„In ihren Schritten lag etwas Leichtes“ – schwülstige Baerbock-Propaganda vom RND-Chef

„In ihren Schritten lag etwas Leichtes“ – schwülstige Baerbock-Propaganda vom RND-Chef

„In ihren Schritten lag etwas Leichtes“ – schwülstige Baerbock-Propaganda vom RND-Chef

Jens Berger
Ein Artikel von: Jens Berger

Noch vor wenigen Jahren konnte man schmunzeln, wenn man sich die nordkoreanischen Nachrichten anschaute, die ihren Präsidenten als die „leuchtende Sonne des 21. Jahrhunderts“ und „glorreichen Mann, der vom Himmel abstammt“ vergötterten. Von den Nordkoreanern lernen, heißt siegen lernen. Das könnte man zumindest glauben, wenn man sich den jüngsten Kommentar von Matthias Koch zu Gemüte führt. In schwülstiger Propagandalyrik feiert der „Journalist“, der immerhin Chefautor des Redaktionsnetzwerks Deutschland ist, seine geliebte Außenministerin Annalena Baerbock, die „in einer hoffentlich bald anbrechenden Zeit […] noch mehr Einfluss in Deutschland in Europa gewinnen [wird] als bisher“. Herzzerreißend. Ist der deutsche Journalismus eigentlich komplett dem Wahnsinn verfallen? Von Jens Berger.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Als mir ein Freund gestern eine Passage aus Kochs RND-Kommentar zuschickte, glaubte ich zunächst, er wolle mich hochnehmen. Man ist ja leider bereits daran gewöhnt, dass deutsche Journalisten völlig kritiklos über Annalena Baerbock berichten. Aber eine derart schwülstige Eloge, für die sich sogar jeder PR-Texter, der etwas von seinem Fach versteht, fremdschämen würde, war mir bis dato noch nicht untergekommen. Aber lesen Sie selbst …

Quelle: Reddit

Und in diesem Ton geht es fünf lange Absätze weiter. Leider ist der Artikel hinter einer Paywall „versteckt“, so dass wir ihn aus urheberrechtlichen Gründen nicht in voller Länge wiedergeben können. Allein die Vorstellung, dass das RND seine Leser für dieses Machwerk zur Kasse bittet, ist in gewisser Art und Weise aber auch schon wieder amüsant. Sei es drum. Kernthese von Kochs als Kommentar getarnter Liebeserklärung an Baerbock ist es, dass es Wladimir Putins – so Koch wörtlich – „größter Irrtum“ überhaupt war, die dynamische Ex-Trampolinspringerin mit dem federnden Schritt zu unterschätzen. Worin dieser „größte Irrtum“ genau lag, wird dabei nicht ganz klar. Dass Putin die Grünen für eine Partei hielt, der – Zitat Koch – „pazifistische Grundsätze wichtiger seien als alle Empörung über den russischen Angriffskrieg“, ist wohl auszuschließen. Das glaubt sicherlich noch nicht einmal Matthias Koch.

So richtig abstrus ist es, dass Koch aus der von ihm so vergötterten „Reaktion Annalena Baerbocks“ auf den Ukraine-Krieg eine „Reaktion der Deutschen“ macht. Glaubt man den jüngsten Umfragen, sind gerade einmal 19 Prozent der Deutschen mit der Arbeit der Bundesregierung „zufrieden“ – „sehr zufrieden“ sind übrigens exakt null Prozent; offenbar durfte Matthias Koch bei der Umfrage nicht mitmachen. Rund 60 Prozent der Befragten sind zudem mit der Arbeit von Annalena Baerbock unzufrieden und das muss man als Außenminister erst mal schaffen, galt dieses Amt doch bis dato immer als Popularitätsgarant. Dass derart plump-schwülstige Elogen an der Unzufriedenheit etwas ändern, darf bezweifelt werden. So dumm sind die Leser nicht.

Da stellt sich doch die Frage, was Koch und Co. mit solchen hanebüchenen Artikeln überhaupt bewirken wollen. Glaubt Koch wirklich, was er schreibt? Oder schreibt er solche Sachen nur, weil er eigentlich gar nichts glaubt, aber halt laufende Kosten hat und man halt irgendwie über die Runden kommen muss? Vielleicht schielt er ja auch auf einen Posten im Umfeld der Futtertröge des Auswärtigen Amtes? Ich hoffe doch stark, dass es so profane Gründe sind. Denn wenn Matthias Koch den Unsinn, den er schreibt, wirklich glaubt, würde ich mir große Sorgen machen.

Update 13:30:

Hallo Jens Berger, der salbungsvoll zusammengeklöppelte Beitrag von Matthias Koch im RND über A. Baerbock kann in voller Länge in der Frankfurter Rundschau gelesen werden. Dort hat ihn Matthias Koch am 12.09.2023 auch unter seinem Namen veröffentlicht lassen und zwar ganz ohne Bezahlschranke. In der Mitteldeutschen Zeitung wurde der Beitrag von Matthias Koch i.ü. auch platziert.…
Den Link der FR füge ich also sogleich anbei, falls Sie, lieber Herr Berger, diesen noch zeitnah und bedenkenlos (urheberrechtliche Gründe) ihrem heutigem Beitrag für interessierte Leser ergänzen möchten: fr.de/meinung/kreml-ukraine-krieg-annalena-baerbock-hilfe-kiew-russland-putin-92513355.html

Viele Grüße aus Berlin sendet Ihnen und dem gesamtem Team der ND, G. Ackermann

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Titelbild: yeowatzup / commons.wikimedia.org // Montage: NDS