Leserbriefe zu „Auf Kriegsfuß mit der Realität“

Ein Artikel von:

In diesem Beitrag thematisiert Brigitte Pick den Aufstieg des Individualismus im Zuge des neoliberalen Marktmantras, der zum Niedergang der Gesellschaft zu führen scheine. Die Fähigkeiten, die die Menschen menschlich machen, würden schwinden – und damit die Grundlage der Zivilisation. Notwendig sei „eine Politik, die die soziale und politische Lage versteht, um zu realistischen Lösungen im Interesse der Allgemeinheit zu kommen“. Wir haben dazu interessante Leserbriefe erhalten und bedanken uns dafür. Hier nun eine Auswahl, zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Sehr geehrtes Nachdenkseiten-Team,

vielen Dank für die beiden Beiträge von Brigitte Pick.

Mit freundlichem Gruß
Margarete Wintz


2. Leserbrief

Liebe Frau Pick und NDS-Redaktion,

Vielen Dank für den langen und sehr informativen Artikel. Eine gute Zusammenfassung der jetzigen Gesamtlage.

Die Problematik besteht darin dass die Regierung und die politischen Akteure sich all dem was im Artikel beschrieben wird sehr genau bewusst sind.
Dass sie nicht dementsprechend handeln hat nichts zu tun mit Unfähigkeit, Fehleinschätzung oder Dummheit.
Es ist wissentlicher und willentlicher Vorsatz. Eine Tatsache, die erschreckend und und schwer akzeptierbar ist.
Die Demokratie sieht heutzutage aus wie die Gebäude in Gaza.
Zerbombt von freier Marktwirtschaft und dem was sie mit den Menschen gemacht hat.

Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens


3. Leserbrief

Liebe Brigitte Pick, liebe NDS,

Ihr Artikel, sehr gut beobachtet, analysiert und treffend beschrieben. Haben Sie sich einmal die Frage gestellt, ob dies alles, was Sie beschreiben, kein Zufall ist, sondern genau so gewollt und geplant ist?

Ich gehe davon aus, dass alles, was Sie beschreiben, sich nicht entwickelt hat. Es wurde so geplant und umgesetzt. Wenn Sie die Mißstände aus dieser Perspektive betrachten, wird einem erst bewußt, wie ohnmächtig die Bevölkerung dieser Situation gegenübersteht. Dieses Land ist bereits vollständig verraten und verkauft. Die Menschen merken es nur noch nicht.

Vielen Dank für diesen Super-Artikel !!
Grüße
von unserem Leser R.O.


4. Leserbrief

Moin,

dem sonst sehr guten Beitrag muß ich in einem Punkt widersprechen, wenn es heißt:

“Man kennt nur noch Familien und Individuen […]”

Gerade der Familienbande wird mit dem “Geschlechtergesetz” der Garaus gemacht, wenn man, alle Jahre wieder, per Zuruf auf dem Standesamt sein Geschlecht “wechseln” kann (freilich nur auf dem Papier), siehe [1]. Dies in Verbindung mit (mal wieder) horrenden Strafen bei “Falschbenennung” (in Bezug auf das “Geschlecht”) kann tiefe Keile in so manche Familien treiben (und nicht nur da), weil es schlicht kognitive Dissonanzen auslöst, wenn man einem Mann gegenübersteht, den man aber ab sofort als Frau (oder schlimmer: Tier/Ding/Sache…) anzusprechen hätte. Wir erinnern uns: Gerade die Strafen bei Nichtbefolgung der “Corona-Maßnahmen” haben das Volk gefügig gemacht. Dieses Muster wiederholt sich. Aus Angst vor Repressionen werden absurde und selbst totalitäre Maßnahmen kritiklos befolgt. Wer will schon Widerstand gegen die Staatsgewalt leisten, die höchste Autorität im Lande?

