Leserbriefe zu „Das westliche System schlittert in eine Legitimationskrise“

Ein Artikel von:

In diesem Debattenbeitrag thematisiert Jens Berger den Umstand, dass in keiner der 20 großen westlichen Demokratien ein Regierungschef auf eine Zustimmung von mehr als 50 Prozent komme. Wenn kein Regierungschef der westlichen Welt mehr die Zustimmung von der Mehrheit der Bevölkerung habe, stecke das System in einer Legitimationskrise. Wenn das System seine grundlegenden Versprechungen nicht mehr erfüllen könne und die Zustimmung immer weiter sinke, sei ein „autoritäres Rollback“ wahrscheinlich. Wir danken für die interessanten Zuschriften. Hier nun eine Auswahl der Leserbriefe, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.


1. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

“Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.”

Bertolt Brecht.
Er schrieb den Satz 1928 für die Ballade “Wovon lebt der Mensch” in der Dreigroschenoper.

Könnte es eine Erklärung der Wähler sein?

Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Dißars


2. Leserbrief

Werter Herr Berger,

Legitimationskrise des Westens: sehr interessante, global aufgestellte Analyse, danke! Ihr Fazit lautet, im Westen sei ein „autoritäres Rollback wahrscheinlich; sei es unter dem Dach einer erodierenden Demokratie oder in Form einer neuen Autokratie.“

Ich meine, der „Westen“ ist dort schon längst angekommen. An den Regierungstischen hat sich ein totalitär denkender und handelnder Typus von Herrschenden versammelt: mittels Kaschierung als „linksgrün“ und „woke“, unterstützt von 95% der mit-herrschenden Medien, werkeln militaristische, volkserziehende Ultras an den Hebeln politischer und medialer Macht.

Daher nun auch die „Delegitimierung des Staates“ als neues verfassungsrechtlich relevantes Beobachtungssujet.

Mit freundlichen Grüßen
Christopher Sprung


3. Leserbrief

Hallo

Wenn die so genannten westlichen Demokratien den Wählerwillen bis zur Unkenntlichkeit verwässern und außer der Einnahmezeremonie alle 4 oder 5 Jahre keine echte Wirkung zeigen, ist das dann nicht eigentlich Homöopathie?

Nun kann auch die Homöopathie durch den Placeboeffekt dem Wähler das Gefühl geben, etwas für seine Gesundheit zu tun, aber früher oder später kann das Fehlen der Medizin “Regieren nach dem Willen der Mehrheit des Volkes” zum Tode des Patienten führen.

Viele Grüße
Andre H.


4. Leserbrief

Jens Berger sagt sehr richtig:

“Wenn das System seine grundlegenden Versprechungen nicht mehr erfüllen kann und die Zustimmung immer weiter sinkt, ist vielmehr ein autoritäres Rollback wahrscheinlich; sei es unter dem Dach einer erodierenden Demokratie oder in Form einer neuen Autokratie. Entwicklungen in diese Richtung sind ja bereits in nahezu allen westlichen Staaten zu beobachten.”

Verwundern muss das jedoch nicht angesichts der “Fassadendemokratie”, die ja auch hierzulande nicht erst seit heute existiert.
Solange eine breite Bevölkerung davon mit profitierte, solange hat der “Glaube an die kapitalistische Demokratie” noch getragen.
Da jedoch der Kapitalismus, sprich der Reichtum und Einfluss weniger in der vorherrschenden Demokratie das Sagen haben und nicht die in Sonntagsreden viel beschworenen Souveräne und Souveräninnen, solange bleibt auch die Demokratie im “besten Deutschland aller Zeiten” ein Etikettenschwindel .

Lohnend sich die Analysen von Prof. Dr. R. Mausfeld zu Gemüte zu führen, der über die Mechanismen ‘simulierter Demokratie’ aufklärt.

Leider kommt vom Bündnis Wagenknecht bisher nichts, was aufzeigt, welche Wege es braucht in Richtung “mehr und direkter Demokratie”. Dazu gehörte auch Abschaffung von
“Parteienherrschaft”, Überlegungen bezüglich “Haftpflicht für PolitikerInnen”, institutionelle Unabhängigkeit der Justiz und vieles mehr.

Frau Wagenknecht empfahl einst: ‘Lest mehr Goethe’.
Denn schon Goethe stellte fest: “Welche Regierung die beste sei? Diejenige die uns lehrt uns selbst zu regieren”.
Ein guter Rat des einstigen Geheimrats, den das BSW bisher nicht beherzigt hat.
Kommt da noch was in Richtung ‘mehr Demokratie wagen’?

Beste Grüße
Ute Plass


5. Leserbrief

Lieber Herr Berger,

naja, es ist schon mitten drin in der Legitimationskrise, das westliche System. Um davon abzulenken wurde doch die Covid-“Pandemie” angezettelt.

Sie schreiben:

“Die Elitenverdrossenheit wird in allen Ländern des Westens immer größer. Man fühlt sich nicht mitgenommen, nicht repräsentiert.”

