Leserbriefe zu „Gedanken zur Staatsräson“

Ein Artikel von:


Peter Vonnahme diskutiert in diesem Beitrag über die Frage der deutschen Staatsräson für Israel. Die deutsche Politik drücke sich seit Jahren um eine sachgerechte Antwort. Ex-Kanzlerin Merkel habe 2008 in der Knesset gesagt, die Sicherheit Israels sei „deutsche Staatsräson“. Einer Staatsräson im Merkel’schen Sinn würden klare verfassungsrechtliche Grenzen begegnen: Sie ende, „wo die Normen des Völkerrechts (Art. 25 GG), das Friedensgebot des Grundgesetzes (Präambel und Art. 1 Abs. 2 GG) sowie die Grundrechte (Art. 1 bis 19 GG) gelten“. Wir danken für die interessanten E-Mails, die wir dazu erhalten haben. Die nun folgende Auswahl der Leserbriefe hat Christian Reimann für Sie zusammengestellt.


1. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Vonnahme,

“gleiche Maßstäbe” sowie “Stärke des Rechts” gab und gibt es auf Erden ganz offensichtlich nicht!

Bei gleichen Maßstäben für “kollektive Staats- Erblasten” befänden wir uns schnell in einem unübersichtlich erdrückenden Geflecht dieser “Erblasten” wieder!!!

Gleichbehandlung von Menschen, ob sie sich auserwählt halten oder nicht, im jetzt und heute ist der einzige gangbare Weg!

Viele Grüße
Klaus Heeschen


2. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Vonnahme, sehr geehrtes NDS-Team,

mit Interesse habe ich Ihren Beitrag “Gedanken zur Staatsräson” gelesen, insbesondere Ihre Ausführungen, wonach sich “aus unserer historisch begründbaren Sonderverantwortung für Israel besondere Freundschaftspflichten ableiten. Sie beruhen nicht auf persönlicher Schuld, sondern es handelt sich um eine durch kollektives Staatsversagen entstandene Erblast.”

In diesem Zusammenhang drängt sich mir die Frage auf, wie denn andere, “durch kollektives Staatsversagen entstandene Erblasten”, wie z.B. der Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 unter dem Decknamen “Barbarossa” mit dem Ergebnis von 24 bis 27 Millionen toten Sowjetbürgern in vier Jahren, davon geschätzt der Hälfte Zivilisten, zu bewerten ist.

Handelt es sich nicht auch bei diesen Opfern um eine “Erblast”, die Deutschland zu tragen hätte? Ist es nicht auch ein beispielloses Verbrechen, andere Völker zu überfallen mit der oftmals wiederholten Absicht, sie zu versklaven und auszurotten? Beim Rückzug den “Führerbefehl” auszuführen, “verbrannte Erde” mit unzähligen toten Zivilisten in von der Wehrmacht in Brand gesteckten Häusern zu hinterlassen?

Wie ist es im Gegensatz zur Anerkennung der Erblast aus dem Holocaust zu bewerten, wenn Deutschland sich jetzt wieder für einen Krieg gegen Russland, eigentlich die Nachkommen der damals geschundenen und ermordeten Völker, rüstet? Die Diskrepanz bei der Anerkennung zwischen diesen beiden, m.E. nun einmal unleugbar vorhandenen Erblasten, nämlich gegenüber Israel und Russland, ist der “große Elefant im Raum”, den seit 1945 alle Regierungen der BRD wohlweislich und bewusst übersehen. Wie die Gegenwart beweist, wird sich bedauerlicherweise daran auch so bald nichts ändern.

Mit besten Grüßen

Gertrude Fernekes


3. Leserbrief

Liebe NDS,

der Völkermord oder Genozid, den Israel in Gaza angerichtet hat, basierte auf religiösen, jüdischen Lehren von vor 3000 Jahren und der Blutrache. Wenn wir dieselben Regeln heute anwenden, müssten wir 200 000 Juden abschlachten, um den “Blutzoll” zu den Palästinensern wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Das tun wir nicht, weil wir Christen sind und weil das Christentum nichts mit dem Judentum und seinen Blutritualen zu tun hat. Wir sind heute 3000 Jahre geistig und ethisch weiter entwickelt als Israel und müssen uns dem Problem dieses Völkermordes daher neu stellen.

Ein sehr guter Artikel von Peter Vonnahme!

Grüße
von unserem Leser R.O.


4. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Vannahme,

man muss immer genau nachdenken über, was gesagt oder geschrieben wird. Die Staatsräson zum Schutz vom Staat Israel und seiner Bevölkerung. Da steht absolut nicht: die Staatsräson dient dem Schutz der Machthaber von Israel und deren Politik. Ein gewaltiger Unterschied.

Ist die Unschärfe vom Begriff Staatsräson und dessen Grenzen gewollt oder Zufall?

Was bedeutet Sicherung vom Staat in Realität ? Theoretisch bedeutet es die Sicherung (Schutz) der Gesamtbevölkerung vor Krisen und allen denkbaren widrigen Umständen.

Die Realität ist anders. In der tatsächlichen Welt bedeutet Sicherung vom Staat, die Sicherung der Belange einer kleinen Minderheit von Machthabern aus Politik, Wirtschaft und Finanzwelt. Die Demontage vom Sozialstaat zugunsten anderer Aktoren im In- und Ausland sind ein hervorragendes Beispiel, verstärkt durch Wort und Tat daß bei den Opfern in der eigenen Bevölkerung auch noch ein Schuldbewußtsein hervorrufen soll.

Eine wichtige Frage ist, welchen Platz eine historische Schuld aufgrund vom Holocaust in de realen Gesamtwelt einnimmt.

Eine besondere Verantwortung die sich aus dem Holocaust ergibt.

Hat denn diese besondere Verantwortung einen Ewigkeitsstatus, vererbt sie sich auf immer neue nachfolgende Generationen, die mit diesem Genozid an den Juden ursächlich und in Täterschaft nichts zu tun haben?

Wieso nimmt der Holocaust eine Sonderstellung ein in der langen Liste der Genozide in der Geschichte? Wieso hat er Priorität?

Die zu erwartende Antwort darauf lautet: weil der Holocaust ein Genozid ist, der begangen wurde an einem von Gott auserwählten Volk.

Es gibt etwa 15 Millionen Menschen jüdischen Glaubens auf der Welt bei 8 Milliarden Weltbevölkerung. Wieso sollte Gott 0,15% der Weltbevölkerung auserwählen? Was ist mit den anderen 99,85% , die sind dann nicht auserwählt? Die schaffen dann die Auserwähltenwahlschwelle nicht? Wieso nicht?

Eine unverbrüchliche Treue zu einer Person oder Regierung/Regime ist stark Problembehaftet, da sie eigentlich eine Gehorsamspflicht bis hin zur Selbstzerstörung als Inhalt hat.

US Präsident und Kanzler bekunden eigentlich einen bedingungslosen Gehorsam entgegen den Machthabern Israels und zwar auf unbestimmte Zeit.

Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens


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