Was die Bodenpreise für Wohnhäuser sowie auch die Mieten betrifft, so kann der Staat ganz einfach selbst einen Riegel vorschieben, indem er den Höchstpreis pro m² mit einem Gesetz deckelt; für Mietwohnungen einen Höchstbetrag von 5€/m², und schon hat jeder ein bezahlbares Dach überm Kopf. Bevor der Staat als Gewinn-Garant für multinationale Konzerne umgebaut wurde, war es seine Aufgabe, menschenverachtenden Konsequenzen durch ungezügelten Kapitalismus Einhalt zu gebieten. Der politische Filz muß vom wirtschaftlichen getrennt werden, ehe sich diesbezüglich etwas ändern kann. Das fängt beim konsequenten Rausschmiß aller Lobbyisten an, auf allen Ebenen.

Im Geiste nicken mußte ich bei der folgenden Feststellung:

“Die Logik der Andersdenkenden wird so als irgendwie verworren wahrgenommen.”

Ohne sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen, kann man mit gutem Gewissen behaupten, daß sowohl die Politik wie auch die Medien bis etwa Anfang 2020 ein gewisses Maß an Glaubwürdigkeit genossen, insbesondere die sich seit der Nachkriegszeit profilierten Institutionen wie SPIEGEL, FAZ, SPD et cetera für Frieden, Aufklärung, Diplomatie und militärische Deeskalation — wodurch sie selbst heute noch bei einigen Menschen ein hohes Ansehen genießen, obwohl sie diesen Ansprüchen schon lange nicht mehr gerecht werden. Für Menschen, die in diesen Zeiten sozialisiert wurden, ist es schlicht undenkbar, daß sie in einer von Politik & Medien konzertierten Aktion mit dem Ziel hinters Licht geführt wurden, Gewinne in die Pharmakonzerne zu spülen und durch den digitalen Komplex in die Totalüberwachung geführt wurden, ganz gleich, welche Schäden das auf welchen Ebenen anrichtet. Daher wird alles, was das alte Weltbild ins Wanken geraten lassen könnte, als “Verschwörung” abgetan, um es zu schützen. Dieser Begriff wird medial wie politisch frei Haus geliefert, so daß man sich nicht einmal des eigenen Verstandes zwecks Klassifizierung dieses Phänomens bedienen muß.

In Bezug auf die “prekären Jugendlichen” und was ihr Antrieb zur Gewalt ist, nämlich als “überflüssig” zu gelten, wurde jüngst in einem sehr guten Bericht hier auf den NDS thematisiert [2]. Fakt ist außerdem, daß der technologische Fortschritt permanent die Produktivität erhöht, wodurch es immer weniger Arbeiter braucht, um den gleichen Gewinn, die gleiche Menge an Waren zu erzielen. “Übrig” bleibt dann ein Heer an arbeitsfähigen und arbeitswilligen Menschen, die aber nicht dürfen. Zerstört man dann noch das Sozialsystem, das einem arbeitslosen Menschen ein Leben in Würde ermöglicht, sind soziale Unruhen vorprogrammiert. Derartige Verwerfungen werden von der Politik, wie bei “Corona”, mindestens billigend in Kauf genommen. Nicht wahr, Herr Habeck?

Mit freundlichen Grüßen,
Michael Schauberger

[1] manova.news/artikel/frauenhauser-fur-alle
[2] nachdenkseiten.de/?p=113704

“Ein hoher Prozentsatz Kinder und Jugendlicher wird hierzulande systematisch schon sehr früh im Leben Opfer des staatlich beaufsichtigten Konkurrenzprinzips, das angeblich für alle gut sein soll.”


5. Leserbrief

Sehr geehrte NDS,

Demokratie

in Bezug auf den Artikel “Auf Kriegsfuß mit der Realität”, habe ich mir schon seit einiger Zeit folgendes Zitat zugelegt:

“Die größte Stärke einer Demokratie, also ihre Fähigkeit zur Stabilisierung der Verhältnisse, ist gleichzeitig ihre größte Schwäche, an der sie regelmäßig verendet.” – Andre Klein –

Denn wenn sich nie etwas verändert, dann verändert sich ja auch nie etwas. Wird eine Demokratie auf ein System gesetzt, welches grundlegende Konstruktionsfehler hat, so wird jede Lösung dieser Konstruktionsfehler als so radikal angesehen, dass sie im demokratischen Entscheidungsprozess aussortiert wird. So würde z.B. hier in Deutschland niemals ein Waffentragerecht für Alle demokratisch durchgesetzt werden können, weil das zu radikal wäre und in den USA niemals ein Waffentrageverbot für Alle, weil das eben dort zu radikal wäre. Die jeweilige bereits vorhandene Normalität setzt sich immer durch. Demokratie ist das konservativste Regierungssystem, welches existiert.

