Stinkefinger-Gate II – Wie Jan Böhmermann uns allen eine Lektion erteilt

Jens Berger
Ein Artikel von:

Der „Stinkefinger-Scoop“ von Jan Böhmermann, über den heute morgen auch die NachDenkSeiten berichteten, hat sich nun als Scoop der ganz besonderen Art herauszustellen. Offenbar handelt es sich bei dem von Böhmermann veröffentlichten „Making-of-Video“ nicht um die Vorgeschichte einer Bildmanipulation, sondern seinerseits um eine Manipulation – ein „Metafake“, wenn man es so will. Nun könnten wir uns natürlich schämen, dass auch wir diesem Scoop aufgesessen sind. Tun wir aber nicht. Denn die ganze Geschichte lehrt uns mehr über Medienkompetenz als wir momentan ahnen können. Dafür „Danke“, lieber Jan Böhmermann. Von Jens Berger.

Auch wenn das Video, das im Rahmen des „Subversive Festivals“ entstanden ist, offenbar tatsächlich echt ist, hat uns die Satire von Jan Böhmermann doch einiges gezeigt:

  1. Man kann Bildmaterial nicht trauen. Die von Böhmermann als „echt“ präsentierte Videosequenz sieht verblüffend echt aus. Welche Version wirklich „echt“ ist, kann man als Zuschauer nicht erahnen. Man ist also auf Gedeih und Verderb den Medienmachern ausgeliefert.
  2. Man sollte sich mit vorschnellen Urteilen, die man sich aufgrund von Videos oder auch Bildern, die über die Medien publiziert wurden, zurückhalten. Denn wer weiß schon, wer am Ende das Material manipuliert hat? Was das kleine Team von Böhmermann schafft, schaffen personell und materiell wesentlich besser ausgestatte PR-Agenturen schon lange.
  3. „Ich glaube nur, was ich mit eigenen Augen sehe und daher glaube ich dem Fernsehen alles“ – dieser leicht ironisch zugespitzte Satz sollte von uns ein und für alle Male hinterfragt werden.
  4. Sämtlichen Medienberichten sollte man mit einer gewissen Grundskepsis begegnen. Jan Böhmermann hat uns gezeigt, wie einfach man die Qualitätsmedien an der Nase herumführen kann. In diesem Fall war es zwar Satire. Der konkrete Fall ist jedoch authentisch. Hätte Böhmermann das Video – wie im „Making of“ suggeriert – manipuliert, wäre das weder dem Team von Jauch, noch der BILD aufgefallen.

Die eigentliche Lektion aus diesem grandiosen Satire-Scoop ist also: Seien Sie skeptisch!

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