Leserbriefe zu „Links-grün versifft?“

Ein Artikel von:

Frank Blenz diskutiert in diesem Beitrag über die These, dass „unsere Gesellschaft“ sich „in einem gefährlichen, enorm eskalierten Zustand des Auseinanderdriftens“ befinde. Die Wortwahl der Menschen werde krasser und krasser, aus Diskussionen würden heftige Streitereien, später trete Schweigen, Funkstille ein. Bei all der ausufernden Rage und bei allem Schimpfen gerate „jedoch das Wesentliche in den Hintergrund: die Ursachen und das Treiben der Verursacher für den bedenklichen Zustand der Gesellschaft“. Wir danken für die interessanten Leserbriefe, in denen auch abweichende Meinungen mitgeteilt werden. Es folgt nun eine Auswahl, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.


1. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Blenz.

Ich kann mit den Links/Rechts/Mitte Klischees nichts mehr anfangen, sind sie doch mittlerweile obsolet. Ich bin weder das eine, noch eins von den anderen, ich bin Vorn! In erster Linie Humanist und sonst nichts! Das mache ich nicht von Parteien, oder öffentlichen Meinungen abhängig, ich denke selbst.

Hochachtungsvoll, Ulrich Erich.


2. Leserbrief

Lieber Herr Blenz,

Sie schreiben:

“Wie wäre es, für eine ordentliche Politik zu demonstrieren?”

Der Papagei ist tot! (*) Da hilft kein gutes Zureden mehr. Der ist mausetot!

Mit anderen Worten: Die Politik dieser Regierung ist pervers, menschenverachtend, kriminell, gefährlich, tödlich, in vielfacher Hinsicht. Das trifft auch auf einen großen Teil der “Opposition” zu. Wenn man protestiert, dann für etwas Konkretes. Für eine “ordentliche Politik” zu demonstrieren, reicht nicht mehr. Die muss konkret formuliert werden. In der herrschenden Politikblase ist das sicherlich nicht  möglich, die ist so narzisstisch und realitätsentfernt, die kann nur Sprechblasen, Pöstchengerangel und Intrigen. Wenn protestieren, dann, z.B.,  mit den Bauern, Lokführern, Ärzten, Apothekern.

Es braucht dringend eine außerparlamentarische Bewegung, die das wieder gerade rückt. Das bedeutet zuerst: Schluss mit der Aggression gegen Russland! Und dann konkrete Maßnahmen, um die Energieversorgung wieder sicher zu stellen. Ebenso die Infrastruktur, die Wirtschaft, das Gesundheitswesen, den Sozialstaat. Und natürlich, Schluss mit der Besatzung durch US-Militär und raus aus der NATO.

Alles andere wäre nur Kosmetik. Oder, um auf das obige Bild zurück zu kommen, ein Streicheln des toten Papageis.

Ein akademischer Streit um Etiketten hilft auch nicht weiter. “Linksgrün versiffft”? Natürlich sind die “Versifften” weder “links” noch “grün”. Aber “versifft” stimmt schon, auch wenn die Wissenschaft das “narzisstisch” nennt.

(*) siehe Monty Python: “The Dead Parrot”.

Viele Grüße,
Rolf Henze


3. Leserbrief

Ich grüße sie, habe mir lange überlegt, ob ich auf diesen Artikel reagieren sollte. Ich bin ein täglicher Leser der NDS. Es würde mir was fehlen. Aus den ÖR habe ich mich zurück gezogen.

Ich las den Artikel mit Aufmerksamkeit. Alle gut – dann – “wie bei de Kommunisten” Ich habe 37 Jahre in diesem “Karrieristenstaat” gelebt. Wo nimmt Herr Blenz nur diese Aussage her: siehe diesen Absatz .

Leider habe ich nichts über die Sozialisierung des Herrn Blenz im Netz gefunden. Ich nehme an, ein Wessi.

Geschichtskenntnis wäre heut zu tage nicht schlecht. Oder nur Polemik? Man müßte sich über so vieles in der deutschen Geschichte auseinander setzen. Ohne Schaum!!

Ich will bei der Gründung der DDR gar nicht an die ganzen Karrieristen erinnern: W. Pieck, H. Axen, A. Norden, W. Ullbricht uvm.

Leider kann man sich auch heute noch nicht über die Geschichte der beiden deutschen Staaten wertfrei austauschen.