Und genau da fangen die Probleme an. Die grundlegenden Konstruktionsfehler hier bei uns im Land erzeugen immer mehr Symptome und das Rumpeln im Fundament der Gesellschaft wird immer lauter. Das ist wie bei einer Waschmaschine, die langsam den Geist aufgibt. Zuerst zickt sie ein bisschen, dann rumpelt sie, weil man sie nicht reparieren wollte und später fällt die Tür ab, weil die namentliche Abstimmung innerhalb der Familie ergeben hat, dass die Beauftragung eines Reparaturdienstes zu radikal wäre, weil der Mann ja normalerweise das Handwerkliche übernimmt. Einige der Symptome in unserem Land hat Frau Pick ja im Artikel bereits beschrieben. Und auch dort ändert sich einfach nichts Grundlegendes. Dieses ewige Festhalten an der bereits vorhandenen grundlegenden Normalität ist es übrigens auch, die die Radikalisierung der Bevölkerung vorantreibt. Denn die möchte mittlerweile grundlegende Reformen, also die Beseitigung der Konstruktionsfehler unten drunter. Das letzte mal hatten wir das “Sterben an Demokratie” in der DDR gesehen. Wenn man eine große Blockpartei bildet, die alle Flügel von links nach rechts repräsentieren soll, ist es einerseits so, dass man an der Wahlurne gerne mal auf 99% Stimmenanteil kommt, was logisch ist und andererseits bekommt man dann eben auch die größte Koalition aller Zeiten, mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner, der wirklich ALLES aussortiert, was auch nur ansatzweise radikal aussieht. Damit hatte sich die DDR ihr eigenes Grab geschaufelt, weil sie reformunfähig wurde. Irgendwann standen auch dort die Bürger auf der Straße und forderten echte grundlegende Reformen. Der Rest ist Geschichte.

In genau dem Moment, in dem es in einer Gesellschaft zu dieser Problematik kommt, ist die Schlussfolgerung aller demokratischen Regierungen, dass die ganzen negativen Symptome nur deswegen zustande kommen, weil man die Normalität nicht genug stabilisiert hat und man zu wenig gegen radikale Einflüsse unternommen hat. Das Abweichen von der Normalität wird als ein Problem definiert. Und genau so handelt auch unsere Regierung. Alles, was nicht der Regierungsmeinung oder des Regierungshandelns entspricht, wird bekämpft. Hat man eine abweichende Meinung zur Regierungsmeinung, setzt die soziale Ächtung ein, um die Menschen wieder auf Linie zu bringen. Egal ob Armut (neoliberale Normalität), Schulsystem (Reproduktion der kulturellen Normalität), Corona (Zurück zur Normalität) oder diverse Kriegsgebiete (Israel/Gaza -> Freundschaft zu Israel = Normalität aus Verantwortung, Nato/Ukraine/Russland -> Globale Normalität und europäische Normalität).

Die Normalität muss aufrecht erhalten werden, aus Angst davor, dass es noch schlechter wird. Je schlechter die Lebensumstände sind, desto mehr tendieren wir zu einem “weiter so” und “jetzt erst recht”. Und im übrigen zieht sich diese Problematik durch alle Institutionen, Einrichtungen, Verbände, Vereine und Parteien, die einem demokratischem Wahlprozess unterliegen. Sei es nun der örtliche Sportverein oder der Lehrerverband, der auch mit der fahrlässigen Körperverletzung von Kindern kein Problem hat, wenn es der Aufrechterhaltung der Schulnormalität dient bis hin zu Journalisten, bei denen die Leser ja mit der Wahl des konsumierten Mediums entsprechende Quoten und Journalisten in ihre “journalistischen Ämter” heben. Überall breitet sich ein Extremismus der gewählten Mitte der Gesellschaft aus, die nicht radikal denken kann (Realität kann nicht mehr eingeordnet werden) und nur noch eine einzige alternativlose Normalität kennt, die sie zur Not auch bis aufs Messer verteidigen würde (Extremismus). Ein ganzes System wird extremistisch und toxisch im Endstadium einer Demokratie und geht in eine totalitäre Diktatur über. Ich halte es da mit dem Zitat „Demokratie ist die schlechteste Staatsform – mit Ausnahme aller anderen.“

Um dies zu Verhindern bräuchte es eigentlich nur mal richtige radikale Reformen im Land, denen die Mitte der Gesellschaft einfach mal nicht im Weg steht. Also das, was man damit meint, dass der Bevölkerung mal ein richtiges politisches Angebot unterbreitet wird, damit man auch weiß, was man wählen soll.

