Leserbriefe zu „Fackeln und „Hurra!“: Bundeswehr wirbt mit ihren finsteren Ritualen“
Tobias Riegel kommentiert hier ein Instagram-Video der in Litauen stationierten Panzerbrigade 45 der Bundeswehr. Die genutzte Symbolik mit Fackelschein und Wappen erinnere an dunkelste Zeiten und das sei vielleicht sogar so gewollt. Befremdlich sei, dass die Bundeswehr offensiv mit diesen Aufnahmen „Werbung“ mache. Gefordert wird: „Omas gegen Rechts“ und Grünen-Politiker, übernehmen Sie, denn: „Wie könnten solche Inszenierungen (Fackeln, Wappen und „Hurra!“ inklusive) mit dem hysterischen „Kampf gegen Rechts“ zu vereinbaren sein?“ Wir danken für die interessanten Zuschriften, die wir hierzu erhalten haben. Es folgt nun eine Auswahl der Leserbriefe, die Christian Reimann für Sie zusammengestellt hat.
1. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Riegel,
die Möglichkeit, in wenigen Jahren als Kanonenfutter im Kampf gegen Russland zu enden, kann man aus meiner Sicht nur dadurch aus dem Verstand verdrängen, dass man mittels Gruppenzugehörigkeitsritualen auf eben diese „Verwendung“ eingeschworen wird. Wer emotional mitgerissen wird, macht sich weniger sachliche Gedanken und „funktioniert“ erstmal besser.
Ich kann das persönlich ganz gut nachvollziehen, ich habe auch Wehrdienst geleistet und ebensolche Rituale auch erlebt und es wird auch bei den meisten Truppen vermutlich ganz gut wirken.
Vielleicht fühlen sich auch junge Männer außerhalb der Bundeswehr davon sogar erst recht angezogen und melden sich freiwillig.
Mir macht eher Sorgen, dass der General hier wie selbstverständlich davon spricht, dass die Brigade in einigen Jahren „siegen“ können soll und kriegstüchtig sein muss. Ist mit „Siegen“ nur die Verteidigung des NATO-Gebiets gemeint? Und steht ein Angriff schon bevor? Dann hätte man auch „verteidigen“ sagen können. „Siegen“ impliziert für mich die vollständige Kapitulation der Gegenseite und das wäre doch nur unter Einsatz von Nuklearwaffen denkbar, oder? Das ist sehr gruselig.
Gruß
Pierre Lutomski
2. Leserbrief
Sehr geehrter Her Riegel, Sehr geehrtes Nachdenkseitenteam
Dieser Artikel verstärkt weiter meine Vermutung, dass es über 80 Jahre nach Kriegsende immer noch genug Leute gibt, die die Niederlage des Deutschen Reichs noch immer nicht akzeptieren wollen und nun die historische Chance sehen den Ausgang des 2.Weltkrieges zu ihren Gunsten revidieren zu können. Mit Generalleutnant Freuding haben sie ja die absolute Wiedergeburt eines typischen Offiziers der damaligen Zeit als Einpeitscher, und das nicht nur vom Aussehen, sondern auch im Geist der damaligen Zeit. Mit Litauen fängt man ja schon mal an, “Ostgebiete” zu besetzen.
Auf Widerstand von den Omas gegen Rechts oder den Grünen werden wir wohl vergeblich hoffen, die sind so in diesem Irrsinn verfangen, dass sie die Widersprüche gar nicht erkennen können oder wollen.
Wieder mal ein herrlicher Artikel, der die wahre Fratze dieses immer mehr militaristischer werdenden Staates aufzeigt.
Vielen Dank
Andreas Geisenhainer
3. Leserbrief
Guten Tag,
da heißt es einfach gelassen, aber trotzdem wachsam zu bleiben.
Außer unnötigem, militärischen Firlefanz und Selbstbeweihräucherung einer Bundeswehr, die außerhalb unserer Landesgrenze, an der russischen Grenze Fackelscheinzeremonien durchführt und diese versucht den Menschen heroisch zu verkaufen, nichts gewesen. Freudig begeistert, der Herr Freuding. Wen wundert’s, nach dessen fragwürdigen, bisherigen Stellungnahmen und eher grundgesetzfernen Auftritten. Meinen bescheidenen gesellschaftlichen Einschätzungen nach, findet diese Art der Selbstdarstellung, übrigens völlig schizophren, neben Gendern, Regenbogen und rosa Nashorn auf Militärfahrzeugen, keine große Anhängerschaft. Allerdings höhlt steter Tropfen den Stein und Militaristen, sei es auch nur am Stammtisch in der Kneipe, dürften diese Art der Darstellung als angemessen finden.
Die Moral von der Geschicht: ,, Deutsche Panzerbrigade in Litauen und Fackelschein braucht es nicht “.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Stöbe
4. Leserbrief
Guten Tag
an die unverzichtbaren Nachdenkseiten. Zum Artikel von Tobias Riegel diese Werbung des Reservistenverbandes.
Gruß
Norbert Josten
5. Leserbrief
Sehr geehrte Redaktion, sehr geehrter Herr Riegel,
das ist wirklich gruselig und abgesegnet wird es natürlich von den Militärseelsorgern der katholischen und evangelischen Kirche.