“Mitgenommen”? Um Gottes Willen, da wo die sind und hingehen, dahin will ich ums Verrecken nicht mitgenommen werden. “Verraten” müsste es heißen statt “nicht mitgenommen”.

“Unsere politischen Debatten sind mehr und mehr identitätspolitisch geprägt.”

Ich weiß ja was damit gemeint ist: “Identitätspolitik”. Aber das klingt viel zu wissenschaftlich, viel zu sauber. Die “Identität”, die die Woken-, Gender-, Klima-, etc.-Eliten für sich definieren, ist keine Identität. Sondern eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, versteckt hinter realitätsfernen Ideologien.

Der gemeinsame Nenner der Krise ist der Neoliberalismus, Kapitalismus, Wachstum im Endstadium. Mit der Unterwerfung unter den allgegenwärtigen Konsumterror, macht die breite Masse mit. Mit Wahnsinn in den Untergang, so könnte man das mit einem Satz beschreiben. Regenbogenfähnchen schwenken und auf Demos “gegen rechts” (bloß nicht genau hinschauen, was damit gemeint ist) sich an “Vielfalt” ergötzen.

Immerhin merkt eine große Mehrheit, dass da was nicht stimmt. Es kann ja nicht nur an seinem süßlichen Grinsen liegen, dass der Olaf so unbeliebt ist.

Herzlichen Gruß,
Rolf Henze


6. Leserbrief

Sehr geehrte NachDenkSeiten,

in Betrachtung des westlichen Systems, wird doch eines ganz schnell klar: “Hier handelt es sich um nichts, was einen ganzheitlichen Ansatz hätte.” Was will er denn nun sein, der Westen, Demokratie oder kapitalistisches Wirtschaftssystem? Da an genau dieser Stelle der eigentliche Konflikt zum nicht-funktionierenkönnen westlicher Staaten, als Gesellschaftsordnung, liegt, handelt es sich hier um eine Legitimationskrise, die in der Abhängigkeit westlicher Gesellschaften, also Staaten, von einem Wirtschaftssystem liegt, welches an Gesellschaft und deren Erhalt noch nie ein ernst zu nehmendes Interesse gezeigt hat. Destabilisierungen von Gesellschaftsordnungen, also Staaten, sind ein Hauptaugenmerk, dieses Wirtschaftssystems, da es auf Grund seines sich selbst auferlegten ständigen Wachstumszwangs, planetarische Ressourcen, regelrecht verschwenden muss, um dass Produktionstempo ebenfalls ständig steigern zu können. Dadurch tritt eine dauerhafte Verknappung, dieser Ressourcen ein, was nach rein marktwirtschaftlichem Ursache-Wirkungsprinzip, Waren vollautomatisch immer teurer, werden lässt. Die damit einhergehende Verteuerung von Produkten lediglich auf Grund der Verteuerung von Rohstoffen, schafft dann auch keinerlei Wertschöpfung in Form von qualitativ hochwertigeren Produkten mehr.

Endverbrauchern so zusagen lediglich auf Grund von Verknappung von Rohstoffen und dadurch steigender Preise, mehr Geld aus der Tasche zu ziehen, macht um so mehr deutlich, dass innerhalb eines solchen Wirtschaftssystems Wertschöpfung NICHT mehr über die Verbesserung und einem Qualitätszuwachs, eines Produkts zustande kommt! Dieser Betrug gegenüber dem Endverbraucher ist definitiv weder legitim, noch vertrauenswürdig. Letzteres wird vom westlichen Wirtschaftssystem leider immer noch nur, als für sich prinzipiell ausnutzenswerte Blauäugigkeit betrachtet. Einer solchen Naivität, gegenüber menschlicher Emotionalität, liegt daher auch ein EQ von nahezu Null zugrunde. Handelt es sich dann überhaupt nur um Illegitimität oder eher um Unterentwicklung, die den Menschen immer noch nicht in seiner Gesamtheit, zu betrachten vermag? Warum sollten sich Menschen, im 21. Jahrhundert überhaupt noch diese Form von Entwürdigung gefallen lassen? Mir kommt es tatsächlich eher so vor, als könnten sich westlich geprägte Individuen, nach wie vor die Welt nur ÜBER etwas, wie z. B. eine Religion oder ein System erklären. Müssen das Angehörige der Spezies Mensch, im 21. Jahrhundert überhaupt noch verstehen oder gar verstehen wollen? Reicht Akzeptanz, dass das durchaus bei einigen Individuen immer noch so ist, nicht voll und ganz aus?

Mit freundlichen Grüßen
Irina Trappe-Hanel


7. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Berger,

der Artikel ist ein Stich ins Wespennest. In eines davon !

Das westliche System schlittert in eine Legitimationskrise

In den USA wird dieses Jahr ein neuer Präsident gewählt. Amtsinhaber Biden ist mit einer Zustimmungsrate von 39 Prozent der unbeliebteste Präsident seit Beginn solcher Umfragen.

Olaf Scholz und Emmanuel Macron gehören übrigens mit 22 Prozent und 23 Prozent zu den Schlusslichtern.