Urbanisierung

Da der Artikel von Frau Pick bereits teilweise das Urbanisierungsproblem beschreibt, würde ich da gerne anknüpfen und noch viel grundlegender werden:

Das Urbanisierungsproblem ist im Endeffekt ja ein Symptom eines dysfunktionalen Arbeitsmarktes. Denn die Menschen ziehen hauptsächlich der Arbeit hinterher. Da wo Arbeit ist, wird es voller und da, wo keine Arbeit ist, wird es immer leerer. Wir haben hier in Deutschland einerseits Ballungsgebiete, in denen man kaum noch eine Wohnung bekommt, die bezahlbar ist, auf Grund der großen Nachfrage nach Wohnraum und andererseits Gegenden, die sterben aus, weil ein Großteil der Menschen wegzieht und leere Wohnungen hinterlässt. Dies geht sogar soweit, dass es ganze leerstehende Dörfer gibt mittlerweile oder zumindest Dörfer, in denen fast nur noch Rentner wohnen. Die Anzahl der leerstehenden Wohnungen wird ja für 2018 auf knapp 1,7 Millionen geschätzt (https://www.deutschlandatlas.bund.de/DE/Karten/Wie-wir-wohnen/046-Wohnungsleerstand.html). Die von Wohnraummangel betroffenen Menschen sind nicht dort, wo die Wohnungen sind oder die Wohnungen sind nicht dort, wo die Menschen sind. Egal wie man es sieht. Und die Ursache liegt beim Thema “Arbeit”. Würde man den Arbeitsmarkt reformieren, so dass die Arbeit im Land gleichmäßiger verteilt wäre, dann wäre auch der Bedarf nach Wohnungen gleichmäßiger verteilt im Land. Dies würde die Ballungszentren entlasten und die leerstehenden Wohnungen wieder belegen. Das Ganze würde sich auch preislich bemerkbar machen, da Grund und Boden dort, wo alle wegziehen, ziemlich billig sind in der Marktlogik von Angebot und Nachfrage.

Radikale Reform

Eine Reform des Arbeitsmarktes, müsste meines Erachtens aus mindestens 3 Komponenten bestehen, um sie auch in Hinsicht auf die Deurbanisierung wirksam zu machen:

  1. Arbeitslose richtig zählen (Bisherige Methode der Arbeitslosenquote ist fehlerhaft, da sie keine Teilzeit darstellen kann. Berechnung muss übers Arbeitsvolumen erfolgen. Reale Arbeitslosenquote für 2023 ist dann 27,66% statt 5,7%.)
  2. Regional flexibles Arbeitslosengeld einführen. Höhe des ALG ist nicht mehr abhängig von der eigenen Erwerbsbiografie, sondern davon, in welchem Landkreis man wohnt. Überall dort, wo die reale Arbeitslosenquote (siehe 1.) am höchsten ist, gibt es auch das höchste Arbeitslosengeld und überall dort, wo die Arbeitslosenquote am niedrigsten ist, gibt es das geringste Arbeitslosengeld. Die Wirkung ist, dass gerade Regionen, in denen eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht und dadurch viel Wegzug und Wohnungsleerstand vorhanden ist, dazu gebracht werden, dass die vielen Arbeitslosen mit Geld für den Konsum ausgestattet werden, was dann Unternehmen und Arbeitsplätze anzieht. Unternehmen ziehen schließlich gerne dahin, wo es Kunden mit Geld gibt. Der Grund für den Wegzug fällt damit weg und es kommt nicht zum Leerstand von Wohnungen. Und mit dem dann fehlenden Wegzug, werden auch die Ballungszentren entlastet. Das regional flexible Arbeitslosengeld würde netto zwischen 1.990,63€ und maximal 3.696,88€ betragen, je nachdem, wo man wohnt.
  3. Maximalvermögen pro Kopf. Man kann innerhalb eines geldbasierten Wirtschaftssystems nur dann arbeiten, wenn jemand anderes konsumiert. Menschen sind arbeitslos, weil die Menschen (regional) um sie herum, zu wenig Geld in der Tasche haben, um in der Größenordnung zu konsumieren, die ihren Bedürfnissen entspricht. Und sie haben deswegen zu wenig Geld, weil es Menschen gibt, die das Geld horten und es lieber anlegen, statt damit zu konsumieren. Umgangssprachlich ist die Schere zwischen Arm und Reich die Ursache für Massenarbeitslosigkeit. Zur Vollbeschäftigung fehlen uns mittlerweile ca. 12,78Millionen Vollzeitstellenäquivalente, was auf eine enorme Ungleichverteilung von Vermögen hinweist. Also muss das Geld eingesammelt werden und über Sozialleistungen (siehe 2.) wieder ausgeschüttet werden, damit Konsum ermöglicht wird und die Arbeitslosigkeit abgebaut werden kann. Beim Durchrechnen so eines Vermögens kam ich auf knapp 611.000€/Kopf.