Ulrich Wallrodt


4. Leserbrief

Links-grün-versifft (1) & Die totalitären Neigungen der „anständigen“ Mitte (2)

Die heftiger werdende Spaltung unter uns fällt immer mehr auf. Vor allem deshalb, weil sie von Seiten der öffentlichen Medien und der Regierung stark angefacht wird. Was noch gesagt werden darf und was nicht, führt in Anbetracht der neuen Gesetze zu Verunsicherung. Und wenn dann – wie in (1) beschrieben – im Eifer des Gefechts ein “Modebegriff” raus rutscht, ist gefühlt schon ein Bein im Gefängnis. Und so ist die beschriebene Diskussion auf sachlicher Ebene mehr als wünschenswert.

Etwas über das Ziel hinausgeschossen erscheint mir dabei die Beschreibung der geldgierigen Vermieter – die gibt es sicher. Aber es gibt auch die anderen. Und alle müssen die gesetzlichen Auflagen erfüllen. Es ist meist komplexer, als es die schnell gewählten Worte darstellen (s.o.).

Die Nachfrage bestimmt das Angebot und im Falle der Wohnungen läßt sich das nicht einfach erhöhen. Und bei immer mehr Wohnungsinteressenten wird die Situation sicher nicht besser.

Aber verständlicherweise kann man sich über die hohen Kosten ärgern. Auch mich stört offensichtliches Abgezocke. Nur gab es das schon immer und ich glaube nicht, daß es in letzter Zeit zugenommen hat. Allerdings fällt in Anbetracht der Teuerungen einfach mehr auf, was auch am eigenen Geldbeutel beobachtet werden kann: Der Geldabfluß erhöht sich immer mehr und der Geldzufluß nimmt kaum zu.

Doch dann stolpere ich wieder: Warum sind ist man sich einig, daß man etwas gegen die AFD tun muß? Ist das keine demokratische Partei? Leider rutscht die gut angefangene sachliche Diskussion hier kurz in ein Klischee ab. Gleiches ist auch in (2) passiert. Udo Brandes schätze ich sehr, da immer wieder gute Buchtipps von ihm kommen. Aber warum wird die AFD mit dem Titel des “Rechtsextremismus” gebrandmarkt?

Ich fühle mich durch die Parteien = Linke, SPD, FDP, CDU und v.a. die Grünen, die ich früher gewählt hatte, heutzutage bedroht. Und ich sehe keine Bestrebungen in dieser Parteiengruppe zu einer wirklichen Änderung der aktuell gewählten Richtung.

Um es ganz klar zu sagen: Die Unterdrückungen, Lügen und Unverschämtheiten, die ich während der Corona-Zeit erleben mußte und an die sich fortwährend weitere Punkte mit massiven zukünftigen Eingriffen in das Privatleben ergänzen lassen (Klima, Auto, Heizung, …) haben mich in dem Entschluß gefestigt, genau das zu sein: Der üble Protestwähler, in der Hoffnung einen (Auf-)Bruch zu bewirken.

Vielleicht verrenne ich mich, Neoliberalismus halte ich für kritisch und übersehe den Rechtsextremismus dabei, den mir halt bisher keiner plausibel aufzeigen konnte.

Danke an die Nachdenkseiten und ich bin sehr froh, daß es Sie – und weitere freie Medien – (noch) gibt.

R.K.


5. Leserbrief

Liebes NDS-Team,

im Artikel “Links-grün versifft?” arbeitet sich nun nach Jens Berger auch Frank Blenz an diesem Ausdruck ab.

Aber ist der Begriff wirklich so falsch? “Die Grünen” haben die Farbe im Namen, “Die Linke” eben das “links” (unabhängig davon, ob sie wirklich noch “linke” oder “grüne” Politik machen), und die SPD hält sich selbst für links – so wie zur Zeit anscheinend jeder außer der AfD, weil die sind ja “Rechts”. Weiterhin schreiben meiner Erfahrung nach viele insbesondere ältere Menschen denen immer noch das Attribut “links” zu aufgrund der früheren Politik.

Ob man die eindeutige politische Präferenz sämtlicher Leit – bzw.- Massenmedien jetzt “versifft” nennen will, oder lieber “durchseucht”, an der Tatsache ändert das wenig. Jedenfalls ist es mehr als nur eine leichte “Tendenz” in deren Richtung, da ist ein starker beschreibender Begriff schon angebracht.

Der Begriff “Links-grün versifft” ist mittlerweile – auch wenn vielleicht nicht ganz korrekt – etwas, das den Großteil der veröffentlichten Meinung und die dahinterstehenden Parteien und Medien beschreibt, und mittlerweile etabliert ist. 

