide Bildung als Grundlage für Ihre Argumentation nutzen, angefangen von Ihrer Berufung auf Goethes Faust…

Aber wahr ist auch, dass die jeweiligen Protagonisten der berechtigten Gesellschaftskritik und Kämpfer für eine humanere Welt sich nicht nur von der bestehenden gesellschaftlichen Ungerechtigkeit, nicht zuletzt aus eigenem Erleben, betroffen fühlten, sondern aus mehr oder weniger privilegierten Elternhäusern kamen, wie bspw. auch Marx und Engels. Karl Marx hatte im 19. Jahrhundert immerhin Zugang zu Hochschulbildung gehabt und sein Denkvermögen schulen können, während Friedrich Engels aus einer industriell erfolgreichen und begüterten Wuppertaler Familie kam, der seinen theoretisch noch gebildeteren Freund lebenslang unterstützen konnte.

Ich denke u.a. zuerst an die Vertreter der Kubanischen Revolution wie Fidel Castro und Che Guevara sowie den herausragendsten Vertreter der rassistisch verfolgten Afroamerikaner Martin Luther King.

Die “Arbeiterklasse”, die Migranten, Asylsuchenden etc. aus den systemisch angelegten prekären Verhältnissen Stammenden konnten und können bis heute jedoch nur ihre Arbeitskraft zu Markte tragen, um überhaupt zu überleben, hatten und haben daher keine Gelegenheit, sich entsprechend zu bilden, um ihre existenziellen Nöte, den davon nicht betroffenen Bildungsbürgern für diese akzeptabel plausibel zu machen. Da half und hilft dann nur noch die nackte Gewalt, die bspw. Bismarck seinerzeit durch sein Entgegenkommen mit den halbherzigen “Sozialgesetzen” gerade noch zu verhindern wusste…

Und die jeweils Unterdrückten hatten und haben Gefühle, die verletzt wurden und werden, und daher fühlen sie sich von Populisten wie denen der AfD angesprochen, ohne zu bedenken, dass auch diese Partei nur von ihrer “Käuflichkeit” existieren kann, und einige von den sich durch die AfD-Probáganda bestätigt Dühlenden, setzen Asylantenheime in Brand…
 
Muss man nicht da nicht die gleiche gedankliche Aufmerksamkeit für die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowohl für “die ’68er” als auch jetzt für die jungen Vertreter von “Fridays for Future”, die “Letzte Generation” etc. gelten lassen?

Meines Erachtens tut man bspw. einem Rudi Dutschke und einer Ulrike-Marie Meinhof, als den Opfern des “Establishments” bitter Unrecht. Immerhin hatten sie auf die eklatante Missachtung des Grundgesetzes aufmerksam gemacht. Und tut man nicht allen denen Unrecht, die versucht hatten und es immer noch versuchen, trotz des Scheiterns dieser Protagonisten, die Ziele des gerechtfertigten Anliegens weiter zu verfolgen, ohne in die dafür bereit stehende und ausweglose “Gewaltfalle” zu tappen.

Auch wenn ein Joschka Fischer mit seiner geschickten Anpassung ans System und seiner daraus folgenden politischen Karriere anscheinend damit die ganze Bewegung in Misskredit bringen konnte sowie alle anderen “Realos” übrigens auch das redliche Anliegen einer Petra Kelly als maßgebliches Gründungsmitglied der “Grünen”.
 
Die Profiteure des kapitalistischen Marktes haben sich jedoch inzwischen noch effizienter “weiter gebildet”, was die Manipulierbarkeit der menschlichen Psyche betrifft und wie man auch mit den ihren Profit zunächst zu beschneiden scheinenden Anliegen Geld verdienen kann, indem sie auch in diese “Spielart des freien Marktes” investieren. Sie scheinen erkannt zu haben, dass man nicht nur kurzfristige Gewinne aus der höheren Frequentierung der “sozialen Netzwerken” schlagen kann, die jetzt mit der neuen “X-Symbolik” noch erfolgreicher um Aufmerksamkeit werben,  sondern auch von dem eigentlichen Anliegen ablenken kann, wie das der hoffentlich doch noch möglichen Begrenzung der Klimaerhitzung auf unserem Planeten. Stattdessen können die üblichen Profiteure die eigentlich gerechtfertigte Empörung der von den Missständen Betroffenen noch gekonnter als zuvor auf die “Störenfriede” des Systems lenken.
 
Leider kommt dieses aktuelle Anliegen der Menschheit auch in Ihrem Essay zu kurz, vielmehr lenken auch Sie mit ihren noch so berechtigten kritischen Hinweisen auf die Abhängigkeit der Menschen von den Mechanismen des Marktes davon ab, wie ich denke.
 
Was hält Sie als Autorin beispielsweise noch davon ab, sich die Mühe machen zu wollen, diesem eigentlichen Anliegen, das Ihrem Essay ja meines Erachtens zugrundeliegen müsste,  mehr gesellschaftliche Geltung zu verschaffen? Könnten Sie sich nicht in der Sache, um die es bspw. auch der “letzten Generation” geht,  gründlich informieren? – Schließlich wird sie durch die Forschungsergebnisse der Naturwissenschaftler der letzten Jahrzehnte untermauert.-  Und könnten Sie danach nicht diejenigen unter ihnen zu unterstützen, die sie allgemeinverständlich und ohne “Schaum vorm Mund” kommunizieren können? – Einer von ihnen wäre bspw. Mojib Latif.
 
Mit Dank im Voraus für Ihre Aufmerksamkeit
und herzlichen Grüßen
Johanna Michel-Brüning


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