Auch das von Frau Pick angesprochene Thema der Altersarmut kann damit angegangen werden. Denn eine niedrige Rente resultiert aus geringem Lebenseinkommen, was wiederum mit einer hohen regionalen Arbeitslosigkeit zu tun hat. Auch hier kann eine Reform des Arbeitsmarktes Abhilfe schaffen. Ich habe die Reform hier in 3 einfachen Sätzen beschrieben. Sie ist selbstverständlich deutlich komplexer und ich habe sie mittlerweile in einem Buch zusammengefasst.

Neoliberalismus

Beim Neoliberalismus handelt es sich um den Versuch, das Jäger- und Sammlerdenken, welches uns von Geburt an genetisch in die Wiege gelegt worden ist, auf ein geldbasiertes Wirtschaftssystem anzuwenden. Etwas, was wir schon seit Jahrtausenden tun und auch schon so lange damit scheitern. Übrig bleibt nur noch die Freiheit der Reichen und Erfolgreichen. Das Verhalten, was in einer Jäger- und Sammlerumgebung tatsächlich funktioniert, um z.B. Arbeitslosigkeit abzubauen, führt in geldbasierten Wirtschaftssystemen zum genau gegenteiligen Effekt. Wenn wir in der Natur jemandem, der nicht auf die Jagd geht, weniger von der Jagdbeute abgeben (Sozialleistungen), erhöht das den Druck dazu selbst auf die Jagd zu gehen und die Arbeitslosigkeit sinkt. Machen wir das Gleiche innerhalb eines geldbasierten Wirtschaftssystems und kürzen die Sozialleistungen, kann der Arbeitslose weniger konsumieren und damit weniger Auftragslage erzeugen, was zum Abbau von notwendiger Arbeitszeit führt, um die Auftragslage abzuarbeiten und damit zum Abbau von Arbeitsplätzen führt und damit zu einer Steigerung der Arbeitslosigkeit. Was in einer Jäger- und Sammlerumgebung zur Reduktion von Arbeitslosigkeit führt, führt innerhalb eines geldbasierten Wirtschaftssystems zum genauen Gegenteil. Dieser Prämissenfehler ist der Wesenskern des Neoliberalismus. Richtige Gedanken + falsche Umgebung = Katastrophe. Mit dem Jäger- und Sammlerdenken sind wir alle von Natur aus ausgestattet, aber die Funktionsweise von geldbasierten Wirtschaftssystemen können wir uns nur über die Aufklärung erschließen. Wir sind also alle per Geburt, in ein geldbasiertes Wirtschaftssystem hinein, bereits neoliberal veranlagt und müssen nicht erst zu so einem Verhalten erzogen werden! Unser neoliberales Verhalten kann nur durch Aufklärung relativiert und eingeordnet werden. Gerade deswegen ist der Neoliberalismus ja so allumfassend und hartnäckig.

lg
Andre Klein


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