Anmerkung
Weit weniger als die Hälfte der Wahlberechtigten wählten Joe Biden !
33,6 % nahm an der Wahl zwischen Pest und Cholera nicht teil.

Wahlbeteiligung bei US-Präsidentschaftswahlen von 1980 bis 2020

In Deutschland lag die Wahlbeteiligung bei 76,4 %.
Die meisten Stimmen hatten also die Nichtwähler mit 23.6 %.

Von diesen 76,4 % gingen 25,7 % an die Partei des Kanzlers. Damit erreichte die Kanzlerpartei 19,5 % aller Wahlberechtigten.

Noch viel schlimmer war es bei den Parteien, die wichtige Ämter wie Außenminister, Wirtschafts- und Finanzminister stellen.
Diese Ämter werden von Parteien besetzt, die einen sehr geringen Rückhalt in der Bevölkerung haben !

“Bündnis 90/ Grüne” erreichte 11,2 % aller Wahlberechtigten.
Die FDP erreichte 8,7 % aller Wahlberechtigten.

Folglich brauchen wir uns nicht über die Einschätzung im ZDF Politbarometer wundern !

ZDF-Politbarometer:Scholz, Habeck und Lindner im Umfragetief
12.01.2024 | 08:56
Auch im neuen Jahr erreicht das Ansehen der Ampel-Koalition und ihrer Spitzenvertreter weiter neue Tiefpunkte. Das zeigt das ZDF-Politbarometer.
27 Prozent sind der Meinung, dass die Bundesregierung ihre Sache eher gut macht, aber 69 Prozent meinen, dass sie eher schlechte Arbeit leistet (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils “weiß nicht”).
Ganz ähnlich fällt das Urteil über die Arbeit des Bundeskanzlers aus: Nur noch 28 Prozent finden, er mache einen guten Job. 67 Prozent sind damit unzufrieden.

Demokratie
Die sogenannten westlichen Demokratie geben ein schlechtes Bild ab !
Bzw. ein abschreckendes Beispiel dafür, das sich wahrscheinlich die Bevölkerungen von Diktaturen das kleinere Übel unterstützen.
Die Bevölkerung in Weißrussland ist sicherlich arm, aber es gibt keine Elend wie in Bulgarien, wo Gullideckel hochgehoben werden, um an halbverfaulte Tomaten zu kommen.
Weißrussland hat ein kostenloses Gesundheitssystem. Auf einen Termin beim Facharzt sagte mir letzte Woche eine Belorussin wartet man maximal 14 Tage. Das klingt irgendwie nach einem Märchen.
Wenn es wichtige ist, fährt man in die nächste große Stadt und geht in die Poliklinik. Dort schickt der Allgemeinarzt den Patienten zu allen notwendigen Fachärzten und kann daher am selber Tag eine Gesamtdiagnose geben. Das Prinzip war auch in der DDR so.

In einer Demokratie setzen sich die Interessen der Mehrheit der Bevölkerungen durch, sagte der griechische Staatsmann Perikles.

mehr unter

“Oskar Lafontaine: “Deutschland ist keine Demokratie, sondern eine Oligarchie””

Deutschland ist eine repräsentative “Demokratie”, die die Interessen der Finanzoligarchie repräsentiert !

Repräsentative Demokratie als Herrschaftsinstrument: Prof. Mausfeld über eine Wahleliten-Oligarchie
Prof. Dr. Rainer Mausfeld spricht über die repräsentative Demokratie als Herrschaftsinstrument der Geldeliten.”

Daher auch

Die Gewinner der Krise – BlackRock und Co. kassieren gleich doppelt

Wer denkt, man könne an der Börse nur bei steigenden Kursen Gewinne erzielen, hat noch nichts von Leerverkäufen gehört. Mit diesem trotz stetiger Kritik immer noch erlaubten Finanzinstrument wetten Spekulanten auch auf fallende Kurse und machen bei einem Crash auf Kosten der Kleinanleger den großen Reibach. Ganz vorne dabei ist einmal mehr BlackRock. Der „Vermögensverwalter“ taucht bei den Leerverkäufen an allen Ecken und Enden der Spekulationskette auf. Möglich wird dies vor allem dadurch, dass BlackRock Billionen Euro verwaltet, die für die private Altersvorsorge der Menschen gedacht sind. So wird ihr privater Spargroschen zum Spielgeld im Finanzcasino und die Politik weigert sich einmal mehr, dieses Treiben zu beenden. Von Jens Berger.

Jetzt im Ukraine Krieg kassiert BlackRock sogar fünffach !

  1. als Großaktionär bei allen westlichen Rüstungskonzernen
  2. als “Vertragspartner” der Ukraine beim “Wiederaufbau”
  3. durch Aktienleerkäufe in der Krise
  4. durch Aktienverkäufe wenn die Wirtschaft wieder anzieht
  5. durch Spekulation auf dem sanktionierte Rohstoff- und Nahrungsmittelmarkt

Grüße
Dieter Gabriel


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