Die Internetseite der katholischen Militärseelsorge über die Neuaufstellung der Panzerbrigade 45 in Litauen:
“Dies sei eine große Chance für die Bundeswehr, sagte Militärbischof Overbeck am Ende seines Besuchs, der ihn nach Rukla und zum dort tätigen Katholischen Militärpfarrer Mateusz Szeliga führte sowie nach Vilnius zum Vorauskommando für die neue Brigade. Die Neuaufstellung habe darüber hinaus etwas Sinnstiftendes, sagte Overbeck an die Adresse der Soldatinnen und Soldaten gerichtet und verglich das mit den Erfahrungen in seinem Amt als Bischof von Essen. In dieser Eigenschaft sei er „es gewohnt, Dinge zu beenden. Sie dürfen etwas Neues beginnen. Das ist eine schöne und wichtige Aufgabe für Soldaten, denn es hat einen tieferen Sinn, weswegen Sie da sind.””
katholische-militaerseelsorge.de/aktuelles/2024/wo-etwas-neues-beginnt-militaerbischof-overbeck-in-rukla-und-vilnius
Der evangelische Militärbischof Dr. Bernhard Felmberg fordert: „Für Litauen brauchen wir eine pastorale Infrastruktur“.
Felmberg weiter:
“Durch die NATO-Ostflanke sind wir als Militärseelsorge stärker gefordert. Wir werden von Soldatinnen und Soldaten mehr in Anspruch genommen. In den ersten Wochen war das massiv. Es stellte sich bei vielen die Frage, was bedeutet die neue Situation für mich persönlich? Aber natürlich auch: Was passiert mit unseren Familien? […] Wie rede ich mit meinen Kindern über den Krieg?
Auch wenn Soldatenfamilien das zu Hause selbst gar nicht thematisieren, so wird es doch von außen an sie herangetragen. Wenn der Sohn eines Bundeswehrsoldaten etwa in der Schule von anderen Kindern angesprochen wird und ihm gesagt wird, sein Vater müsse in die Ukraine und werde dort sterben. Wenn ein Kind mit so einer Information nach Hause kommt, dann muss man richtig reagieren.”
dbwv.de/aktuelle-themen/blickpunkt/beitrag/fuer-litauen-brachen-wir-eine-pastorale-infrastruktur
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Böhm
6. Leserbrief
Liebe Nachdenkseiten!
Ich fühlte mich bei dem Lesen des Artikels an einen Ausspruch des leider verstorbenen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch erinnert, der einmal in etwa sagte: Man muss nur im richtigen Moment am richtigen Ort stehen und zuhören: so entsteht deutsches Kabarett. Oder in diesem Fall zuschauen. Stimmt, so etwas kann man doch nicht erfinden.
Bei zweifellos aller Ernsthaftigkeit, mit der man angesichts der angespannten außenpolitischen Lage auf solche Rituale sehen muss, hat dieser ganze martial Klamauk doch etwas unfreiwillig Komisches.
Zudem: wen soll das beeindrucken? Russland, China, oder den Rest der Welt? Den werden ganz sicherlich jetzt die Knie weich. Man erkennt die Absicht und schämt sich fremd.
J. Dierks
Joachim Dierks
7. Leserbrief
Sehr geehrter Herr Riegel,
es soll Leute geben, denen der 2. Weltkrieg gefallen hat. Und es sind vermutlich genau diese Personen die damit angesprochen und in die Bundeswehr “gelockt” werden sollen um die Truppe aufzustocken. Insofern gibt es sicherlich Leute denen das gefällt. Dieses Video ist sicherlich genau im Sinne des Generals entstanden. Ich bin kein Fachmann, aber wird hier nicht der Narzissmus eines Mannes zelebriert? In einem Artikel des Deutschlandfunks vom 12.11.2018 wurde schon damals die Frage gestellt: “Instagram – ein Paradies für Narzissten?” (deutschlandfunkkultur.de/kollektiv-gestoert-sind-wir-alle-narzissten-100.html ). Allein die Aussage des Generals “Ich will, dass…” lässt doch tief blicken. War es nicht auch genau so in der NS-Zeit? Wurde da nicht auch immer von Sieg, siegreich, erfolgreich, kriegstüchtig schwadroniert? Es läuft einem eiskalt den Rücken herunter. Für unsere Mainstream-Medien und unsere Eliten ist dies kein Aufreger. Vielleicht liegt es daran, dass es wirklich einen kollektiven Narzissmus zu geben scheint. In einem sind sie sich ja alle einig – sie wollen den Krieg gegen Russland. Dafür spricht ja schließlich, dass Diplomatie in den o.g. Kreisen abgelehnt wird. Die Zeiten werden leider immer bedrückender.
Es grüßt Sie
Ralf Glahn
Sehr geehrter Herr Riegel,
wie schrieb schon Ihr Kollege Roberto J. De Lapuente: Wer den Krieg mit Freude angeht, seine Gefahren nicht imaginieren kann, der lebt vor aller Augen eine Verhaltensstörung aus.
Gruß
Ralf Glahn
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