Wollen Sie in jeder Diskussion zunächst minutenlang einen Vortrag halten, dass der Begriff vielleicht nicht ganz passt? Belehren Sie auch jeden, der “Schraubenzieher” sagt dahingehend, dass es ein “Schraubendreher” ist? Beides ist wenig zielführend, und wird m.E. (zumindest innerlich) mit einem “jaja, ist ja gut” abgetan.

Beste Grüße,
H.B.


6. Leserbrief

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit großer Freude habe ich die Analyse von Herrn Frank Blenz zur Situation unserer Gesellschaft gelesen. Ich muss zugeben auch ich habe mich des Öfteren dabei erwischt, vor allem seit der Corona Politik, sehr abwertend über meine Mitmenschen nachzudenken. Wer ist davor schon gefeit angesichts der massiven Ausgrenzung und Beschimpfung Andersdenkender?

Allerdings begreife ich desto älter ich werde, welches Spiel hier gespielt wird. Kurz Erwähnung sollte hierbei finden, dass ich mit meinen 25 Jahren noch nicht über diese Lebenserfahrung verfüge, wie einige andere kritische Denker in diesem Land. Aber ich habe in den letzten Jahren meines Politisierungsprozesses festgestellt, dass die “alten” Begriffe “links” und “rechts” für mich sehr aus der Zeit gefallen sind. Ich kann mich weder mit dem einen, noch mit dem anderen identifizieren. Dies macht es auch schwer für mich eine politische Heimat zu finden. Vor allem da die politische Krisenthemen immer komplexer werden.

Das Dilemma lässt sich mMn an zwei Themenkomplexen festmachen:

  1. Die Kriegsthematik

    Ich habe mich selbst (wie vermutlich der Großteil der Menschen) als Pazifist verstanden. Eine früher klar linke Position, welche heute hauptsächlich von rechts oder den sogenannten “Altlinken” vertreten wird. Hier kommt man nun in das Dilemma, dass es für mich eigentlich nichts mit links oder rechts zu tun hat, ob man für Frieden ist oder nicht. Das sollte meiner Ansicht nach Konsens sein aber eben jener ist nicht mehr gegeben und ich befürchte, dass sich durch die zunehmende Stigmatisierung von Kriegsgegner oder besser gesagt, Diplomatie Befürwortern, die Masse in einen neuen Krieg “nudgen” lässt.

  2. Die Asylpolitik

    Hier ist die Abgrenzung in rechts und links schon etwas einfacher, jedoch hängt an diesem gewaltigen Themenblock, vor allem ein Themenbereich mit dran, die soziale Frage. Ich sehe mich hierbei auf Seiten der politischen Rechten, wenn es um die massenhafte Einwanderung aus muslimischen Ländern geht. Einerseits aufgrund des kulturellen Aspekts, dass ich denke die muslimische Kultur wird auf lange Sicht keine andere neben sich akzeptieren. Andererseits (und hier wird es wieder ein Dilemma) aus der sozialen Frage heraus. Die Statistiken aus Dänemark sind bekannt (MENAPT) und ich befürchte wir steuern immer weiter auf das Versagen des Sozialstaats zu, wenn wir die unkontrollierte Einwanderung nicht stoppen. Da kommt in mir der klassische Linke hervor, da ich der Meinung bin, dass wir einen funktionierenden Sozialstaat brauchen. Allerdings kann es nicht funktionieren, wenn jeder in diesen einwandert.

Ich kann und will mich in diesen Fragen nicht klar als links oder rechts definieren und eine vernünftige Diskussion, ohne Anfeindungen ist kaum noch möglich. Dies nehme ich aktiv in meinem Freundeskreis wahr. Wo früher ein aktiver Austausch über Themen stattfand (auch mit unterschiedlichen Meinungen) ist heute ein plumpes Schweigen über diese Themen, um nicht die Freundschaften zu gefährden. Dabei sollte gerade unter jungen Menschen ein reger Austausch über jene Themen geführt werden, schließlich geht es um unsere Zukunft.

Ich versuche trotzdem weiter positiv zu denken und verbleibe

mit freundlich Grüßen.

Von unserem Leser J.R.


7. Leserbrief

Mein Kollege Jens Berger schrieb kürzlich, dass es einstweilen um die ultimative Rettung der Demokratie und der Grundrechte ginge. Jens Berger und wir, mein guter Freund und ich, fragten uns aber auch: Wo waren diese braven Menschen eigentlich, als vor gar nicht allzu langer Zeit die Grundrechte durch die Coronamaßnahmen tatsächlich unter Beschuss lagen?

Eine mögliche Antwort könnte sich im Anhang finden…

P.S. Großer Dank an euch alle!

Mit freundlichen Grüßen

Helmut Adams


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